Der Große Japaner – Dainipponjin

Der Comedian Hitoshi Matsumoto hat gut 5 Jahre an seinem ersten Film gearbeitet. Der Große Japaner – Dainipponjin ist oberflächlich betrachtet eine Verballhornung japanischer Monsterfilme, sogenannter Tokusatsu-Sendungen, geworden, was bereits in seinen zahlreichen Sendungen sein Markenzeichen war. Wird man mit dem Film konfrontiert, präsentiert er sich schnell als einer der seltsamsten und keineswegs genießbarsten Filme des letzten Jahrzehnts.

Brustwarzen sind wichtig. Ja…

Story

Das Tolle an Regenschirmen ist, sie werden nur groß, wenn man sie braucht. Seegras ist aus ähnlichen Gründen ganz wunderbar. Fahrräder mag er eher weniger. Mit der achtjährigen Tochter läuft es dafür nicht so rund. Sie lebt bei ihrer Mutter, einmal im Monat gehen Masaru Daisato und sie ins Kino. Der schwermütige Tropf, der hier tagein tagaus von einem Kamerateam begleitet wird, ist in seinem Alltag ein ganz normaler Japaner. Zugleich ist er aber auch der Letzte einer langen Reihe von Menschen, die durch direkte Starkstromeinwirkung zu Hünen mutieren, um Japan wann immer es nötig ist vor haushohen Ungeheuern zu beschützen.
Doch brach die Heldenverehrung lange ab. Japan hat die Begeisterung für seinen kühnen Nationalhelden längst verloren und empfindet den Retter eher als Störenfried und Plage. Immerhin ist er ein Beschützer sechster Generation. Nun ist sein Leben armselig, sein Gehalt mickrig, die Einschaltquoten nicht nennenswert.

Kritik

20 Minuten lang sieht man Masaru Daisato atonal, verunsichert, etwas schusselig reden, gefilmt von einer amteuerhaft geführten Handkamera, inteviewt von einem nie zu sehenden Fragensteller, der nicht durchblicken lässt, ob seine Fragen gut überlegt oder unvorbereitet und ahnungslos improvisiert sind. Das Gespräch ist banal, seine Antworten sind laff.
Dann beginnt der erste Kampf gegen ein Ringmonster mit schütterem Haar und Seitenscheitel, das wie ein irre gewordener Wal klingt und wo es nur kann laicht. Vom Design her sind die Monstrositäten äußerst gelungen. Die riesigen Hybriden aus abstrakten Organismen mit menschlichen Gliedern und überproportional großen Köpfen, wie sie auf den Schultern eines jeden Bürgers nicht auffielen, sind zugleich bemitleidenswert und derart unästhetisch und vulgär, dass automatisch Unwohlsein auslösen. Dass die Animationen der Riesen fast schon laienhaft ausfallen, passt dafür erstaunlich gut ins Bild. Die Kämpfe sind bewusst träge, die absurde Bewaffnung unseres Hauptdarstellerhühnen in Form einer kurzen Eisenstange herrlich unangemessen – und seine knappe purpurne Unterhose genauso unangenehm wie jede anderfe Art von Körperlichkeit in Dainipponjin.

Der Humor ist sehr leise, ergibt sich nur aus der absonderlichen Situation und nicht aus direktem Witz. Der Film ist zum Glück diszipliniert genug, nicht albern zu werden und das zerbrechliche Gleichgewicht zwischen lakonischer Tristesse und bizarrer Parallelwelt zu gefährden.
Doch dabei ist es eigentlich nur selten wirklich komisch, mit fortschreitender Laufzeit, in der wir den einsamen, in sich gekehrten Melancholiker begleiten, erhält der Film erst eine Aura der Bedrohlichkeit, die sich im Hintergrund immer spürbarer auftut und wird dann plötzlich einfach nur noch leer und trostlos.

Das Problem des Filmes: Dainipponjin – Der große Japaner setzt sich zusammen aus sehr vielen ruhigen Interviewpassagen, die nur dann und wann von den skurrilen Monstermissionen abgelöst werden. Die einzelnen Geschehnisse sind vom Prinzip her groß, hängen aber in keiner Weise zusammen. Sobald klar ist, dass die Geschichte genaugenommen nur eine lose Kette unzusammenhängender Ereignisse darstellt, ist es schwer, den Film mit großer Aufmerksamkeit weiterzuverfolgen, da die Einzelheiten nicht interessant genug sind und im Kontext des Gesamten keine nennenswerten Verknüpfungen zueinander aufbauen.
Der Mockumentary-Stil entschuldigt in gewissem Maße zwar die sehr lieblos geführte Kamera, ganz vergessen machen kann er sie aber nicht.
Trotzdem lässt sich eine sonderbare Art der Anziehung nicht bestreiten. Es gibt witzige Momente, die davor bewahren, Langeweile entstehen zu lassen. Aber das ist nicht der ausschlaggebende Punkt. Bemerkenswert sind vielmehr die weitaus zahlreicheren Szenen, die höchst irritierend sind, ohne dabei wirklich verstörend zu werken. Sie sind einfach nur seltsam. Und sonst nichts. Irgendwo in der Schnittmenge aus Scham, Mitleid und peinlicher Berührtheit spielt sich der Film ab.
Das klingt eigenartig und das ist eigenartig. Dainipponjin baut eine ungeheuer eigene Atmosphäre auf, die definitiv keinen Spaß macht, aber fraglos was für sich hat und behaupten kann, höchst eigen zu sein.. Ob das genügt, sich auf den Film einzulassen, muss jeder für sich selbst entscheiden.
Die letzten 15 Minute sind dann urplötzlich ein Feuerwerk des Einfallsreichtums, wunderbar absurd, überdreht und spritzig. Dadurch entsteht ein Kontrast zum restlichen Film, der so enorm ist, dass es das Gesamtwerk fast schon rund macht. Doch das soll und kann nicht verheimlichen, dass bis zu diesem Zeitpunkt die Satire nicht saftig genug ist, die Komödie nicht ausreichend witzig, die Tragödie zu zerfahren und nicht zuletzt auch das Spiel von Hitoshi Matsumoto nicht ausdrucksstark genug.

Fazit

Japans Comedian Hitoshi Matsumoto in Personalunion als Regisseur, Autor, Produzent und Hauptdarsteller schafft mit seinem Regiedebut etwas einzigartig Spleeniges, das dennoch nicht zwangsläufig sehenswert ist, da über Dainiponjin bei besten Willen nicht gesagt werden kann, dass er Spaß macht. Die Tokusatsu-Filme werden durch die orientierungslose Dramatik in gewisser Weise zwar treffend aufs Korn genommen, das Bemerkenswerteste an diesem Kuriosum ist aber zweifelsohne seine kaum zu beschreibende Atmosphäre, die sich aus merkwürdig anstößig anmutenden Schlichtheiten selbst gebärt.

Critters 2 – Sie kehren zurück

Dem Regelwerk der Filmwirtschaft folgend, erhielt auch Critters gerade mal zwei Jahre nach seinem überraschenden Erfolg ein Nachfolgewerk. Der begabte Stephen Herek wurde abgelöst von Mick Garris, dessen mittelmäßigen TV-Adaptionen von Stephen-King-Geschichten noch vor ihm lagen, welcher mit Das Wunder der 8. Straße aber schon einen wirklich großen Namen in der Vita vorweisen konnte.

Today of course is the day of Resurrection.

Story

Zwei Jahre sind vergangen, seit eine Horde Critters ein Raumschiff kaperte, Kurs auf die Erde nahm und nach kalkuliertem Absturz damit begann, die Farm von Familie Brown zu belagern. Man zog fort und das Dorf Grovers Bend weigert sich seitdem strikt, die damaligen Ereignisse anzuerkennen. Als Sohnemann Brad Brown nun zurückkehrt, um seiner Großmutter einen Besuch abzustatten, schlüpft auch die Brut der Critters aus den zurückgelassenen Eiern pünktlich zum Osterfest. Auch die außerirdischen Kopfgeldjäger eilen wieder herbei, doch dieses Mal lässt sich eine Verschonung des Dorfes nicht abwenden.

