Lifepod

Ron Silver ist einer dieser Regisseure, die insgesamt deutlich mehr, aber auch deutlich weniger hochwertige Filme gemacht haben, als man annehmen würde.
Die Terrorkapsel – der deutsche Titel soll nach dieser pflichtbewussten ersten Nennung nie wieder erwähnt und durch den beinahe schon antonymischen Oritinalnamen Lifepod ersetzt sein – ist ein loses Remake von Alfred Hitchcocks Lifeboat.

I believe the term is ‚explicit‘, Director.

Story

Es ist Heiligabend des Jahres 2168 an Bord eines großen Raumschiffes, als plötzlich eine mysteriöse Fehlfunktion zu dessen Explosion und dem Ableben unzähliger Passagiere führt – nur 8 von ihnen konnten in letzter Sekunde in einer Rettungskapsel entwischen und treiben nun, auf Rettung hoffend und den gegenseitigen Verdächtigungen und Anfeindungen ausgesetzt, durch den lebensfeindlichen Raum. Nach und nach wir die Stimmung toxischer, Luft und Rationen werden knapper und die Aussichten auf Rettung geringer. Und ein roboterarmiger kleinwüchsiger Cheftechniker sowie die von allen anderen abgeschottete Pilotin haben es zunehmend schwerer, die explosive Gruppe unter Kontrolle zu halten und Hoffnung zu vermitteln.

Kritik

Die Konzeption lässt wenig erwarten – Anfang der 90er, ein SF-Film mit TV-Budget und einer Prämisse, die allem voran uninspirierte Stangenware anzukündigen scheint. Doch Lifepod vermag zu überraschen, liefert er doch mehr und besser als man anfangs zu hoffen wagt.
Nach einem etwas holprig-zähem Einstieg beginnt ein Kammerspiel, das sich inszenatorisch wie inhaltlich nie vom B-Bereich lösen kann, im Rahmen seiner Möglichkeiten aber eine kohärente Stimmung der Bedrohung und des Verlorenseins heraufbeschwört und im Laufe der Handlung konstant anzuziehen weiß. Die Figuren gewinnen die Art von Profil, die man im Fernsehen der 90er schätzen gelernt hat – das Profil einer Welt, die ganz anders, meist schlicht, in ihrer Eigenlogik aber auch auf naiv-schöne Weise funktional und letztlich mitnehmend ist. Nach und nach öffnen sich die einzelnen Charaktere, offenbaren weitaus interessantere Fähigkeiten als zu erwarten war und erfreuen mit einer Dynamik, die zum unheilschwangeren Setting bestens passt.
Dabei wird Lifepod besser und interessanter, je weiter er sich vom Originalstoff entfernt, den Weltraum mehr als nur ein schwarzes Meer mit weißen Punkten sein lässt und Einblicke in eine dystopische, aber auch angedeutet-fantasievolle Zukunft gewährt.
Schön ist zudem, hier Schauspielschwergewichte wie Stan Shaw (Scarface, Independence Day, Lost Highway), vor allem aber C. C. H. Pounder (Avatar, Face/Off, RoboCop 3) als abgekapselte Pilotin anzutreffen. Auch ist es interessant, die – überwiegend visuellen – Metaphern, auszumachen, weil sich so tatsächlich weitreichende Vorausdeutungen hervortun, die dem Film um eine weitere Facette ergänzen, wenn auch Ron Silver hier am Anfang mit der doppelten Geburt am Weihnachtstag doch eine Spur zu dick aufträgt.
Mit seinen knapp 89 Minuten ist der Film nicht wirklich zu lang, eine Straffung runter auf 80 hätte ihm aber sicher gut getan, denn einige der finalen Konflikte bereichern nur die Laufzeit, während das eigentliche Finale überhastet und holprig hereinbricht und dann auch schon wieder vorbei ist.

Fazit

Auch wenn vieles unbestritten käsig ist, kann Lifepod über weite Strecken unterhalten und in den richtigen Abständen neue Konflikte und Offenbarungen liefern.  Das Ganze geschieht zwar routiniert und auf TV-Niveau, aber eben auch mit unbestreitbarem Charme.

Alien: Covenant


Am Ende der Produktion von Prometheus, wohl irgendwie auch am Anfang der Marketingkampagne, hieß es, der Film stünde in keiner direkten Verbindung zu Alien – eine Fährte, die falscher nicht hätte sein können. Vor dem Erscheinen von Alien: Covenant versprach ein Stimmenheer einhellig, der Film stünde nicht nur im direkten Bezug zu Alien, sondern verfüge auch über die schauerliche Stimmung, den Geist des Originals. Und wieder war die Fährte falsch.

They’ve made a few upgrades since your time.

Story

Knapp ein Jahrzehnt nach dem Verschwinden der Prometheus befindet sich das USCSS Covenant auf einer Besiedelungsmission, der Androide Walter wartet das Schiff und überwacht die Geschehnisse, während sich die Crew in einem mehrjährigen Kälteschlaf befindet, der just unterbrochen wird, als eine unvorhergesehene Neutrinoexplosion das Schiff in Mitleidenschaft zieht und unter anderem dem Captain Jake Branson das Leben kostet.
Kurz nach den Ereignissen wird ein seltsames Signal empfangen, das eindeutig von einem Menschen kommen muss – inmitten einer unbekannten Zone und offenbar von einem sich in nächster Nähe befindlichen Planeten, der allem Anschein nach habitabler ist als das ursprüngliche Ziel der Kolonialisten. Unter der Leitung des so neuen wie unsicheren Captains Christopher Oram ändert di Covenant ihren vorgeschriebenen Kurs und hält auf den Herkunftsort des Signals zu.
Dort angekommen, bestätigt sich der Verdacht auf lebensfreundliche Zustände, doch trifft die strohdumme Mannschaft auch auf ganz andere Dinge.

Kritik

Tatsächlich beginnt der Film haargenau wie der große Serienstart von 1979 – eine Crew samt Androiden im heimeligen Raumschiff mit einem Zentralcomputer namens Mother, deren Beziehungen vom Film ausgespielt werden, für deren Alltag sich Zeit gelassen wird. Das ist im Prinzip stark – wenn auch ein Nachgeschmack bleibt, da es eben auch haargenau dieselbe Routine wie in Alien ist, inklusive sich selbst feiernder Zitate. Nur dass es eben nicht so gerissen geschrieben ist, die Figuren nie so natürlich-schroff und glaubhaft sind wie damals.
Und dann, mit einem Mal, ist der Film wieder Prometheus. Nach ein paar höchst fragwürdigen Entscheidungen landet die Crew auf einem Planeten, der deprimierend uninteressant wirkt, und verhält sich so, als wären ihr die Konzepte von Wissenschaftlichkeit und gesundem Menschenverstand völlig unvertraut. Man spaziert unbescholten mit der gesamten Crew und ohne Schutzanzug über einen fremden Planeten, trampelt auf alles, was gefährlich sein könnte und hält dIE nASE wie ein neugieriges Frettchen in alles, was irgendwie so aussieht, als könnte es giftige Sporen enthalten. Alle Sachen, die irgendwie merkwürdig erscheinen, werden von den Protagonisten bestenfalls kurz registriert, aber nie hinterfragt, sondern einfach hingenommen. Überhaupt agiert man verblüffend gleichgültig gegenüber der Tatsache, dass man sich hier auf völlig fremdem Terrain bewegt. Und so geht es weiter: Eine dämliche Entscheidung jagt die nächste und jede Spannung wird vermieden, weil das Drehbuch unverständlich schlecht geschrieben ist. Die an sich zahlreich vorhandenen Möglichkeiten, in interessante Richtungen abzubiegen, ignoriert der Film konsequent – und die titelgebende Kreatur des Alien – denn an ihrer Kreatürlichkeit besteht mittlerweile kein Zweifel mehr – spielt einerseits nur eine recht untergeordnete Rolle und hat andererseits alles von ihrer höllischen Schauerlichkeit verloren, wird reduziert auf die Bedrohlichkeit eines tollwütigen Bernhardiners.
An der Form des Films gibt es selbstverständlich nicht zu viel auszusetzen – höchstens, dass die Plumpheit und Einfallsarmut auf inhaltlicher Ebene auch hier dann und wann ihre Entsprechung findet. Davon abgesehen findet der Film fraglos schöne, stimmungsvolle, manchmal auch beeindruckende Bilder und hat in der Hinterhand einen Moment, der ungeachtet der Tatsache, dass er auf der Dekonstruktion des gesamten Alien-Mythos fußt, das Potential hat, eine anhaltende Gänsehaut mitsamt beunruhigt-gerührtem Gefühl in der Magengegend zu verursachen. Auch ist es – das sei hier erwähnt, weil es allerorts als größtes Verkaufsargument gepriesen wird – freilich nett, Michael Fassbender in einer Doppelrolle zu sehen, doch hier die beste Performance in der Karriere des Mimen attestieren zu wollen, wird vor allem Fassbender selbst nicht gerecht.

Am vielleicht Ärgerlichsten ist der Umstand, dass Alien: Covenant der Saga überhaupt nichts hinzufügt, sondern inhaltlich völlig auf der Stelle tritt. Abgesehen davon, dass das Mysterium um das Alien noch etwas weiter zertrampelt wird, verweigert sich der Film stur jeder Erforschung des eigentlich Interessanten Gebietes des Planeten – der Beleuchtung der Konstrukteure. Angesichts des kurzen Blickes, den der Film in diese Richtung gestattet, ist das aber wahrscheinlich auch gar nicht so schlecht.