Kritik

Nach den ersten beiden, durchaus vielversprechenden Minuten, reihen folgende Dinge aneinander: Ein schlechter Witz, diverse schlechte Effekte sowie ein Alien, das aussieht, als wäre es in der Grundschule gebastelt worden. Außerdem fällt auf: Bradley Browns Haare sind roter, lockiger und schockierender frisiert als die Haarpracht seines jüngeren Alter Ego in Teil 1. Schlussfolgerung: Wir sind immer noch in den 80ern. Außerdem hat er eine Großmutter, die genau in demselben Kaff wohnt, in dem er in Critters selbst mit seiner Familie hauste, von der dort aber nie die Rede gewesen ist. Aber irgendeinen Grund muss es ja geben, dass Brad noch mal in die Heimat zurückkehrt, die man zwei Jahre zuvor offenbar erst verließ, nachdem die verbliebenen Critters-Eier in der Scheune in ein Osternest gelegt und sorgfältig mit einer Handvoll Stroh bedeckt wurden.
Zeigten sich die 80er in Critters noch von ihrer besten Sorte, hält in Critters 2 quasi ihr muffiger Schwager Einzug, der direkt aus dem Hause Flodders rüber wankt, um sich Kondensmilch zu borgen. Ganz so ungehalten ist es zwar nicht, die Diskrepanz zum ersten Teil wird aber allzu deutlich. Ging es dereinst noch darum, dass Bradley Hoffnungsträger einer neuen heranwachsenden Generation war, schlägt nun die Realität mit all ihrer Kraft ein. Er ist ein Teenager, hat mit Hoffnung gemacht, was alle Teenager mit Hoffnung machen, und wurde in gerade einmal zwei Jahren ein unerträglicher Schmierlappen, der allen Hausarrest der Welt verdient hat

Eo ipso: Critters 2 hat Probleme, und das nicht zu knapp. Trotzdem ist der Film keine Qual, sondern für die Dauer seiner Laufzeit ein durchaus kurzweiliger Spaß, bei dem zwar regelmäßig tumbe und geschmacklose Witze daran erinnern, dass das Sequel ein liebloser Abklatsch ist, bei dem zugleich aber so viel passiert, dass man sich für eine ganze Weile wenigstens nie langweilt.
Erst bei Minute 50 schleppt sich der Streifen dann spürbar, wenn das Semi-Finale einsetzt, das ebenso geschmacklos ist, wie der sonstige Ton des Filmes. Mit Schwund des Unterhaltungswertes bleibt nur noch ein marodes Sequel-Gerüst nach Schema-F inklusive wenig erfreulichem Klamauk, der auf pubertäre Weise mit Penissen und Brüsten jene zum Gackern bringen möchte, die nach 22 Uhr heimlich fernsehen.

Das Ernüchterndste ist aber, dass die Critters-Viecher, diese mitleidlosen Knäule, diese nimmersatte Plage aus den Weiten des Alls, hier genau dem restlichen Ton des Filmes entsprechen: Plötzlich sind wie Gremlins ohne Charme und Stil. Sie geben Comicgeräusche von sich, zelebrieren Essensschlachten und fabrizieren kindische One-Liner, die zum Weglaufen sind, nur um dann NOCH MEHR Comicgeräusche von sich zu geben und dann ausgelassen zu lachen. Dadurch, dass der Film mit seinen Figuren zu spielen beginnt, sie als komödiantisches Element einsetzt und ihnen teilweise sogar Individualität einflößt, werden aus dem ambivalenten Schrecken, der gerade als kollektivgewordener Appetit Respekt generierte, Witzfiguren aus dem Spielzeugregal.

Fazit

Critters 2 beginnt dumm, aber unterhaltsam, fängt 30 Minuten vor Schluss aber an, sich merklich zu ziehen, obwohl und weil er stetig abstruser wird, die Critters um zahlreiche unpassende Eigenschaften erweitert und einen unstrukturierten Verlauf aufweist, der von geschmacklosen Witzen und einigem Stumpfsinn flankiert wird. Und das trotz der übertragenen Rückkehr von John Wayne.

Critters

Knappe zwei Jahre nach Joe Dantes Gremlins – Kleine Monster fallen die nächsten ungezogenen Taschenmonster über die Erde her. Dieses Mal kommen sie aus dem All und müssen sich für ihre zerstörerische Form nicht erst verwandeln.

You have an seriuous attitude problem.

Story

Die Critters sind kindskopfgroße, fellige, gut bezahnte Kreaturen (hier schließt sich der Kreis, nuschelt man ‚Creatures‘ in betrunkenem Zustand, erhält man sowas wie ‚Critters‘) mit chronischem Heißhunger auf alles, die mit einem Gefängnisasteroiden (Eine Weiter- oder Rückentwicklung des Gefängnisplaneten, bei der nicht klar zu entscheiden ist, ob sie cool oder dusselig) ist getade durchs All transportiert werden. Bevor die Überschiffung dem Protokoll gemäß ablaufen kann, brechen die gefürchteten Biester aus, Kapern ein Raumschiff und nehmen Kurs auf die Erde.
Die Verantwortlichen, schlucken besorgt, fackeln dann aber nicht lange und rekrutieren zwei Kopfgeldjäger, die die Gefahr möglichst ohne Kollateralschäden eliminieren sollen.
Nur ein paar Kilometer vom Hof der Familie Brown landet das erbeutete Schiff und die Besatzung strömt aus.

Kritik

Nach einem kurzen Blick auf ein paar bürokratische und englischsprechende Außerirdische mit schicken Designs, von denen man eigentlich gerne viel mehr sähe, geht es prompt in die intakteste Kleinfamilienidylle des Amerikanischen Provinztraums, die an sich nur vorstellen kann. Der fleißige Handwerkermann in Latzhose erzieht seine Kinder auf altmodische aber herzliche Art, die nicht minder fleißige Hausfrau in Schürze arbeitet eifrig in ihrer mintfarbenen Küche, die sich kabbelnden, aber liebenswerten und gewieften Geschwister kratzen an den beiden Seiten der Pubertät und die Familienpackung Orangensaft steht in der Mitte von allem, während es draußen grünt.
So unerträglich das sein könnt, es funktioniert und bereitet absolut Freude, für eine Weile in diesem Mikrokosmos zu weilen. Dabei liegt im Grunde eine durch und durch klassische Struktur mit durch und durch klassischen Spannungsfeldern vor. Was die für Freude sorgt, ist die enorm liebevolle Ausstattung, eine große Liebe zu Details und die rassige Regie von Stephen Herek, der neben etlichen Disney-Hits auch für Bill & Teds verrückte Reise durch die Zeit verantwortlich war. Und so ist diese Einführung der Figuren ohne eine Länge.
Ausgerechnet Billy Zane als schüchterner Lustobjekt von April ist etwas zu kurz gekommen – auch wenn das der Rolle vollkommen angemessen ist. Lediglich die Figur des Ug ist zu verwaschen in der unverortbaren Mitte zwischen Trinker, Schussel, Paranoia, Medium und geistig Zurückgebliebenem. Die Darstellung von Terrence Mann, dessen denkwürdigste Rolle er ausfüllt, sorgt aber dafür, dass dieses ziellose Mäandern nicht weiter stört. Und so vergeht ziemlich genau ein Drittel der Laufzeit, ehe die außerirdischen Hedonisten ins Bild zotteln – und man vermisst bis dahin nichts. Den häufigsten vorwurf, den man Horrorfilmen macht, muss sich Critters also nicht gefallen lassen.
Und auch dann geht es weiter ohne Längen, ohne Unterhaltungsstopp. Die Invasion erfolgt mit der erwartbaren Steigerung, verteilt aber ausreichend viele Leckerbissen, um den Zuschauer nie vor den Kopf zu stoßen. Auch Ernsthaftigkeit und Witz geben sich stilvoll die Hand, ohne dass das eines das andere zu schlucken versucht, womit der Film auch diese brenzlige Linie ohne Blessuren hinter sich lässt. Inhaltlich hebt sich Critters von ähnlichen Werken durch die Science-Fiction-Elemente ab. Durch die wenig unauffälligen Formwandler gesellt sich zum Puppenhorror eine weitere Ebene, die sich in den meisten anderen Filmen niemals mit dem ersten Handlungsstrang vertragen hätte, sich hier aber nahtlos einfügt.
Bei alledem ist Critters in höchstem Maße 80er – dass die außerirdischen Kopfgeldjäger im Weltraum nietenbesetzte Lederjacken tragen, erübrigt sämtliche weiteren Ausführungen.