Fazit

Der neue Alien-Ableger von Ridley Scott ist das nicht, was alle regulären Sequels der Drittregisseure für sich beanspruchen wollen: Eine sinnvolle Ergänzung zum Alien-Universum, sondern eher ein nervöses Auf-Der-Stelle-Treten; eine Stelle, die gut aussieht und anfangs sehr in ihren Ursprung verliebt ist, unterm Strich aber bleibt primär hängen, dass der Alien: Covenant unnachvollziehbar nachlässig geschrieben und schrecklich arm an relevanten Ideen ist.

Galaxina

So richtig prominent ist William Sachs‘ Galaxina höchstens für eine Sache – dafür, dass die Protagonistin Dorothy Stratten, die hier mit zarten 20 Jahren einen sexualisierten Androiden verkörpert, ein Jahr zuvor zum Playmate des Jahres gekürt wurde und noch im selben Jahr, in dem Galaxina gedreht wurde, von einem Zuhälter und ihrem ehemaligen Ehemann aus Eifersucht niedergeschossen wurde, bevor er sich selbst richtete. Sieht man vom post mortem veröffentlichten They all Laughed ab, ist die Sci-Fi-Parodie das letzte richtige Zeugnis des jungen Sexsymbols gewesen – welches zuvor primär durch zwei einzelne Auftritte in den Serien Buck Rogers und Fantasy Island Schauspielerfahrung sammeln konnte.

Robot woman like clock: pretty face, pretty hands, pretty movement, but hard to regulate when she get out of order.

Story

Die Infinity ist ein Patrouillenschiff der menschlichen Weltraumpolizei. An Bord: eine Handvoll gelangweilter Typen und der hochmoderne und so weibliche wie aufreizende Androide Galaxina, der für die Steuerung des Schiffes verantwortlich ist.
Im Anschluss an einen turbulenten Tag bekommt die Infinty die Mission, zum weit entfernten Altair 1 zu reisen, wo Gerüchten zufolge der sagenumwobene Blaue Stern gesichtet sein soll. Das Problem: Die Gegend ist eine üble und die Reise dorthin dauert 56 Jahre.

Kritik

Galaxina tut – wie jede Parodie – gut daran, sich nicht zu stark auf die Verballhornung bekannter Klischees oder direkter Vorbildwerke zu fokussieren, sondern erst einmal eine eigene Geschichte erzählen zu wollen; mit Augenzwinkern, mit Seitenhieben auf die großen Science-Fiction-Trends, aber mit dem Wunsch nach erzählerischer Selbstständigkeit. Das richtige Vorgehen, um kein Scary Movie zu sein – auch, wenn natürlich klar ist, dass der Film gerne eine Art Barbarella wäre, was er – ebenso klar – für keine Sekunde ist.
Aber auch sonst ist der Film alles andere als anstrengend, vielmehr gestaltet er sich wie eine recht durchschnittliche Folge einer Serie. Ohne große Höhepunkte, ohne große Schauwerte, gemächlich, unaufgeregt und seltsam vertraut. Ja, Galaxina gibt sich derart unaufgeregt, das man schnell das Gefühl hat, schon einige betuliche Abenteuer mit der Crew erlebt zu haben. Auch mag es daran liegen, dass die Erzählung des Filmes ziemlich zerfahren präsentiert wird. Es passiert hier eine Kleinigkeit, dann da, alle speisen sie lustig, dann passiert wieder etwas, von dem man irrigerweise annimmt, es hätte Folgen und zwischendurch verliebt sich einer aus der Crew – natürlich – in den sexy Roboter. Die Seiten hiebe auf SF-Stereotypen sind bestenfalls charmant, in der Regel aber ebenso unaufgeregt und gemütlich wie der ganze Rest. Ähnlich verhält es sich auf dem generellen komödiantischen Sektor: Der Humor ist locker und unbeschwert, aber auch seicht – nicht unangenehm, aber auch nicht auffällig. Nur sehr vereinzelnd sorgen kuriose Spitzen für einprägsame Szenen.
Und so tuckert Galaxina für eine gute Stunde dahin, während sich der Film als Feierabendwunder entpuppt. Bis es auf einen Planeten gibt, wo sich nicht nur das niedrige Budgets der Produktion deutlich hervortut, sondern auch die zu offensichtlichen Anstrengungen, zumindest gen Ende noch etwas Spannung und Geschichte bieten zu wollen. Hätte man diese Ambitionen nur unterdrückt. Galaxina hüpft endlose Minuten über Screens, während ein völlig überdrehter Rotfilter das Bild gründlich verhunzt, teils sehr lieblose Puppen sollen als Aliens eine ideenarme Space-Cantina-Kopie bevölkern und nun ist sie doch da, die Selbstzweckhaftigkeit der Zitate. Ein sinnleerer Spock-Klon mit Ohren, die nach unten deuten und ein lieblos gebastelter Facehugger-Lappen, der gar nichts tut, stehen im optischen  Zentrum, ehe Galaxina ohne viel Federlesens auf den Oberbösewicht trifft (immerhin: in dem faden Schlafzimmer einer Herberge, bewusst unspektakulärer lässt sich derartiges kaum in Szene setzen). Hier agiert sie plötzlich, als hätte sie nicht einen Streifzug durch rotes Licht und einen unangenehmen Barbesuch hinter sich, sondern eine komplette Heldenreise, denn auf einmal ist der vormals noch unselbstständige Roboter eine vorlaute, listige Gaunerin und Meisterin der Manipulation. Gerade dieses Treffen ist in seiner antiklimatischen Ausgestaltung überraschend witzig und zudem der Höhepunkt eines vorher kurz etablierten Running-Gags – welcher auch der einzig nennenswerte Witz des gesamten Filmes ist.
Leider läuft die Geschichte nun noch 25 Minuten lang fort und beginnt dann einschläfernd Langeweileproblem auszubrüten.

Fazit

Dass Galaxina nur langsam in Fahrt kommt, ist nicht das Problem des Filmes, sondern sorgt, im Gegenteil, für eine nette Leichtfüßigkeit. Im letzten Drittel vergaloppiert sich der Film dafür plötzlich in episodischen Belanglosigkeiten, trifft immer seltener den richtigen Ton und verzettelt sich gehörig mit seinen Figuren. In Sachen Humor hat Galaxina nicht allzu viel zu bieten – und lässt sich genaugenommen auf einen pfiffigen Running-Gag reduzieren.

The Expanse – Staffel 1

Daniel Abraham und Ty Franck taten sich zusammen, bastelten aus ihren zweiten Vornamen das Pseudonym James S. A. Corey und veröffentlichten unter diesem eine Romanserie namens The Expanse, welche sowohl bei Kritikern als auch bei Fans fortan gefeiert wird. Ein knappes Jahr später kauft sich SyFy die Rechte, holt ein paar gute Schauspieler an Bord und verfilmt das erste Buch Leviathan Wakes in 10 Folgen..
Die Produzenten bilden ein illustres Gespann aus Verantwortlichen für The Book of Eli, Iron Man und Children of Men.

Shit just follow you around, don’t it kid?

Story

Das Sonnensystem ist im 23. Jahrhundert zu Teilen besiedelt. Die politisch stärksten Fraktionen sind Erde, der mittlerweile unabhängige Mars und der Mond. Aber auch die Belter, Bewohner eines Asteroidengürtels, der für die Gewinnung unabdingbarer Ressourcen bewohnt und bearbeitet wird, erheben langsam ihre Stimme, weil sie sich ausgebeutet fühlen. Dort wird eine militante Widerstandsgruppe gegründet. Inmitten dieser turbulenten Zeit wird der abgehalfterte Polizist Philipp Mogg damit beauftragt, die aufsässige Tochter eines Würdenträgers aufzuspüren. Der Fall stellt sich rasch als schwieriger und brisanter heraus als es eingangs noch den Anschein hat. Unterdessen muss sich die Crew der Canterbury von einer Katastrophe erholen und gerät zeitgleich zwischen die Fronten einer politischen Pattsituation, die sich als wahres Pulverfass herausstellt – für die die Besatzung das Streichholz darstellt.

Kritik

Man bedient sich sichtlich am Erfolg von Batttlestar Galactica: Es scheint keine Aliens zu geben, Politik spielt eine große Rolle, die Reibereien der Klassen und die aufgefächerten, synchron ablaufenden Handlungsstränge mehrerer gleichwertiger Protagonisten sind ebenso eminente Teile des BSG-Erfolgsrezeptes wie der Fokus auf Gesprächen statt auf Action. Dabei wirkt The Expanse aber nie so, als wolle es ein zweites Battlestar Galaactica sein, die Ähnlichkeiten lassen sich vielmehr nur formal feststellen, während die Serie ansonsten viel zu eigenständig ist, als dass es – vor allem negativ – auffallen könnte.
Der Hard-Boiled-Ermittler Philipp Moog (der Name sagt es eigentlich schon) ist ein ziemliches Abziehbild, wird vom tollen Thomas Jane aber rasch mit überraschend viel Leben und Charisma versehen und bleibt schon nach Minuten bereits als markiger, interessanter Typ in Erinnerung, der seinen eigenen Storyfaden ohne Probleme alleine spinnen kann.
Die rasch dezimierte Crew, deren Odyssee und Überlebenskampf im Weltraum gut 50 Prozent der Serie ausmachen, muss ihren Platz im großen Ganzen erst finden. Unterdessen überzeugt sie mit passender Dynamik, nachvollziehbaren Handlungen und einem durchaus spannendem Abenteuer.
In der Kerndisziplin, den Dialogen, funktioniert die Serie tadellos. Sie sind gut und glaubhaft geschrieben, die Figuren sind sinnvoll ausgearbeitet, haben klare Rollen, jedoch allesamt genug Raum für Geheimnisse, tote Winkel und Entwicklung. Die Konflikte und Probleme auf persönlicher wie auch auf politischer und gesellschaftlicher Ebene wirken nie aufgesetzt. Die verschiedenen Handlungsorte im Weltraum und in der schattigen, engen Minenkolonie sind darüber hinaus so unterschiedlich, dass nie Eintönigkeit Einzug hält – auch wenn beide Settings sich die räumliche Eingeschränktheit teilen, wenn auch auf anderen Ebenen: Das ist klug und geht als Idee wunderbar auf. .Der, deutlich geringere, Actionanteil zieht hier aber den Kürzeren. Zwar bemüht man sich merklich um Dynamik, doch einerseits fallen die Scharmützel grundsätzlich viel zu unübersichtlich aus und sind etwas spröde choreographiert, andererseits fällt hier wieder auf, was sich durch die gesamte Serie zieht: Die Effekte sind bestenfalls okay. Jede Aufnahme der Action wird früher oder später von etwas aus der Mode gekommenen Effekten gestört. Und dieser Makel findet sich überall wieder: Der Vogel, der dem Ermittler immer wieder vor der Nase herumfliegt, sieht so unecht aus, dass man sich zusammenreißen muss, um nicht unangenehm berührt zur Seite zu gucken, die Schiffe und Basen im Weltall können ihre animierte Natur ebenso wenig verbergen wie die im letzten Viertel der Serie zunehmenden Effekte in den Innenräumen. Eine so starke Betonung mäßiger Effekte mag übertrieben streng erscheinen, fällt aber deswegen so schwer ins Gewicht, weil sich The Expanse ansonsten sehr stilsicher gibt. Die nasse, schattige Welt voller Unzufriedenheit ist auf ihre Weise ebenso am Brodeln wie das glatte, bürokratische Pendant auf der Erde, wo man die Politkerin Chrisjen Avasarala regelmäßig Ranküne schmieden sieht, die sich auf die Serienhandlung bisher kaum auswirken, in Sachen Stimmung und Geschwindigkeit aber immer wieder das Gesamtgefüge etwas erden.

In unregelmäßigen Abständen gibt es außerdem immer mal wieder blutige, eklige Einschübe, die sich allerdings sauber ins erwachsene Szenario einfügen, ohne aufgesetzt und effektheischend zu wirken. Das ist per se natürlich nicht schlimm, kann den Zuschauer aber auch kurzzeitig aus der Welt und lässt sie dadurch „löchrig“ wirken, was schade ist, da die effiziente Inbesitznahme des Zuschauers Blut und Wasser für die Serie ist.
Irgendwann nach etwa Zweidritteln der Serie wird klar, dass der Plot – jedenfalls bisher – recht gängigen Mustern folgt. Was da passiert, um was es geht und wie damit umgegangen wird, ist alles andere als innovativ, sondern Teil des Grundsatzbaukastens für SF-Geschichten. Wie es aber erzählt wird, ist derart erfreulich, dass man dies der Serie kaum länger als ein paar Minuten vorwerfen möchte. Denn die erfreulich gut aufgesetzten Schauspieler in ihren interessanten Rollen und die wunderbar muffige und intensive Atmosphäre kreieren eine charakterstarke Diegese, in der jeder Winkel seinen ganz eigenen Reiz hat. Da verzeiht man auch, dass zwei der insgesamt 10 Folgen qualitativ sehr im Durchschnitt stecken, ehe es danach wieder langsam bergauf geht.

Fazit

Bei The Expanse handelt es sich um eine Serie, die vor allem durch ihre Stimmung und die kantigen Figuren besticht. Die Geschichte wird toll erzählt, ist selbst aber nichts Besonderes – aufgrund der formalen Umstände, aufgrund der Liebe, mit der die Romanwelt in die Serie übertragen wurde, ist man aber gerne geneigt zu glauben, dass die erste Staffel nur der Anlauf war, um daraufhin später kopfüber ins Potential zu springen, das zweifelsohne da ist. Die sechsteilige Buchvorlage dürfte schließlich nicht grundlos so preisbehangen sein.

Killjoys – Staffel 1

Parallel zu Dark Matter zäumte der SyFy-Channel noch ein zweites Serienpferd auf: Killjoys. Die Grundkonstellation ist in beiden Serien erst einmal recht ähnlich: Irgendwo zwischen Farscape, Firefly und irgendeiner Crime-/Fantasyserie siedeln sich die beiden Geschichten an. Doch macht Killjoys vieles deutlich besser als der Bruder Dark Matter.

Perfection is a process.

Story

Die abgebrühte Dutch und ihr Partner John Jaqobis sind Killjoys – Angehörige einer neutralen, aber von der Regierung gebilligten Kopfgeldjägerorganisation. Sie gelten als effizientes, eingespieltes Team, das im wendigen Schiff Lucy ihren Quadranten nach verschiedenen Klassen von Kriminellen durchforstet und es dabei selbst nicht so genau nimmt mit der Moral.
Als eines Tages D’avin Jaqobis, Johns Bruder, überraschend zu der kleinen Crew stößt, verändern sich die Dynamiken im Team.
Zugleich suchen Dutch düstere Schatten aus ihrer nebulösen Vergangenheit heim und Vorahnungen eines anstehenden Putschversuchs schweben wie stumme Vorzeichen über allem.
Zwischen Persönlichem, Politik, ambivalenter Moral und Fragen an und von Vergangenheit wie Zukunft muss sich das Trio in immer kritischeren Situationen behaupten, wächst zusammen, wird auf die Probe gestellt und erhält nach und nach den Überblick über ein erschreckendes Gesamtbild.

Kritik

Dark Matter ließ sich durchaus ein wenig Zeit, bis es ganz die Hüllen fallen lässt und klarmacht: „Ich bin Pulp! Trink ein Bier, wenn du mich schaust. Und sei nicht so aufmerksam, geh zwischendurch ruhig mal auf Klo!“, wodurch es sich einerseits in bester Tradition in die 90er-Jahre-Nachmittagsserien á la Stargate einreihte und sich andererseits abhob von all den High-Quality-TV-Auskopplungen des fluch- und segenreichen Netflix-Zeitalters. Und all das mit sämtlichen Vor- und Nachteilen.
Killjoys hat den Gürtel nicht so straff sitzen und zeigt schon ganz am Anfang, was es ist und wohin es will. Alles wirkt erst einmal eine Spur billig, eine Spur zu gewollt drei Spuren zu übertrieben, nimmt sich dabei aber nie so ganz ernst und bemüht sich vor allem ausreicheichend um Abwechslung.
Und, man mag es kaum fassen, der Vorspann ist noch mal eine Nummer liebenswert-schlechter als der von Dark Matter. Bescheuerte Bildaufteilungsspielereien zu völlig überholtem und ebenso lahmem Rock senden Grüße aus den 90ern zusammen mit den grimmig dreinschauenden, stur und steif umherlaufenden Protagonisten. Was ihn von nervigen Vorfahren abgrenzt, sind die wenigen Sekunden Laufzeit. Das ist der erste Eindruck, den Killjoys vermittelt, auch noch nach ein paar Folgen. Aber der Eindruck wandelt sich – zum Guten und immer Besserem.
Doch erst einmal kurz weiter mit den ersten Eindrücken: Das große Alleinstellungsmerkmal der Serie ist gewiss die Umkehrung der klassischen Geschlechterrollen, zumindest so ein bisschen. Chefin des Söldnertrios ist ein Actiongirl, das taffer, kampferprobter und gerissener ist als ihr männliches Beiwerk. Die Kleidung ist zwar immer noch eng und Schauspielerin Hannah John-Kamen (Game of Thrones) eindeutig viel zu klassisch sexy, andererseits kann man das auch als Zugeständnisse an das eigene Pulp-Herz sehen. Und an dieses Herz muss man auch glauben, wenn man der Serie etwas abgewinnen will. Zu jeder Action rüpelt irgendein (viel zu leise abgemischter) Metalsong vor sich hin. Und Action gibt es in klar definierten Abständen immer wieder. Barschlägerei, Lagehallenschießerei, Martial-Arts-Gekloppe. Dabei geht die Serie manchmal ein wenig zu verkrampft zu Werke, meist aber trifft sie den richtigen Ton und sorgt gekonnt für die Art von Unterhaltung, die sie bescheren will.
Was sie aber anders macht nicht nur als Dark Matter, sondern als viele andere aktuelle Serien, ist einfach: Sie wird besser von Folge zu Folge. Es wurde nicht in den ersten Episoden das magische Pulver zur Gänze verschossen, sondern alles wird passender, das Gesamtbild runder, die einzelnen Elemente umspielen sich stetig harmonischer, der Stil scheint sich immer stärker selbst zu finden und irgendwann muss man mitten in einer Episode in der ersten Staffelhälfte verblüfft auf Pause drücken und sich eingestehen, dass Killjoys überraschend einzigartig, überraschend charmant, überraschend gut ist – ehe man dann schnell wieder auf Play drückt, weil das Ganze nämlich auch überraschend spannend ist.