Lästern lässt sich somit nur über Kleinigkeiten.
Zum Beispiel gehen die anfangs noch häufigen Point-of-View-Einstellungen der lauernden Critter nicht auf. Denn während die Kamera in klassischen, gemächlichen Kamerabewegungen und ihrer Größe entsprechend über den Grund „schwebt“, sind die trippelnden oder rollenden Viecher, deren blick sie eigentlich wiedergeben soll, wendig und geschwind, weshalb die Plausibilität der dargestellten Welt an dieser Stelle ein paar Sprünge in Kauf nehmen muss. Das ist aber nur ein kleines Detail, das im Gesamtbild nicht weiter stört. Was etwas schwerer ins Gewicht fällt, ist das recht unglaubwürdige Verhalten so mancher Charaktere in Gefahrensituationen. So schreiten Familienmitglieder nicht ein, wen der Vater in Gefahr schwebt, einfach nur, damit die Kamera mehr Zeit hat, Spannendes einzufangen.
Ebenfalls nicht ganz korrekt sind die zeitlichen Abläufe. Denn dass ein Akt zwischen Teenagern einen ganzen Abend andauert, ist naturgemäß alles andere als der Normalfall.

Ziemlich erheiternd hingegen ist das Bild der Behörden, die viel zu leiden haben und nur in sehr beschränktem Ausmaß in der Lage sind, zu agieren. Das trifft auf die gesamte Galaxie zu, auf die irdischen Cops und die extraterrestrischen Kopfgeldjäger. Heiter ist auch der Rest. Critters gelingt es hervorragend, Witz und Schauer zu vereinen, ohne jemals plump einfallslos oder albern zu werden. Da auch die Detailfülle ihr Niveau konstant beibehält, sind all die kleinen und mittelgroßen Fehler im Grunde kaum von Bedeutung, denn der Sehgenuss wird davon nie beeinträchtigt geschmälert. Viel zu spleenig und naiv gestaltet sind die – ebenso naiven und spleenigen – Kopfgeldjäger aus dem All, viel zu dynamisch die Erzählung. Und so gelingt es dem Film tatsächlich, einem Genre gerecht zu werden, das sich Familien-Sci-Fi-Horror nennen darf, weil das Gezeigte trotz teils nicht von der Hand zu weisender Brutalität immer auch klassisch 80er-Jahre-Charmant bleibt.

Darüber hinaus spielt der Film, so konventionell er in seiner eigenen Struktur ist, mit althergebrachten Systemtraditionen, lässt sowohl John Wayne verenden als auch den Jungen das Zepter in die Hand nehmen und seinen Mann stehen, während Paps akzeptieren muss, handlungsuntauglich zu sein. Die Initiative des Kleinen geht sogar so weit, dass Critters sich problemlos auch als Appell auffassen lässt: Das Fremde dringt in unsere Welt, die etablierten Ordnungshüter versagen vollends, die heranwachsende Generation aber obsiegt auch ohne hütende Instanz. Sie betätigt sogar das Licht am Fahrrad, wenn es um Leben und Tod gibt. In gewisser Weise wird die Menschheit hier mündig.
Und damit ist Critters um Längen besser als der sehr ähnlich gestrickte Invasion vom Mars von Tobe Hooper.

Fazit

Auch heute ist Critters noch der gut aufgelegte Film mit seinen gut aufgelegten Darstellten, der mit im richtigen Maß überzeichneten Charakteren und sympathischem Witz eine formschöne Verbindung mit seinen bereichernden Science-Fiction-Elementen eingeht und jede kleinere Schwäche unwichtig erscheinen lässt, weil die Gesamterscheinung durch und durch angenehm ist.

Und dass sich ein brennender Critter ins Wasser rettet und dort später doch seinen Tod findet, darf gewiss auch als Anspielung auf die Gremlins-Vorbilder gesehen werden.
Trivia: Während die Herkunft der Gremlins im Film nicht geklärt wird, ist das Buch auskunftsfreudiger. Auch sie kommen aus dem All – ein blauäugiger Wissenschaftler schuf dort die Mogwais. Ihre Verwandlung ist ein unerwünschter Nebeneffekt.

Yatterman

Takashi Miikes Anime-Adaption Yatterman war ein Japan ein Kassenschlager, wurde von der Kritik aber gemischt aufgenommen. Schaurige Produktionsgeschichten mit einem Regisseur, der von dieser Auftragsarbeit alles andere als angetan sein soll, kommen einem zu Ohren. Ob der Film vom dauerbeschäftigten Regisseur, ganz unabhängig von solchen Gerüchten, sehenswert ist, erfährt man… nun… hier! Rein in die Roboter!

Oh, mein kleiner Popo!

Story

Ist ein Kampf zu schwer, muss man in den Riesenroboter steigen. Dieses Prinzip, nicht erst seit Power Rangers populär (Ja, ja, die steigen nicht, die „beschwören“), ist auch die oberste Strategie von Gan Takada und seiner Freundin, dem heroischen Yatterman-Duo, welches zur Tarnung in der Spielzeugfabrik von Gans altem Herren arbeitet, wenn Not am Mann bzw. An der Welt ist, aber ohne zu zögern in die modischen Kostüme schlüpft.
Nun, da die oberschurkische Dorongo-Gang, halb Tokyioko (richtig gelesen) in Schutt und Asche gelegt hat, taucht ein Mädchen auf, das darauf drängt, vier geheimnisvolle Steine aufzuspüren, um ein mächtiges Schädelartefakt wieder zusammensetzen zu können.

Kritik

Dass all das von der ominösen Gestalt namens Yatterwoof erzählt wird, welche gerne auch selbst ins Geschehen eingreift, und die Bösewichte eine durchaus gleichgewichtige Rolle in der Geschichte einnehmen, sei mal nur am Rande erwähnt. Ok, letzteres verdient mehr Platz. Denn das Antagonisten-Trio hat nicht nur mehr Raum als das Helden-Pärchen, sondern besteht mit seinen zwei trotteligen Gehilfen und ihrer explosiv-ratlosen Anführerin auch noch aus Figuren, die wesentlich unterhaltsamer und lustiger geraten sind als die vermeintlichen Protagonisten. Und gerade dieses „vermeintlich“ ist eines von gleich mehreren Alleinstellungsmerkmalen von Yatterman, denn das Prinzip der multiperspektivischen Erzählung wird hier sehr erfolgreich ausgeführt und sorgt im eh schon heillosen Durcheinander für noch mehr Tempo. Ein weiteres, ungeheuer opulent in Szene gesetztes Distinktionsmerkmal ein nicht erzählerischer, sondern optischer Aufbau, der ziemlich genau einer Matrjoschka entspricht, deren Innereien willkürlich in- und auseinander gesteckt werden. Immer wieder zoomt die Kamera in ein Roboter-Cockpit, wo sich – in einer ganz eigenen Welt – plötzlich ganz eigene Dinge abspielen. Wie in einem antiken Roman haben die Geschehnisse dieser Sub-Abenteuer aber keinerlei Auswirkung auf die „historische Zeit“ draußen. Ist die Episode beendet, flutscht die Kamera rauschend wieder eine Ebene nach hinten, damit der Kampf reibungslos dort fortgesetzt wird, wo er für den Zuschauer vor vielen Minuten endete.
Durch die Kombination dieser Stilmittel sorgt vor allem der Beginn des Filmes für einen augenöffnenden Rausch, der seinesgleichen sucht, fällt man doch in einen ausufernden Kampf auf mehreren Ebenen, der die Stadt in Mitleidenschaft zieht, sich immerzu steigert und scheinbar nicht endet, bis auch der letzte Skeptiker den Gurt löst und sich einfach mitreißen lässt.
Vollzogen wird das ganze Kuddelmuddel in einer grellen Wellt des Absurden mit einer expressionistischen Detailfülle, die das Attribut ‚Selbstzweckhaft‘ noch einmal ganz neu beleuchtet. Die Verklebung von bewusst angepappten Special-Effects mit den bizarren Kostümen der Figuren, einem entsprechenden Schauspielstil, völlig überdrehtem Humor und einigen Purzelbäumen, gebiert etwas, das auf eine Weise überzogen ist, wie es noch bei keinem anderen Takashi-Miike-Film zu entdecken war. Und der Autor kennt sie fast alle, weshalb er sich bewusst ist, welche Schwere dieser Satz bei diesem Enfant terrible der Filmwelt bedeutet.
Von der Ästhetik erinnert dieses zusammengesponnene Universum erfreulich stark an den sehenswerten Anime Soul Eater, was durch eine nahezu identische Symbolik in den Bildern noch unterstrichen wird.

Der gigantische Anfang bedingt, dass im Anschluss erst einmal der Fuß vom Gas genommen wird. Zwar bleibt es auch im restlichen Verlauf einfallsreich, denn die Bilder werden sprichwörtlich geflutet mit einem Reichtum an Kleinigkeiten und Ideen, von denen eine bizarrer als die andere ist. Dass sich hier wirklich alles von der ersten bis zur letzten Minute vor dem Greenscreen abspielte und demzufolge nichts außer die Kostüme der Darsteller handgemacht sind, tut dem Spaß hier ausnahmsweise keinen Abbruch. Das massive Tempo mit dem Perspektivenspiel im Zehnsekundentakt bleibt nach dem fulminaten Einstieg aber unerreicht.
Noch kurz zum zu Beginn der Kritik angedeuteten Grund, weshalb alles, was mit der Geschichte zu tun hat, höchstens nebenbei erwähnt werden sollte. Diese ist nicht nur völlig gaga, sondern zusätzlich auch ziemlich konfus und durcheinander erzählt, weil andauernd etwas passiert, von dem nicht klar ist, ob es von Relevanz oder nur pinker Blödsinn ist. So wird das denkbar simple narrative Grundgerüst ziemlich bald erstaunlich unverständlich, weil man wirklich selten derart viele Dinge ohne Bedeutung in einem Film erlebt, die einen zugleich in einen audiovisuellen Zuckerschock versetzten. Manch einer mutmaßt, dass eine ausführliche Kenntnis der Anime-Vorlage vonnöten sei, um hier am Ball zu bleiben. Naheliegender ist es aber, dass dieser ausgelaufene Kinder-Schminkkasten in Filmform genau diese Rauschwirkung erzielen möchte – und somit augenzwinkernd mitteilt, dass die Story NATÜRLICH völlig irrelevant ist. Hier hauen sich Riesenroboter am laufenden Band eine rein, während schnweinsnäsige, kuschelige, stolpernde, kreischende Psychopathen den Wettlauf bestreiten, wer der Bunteste von ihnen ist. Das Ergebnis ist wahnwitziger Film, den dem Kinder zu einem gewissen Grad Spaß haben dürften, bis sie nach 10 Minuten ihren ersten epileptischen Anfall haben. Tatsächlich aber ist Yatterman eine Satire auf all die seelen- und inhaltslosen Fließbandproduktionen der Unterhaltungsindustrie für Kinder, die mit perfiden Knebelverträgen, fragwürdiger Moral und von sterbenden Affen geschriebenen Skripten seit Ewigkeiten das Vormittagsprogramm bestimmter Sender bevölkern… und von denen Japan natürlich ganz besonders stark betroffen ist.
Irgendwann aber ist die Luft raus, das Auge müde und das Ohr genervt. Da die Geschichte irgendwann verlorengeht und der ekstatische Anfang unerreicht bleibt, müssen allein skurrile Ideen Gründe fürs Dranbleiben zu liefern. Fakt ist, dass die Achterbahnfahrt mit ihren zwei Stunden schlicht zu lang geraten ist. Spätestens nach 80 Minuten erschöpft sich das Konzept, weil das Pulver zu früh verschossen wurde und selbst Zuckerwatte nach einer gewissen Menge Übelkeit hervorruft.

Fazit

Es mag eine Auftragsarbeit gewesen sein, dass Miike trotzdem enormen Spaß an Yatterman gehabt haben dürfte, daran lässt der Film eigentlich keinen Zweifel. Seinen Hang zum Wahnsinn hat der Auteur ja in fast jedem Film, am vehementesten vielleicht in Gozu, zum Ausdruck gebracht. Die völlige Entfesselung von eben diesem gibt es erstmalig in Yatterman zu sehen.
Mit zwei Stunden ist das stürmische Feuerwerk heillosen Quatschs aber einfach zu ausufernd geraten. Da die Geschichte nicht trägt und das einleitende Chaos nie übertroffen werden kann, stellen sich gegen Ende doch untrügerische Ermattungserscheinungen im zuvor noch höchst unterhaltsamen Chaos ein.

Monsters: Dark Continent

Jemand, der quasi ausschließlich durch die Serie Misfits bekannt ist, dreht einen zweiten Teil zu Monsters, dem Film, mit dem Gareth Edwards (Godzilla) zurecht in Hollywood wie eine Bombe einschlug.
Ein Kriegsfilm als Sequel zu einem stillen Liebesfilm vor Sumpfkulisse. Mit längerer Laufzeit als das Original. Wenig verwunderlich, dass Fans und Presse Tom Greens Film gierig zerfleischen.
Was hingegen verwunderlich ist: Sie tun ihm Unrecht.

Why am I here!?

Story

10 Jahre sind vergangen, die Monster haben sich ausgebreitet, sind aber auch zum Teil des menschlichen Alltags voller Feindbilder geworden.
Vier Freunde ziehen zum ersten Mal in den Nahen Osten in den Einsatz, wo die außerirdischen Riesen genaugenommen nur ein Nebenproblem darstellen. Zusammen mit den Offizieren Forrest und Frater werden sie auf eine Rettungsmission geschickt, die sie direkt ins Herzen des pulsierenden Nahost-Konflikts bringt. Immer im Schatten der durch die Wüste wogenden Ungetüme.

Kritik

Monsters – Dark Continent ist ein Kriegsfilm; und damit nicht unbedingt die logische Fortsetzung zu Edwards Indie-Perle, die auf eine Handvoll Personen und viel Grün setzte. Und irgendwie doch. Zum einen ist dem Film zu danken, dass er das Rezept des ersten Teils nicht einfach noch einmal kocht und damit schon Vorhandenes in schlecht aufgewärmt abliefert. Zum anderen sind sich die Filme, auf das Wesentliche reduziert, beim näheren Hinsehen keineswegs so unähnlich wie behauptet. Erneut befinden wir uns in einer lebensfeindlichen aber brisanten Umgebung, die Herd eines Konflikts ist. Wieder sind die Monster eigentlich nur die bedeutungsschwangere Kulisse dafür, dass sich vor ihr etwas dezidiert Menschliches abspielen kann. Nur dass dieses in Monsters – Dark Continent der Krieg ist.

Anfangs lernen wir Michael kennen, der von seiner fadenscheinigen Motivation berichtet, gegen die Aliens in den Krieg zu ziehen. Was er dabei zwangsläufig auch erzählt, ist, wie der Zustand der dargestellten Welt ist.
Viel Zeit vergeht nicht, bis klar wird: Die Hauptperson ist genau wie alle anderen seines Trupps ein dümmlicher Widerling Wir folgen keinem Helden und stetig tritt stärker hervor, dass Michael ein reichlich verblendeter Fan seines Arbeitgebers ist. Die Idee, in der Armee zu sein, ist für ihn ohne Konkurrenz.
Und an diesem Punkt nimmt der Film sich die Zeit für Orientierung – etwas, das er ebenso vom Zuschauer einfordert. Denn nach einer Weile kann man skeptisch werden.
Wieso werden die so kritisch anmutenden Szenen blindwütiger Soldaten mit fetziger Rockmusik unterlegt? Wieso bekommt die Harte-Männer-Sind-Freunde-Romantik, die zum Militär als Tempel der Jungenfreundschaften gehört, keinen einzigen richtigen Riss? Werden hier vielleicht doch auf die dreisteste Art und Weise die weißen Soldaten als Friedensengel und Philanthropen inszeniert; handelt es sich um einen eigentlich gar nicht getarnten Propogandafilm?
Wäre dem so, dann wäre dies das Perverseste, was man aus der Prämisse von Monsters machen konnte.