Die gewohnte Schere zwischen eher rückständischen Zuständen in Gesellschaft und am Boden und der Technik, die interplanetares Reisen zu einer Sache von gefühlten Minuten macht, ist in Killjoys besonders auffällig. Doch diese Schere verläuft nicht ins Nichts; die einzelnen Planeten bekommen Gesichter und ihre Kulturen beeinflussen die erzählten Geschichten. Der Start ist nicht so gut und dramatisch wie der von der Schwesterserie Dark Matter, dafür ist er aber ehrlicher. Hier köchelt alles lange auf kleiner Flamme, dafür aber beständiger und intensiver. Die großen, das Schicksal aller beeinflussenden Geheimnisse und Ranküne springen dem Zuschauer nicht sofort ins Gesicht. Dafür formt man die kleineren Konflikte mit größerer Intensität und größerem Geschick. Und das ist deutlich angenehmer.
Ebenfalls am Anfang könnte man glauben, dass die Figuren hier das Schwache Glied darstellen. Die Figur Dutch hat man schnell akzeptiert, da sie sich von den anderen beiden abhebt, viel Raum bekommt und lange Zeit als klares Serienzentrum markiert ist. Die Brüder John und D‘avin hingegen flachen im Vergleich erst einmal ab. John hat die typische Frauenrolle: Gut mit Maschinen, schwach im Kampf, sentimental, der insgeheime Schützling. Aaron Ashmore benötigt einfach ein paar Episoden, bis sich seine Figur etablieren und schätzenswert werden kann. D‘avin hingegen ist der archetypische Soldat mit geheimem Ziel und großem Trauma, der natürlich noch eine Rechnung zu begleichen hat und ansonsten fürs Grobe zuständig ist. Der Knackpunkt ist aber auch hier, dass alles für sich und zusammenwächst. Nach und nach offenbaren alle Figuren, inklusiver zahlreicher Nebencharaktere, markante, glaubwürdige, liebenswerte und spannende Eigenschaften, die sie plastischer und interessanter als erwartet werden lassen.
Darauf fußen zwischenmenschliche Entwicklungen und angedeutete Konflikte, die primär in den Psychen der Einzelnen und erst sekundär und deutlich seltener im Team ausgetragen werden. Überraschend ist, dass Killjoys vor allem hier unerwartet starke, gut abgestimmte Momente generiert, die einem die Figuren näher ans Herz bringen und aufregender machen. Und so wird die vermeintliche Pulp-Serie, die auf den ersten Blick nur für den schnellen Spaß zu haben ist, stückchenweise mehr als nur das. Sie wird eine tolle, bisweilen rührende, szenisch gut abgestimmte und vor allem überraschend clever geschriebene Serie, die man lieb gewinnt und deren Charme nicht aufgesetzt wirkt.
Die Drehbücher funktionieren, erzählen alle ihre relevante Geschichte und bringen jedes Mal neue Blickwinkel für das Team auf sein Schicksal und für den Zuschauer auf das Team. Und das Beste ist: Es sind nur drei Leute, nicht fünf, nicht sieben, nicht zwölf. Drei. Hier müssen nicht alle Eigenschaften auf eine große Gruppe verteilt werden, hier müssen nicht diverse Beziehungen ausgeleuchtet werden, auch auf dieser Ebene ist Killjoys eher klein. Und auch auf dieser Ebene ist das ein echter Glücksfall.
Insbesondere der sichere Stil und die – bisher – sauber geschriebenen Drehbücher machen einen großen Teil des Spaßes aus. Und dann gibt es immer mal wieder Momente, die beweisen, dass die Macher auch eine Hand fürs Poetische, Tragische, Schöne haben, wo andere gnadenlos in die Kitschfalle getreten wären.

Fazit

Das kommt unerwartet. Killjoys ist mitnichten ein weiterer Schnellschuss aus dem Standardgewehr des SyFy-Channels, sondern ein echtes Kleinod, das mit seinem rauen Charme ebenso zu begeistern weiß wie mit dem Worldbuilding und den glaubwürdigen Dynamiken.
Es ist lange her, dass einem ein Raumschiffteam ans Herz wachsen konnte. Und dann auch noch eines, das auf den ersten Blick gar nicht so besonders wirkt.

Staffel zwei ist gerade am Laufen. Und alsbald auch hier im Fokus.

Die Eroberung des Weltalls

Byron Haskin war einer der Tausendsassa goldener Kinozeit. Angefangen als Spezialeffekte-Profi, inszenierte er später Filme wie Die Schatzinsel, Kampf der Welten oder Robinson Crusoe auf dem Mars ebenso wie Folgen für The Outer Limits. Für die erste Star-Trek-Folge überhaupt (The Cage) war er als Produzent zuständig. Seinem Faible für das Spiel mit der optischen Wirklichkeit blieb er dabei immer treu. So ging er mit Der Schatz der Balearen in die Geschichte ein als derjenige, der den ersten Cinemascope-3D-Film überhaupt drehte (und das zu einer Zeit, in der 3D seine Hochphase schon lange hinter sich hatte). Auch in Die Eroberung des Weltalls spielen Illusionen und Effekte eine prominente Rolle.

Invaders? Of what, sir?

Story

Um die Erde rotiert ruhig eine gewaltige Weltraumstation. Sie dient als Stütz- und Ausgangspunkt für den ersten bemannten Weltraumflug zum Mond. Die Konstrukteure unter dem Befehl Samuel Merritts sind ein unterschiedlicher Haufen – und haben zugleich die besten Chancen, aufgrund ihrer Erfahrung im Weltraum auch als Crew für die Expedition zum Erdtrabanten gewählt zu werden. Zwischen der Hoffnung darauf, der Sehnsucht nach der Erde und den entbehrungsreichen Zuständen, die zur Vorbereitung der Mission dienen, sind sie hin- und hergerissen.
Dann erhält Merrit überraschende Order: Er soll aus seiner Crew die fähigsten Männer auswählen. Der Flug soll bereits am nächsten Tag stattfinden. Und: Es geht nicht zum Mond, der Mars ist das neue Ziel

Kritik

Filme haben ein Problem mit dem Alter. Das ist kein Geheimnis. Ganz im Gegenteil, das ist eine öffentliche, seit jeher grassierende Auflassung, die allem, was älter als ein paar Jahre ist, Zeitgemäßheit, Relevanz und letztlich jede Genießbarkeit abspricht. Und das nicht, weil Bildsprache sich schneller entwickelt als gesprochene Sprache (das Gegenteil ist der Fall), sondern weil technischer Fortschritt sich beeilt, unsere Sehgewohnheiten auf sich reiten lässt und die Filme stehen lässt. Statten wir ihnen einen Besuch ab, dann sind wir fernab unserer Gewohnheiten. Einige Filme haben Glück, sie befinden sich gänzlich abseits dieser Route, ihnen haftet das edle Attribut der Zeitlosigkeit an. Die Eroberung des Weltalls ist nicht unbedingt ein solcher Film. Verwunderlich ist das nicht, denn Science-Fiction-Filme sind in diesem schmutzigen Wettbewerb von Natur aus benachteiligt. Nicht nur beziehen sie sich verstärkt in ihrer Realisierung auf zeitgemäße Technik, sie haben sie bzw. ihre gedankliche Weiterführung auch inhaltlich zum Thema und ergreisen deswegen nur allzu oft mit doppelter Geschwindigkeit. Und dann gibt es da noch die unglückseligen Vertreter, welche eine fundamentale technische Innovation imaginieren, die unweit später tatsächlich in die echte Welt einbrechen. Filme, die vor 1968/69 Raumfahrt thematisierten, gehören ohne Zweifel in diese Kategorie. Denn nicht jeder kann so verblüffend authentisch daherkommen, wie Destination Moon.
Der Punkt ist hier aber: Na und? Mit den gleichen Argumenten könnte man auch gegen unzählige Abenteuergeschichten über Seefahrt wettern. Es ist doch eigentlich ein Vorteil: Es gilt, an- und hinzunehmen, dass eine fiktionale Narration natürlich nicht in unserer Welt spielt, sondern in einer anderen, die genauso beschaffen ist, wie es im Film zu sehen ist. Und da gibt es eben Seeungeheuer, unterirdische Städte, Nazis auf dem Mond, Dinosaurier in der Nähe des Erdkerns und bösartige Matriarchinnen in Marspalästen. Unser Anspruch an Realismus ist schädlich – unser Anspruch an Authentizität ist es nicht.
Was hat all das mit Die Eroberung des Weltalls zu tun? Ehrlich gesagt, gar nicht so viel. Es soll nur dafür sensibilisiert werden, dass Filme nicht schlecht sind, wenn sie nicht das abbilden, was wir für Realität halten. Und dass diverse Prä-Mondfahrt-Filme in ihren naiven Vorstellungen und ihren nicht minder naiven, teils tumben Ideen zur Umsetzung der Weltraumbereisung nicht minder gut sein müssen als zeitgenössisches Kino. Letztlich geht es darum, sich Fremde und ihre Gefahren vorzustellen – und natürlich den Menschen, der sich ihr und diesen stellt.

Bei Die Eroberung des Weltalls ist die Sache eigentlich auch gar nicht so problematisch. Die Effekte sind natürlich pappig, aber auch ungemein charmant. Die putzigen Modelle, die bemühten Simulationen von Schwerelosigkeit, der inkonsequente Einsatz von Magnetschuhwerk stören nicht die Illusion, sondern steuern sie: Die Welt da draußen ist befremdlich, merkwürdig, schwer einschätzbar, unheimlich und fremdartig. Besonders die Konfrontation mit einem plötzlich nahenden Kometen setzt hier einen starken Akzent. Und die Darstellung der Fliehkräfte bei 18.000 Meilen pro Stunde ist Gold wert. Wirklich gut gealtert sind dafür einige Designeinfälle. Und dann gibt es noch Situationen wie eine wirklich beeindruckende Raumschifflandung, die damals für offene Münder gesorgt haben dürfte.
Vor allem aber gelingt dem Film der Spagat zwischen Ernst und Heiterkeit, bei dem sich zahlreiche Regisseure bis heute (eigentlich sogar: umso mehr heute) verletzen. Der Pioniergeist, die Lust am Entdecken sorgen hier für nicht direkt für Übermut, aber eine Form von Gelassenheit, die von Übermut rühren mag. Dazu gibt es eine gut abgestimmte Dosis Galgenhumor. Während diese sonderbare Losgelöstheit herrscht, spürt man dennoch eine unterschwellige Unzufriedenheit in der Crew mit ihrer Ausgeliefertheit an die Vorgesetzten, der Nichtwürdigung ihrer Taten und natürlich der eigenen Entfremdung von der Menschlichkeit auf der Erde. Es sind vor allem solche Zwischentöne, die in der Rezeption dieses Filmes damals wie heute zu stark vernachlässigt werden, dabei aber ziemlich bemerkenswert sind. Interessant wird es dann, wenn eine Debatte darüber angestoßen wird, ob der Mensch überhaupt von der Erde runtersollte, ob er nicht in den Weltraum eindringt und sich gegen Gott erhebt. Hier nimmt sich der Film in Sachen Moralität außerordentlich zurück und lässt den allein von seinen Figuren austragen. Gerade so etwas verliert nicht an Aktualität, Begründetheit und Sinn – und ist demzufolge uneingeschränkt sehenswert.
Es ist natürlich alles holprig, häufig auch alles andere als feinsinnig gespielt und manchmal auch unverhohlen pathetisch, das Zusammenspiel all er genannten Komponenten sorgt aber trotzdem dafür, dass Langeweile auf gar keinen Fall aufkommt. Das liegt auch daran, dass in Die Eroberung des Weltalls unglaublich viel passiert, obwohl der Film gerade einmal 78 Minuten dauert.