Was irritiert, ist, dass immer wieder klingen Zwischentöne anklingen. Soldaten sind dann plötzlich doch arme Würstchen und nervliche Wracks, außer Kontrolle geratene, aber auch alleingelassene Kinder. Die Selbstsicherheit, Weltpolizei zu sein, eine gefährliche Droge, Krieg kein keimfreies Zuckerschlecken. Entsprechende, teils sehr schockierende Szenen gibt es als Beweis in erschreckend effizienter Inszenierung, die eine markerschütternde Eindringlichkeit an den Tag legen kann. Tom Greens Händchen für intensive Atmosphäre ist ohne Zweifel bemerkenswert, auch abseits von drastischen Schockszenen.
Orientalische Gesänge, zwischen von Sand zerriebenen Häusern huschen in einer Welt der Braun- und Orangetöne durch körniges Bild finster blickende, dunkelhäutige Männer mit Turbanen. Tonnenschwere Ungetüme aus dem All stampfen über die Erdoberfläche, aber die wahren Kernprobleme zwischen den Menschen sind eigentlich unverändert, als wäre der ewige Zank und Symbole etwas untilgbar Athropologisches. Die Bilder sind staubig, die Gesichter ängstlich, das Gefühl von Fremde und Verlorenheit wächst schnell. Monsters: Dark Continent ist ein stimmungsvoller Streifen, der viel aus seinem Nahost-Setting holt und damit ein stark trauriges Bild zeichnet. Dass man, wenn man es konnte, gut sichtbar auf handwerkliche Effekte setzte, macht die Sache außerdem angenehm anzusehen.
Bedient wurde sich an einer großen Tugend, die Gareth Edwards Monsters ausmachte: Die außerirdischen Besucher sind meist nur kurz und verschwommen im Hintergrund, mal aus großer Höhe, mal knapp in Miniaturversionen zu sehen, bleiben sie aber immer seltene Gäste. Nicht nur von dem Soldatenteam, auch vom Film wird die Tatsache, dass es überhaupt eine Alienbedrohung gibt, zeitweise kaum noch bemerkt. Trotzdem bleibt sie präsent – allem voran das macht den Film zu einem letzten Endes irgendwie doch sehr außergewöhnlichen. Dadurch, dass die fremdartigen Titanen nicht ständig das Bild dominieren, stellen sie stets eine Besonderheit dar und teilen etwas von der geheimnisvollen Aura ihrer Verwandten aus dem Erstling.
In solchen Momenten meint man zu wissen, wieso gerade solch ein Film den Indie-Hit Monsters fortsetzt. Die Titelgebenden Monster sind mehr denn je die Menschen, unfähig, aus ihrem Käfig zu kommen, sich in ihm selbst zugrunde richtend und selbst in Gefahrensituationen, die die gesamte Spezies betreffen, bleiben sie kleben an ihren belanglosen, aufgesetzten Konflikten, als bräuchten sie sie, um sich selbst zu erkennen. Kommt mal ein Alien vor, wird es verhöhnt, verachtet, überfahren. Road Kill! Auf eine Weise, die gänzlich unerwartet ist, hat Monsters: Dark Kontinent eine subtile Seite, ein starkes Konzept das dem Vorgänger auf sehr aufrichtige Weise treu bleibt, obwohl doch bis über das Genre hinaus so viel verändert wurde.
Lange Zeit ist unklar, ob der Film sich für die extraterrestrischen Einwanderer mit der fremdartigen, unangenehmen, aber auch seltsam anmutigen Anatomie mehr als nur als exotische Bedrohungskulisse schätzt. Schließlich wurde spätestens im Finale von Monsters überdeutlich, dass in den Wesen durchaus Potenzial steckt.
Das bedeutet aber nicht, dass es bei Monsters: Dark Continent keine Schauwerte gäbe. Der Film ist durchweg superb geschossen und liefert vor allem in der zweiten Hälfte einige fast schon poetische Shots.

Dennoch setzen immer wieder auch befremdliche Zeitlupenmomente ein, während fast schon würdigende Rockmusik so manche Aufbruchs- und Konfliktsituation untermalt. Fast wirkt es so, als hätte man die Army als Sponsor gehabt und sich dadurch verpflichtet, ein gewisses Werbeniveau zu gewährleisten. Spätestens dann, wenn das Feindbild zwar bestätigt wurde, unsere Soldaten aber mit keinem Deut Heldenhaftigkeit, sondern in einer Drastik reagieren, die der der Gegner in gar nichts nachsteht, nimmt die Situation in ihrem schizoid anmutenden Darstellungskontext verstörende Ausmaße an.

Monsters: Dark Continent profitiert sehr von seinem Vorgänger. Von der Welt und dem Hintergrund, die aufgebaut wurden. Gleichzeitig tut es dem Film gut, wenn er nicht mit Teil 1 verglichen wird. Gemein ist den Filmen nicht ihr Setting, nicht ihr Genre, sondern einzig der Wille, etwas über den Menschen auszusagen. Dies, so könnte man argumentieren, war ja seit Anbeginn des Genres das Bestreben von Science-Fiction, doch drangen die eigentlichen Sci-Fi-Elemente selten so weit in den Hintergrund wie hier. So könnte man Monsters: Dark Continent einen Etikettenschwindel vorwerfen. Doch würde man dann eine flirrende Mischung aus Jarhead, Starship Troopers, Black Hawk Down, The Hurtlocker und sogar ein wenig Apocalypse Now versäumen, die Krieg auf eine ehrliche, irritierende, schlimme Weise darstellt, ohne je prätentiös zu wirken – einen Film, der eine durchaus beachtliche Reflektion auf das Thema Krieg liefert.

Fazit

Dass ausgerechnet dieser Film den Wahnsinn des Krieges mit solcher Nachdrücklichkeit offenlegt, war kaum zu erwarten. Zwar irritieren patriotisch anmutende Ausflüge, doch ist auch gerade diese Irritation, diese verstörende Ambivalenz von Monsters: Dark Continent, die die Kraft des Filmes ausmacht.
Mit außerirdischen Störenfrieden aber hat Tom Greens Sequel noch weitaus weniger zu tun als schon der sehr aufs Zwischenmenschliche konzentrierte Vorgänger. Hier dienen sie tatsächlich nur noch als Metapher und einnehmende Kulisse.

Jurassic World

Jurassic World führt unbeirrt die Charts an und wehrt auch Wochen nach seinem Kinostart selbst Neueinsteiger ab. Der Film, der 208,8 Millionen US.Dollar am Startwochenende einfuhr, will Michael Chrichtons und Steven Spielbergs Vision vom Familienblockbuster mit imposanten Echsen fort. Und das zum ersten Mal ohne eine Figur aus dem Cast des ersten Teils und mit einem nahezu unerfahrenen Regisseur: Colin Trevorrow.

They’re dinosaurs. ‚Wow‘ enough.

Story

22 Jahre sind seit der Katastrophe Islar Nublar vergangen und John Hammonds Erbe wurde weiterentwickelt. Aus Jurassic Park wurde Jurassic World, wo sich eine noch größere Artenvielfalt an Dinosauriern den aufgerissenen Augen gebannter Zuschauer präsentieren.
Als Parkleiterin Claire Dearing für ein paar Tage Besuch von ihren Neffen Zach und Gray erhält, fehlt es ihr an Zeit, sich um sie zu kümmern. Da eine vollkommen neue Züchtung, der Indominus Rex, alsbald den Zuschauer als neue Attraktion vorgeführt werden soll. Diese Laborschöpfung ist das Resultat davon, dass die Besucher nach immer größeren, ehrfurchtgebietenden Kreaturen lechzen.

Derweil sich Zach und Gray von ihrer Park-Nanny absetzen, hat der Velociraptor-Dompteur Owen Grady mit den Begehren des ehemaligen Soldaten Vic Hoskins zu kämpfen, welcher abgerichtet Saurier für das Militär einsetzen will.
Als der Indominus Rex mit ungeahnter List aus seinem Gehege ausbricht und eine Schneise der Verwüstung im Park hinterlässt, verstricken sich die Schicksale aller.

Kritik

22 Jahre ist es her, dass das Jurassic Park-Unterfangen im größten anzunehmenden Desaster endete. Folglich dürfte der neue Park höchstens 10 Jahre auf dem Buckel haben. Dass nicht auch nur mit einem Wort erwähnt wird, wieso man sich aller Vernunft zuwider dafür entschloss wieder ins Business der Kreidezeit-Vergnügung einzusteigen, ist schon fahrlässig genug. Es aber ernsthaft als gesetzt hinzunehmen, dass diese einmalige Wunderinsel, zu der sich offenkundig jeder Mensch den Eintritt leisten kann, niemanden mehr interessiert, weil man sich an den normalen Dinosauriern sattgesehen hätte, ist eine derart abstruse Behauptung, dass man vom Drehbuch von Jurassic World vernünftigerweise schon früh nichts mehr erwarten sollte. Und daran tut man gut.

Dabei könnte alles so gut werden. Traditionsgemäß steht anfangs eine Familie im Mittelpunkt, deren zwei Sprösslinge ins Wunderland geschickt werden sollen. Während der Jüngere sich als nervtötender Klugscheißer herausstellt, der wie ein Frettchen von einem Geräusch zum nächsten sprintet, ist der Ältere ein unausstehlicher Teenager, dessen Desinteresse wohl von keinem anderen Filmcharakter der Geschichte getoppt werden könnte. Gut, sympathische Kinderfiguren konnten die Jurassic Park-Filme noch nie. Doch gab es immer wenigstens einen Charakter, der sich als Sympathieträger anbot. In Jurassic World trifft das auf niemanden zu. Die Menschen sind so plump wie die Geschichte, allesamt eindimensional, teils unausstehlich und durchweg keinen Deut witzig, sondern aufgesetzt albern. Der klar als Held konstruierte, smarte Dinoversteher Vic macht da keine Ausnahme. Bedenkt man, wie charismatisch und cool Chris Pratt kürzlich noch in Guardians of Galaxy auftrat, ist das schon bemerkenswert. Weder der raffgierige Ex-Navy-Soldat noch die bis zum Filmende auf Stöckelschuhen umherlaufende Tante haben eine irgendwie reizvoll geratene Eigenschaft. Die Kinder, welche zu Beginn noch als Hauptfiguren vorgestellt werden, verlieren ab der ersten Hälfte stetig an Bedeutung, bis sie nur noch Beiwerk sind, das von den Erwachsenen von A nach B geschoben wird.

Das Konzept von Jurassic Park war ein so einfaches wie effektives. Eine Märchenwelt wird mit langen, idyllischen Einstellungen etabliert. Fantastische Tiere grasen friedlich auf sattgrünen Plateaus und streifen zufrieden dröhnend durch dichte, exotische Dschungel. Zwar spürte man auch damals – gewollt – in jedem Bild, dass man sich in einem Freizeitpark befand, dem Gefühl von Größe und imposanter Schönheit tat dies aber keinen Abbruch. Dass sich genau diese Schauplätze im weiteren Verlauf in bedrohliche Todesfallen verwandeln, in der der Mensch zur Beute wird, war das Rezept, das Steven Spielbergs Popkornfilm so gelungen werden ließ.
Jurassic World spart sich die Momente erhabener Wunder und inszeniert die Insel als durchkalkulierten Freizeitpark, in dem die Dinos in winzigen Gehegen als Attraktionen zur Schau gestellt werden – gleich einem Zoo. Jurassic World ist im Film damit auch deutlich weniger „World“ als der Park es gewesen ist. Wenn der Indominus Rex schließlich seinen Amoklauf beginnt, ist die Fallhöhe keine allzu große. Nicht wird aus schön plötzlich tödlich, sondern wir sehen dabei zu, wie eine von vornherein als unangenehm inszenierte kapitalistische Maschinerie durchgeschüttelt wird. Diese Botschaft hatte der Ur-Film natürlich auch, doch wusste er sie trotz Spielberg-Regie unaufdringlicher zu vermitteln.

Und dann wären da die Logikfehler. Jurassic World wirkt an so vielen Stellen lieblos erdacht und kurzsichtig geschrieben, dass man sich einfach nur wundern kann, wie gerade dieser Film es schafft, so beispiellos erfolgreich zu werden. Mehrmals etabliert der Film Regeln, nach denen er nun funktionieren wird, und bricht sie zwei Szenen weiter völlig rücksichtslos – ungeachtet der Tatsache, dass die Geschichte dadurch nicht mehr funktioniert. Es gibt Bestandteile des Parks, die auf den zweiten Blick überhaupt keinen Sinn machen, Wendungen, die jeder Figurenlogik widersprechen, und Geschichten, die angefangen, aber einfach nicht weitererzählt werden. Und dann wäre da noch der superschlaue, allen überlegene, durch und durch bösartige Indominus Rex, mit dem der Film dem Zuschauer exakt dasselbe unterstellt wie den Besuchern des Parks: Die normalen Dinos genügen nicht mehr, wir brauchen etwas Neues, das größer ist, lauter brüllt und mehr Zähne hat, um die Leute zu überzeugen. Doch geht genau diesem Monstrum die Faszination ab, die die tatsächlichen, jedem seit der Kindheit bekannten Tieren anhaftet.
Begleitet wird all das von einem Klangteppich aus zügellosen Fanfaren, die unentwegt pompös vor sich hin tröten. Michael Giacchino bemühte sich hörbar darum, dem alten Jurassic Park-Thema von John Williams Tribut zu zollen, hat aber nie das richtige Feingespür, das für den treffsicheren Einsatz vonnöten ist.

Ein paar nette Erweiterungen wurden der Grundidee hinzugefügt, doch kommen auf jede davon drei weitere Ideen, die so wenig durchdacht sind, dass sie Ärger evozieren. Der große Erfolg lässt sich, naheliegender Weise, damit erklären, dass Dinos nun mal Dinos sind und es einfach Spaß macht, die faszinierenden Riesen auf der Leinwand zu sehen. Dass mit großem Budget und neuester Technik gerade auf die Echsen Wert gelegt wird, war zu erwarten, und diese Erwartung wird enttäuscht. Tatsächlich ist die Screentime der Dinos enttäuschend gering, während die uncharismatischen Figuren unentwegt vor der Kamera hin- und herlaufen. Sich nicht zu sehr in Special-Effects zu verlieren, ist grundsätzlich sicherlich eine gute Sache, doch verliert der Film damit auch ein Alleinstellungsmerkmal, das in Vergessene Welt: Jurassic Park und Jurassic Park III dafür sorgte, dass die Filme trotz makelbehafteten Drehbüchern Freude bereiteten.

Eine Sache wurde allerdings doch erfolgreich vom Original abgeschöpft. Trevorrow bemüht sich, die Actionsequenzen mehr sein zu lassen als einzelne Erschreck-Momente, die kurz aus dem Gebüsch zappeln und versucht, die meisten Bedrohungssituationen in mehreren Phasen darzustellen, die – mehr oder weniger logisch – auseinander hervorgehen, sodass ein Aktionsfluss entsteht, dessen Dynamik durchaus überzeugen kann. Doch gibt es auch von diesen Momenten viel zu wenige. Darüber hinaus hat der gesamt Film, wie schon die Trailer befürchten ließen, einen merkwürdig künstlichen Look mit einer Farbgebung, die zugleich übersättigt und matt wirkt. So wirken auch die Urzeittiere wenig beeindruckend, sondern immer ein wenig falsch und künstlich. Wie der ganze Film.
Beendet wird das Ganze dann mit einem Cliffhanger, der billiger kaum sein könnte.
Einzig der finale Kampf, so blöde er auch sein mag, weiß zu überzeugen, bietet er doch exakt das Spektakel zwischen zwei Giganten, das Jurassic Park III mit seinem Duell zwischen T-Rex und Spinosaurus versprochen und niemals eingelöst hat.