Auf der anderen Seite stehen teils dümmliche Dialoge, die aber auch ihre guten Momente vorweisen. Gerade zu Anfang stochert Die Eroberung des Weltalls aber schon sehr penetrant in den Zuschauernerven, wenn die Figuren andauernd in den Wir-müssen-dem-Zuschauer-was-erklären,-das-wir-als-Figuren-eigentlich-jetzt-nie-sagen-würden-da-es-für-uns-doch-altbekannt-ist.“-Modus fallen. Was zunächst noch positiv auffällt, ist die Besatzung, die durch einen Asiaten schon vor Star Trek internationale Akzente zu setzen scheint. Dieser Eindruck zerbricht mit beispielloser Härte, als der Film mit rassistischer Breitseite erklären lässt, dass Asiaten ja deshalb so klein seien, weil sie in ihrem Land nicht richtig essen. Und der Asiate, der stimmt zu.

Fazit

Man könnte verkürzt sagen, Die Eroberung des Weltalls ist wie The Martian aus dem Jahre 2015, nur etwas kleiner. Doch auch, wenn das im Grunde zutrifft, wird es doch beiden Filmen nicht gerecht. Byron Haskins Weltraumfilm vor der Weltraumzeit setzt gekonnt eigene Akzente, bearbeitet interessante Fragenkomplexe und überzeugt mit Stimmungsabstufuungen, während in seiner recht kurzen Laufzeit mit den vielen Figuren allerhand geschieht.
Ein paar natürlich in die Jahre gekommene Effekte tun der Freude keinen Abbruch. Ein naiv-rassistisch anmutender Vortrag auf halber Strecke, darstellerischer Durchschnitt und eine etwas gehetzte Erzählweise gilt es vom Sichtungsspaß aber abzuziehen.

 

 

Star Wars: Das Erwachen der Macht

Es ist immer noch sehr schwer zu fassen, ja, skandalös. Da kommt ein junger New Yorker daher und haucht erst dem vor sich hin darbenden Star Trek neues Leben ein, um sich dann umzudrehen und in derselben Bewegung das untote Star Wars zu revitalisieren.
J. J. Abrams‘ Star Wars: Das Erwachen der Macht läuft heute in den Kinos an.

That’s not how the Force works!

Story

Nach der Zerstörung des Todessterns ist viel geschehen. Luke Skywalker verschwand in ein selbstgewähltes Exil und alle Welt sucht ihn vergebens. Das Imperium erstarkte erneut, die Splittergruppe Erste Ordnung ist radikaler und entschlossener unter der Führung eines mysteriösen Wesens namens Snoke.
Poe Dameron ist der beste Mann des Widerstands und gerade dabei, die vielleicht heißeste Spur zu Skywalker seit Dekaden zu verfolgen, als eine Division Stormtrooper unter dem Kommando des Anführers Kylo Ren angreift und Poe inhaftiert, der die wichtigen Informationen nur in letzter Sekunde seinem treuen Droiden BB-8 übergeben konnte.
Während Poe in der Zentrale der Ersten Ordnung auf einen desertierenden Stormtrooper trifft, der ihm zur Flucht verhelfen will, kugelt BB-8 der jungen Frau Rey über den Weg, die bald feststellen darf: Die Macht ist stark in ihr.

Kritik

Die Star Wars-Komponenten:

  1. Kleine Helden einer kleinen Widerstandsgruppe, die gerade erst damit beginnen, ihre „Macht“ zu entdecken, während sie ins Erwachsenenalter übergehen.
    Sie treten, moralisch gefestigt, ansonsten aber von großen Orientierungsschwierigkeiten geplagt, als Menschen aus einfachsten Verhältnissen gegen eine Technokratie an, die alles zu überwuchern droht und ihre Sporen aggressiv in alle Richtungen spuckt.
  2. Ihre Heldenreise führt sie zu Schauplätzen, die unvergleichlich reich sind an schillernden Figuren, skurrilen Details und exotisch-verspielten Nuancen. Schauplätze, die lebendig sind und keinen Zweifel daran lassen, nur ein kleines aber stellvertretendes Partikelchen einer großen Welt im großen Weltall voll mit weiteren großen Welten zu sein.
    Sie sind das Versprechen, dass das Abenteuer, das Fantastische, das zum Staunen Einladende nie aufgebraucht ist.
  3. Musik von John Williams, die nur Anlauf von wenigen Augenblicken benötigt, um einen tief in die dargestellte Welt zu saugen.
  4. Ein Schnitt im Einklang mit dieser Musik, der Establishing Shots für die Ewigkeit kredenzt. Es muss nicht Paul Hirsch sein. Aber wie von Paul Hirsch, das wäre in diesem Fall schon wichtig.
  5. Die Geschichte wird als Märchen erzählt. Das Märchenhafte: Ein Science-Fiction-Film, in dem die ‚Science‘ in ihrer Ausprägung nicht einfach nur Dystopie ist, sondern der komplette Gegenentwurf zum schwierigen, manchmal auch entbehrungsreichen, in jedem Fall bescheidenen, aber auch romantischen Leben in der Idylle. Die unterstützende Kraft ist etwas Fantastisches, eine Macht, die sich nicht erklären lässt – und wer etwas anderes behauptet, bezieht sich auf andere Star Wars-Filme -, aber das Substrat von allem ist. Die Technik der Guten ist morsch, überholt, zweckmäßig und spartanisch. Schrott, der aber eine Seele besitzt. Und selbst die Lichtschwerter sind Teil einer Tradition, mehr Symbol als Technik.
  6. Putzige Roboterflegel
  7. Laserschwertduelle

Star Wars ist nicht der Heilige Gral. Auch wenn das Franchise als Ausgangs- und Bündelungspunkt bizarr vieler popkultureller Phänomene als solcher behandelt wird. Es sind die aufgezählten Punkte, die in ihrer konkreten Kombination aber nicht einfach nur abgehakte Formalien sind, sondern von einer besonderen Leidenschaft für Filme zusammengehalten werden – die Magie, die der Filmreihe innewohnt. Und, aller Häme zum Trotz, wohl das, was George Lucas alleine zu verdanken ist.

Heute läuft Star Wars: Das Erwachen der Macht in den Kinos an. Das Embargo für Kritiken ist gefallen und die ganze Welt spuckt aus, was sie von einem der meisterwartetsten Werke aller Zeiten hält.
Der Film befindet sich in einer günstigen Position. Lucas‘ Prequel-Trilogie hatte es gleich doppelt schwer. Die Erwartungen waren aufgrund des Kults um die originalen Teile völlig überhöht und die Filme selbst missraten. Damit fiel das 99 angepeilte Sternenkrieg-Revival gleich zweimal rabiat aufs Gesicht.
Diesem Umstand ist es zu verdanken, dass man heuer weitaus vorsichtiger an den neuesten Teil der Reihe geht. Und da J. J. Abrams das Erbe zu einem wirklich sehenswerten Film geballt bekommt, ist es gleich doppelt besser um Star Wars: Das Erwachen der Macht bestellt als seinerzeit bei Die Dunkle Bedrohung.