Fazit

Auch wenn der immense Erfolg an den Kinokassen etwas anderes sagt: Jurassic World macht keinen Spaß. Zu viele, zu unsympathische Figuren, zu wenige Dinos, ein miserables Drehbuch voller Löcher ergeben einen Film, der ebenso wenig spannend wie ernst zu nehmen ist. Man könnte noch milde sagen, dass Michael Crichtons Ausgangsidee nun eben nicht mehr für einen Familien-, sondern für einen Kinderfilm verwendet wurde. Dagegen spricht wiederum, dass Jurassic World sehr viele Tiere und Menschen über die Klinge springen lässt.

Squirm – Invasion der Bestien

Squirm – Invasion der Bestien brachte es als B-Horrorfilm zu bescheidenem Ruhm in der goldenen Ära des Tierhorrors. Es handelt sich um den ersten abendfüllenden Spielfilm des Amerikaners Jeff Liebermann, der später mit Blue Sunshine und Just Before Dawn seinen Hang zu speziellen Prämissen und Lokalitäten nachdrücklich unterstrich. Nach einer langen Pause war sein letzter Beitrag zum Horrorgenre das Späßchen Satan’s Little Helper. Wie die meisten seiner Filme brachte auch dieser es nur zu einer kleinen, aber umso überzeugteren Anhängerschaft.

There’s a lot of spaghetti here.

Story

Das begehrte Kleinstadt-Mädchen Geri Sanders hat sich ihren neuen Freund Mick ausgerechnet in der großen Stadt gesucht. Als dieser zu Besuch kommt, eckt er mit seiner Manier sofort bei einigen der weniger toleranten Bewohner des Kaffes Fly Creek an. Das wurmt Mick, der sich neben ignoranten Gesetzeshütern und Dorfklischees verkörpernden Nebenbuhlern zusätzlich mit einer Invasion von Menschenfleisch liebenden Würmern rumschlagen muss, welche die Stadt in Schrecken versetzen, nachdem ein schweres Unwetter dazu führte, dass einige Hochspannungsmasten ihre zu transportierende Energie in die Erde umleiteten.

Kritik

Hauptdarsteller Don Scardino spielt einen Horror-Protagonisten der besonderen Art, welcher nicht durch (männlich-starke oder weiblich-blickfangende) Körperlichkeit auffällt, sondern viel eher in die Klasse des durchschnittlichen Nerds fällt, der ein wenig weltfremd, keineswegs auf gewohnte Wiese attraktiv und noch weniger heroisch daherkommt. Dies ist besonders bemerkenswert, da das Bild des Strebers in den 70ern bekanntermaßen keinesfalls so gut war, wie es heute der Fall ist. Sein irgendwie befangenes Spiel passt zu dieser unkonventionellen Figur, sorgt aber auch für eine unüberbrückbare Distanz zwischen ihm und Zuschaue. Den Part größerer Körperpräsenz übernehmen der wie ein bockiger Collegestudent aussehende und agierende Redneck-Sheriff, welcher in der Geschichte lediglich die Aufgabe hat, sehr aufbrausend zu sein, und der mit ihm um die Herzensdame buhlende Roger Grimes, dessen Spiel mit Abstand am deutlichsten in Erinnerung bleiben dürfte. Mit Liebe zum Stumpfsinn mimt er den tumben Hinterwäldler, der Frauen mit seinem sorgsam geformten Oberkörper um den groben Finger wickelt, dabei aber weder denken noch vernünftig sprechen kann. Auf sein Konto gehen die meisten Lacher und er ist – neben den Würmern, versteht sich – auch der beste Grund, sich Squirm zu Gemüte zu führen. Dies war die einzige Rolle, die R.A. Dow je innehatte, und womöglich ist hier ein kleines Talent verschüttgegangen. Patricia Pearcy als das zu erobernde Mädchen fällt erwartungsgemäß gar nicht auf, was aber auch an ihrer Rolle liegen wird, die sich vornehmlich dadurch auszeichnet, ausgesprochen leicht eroberbar zu sein.
Die Würmer selbst sind, wenn sie denn mal auftauchen, ein ordentlicher Blickfang, der für das ein oder andere Ekelgefühl sorgen mag. In der breiten Masse sind sie ein fast schon surreal anmutender Teppich aus wabernden Schnüren, der wie ein ganz eigenes großes Wesen wirkt, das mehr ist, als seine kleinen Leiber. Das sind einprägende, effektive Bilder, doch haben die schmierigen Fleischfresser ihren ganz großen Auftritt erst ganz zum Schluss. Von einer anderen Szene abgesehen, tauchen sie sonst fast nur einzeln und darüber hinaus sehr selten auf. Als singuläre Fressmaschinen wirken die Tiere aber nur mäßig beängstigend und führen so eher die Figuren mit ihren teils etwas willkürlich anmutenden Handlungsdrängen vor. Erwähnenswert ist aber die Inszenierung der wirbellosen Gesellen, denn es handelt sich bei ihnen um unerklärlich geräuschvolle Würmer, die bisweilen käferartige Laute beim Bewegen von sich geben, ab und an aber auch einfach mal mit großer Bedrohlichkeit im Chor kreischen.
Damit ist Squirm eigentlich mehr skurriles Drama zwischen wunderlichen Menschen als Tier- oder Natur-Horrorfilm.
Auch die musikalischen Qualitäten sind ein Wechselbad, das einem in dieser Art nur selten widerfährt. Mal tölpelt ein Lied völlig unpassend über eine Szene und sorgt für eine Befremdung, die nur mit sehr viel Anstand und Wohlwollen noch als positiv zu werten ist, an anderen Stellen funktioniert die nicht immer nachvollziehbare Wahl der Musiktitel aber auch ganz gut. Ihren Höhepunkt erreicht diese Eigenart zweifelsohne mit dem Abspannlied, das – selbst wenn man auf durch diesen Text vorbereitet ist – einen gar nicht anders als völlig kalt erwischen kann.
Technisch gibt sich der Film eigentlich keine Blöße – die wenigen Effekte funktionieren gut und das erwähnte Finale beeindruckt gar mit ungeahnt dichtem Masse-Terror (in Ermangelung eines Äquivalents zu ‚Schwarm‘). Liebermans Regie ist gut, verträgt sich aber nicht immer mit dem ebenfalls von Lieberman geschriebenen Drehbuch.

Fazit

Die kuriose Figurenkonstellation und das eigenwillige Kleinstadt-Drama sind nicht leicht zu mögen, auch wenn man dem Konzept eine gewisse Liebenswürdigkeit nicht absprechen kann. Neben ein paar gelungenen Lachern spricht vor allem das hypnotische Finale für Squirm, dessen Prämisse etwas in die Irre führt.

Maze Runner – Die Auserwählten im Labyrinth

Harry Potter gebar Die Tribute von Panem und dieser Romanreihe folgte eine nicht mehr zu überblickende Masse an Dystopien mit auserwählten Kindern und Jugendlichen in den Hauptrollen. James Dashners Die Auserwählten-Reihe lässt sich genau dort verorten und musste ob ihres relativ großen Erfolges auch prompt verfilmt werden.

Never go beyond those walls.

Story

Vor 3 Jahren wurde der erste Junge auf die Lichtung geschickt. Seitdem wird jeden Monat ein weiterer zusammen mit Hilfsgütern mit dem Fahrstuhl an die Oberfläche gebracht. Wer dort ankommt, hat keine Erinnerungen und kann sich nach kurzer Zeit lediglich seines Vornamens entsinnen.
Die Lichtung ist umgeben von einem gigantischen Labyrinth, dessen Aufbau sich in jeder Nacht verändert und durch dessen Gänge in der Dunkelheit pirschen Griewer, halb-organische Ungeheuer, die bei Sichtkontakt sofort töten oder ein letales Gift über ihren Schwanzstachel abgeben, dabei sehr viel rumschleimen und ansonsten sehr an die Bugs aus Starship Troopers erinnern.
Thomas ist der neuste Ankömmling und sein Ziel ist es, sich den Läufern anzuschließen, die als einzige in dem Jungen-Mikrokosmos tagsüber den Irrgarten kartographieren dürfen, in der Hoffnung, einen Ausgang zu finden. Thomas unterscheidet sich in einer entscheidenden Sache von den anderen Gefangenen: Ihn suchen bruchstückhafte Erinnerungen heim. Als ein Aufeinandertreffen mit einem der Griewer erstmalig glimpflich ausgeht, bahnen sich Veränderungen an. Das Leben auf der Lichtung scheint nicht mehr sicher und plötzlich kommt, weit früher als erwartet, ein weitere Neuankömmling mit dem Fahrstuhl an. Es handelt sich um ein Mädchen, das Thomas zu erkennen scheint und eine Botschaft überbringt. Sie ist die letzte.