Abrams‘ Version hält sich dabei beinahe schon sklavisch an das Erfolgsrezept der alten Filme, verfällt aber nicht in einen selbstzweckhaften Zitaterausch und weiß im richtigen Maße eigene Akzente zu setzen und Inhalte neu auszurichten.
Wieder ist es ein Niemand aus ärmlichen Umständen, der sich irgendwie durchs Leben schlägt und viel tagträumt, bis er schicksalshaft darüber stolpert, für die Machtnutzung prädestiniert zu sein. Schicksalshaft drüber stolpern, heißt in diesem speziellen Fall, dass gerade zu Beginn sehr viele Zufälle akzeptiert werden müssen, bis sich alle relevanten Figuren gefunden haben. Man mag das als „Macht-Fügung“ billigend in Kauf nehmen, kann aber mit Fug und Recht ebenso sagen, dass das Drehbuch hier ein bisschen nachlässig ist. Trotzdem flutscht der Film von Anfang an und wird tatsächlich mit jeder Szene etwas besser, bis sich die Geschichte in einem würdigen Schlussbild auflöst.
Apropos Bilder: Es wird, wie es zu erwarten war, viel fürs Auge geboten. Die Schauplätze sind ohne Ausnahme schön gewählt und ebenso schön gestaltet, auch wenn man aus ihnen mehr rausholen könnte. Die meiste Schönheit ist leider nur Kulisse, obwohl sie mehrmals das Potenzial hätte, auch aktiv ins Geschehen eingebunden zu werden. Dass man sich in Sachen CGI bewusst zurückgehalten hat und Sets und Figuren häufig von Hand entstanden sind, ist dabei allerdings die größte Wohltat. Nur bei wenigen Figuren fiel die Entscheidung doch zugunsten von CGI aus. Das charakteristische Art Design von Star Wars konnte ohne Schäden übertragen werden, auf die charmante Pappigkeit der Ausführung wurde dabei aber natürlich verzichtet. Dafür werden aber Variationen beliebter Schauplätze besucht, was auf dem Papier vielleicht nach feigem Recycling klingt, in Aktion dafür aber eine wahre Freude ist. Von der dunstigen Alien-Kneipe bis hin zum labyrinthischen Stahldarm eines gigantischen Imperiumflaggschiffs ist alles dabei.
Getrübt wird das Sehvergnügen manchmal von einer etwas zu zackigen Kamera, die mit weniger Schwenks und Fahrten einen stimmigeren Eindruck der Welt geboten hätte. Die Szenerien waren schon damals immer dann am erfreulichsten, wenn die Bewegung in den Bildern selbst entsteht und nicht nur die Perspektive. Ein wenig fehlt es der sich eh sehr schnell entwickelnden Geschichte hier an einem Ruhepol.
Hier merkt man aber bereits, dass bei allem nur auf hohem Niveau gekrittelt werden kann. Die Action-Sequenzen sind dafür durchweg übersichtlich und angenehm geschnitten, sodass nie die Orientierung verloren geht.
Die Geschichte selbst klappert, wie erwähnt, mehrere Stationen ab, wo immer ein Abenteuer darauf wartet, erlebt zu werden. Das ist durchaus durch die Star Wars-Tradition legitimiert. Auch The Empire Strikes Back ist genaugenommen nur eine ausgedehnte Actioneinlage gewesen, die von etwas Sumpf unterbrochen wurde. Deswegen kann man Episode 7 wahrlich nicht vorwerfen, hier einen falschen Kurs einzuschlagen.
Etwas schade ist es, dass der Film dafür gerade in Sachen Humor ein bisschen steif in der Hüfte ist. Denn neben einer Handvoll wirklich gelungener Reminiszenzen an alte Tage wird sich sehr auf den neuen Droiden-Begleiter DD-8 verlassen, dessen humorige Seiten sich aber in der Regel darauf beschränken, ganz ungeheuer putzig in der Gegend rumzukugeln. Auch sonst kommt der Film dann und wann etwas arg albern daher – die geistreichen, ins Schwarze zielenden Sprüche des Originals findet man nur vereinzelnd.
Daisy Ridley als neue Protagonistin und Macht-Hoffnung Rey macht ihre Sache ausgesprochen gut, kann aber auch mit starkem Spiel nichts daran ändern, dass die Lernkurve ihrer Figur ein bisschen sehr zackig vonstattengeht. Zwischen „Ich sammele und verkaufe Schrott, während ich mich selbst belüge“ und „Ich bin selbst dem stärksten Krieger der Dunklen Seite überlegen“ ist der Weg nämlich sehr kurz und die Entwicklung nicht so ganz nachvollziehbar.
Aber das ist nur Kleinkram. Die neue Generation der Machtjünger macht ihre Sache mehr als gut, die Anknüpfungspunkte zur alten Trilogie sind logisch und mit gut dosierter Sentimentalität eingebaut und auch ansonsten ist die Angelegenheit schweineunterhaltsam. Und trotz aller Freude darüber, dass es eine Art Wiedersehen ist, mit den Figuren, mit der Welt, mit Star Wars, ist es auch etwas Neues.
Laserschwertduelle gibt es dafür überraschend wenig. Und das ist vielleicht eine verblüffend gute Nachricht. Denn wenige wuchtige Konfrontationen mit wuchtigen Schlägen dieser tödlichen Lichtsäbel sind ehrfurchtgebietender als ausufernde Choreographien, bei denen die Waffen zu Tanzstäben verkommen. So bekommt auch der ganze Ritter-Aspekt wieder mehr Gewicht.

Vielleicht kann man in nerdiger Eingeschworenheit munkeln, dass man das Fehlen von George Lucas nichtsdestoweniger spürt. Denn der Flair, diese Quäntchen Magie, die halsstarrige Leidenschaft des Exzentrikers, die vermisst man an manchen Ecken dieses Abenteuers. Doch auch, wenn dies ketzerisch klingen mag – dass dies allein nicht reicht, sah man insbesondere bei Die Dunkle Bedrohung und Angriff der Klonkrieger.

Fazit

Star Wars. Neue Lieder, die nach alten Klingen, alte Gesichter, die mit der Zeit gingen, neue Helden, neue Abenteuer, eine neue Order. J. J. Abrams hat eine Saga wiederbelebt und dabei mit Bedacht alle Zutaten, die schon in der Vergangenheit funktionierten, wiederverwendet. Dass dabei Wiederholungen mehr Grund zur Freude als zur Klage sind, ist wohl das beste Zeichen, dass Star Wars: Das Erwachen der Macht eine würdige Fortsetzung ist. So wie die Originale ist auch der neueste Film nicht fehlerfrei. Eine Wiederholung des elektrisierenden Gefühls, das man damals beim ersten Star Wars-Kontakt hatte, ist weder zu erwarten noch zu leisten. Stattdessen ist auch Das Erwachen der Macht ein durch und durch unterhaltsames Sci-Fi-Märchen mit tollen Schauwerten und dem nötigen Respekt seinen Vorfahren gegenüber. Und das ist alles, was es sein muss.

Dracula 3000

Der Südafrikaner Darrell Roodt hat seit 1983 mehr oder wenig konstant Erfolg mit afrikanischen Dramen – 1992 flimmerte sein Sarafina! auf Cannes und 2012 schrammte er sogar kurz an einer Nominierung für den Auslands-Oscar vorbei. Immer wieder wagt sich Roodt auch in die USA… um dort Filme zu drehen, die schlechter kaum sein könnten. Dracula 3000 ist das wohl bekannteste Werk dieser Art, da es auf IMDB Platz 26 der schlechtesten Filme aller Zeiten belegt, was ihn noch schlechter dastehen lässt als Sternenstunden á la Die Maske 2 oder Titanic – La leggenda continua.


Did I ever tell you how many times I’d see you and want to ejaculate all over your bazonkas… 

Story

Wir schreiben das Jahr…. 3000. Der Rettungskreuzer Mother III, dessen Besatzung sich an einer Hand abzählen lässt, stößt auf die verschollen geglaubte Demeter, welche ziellos im All umhertrudelt.
Um es kurz zu machen: Transportgut ist der Staub des Grafen Dracula (Herkunftsplanet Transsilvanien, Karpatensystem). Die saublöde Crew blutet in den Sarg, der Fürst der Finsternis schlägt die Augen auf und die Crew wird noch blöder.

Kritik

Casper Van Dien, Udo Kier, Coolio und Alexandra Kamp in einem Film. Eigentlich reicht das ja als Einschätzung. Doch es geht nichts über einen ausufernden Text zu einem Film, den niemand sehen will.

Dabei schlägt sich Roodts Sci-Fi-Filmchen gar nicht übel. Mit seinen sicherlich völlig unbeabsichtigt trashig karikierten Figuren der Marke Kraftschleuder, Sonderling, Intelligenzwunder, Sexbombe und legerer Playboy mit Führungsqualitäten bemüht sich Dracula 3000, einen laschen Mikrokosmos zu kreieren, von dem leichtfüßig erzählt wird und der dabei voller Details ist. Das hält 6 ½ Minuten an und dann bewegt der Sci-Fi-Horror überraschend eine ganze Reihe an Levels nach unten, wenn die unbeholfenen Darsteller plötzlich damit anfangen, ganz viel Unsinn zu reden und zu machen. Und das ist der Film.
In dunklen, blau ausgeleuchteten Gängen, durch die die Darsteller mit ihren umfunktionierten Schnorchelmasken wieder und wieder stolpern, huschen geisterbahnartig Schatten durchs Bild. Das ist, abgesehen von bedeutungslosen Außenaufnahmen des Schiffes, auch das einzige, was man an Sci-Fi zu sehen bekommt. Ein paar Laserpistolen, anfängliche Ausführungen über das Leben in der Zukunft und kilometerweise die immer gleichen Gänge, die Aufschluss darauf geben, dass Raumschiffe zukünftig von Innen aussehen wie Fabrikgänge aus der Vergangenheit.

Nur sehr wenigen Filmen gelingt es, das wichtigste, Ihren tiefsitzenden Kern, in einem Nebensatz gekonnt auf den Punkt zu bringen. Dracula 3000 gelingt dies mit den Zeilen „My name is Abraham van Helsing“ ganz ohne Anstrengung.

Der Zuschauer ist in der ungewohnten Situation, entscheiden zu müssen, was er da schaut. Denn die Horde unsympathischer Rohlinge, die als Protagonisten verkauft werden, sind so schwer zu ertragen, plump und dumm, dass die Filmerfahrung eine ganz besondere wird. Wann trifft man schon mal auf ein Pack, das sexuelle Übergriffe wie Rassismus verharmlost, gleich mehrere unverkennbare Merkmale von geistiger Behinderung aufweist und zugleich agiert wie eine Horde nervöser Besucher eines Kindergeburtstages, der aufgrund von angestauter Energie und Müdigkeit kurz vor der Eskalation steht? Genauso verhalten sie sich auch untereinander – unentwegt ist man am Nölen, foppt sich gegenseitig und streitet genervt. Um Missverständnisse zu vermeiden: Gemeint ist kein sympathisches Gekabbel unter Kumpeln, sondern blanke Aggression gegenüber einander, die in der Geschichte aber nie erklärt wird. Die Figuren sind schlichtweg Arschlöcher, basta.
Dass die Charaktere immer, wenn sie den Mund aufmachen, puren Müll fabrizieren, daran kann man sich im Laufe der 80 Minuten einfach nicht gewöhnen.
Weder der Sexbesessene, hochgradig vulgäre, nach Standardprotokoll aufmüpfige Schwarze noch der ehemals angeblich geniale, durch Marihuana aber verblödete und nun nur noch an Gras und schlechte Witze denkende andere Schwarze schaffen es, sympathisch zu sein oder den Film sympathisch zu machen. Nicht sind einem einfach nur die Figuren unsympathisch, was grundsätzlich nichts Schlechtes ist, sondern der Film selbst ist es, bei dem man gar nichts anderes kann, als ihn dafür zu verachten, dass er diese alle möglichen Vorurteile füttert und dabei auch noch wahnsinnig nervt.

Dieser Trupp gerät nun in ein mehr oder weniger klassisches Haunted-House-Szenario. Nur dass das Haus – zumindest auf der Behauptungsebene – ein umhertreibendes Raumschiff ist (nicht allzu originell) und der Spukaspekt natürlich etwas, das angeblich Dracula sein soll (immerhin ein wenig originell beziehungsweise derart unoriginell, dass es wieder originell ist). Zwischendurch erzählen Auszüge von Videologbüchern die Geschichte der vormaligen Crew des Geisterschiffes (wiederum nicht so originell).
Wenn dann die ersten Mitglieder gebissen und in Folge zu Vampiren wurden, haben sie sich unerträglich rote Kontaktlinsen besorgt, sind ansonsten aber eigentlich unverändert feindselig, aggressiv und streitsüchtig, nur dass sie dabei NOCH unerträglicher in ihrem Infantilismus sind. Das als „Verwandlung zum Vampir“ zu bezeichnen, lässt sogar das Eddy-Murphy-Vehikel Vampire In Brooklyn (immerhin von Wes Craven persönlich inszeniert) so wirken, als ehre es Bram Stokers Andenken. Nun ja. Und nach 40 Minuten kommt dann der titelgebende Dracula (weshalb man diese Info wohl auch nicht als großen Spoiler verstehen sollte) dann ins Spiel, der in klassischer Montur (inklusive Stehkragen und Fingerring aus dem EMP-Katalog) über den Särgen levitiert, zwischen denen plötzlich unerklärliche Nebelschwaden wehen, und einen Befehl ausspricht, wie er nur aus den adeligen Gehirnwindungen einer Kreatur stammen kann, die mehrere Jahrtausende Weisheit ansammeln konnte: „Kill ‘em all!“
Immerhin bemüht sich der Graf vom Planeten Transsilvanien aus dem Karpatensystem (in der deutschen Synchronisation: „Es ist der der Planet der Vampire“), etwas gesitteter zu sprechen, sich etwas eleganter zu bewegen. Dass sein Gebiss zu groß ist und seinen – wie den aller Vampire – Mund so die ganze Zeit offen stehen lässt, macht diesen Effekt souverän zunichte. Die Effekte sind dafür so etwas wie vielversprechend: Die erste auftauchende, eingefallene Leiche mit Sperrholz-Kruzifix ist handgemacht und erinnert entfernt an Geschichten aus der Gruft. Leider bleibt es bei diesem einen, höchst staubigen Effekt, der nicht negativ auffällt.

Fragen wie „Warum erforscht die gesamte Crew – samt Rollstuhlfahrer – das herrenlose Schiff und lässt dabei das eigene Schiff vollkommen leer, obwohl der vorzunehmende Eingriff doch eigentlich mit wenigen geschulten Handgriffen einer Person vorzunehmen sein müsste, sind hier selbstverständlich fehl am Platze. Es geht darum, einfältige Leute, die möglichst verschieden sein sollen, sterben zu sehen. Ganz im Sinne klassischen Teenie-Horrors, wobei positiv anzumerken ist, dass die Zahl der Teenies sich angenehm zurückhält.
Wieso Brecheisen griffbereit neben zur Sicherheit verschlossenen Särgen gelagert werden, ist übrigens auch eine solche Frage. Ganz zu schweigen von dem Missgeschick Orlocks, nicht einfach auch seine mitreisenden Vampirfreunde mit Blut wiederzuerwecken. Stattdessen spielen die restlichen Särge mit Vampirstaub einfach keine Rolle – weder im Plan des Grafen noch im Film als Ganzes.
Doch Dracula 3000 hat durchaus auch Aspekte, die lediglich unterdurchschnittlich, anstatt maßlos ärgerlich sind. Kamera, Musik und Soundeffekte gehören zu

Irgendwie, irgendwie ist da noch mehr. Neben den Ansätzen, eine Geschichte zu erzählen ist da noch eine Spur, eine winzig kleine Spur, die an Dracula 3000 reizt. Was auch immer es ist, das da gereizt wird. Sie und dieses eigentümlich süße Kitzeln, das man verspürt, wenn etwas untragbar schlecht ist und damit in Aussicht stellt, noch schlechter zu werden, machen einen der angeblich schlechtesten File aller Zeiten zu etwas, das immerhin nicht vollkommen ungenießbar ist. Wenn man sich aber erst mal nach über der Hälfte an die Figuren gewöhnt hat und selbst in die richtige Position für derartigen Trash gerutscht ist, unterhält der Film nämlich tatsächlich auf eine ganz gewisse Weise. Als wäre es eine zwar nicht gute, aber außergewöhnliche Folge einer totlangweiligen Sci-Fi-Serie der 90er. Bis wieder eine dieser Szenen kommt, die einfach nur durch und durch falsch sind, in denen sich eine Fürchterlichkeit an die nächste reiht und man zwar sonderbar hypnotisiert davon ist, den sich als durch und durch beschönigend herausstellenden Serienkommentar aber tief bedauert.

Fazit

Die unsympathischsten Filmfiguren, die man sich ausmalen kann, sind in gleich aussehenden Gängen ein konstant großes Ärgernis, während ein planloser Vampir ihnen viel zu lange den Garaus macht.
Trotzdem erträglicher als Jason X.

Interstellar

Bisher war jeder Film von Christopher Nolan ein Erfolg bei Kritikern und Publikum. Entsprechend hoch sind jedes Mal die Erwartungen, wenn ein neuer Titel des Regisseurs und Drehbuchautors in den Startlöchern steht. Auch Interstellar macht da keine Ausnahme.

A frozen cloud.

Story

Wie viele anderen auch, ist der vormalige Astronaut Cooper Farmer. Die Welt von Morgen ist ausgesaugt und von Jahr zu Jahr verringert sich die Zahl anbaubarer Nutzpflanzen, während verheerende Staubstürme über das Land fegen.
Als seine aufgeweckte Tochter Murphy aufgrund eines sonderbaren Phänomens auf Koordinaten stößt, die Cooper zu einer längst aufgegeben geglaubten Institution führen, nimmt die Geschichte des Maisbauern, der mit seinen zwei Kindern und dem eigenen Vater auf dem Familienhof lebt, eine unvorhersehbare Wende.
Ein künstlich geschaffenes Wurmloch ist vor Jahren in der Nähe des Saturns aufgetaucht und könnte den Menschen ein Weg zu einer neuen Heimat sein. Cooper wird Teil des für die Reise zusammengestellten Expeditionsteams und trennt sich von seiner Familie, um für die Zukunft der Menschheit zu kämpfen.

Kritik

Die ersten Impressionen aus Interstellar sind wie die vorangegangenen Filme Christopher Nolans insgesamt. Schön, elegant komponiert, aber auch kühl und distanziert. Zu der The Dark Knight-Trilogie, seinem Remake Insomnia und dem Zaubererwettkampf Prestige passte diese unterkühlte Darstellungsweise seiner Geschichten durchaus, bei Inception verhielt es sich womöglich schon etwas problematischer, während bei Memento dadurch eine Verbindung zur Hauptfigur so sehr behindert wurde, dass man durchaus seine Probleme mit dem Film-Puzzle haben kann. Die pompösen Trailer zu Interstellar kündigten einen Richtungswechsel an. Es wird emotional im Kosmos Nolans, und das erfolgreich.
Matthew McConaughey schafft den zerknirschten Vater, der sich unter den Lasten der Gegenwart beugen muss als glaubwürdige, als warme Figur in einer glaubwürdigen, kalten Zeit. Sein Verhalten an sich und insbesondere sein Umgang mit der Vaterrolle ist zwar etwas befremdlich, trennt sich Cooper doch unerwartet entschieden und abgekürzt von seiner innig geliebten Familie, die er voraussichtlich nie wieder sehen wird, doch passt dies halbwegs zum andererseits beunruhigend obsessiven Kerl, der nur zum Erdenretter taugt, weil er sein Erdendasein hasst. Unter diesem Gesichtspunkt ist es auch vertretbar, dass vor allem er sich zu Beginn nicht mit pathetischen, platt symbolischen Sätzen zurückhält.
Ebenfalls schon durch den ersten Trailer ist es kein Geheimnis, dass Interstellar ein Vorbild hat, das größer kaum sein könnte und in welchem ebenso eine unbekannte, aller Wahrscheinlichkeit nach aber intelligente Wesenheit mittels eines Artefakts zu einer interstellaren Schnitzeljagd einlädt. Die aufgeladene Thematik, die epische Breite und der mutige Schritt über die Grenze hinaus, all das ist heutzutage nur schwer zu kombinieren, ohne als Kubrick-Epigone zu gelten.
Optisch lässt man sich natürlich nicht lumpen und liefert ein paar eindrückliche Bilder fremder Planeten ab, ohne den Zuschauer gleich mit Special-Effects zu überschwemmen.
Dagegen irritiert es, mit welcher Leichtfertigkeit die großen Pioniere der Menschheit sich auf einen völlig unbekannten Planeten verhalten, weshalb der weitere Verlauf auf diesen auch nicht sonderlich verwunderlich ausfällt, dafür aber ein angenehm donnerndes Spektakel verspricht. Hier gilt die Regel großer Studiofilme, die 10 Mark Logik zur Sicherheit dalassen und dafür 7 Mark Radau erhalten.
Dann aber gibt jemand im Film etwas sehr Kluges und Hochpoetisches von sich und versichert damit sogleich wieder, dass Interstellar eben nicht einfach nur irgendeine Studioproduktion ist.
Das Gegengewicht zum weiter oben bemängelten Pathos des Beginns sind eine Handvoll feiner und richtiger Sätze, die kurz ausfallen, aber nachdrücklich in Erinnerung bleiben.

Es ist beim Betrachten allerdings beinahe spürbar, wie man sich bemühte, das Drehbuch um klassische Spannungselemente zu bereichern. Dieser Umstand ist bedauerlich, denn aufgrund seiner inszenatorischen Souveränität hätte Interstellar gerade aus seiner Stille, der nackten Verzweiflung des Forscherteams und nicht zuletzt durch das tolle Ensemble eine viel tiefere Spannung erzeugen können, als durch die blanken Suspense-Elemente, die wie etwas willkürlich eingebrachte Stationen eines Filmes wirken, der ohne sie viel homogener geworden wäre. Auch ist man zu bemüht, die 169 Kinominuten mit obligatorischen Twists zu versehen, die das gleiche Schicksal haben, wie die Suspense-Elemente.
Somit wird das große Vorbild natürlich nicht abgelöst und bleibt unerreichbar. Während der offizielle Nachfolger 2010: Das Jahr, in dem wir Kontakt aufnehmen gar nicht erst versuchte, in die Fußstapfen des übergroßen 2001 – Odyssee im Weltraum zu treten, und stattdessen lieber ein konventioneller, aber routinierter Science-Fiction-Film wurde, kann sich Nolans Werk nicht so ganz entscheiden und landet damit ein wenig zwischen den Stühlen. Es mag paradox klingen, aber wollte Interstellar weniger, hätte der Film mehr erreichen können. Zudem wird der Kniff, der vonnöten ist, um die Geschichte schlüssig zu beenden, schon früh und häufig als zentrale Problematik in der Handlung angedeutet, sodass die Auflösung letztendlich kaum überraschen kann. Wie sie innerhalb der Filmlogik ermöglicht wird, das ist hingegen wieder beachtenswert. Was sich beim ersten Überlegen als fad, aber an sich unproblematisch präsentiert, wirkt auf den zweiten Blick defizitär und unsauber durchdacht und erst beim dritten lückenlos schlüssig – es gilt einzig, den physikalistischen Kitsch, den Interstellar sich zur Grundprämisse macht (was keineswegs zwingend abwertend gemeint ist) zu begreifen.
Das Werk zeigt sich sehr bemüht, am Ende zu einer kreisrunden Sache zu werden. Dadurch gelingt ihm eine symmetrische Schönheit, richtiger Fortschritt wird so aber unmöglich. Damit ist der Film weit weniger Pionier als seine Figuren. Doch das Scheitern – wenn man es denn überhaupt so nennen möchte – ist eines auf verflucht hohem Niveau. Und, wer weiß, vielleicht nutzt ein anderer Film eines anderen Regisseurs genau diese kreisrunde Umlaufbahn ums Motivbündel des Sci-Fi-Genres, um wie ein John Crichton Schwung zu holen, und sich ins tatsächliche Wagnis des Unbekannten zu katapultieren.
Was dann nagend am Ende bleibt, sind einige Fragen, die der Film offen lässt und die sich auch mit mehreren Sichtungen und einem gehörigen Maß an Grübelei nicht klären lassen.

Fazit

Nolan liefert mit seinem zehnten Film ein formal prächtiges, trotz seiner Laufzeit verblüffend kurzweiliges Stück Arbeit ab, das zugleich als sein emotional ausgereiftester Film gelten kann. Die Regie ist aber besser ausgefallen als das Drehbuch, welches aufgrund zu vieler Eingeständnisse an klassische Spannungskonstellationen und eines Endes, das vielleicht ähnlich kontrovers aufgenommen wird, wie einst das von 2001 – Odyssee in Weltraum, genaugenommen aber recht konventionell ausfällt, letztlich sein eigenes Potenzial untergräbt.
Das ändert aber nichts daran, dass Interstellar ein toller Film ist, der einen Gang ins Kino ebenso wert ist wie Folgesichtungen.

Gagarin – Wettlauf ins All

Amerika hat seine Sternstunde der Raumfahrt bereits mehrere Male in Szene gesetzt, Russland soll dies erst recht vergönnt sein. Schließlich war Juri Alexejewitsch Gagarin der erste Mensch überhaupt, der den Dunst der Erde hinter sich ließ und in den Weltraum vorstieß.
Das Dachte sich wohl auch der hierzulande relativ unbekannte Filmemacher Pavel Parkhomenko, der die Geschichte von Gagarin mit den Autoren  Andrei Dmitriyev und  Oleg Kapanets filmisch aufarbeitete.

Das Gewinnspiel, mit dem ihr eine DVD und BluRay des Filmes ergattern könnt, läuft noch wenige Tage.
)
Und jetzt ein Hurra.

Story

Der Weg in den Weltraum ist ein steiniger. Aus mehr als 3000 Piloten, die allesamt in Frage kommen, als erstes Erdenwesen die Heimat hinter sich zu lassen, hat Genosse Alexejewitsch Gagarin es geschafft, in die Auswahl der letzten 20 Anwärter zu kommen. Der wahre Konkurrenzkampf – auch mit den eigenen Zweifeln –  beginnt erst jetzt. Und während sich Gagarin immer weiter an die Spitze kämpft, erzählen Rückblenden, wie der werdende Nationalheld aufwuchs und zu dem außergewöhnlichen Mann wurde, der er ist.

Kritik

Es sei auch hier der Form halber noch mal erwähnt: Ja, so richtige Science-Fiction ist Gagarin – Wettlauf ins All natürlich nicht. Eher Science-Fiction-Geschichte. Eine Erzählung über eine Zeit, in der das heute Mögliche noch Spinnerei war, und über ein Ereignis, das Science-Fiction, wie wir sie heute kennen, entscheidend beeinflusst hat.
Doch nun zum Film. Wenn ein amerikanischer Volksheld, der durch außerordentliche Taten zur Legende wurde, nach dem Straßen, Plätze, Krater, Akademien, Träume und Boulevards benannt werden und der als häufige Antwort auf die Frage nach großen Vorbildern fällt, durch einen Film geadelt wird, geschieht das nur selten frei von Pathos und Patriotismus.
Gagarin bietet verhältnismäßig wenig Patriotismus, hat von Pathos aber jede Menge. Ständige Musik legt schwülstige Teppiche unter den Szenen aus. Dazu gibt es paar nette, aber überwiegend sehr einfache Perspektiven, die einen Alexejewitsch Gagarin zeigen, der kein Wässerchen trüben könnte, wenn er vom väterlichen Vorgesetzten lernt oder die zuckrige Freundin aufrichtig liebt.
Alles in allem hätte der Film  noch deutlich prätentiöser werden können. Man merkt der Produktion schon an, dass sie eine nicht allzu theatralische Darstellung der legendären Vorgänge anstrebt. Wie gesagt, die Inszenierung trägt dick auf und einige Dialoge sind fernab von nüchtern, andererseits wurde Ähnliches aber auch schon weitaus schlimmer gesehen.

Dramaturgisch kurios hingegen ist der Wahl des Erzählweges, der gewissermaßen doppelt durch bereits bekanntes Gebiet führt. Zum einen, weil man mit dem notwendigen historischen Vorwissen schließlich schon weiß, zu was für einem Ende die Sache kommen wird. Zum anderen, weil mit allerhand Rückblicken gearbeitet wird, deren Ausgänge aufgrund des eigentlichen Erzählstranges aber ebenfalls durchweg bekannt sind. Klassisches Mitfiebern um den Ausgang der Geschichte gibt es also kaum. Stattdessen muss sich Gagarin – Wettlauf ins All auf seine Inszenierung verlassen. Und diese ist ein zweischneidiges Schwert. Die ständigen Ausschweifungen in die Jugend des Kosmonauten sind manchmal ganz atmosphärisch, fügen erzählerisch aber nur wenig hinzu. In den Dialogen tut sich der Film schwer, was treffsicheren Humor angeht, während er ansonsten durchaus beschwingt durch die Geschichte führt, die besonders dadurch nett anzusehen ist, dass die Inszenierung der 60er Jahre mit liebe zum Detail besticht und den Mikrokosmos des damals alle sandere als fantastischen Astronautenalltags in unaufgeregten, aber herzlichen Bildern einfängt.
Eine nette Kleinigkeit am Rande: Die Laufzeit beträgt eine Stunde und 48 Minuten – exakt so lange, wie auch der Flug des russischen Nationalhelden andauerte.

Fazit

Nett gefilmte Geschichtsstunde, die den ersten Kosmonauten der Welt mit viel Pathos die Erde umrunden lässt. Nicht immer so zurückhaltend, wie nötig, nie so aufdringlich, wie möglich. Dafür aber mit sympathischen Darstellern und einem angenehm gemütlichen Tempo.