Kritik

Der Auserwählte kotzt in einen Fahrstuhl. Deutlicher könnte man kaum klarzumachen versuchen, sich von der Schwemme der Jugend-Dystopien abzuheben. Maze Runner gelingt das Kunststück, kein langes, für sich stehendes Einführungskapitel zu haben, sondern direkt mit hohem Tempo einzusetzen und alle nötigen Informationen im Zuge der schon trabenden Geschichte nachwirft. Dadurch geht der ganze Film ohne träge Minute vorüber und versucht zudem erfolgreich, grobe Unnötigkeiten in Form von nur zur Zeitdehnung dienenden Subplots abzusehen. Diesen Vorteil erkauft sich der Film aber mit etwas lahmer Trickserei. Es gibt keinen Grund, dass Thomas nicht sofort alles erzählt wird, was die Jungs über ihr Gefängnis wissen. Die wirklich wissenswerten Gefahren, davon erfährt er gemeinsam mit dem Zuschauer erst dann, wenn sie auftauchen. Es kommt hinzu, dass die Protagonisten – allem voran der häufig etwas zu blauäugig durch die Gefahr watschelnde Thomas – einige Dinge tun, die absolut unnachvollziehbar sind, und sie unnötig in Gefahr bringen, nur um eine Actionszene zum passenden Zeitpunkt herbeizuzaubern. Diese Szenen gewähren aber wenigstens alle einen weiteren Blick auf mögliche Antworten. Das Rezept von Maze Runner, so dreist es auch ist, ist ein gutes. Man stört sich höchstens formal an den kleinen Makeln, während man aber genaugenommen bestens unterhalten wird.
Der kleine Mikrokosmos, den die Jugendlichen sich zusammengezimmert haben, ist gut gelungen. Dass die Gruppe in einer grünen Insel im Herzen des Labyrinths lebt und dort ihre behelfsmäßigen Hütten errichtet, hat etwas Baumhaushaftes. Ein Baumhaus als Flucht- und Sicherheitsort für ein paar Kinder, die nicht wissen, wer was warum mit ihnen tut.
Dass die Dinge, die dort geschehen, tatsächlich so vonstattengehen würden, ist aber nur schwer zu glauben, und etwas formelhaft sind die Figuren mit ihren Tagesstrukturen und Hierarchien und nicht sehr überzeugend ist der Gedanke, dass dieses sonderbare soziale Experiment schon seit 3 Jahren funktioniert. Auch bleibt offen, wieso man nicht einfach das Baumaterial auf der Lichtung nutzt, um auf das Labyrinth zu gelangen, das so hoch gar nicht ist? Zwar wird dies kurz mit einer viel weniger naheliegenden Lösungsmöglichkeiten thematisiert, doch sofort mit „Wo willst du denn von da oben aus hin?“ abgetan, was die mit Abstand abwegigste Antwort ist, die man in diesem Film auf diese Frage geben könnte.

Vorwerfen kann man dem Film aber nicht, dass er langweilig oder uninteressant ist. Man fragt sich automatisch mit, was es mit dem riesenhaften Irrgarten auf sich hat und fiebert gespannt jeder Entdeckung entgegen.
Die Schauspieler sind unverbraucht, aber auch nicht über die Maßen talentiert; die Chemie zwischen den Figuren vorhanden und durchaus variabel, aber letztlich handelt es sich doch nur um leidlich gut maskierte Stereotypen. Eindeutig positiv hervorzuheben ist die musikalische Untermalung, die sich erfreulich zurückhält und in wichtigen Szenen fast schon minimalistische Töne angibt, die spannungsfördernd wirken, ohne je aufdringlich zu wirken. Was das hervorragende Moment an Maze Runner ist, das ist die Geschichte des Filmes. Und da alle anderen Aspekte eines Filmes nur dafür dienen, diese zu erzählen, lässt sich guten Gewissens schlussfolgern, dass Wes Balls Regiedebut in der Disziplin, auf die es wirklich ankommt, alles richtig macht. Vieles ist im Grunde Durchschnittlich, doch die gekonnte Inszenierung und das gut dosierte Freilegen neuer Informationshäppchen führen unweigerlich dazu, dass Maze Runner ein fesselndes Seherlebnis ist. Gerade der Fakt, dass man nur einen Schauplatz hat, der aufgrund seiner verwinkelten Struktur theoretisch aber alles überall verbergen könnte, macht das Seherlebnis interessant. Zudem man im weiteren Verlauf feststellen wird, dass ein Labyrinth auch abseits von ‚um die Ecke hechten‘ absolut imposant inszeniert werden kann.
Die schlussendliche Auflösung ist vielleicht ein bisschen spröde und lässt nicht unbedingt das allerbeste für die bereits feststehende Fortsetzung erwarten, doch ändert dies nichts daran, dass die zurückliegenden zwei Stunden hochgradig unterhaltsamen ausgefallen sind.

Man darf außerdem dankbar sein, dass die Romane nicht als Serie verarbeitet wurden, sondern man sich dafür entschied, sie in Filmform nachzuerzählen. So folgen die plot points in rascher Abfolge aufeinander, alles ist immer in Bewegung und die fesselnde Stimmung, die irgendwo zwischen Cube, Herr der Fliegen und Die dreibeinigen Monster changiert, saugt einen förmlich auf.

Fazit

Die Romanvorlage ist ein Pageturner und Wes Balls Verfilmung funktioniert auf die gleiche Weise. Hier ist etwas nicht ganz schlüssig, dort ist das Agieren einer Figur kaum begreiflich, doch all das spielt eigentlich keine Rolle, weil Maze Runner – Die Auserwählten im Labyrinth ein echter Nägelkauer geworden ist.

Die Zeitmaschine

Zur Winterzeit ein Klassiker. Die nachlässig gepflegte Tradition (sofern man bei drei bisher vergangenen Wintern mit einem Traditionsbruch von Tradition sprechen kann) soll auch dieses Jahr fortgeführt werden – und zwar mit George Pals (Endstation Mond) Die Zeitmaschine von 1960.

One cannot choose but wonder.

Story

George ist ein Wissenschaftler mit edlen Motiven und von visionärem Geist, der sich in seiner Zeit ausgesprochen fehl am Platze fühlt. 1899 versammelt er seine Freunde am Neujahrsabend bei sich zuhause, um ihnen zu eröffnen, dass er eine Zeitmaschine gebaut habe. Der Wissenschaftler wird von seinen intellektuellen Gefährten belächelt, seine Offenbarung als ausgeklügelter Scherz abgetan.
Im Anschluss an das Zusammenkommen setzt er sich in seine Zeitmaschine. Er durchzieht die Jahre, rast in die Zukunft hinein und passiert mehrere Kriege, erlebt den Niedergang und das erneute Erstarken der Zivilisation bis er sich schließlich im Jahre 802.701 entschließt, die Reise für eine längere Zeit zu unterbrechen, da er sich in einer paradiesisch anmutenden Umwelt befindet.

Kritik

Die erste 24 Minuten eines Filmes über Zeit, dessen durchschlagendste These es ist, dass Zeit Raum verändert, in einem einzigen Raum abspielen zu lassen, ist die mit Abstand klügste Idee von Die Zeitmaschine. So lange nicht gereist wird, bleibt der Raum starr. Erst, wenn das Neujahr naht, kann der Raum gewechselt werden. Ab dann wird der Film sukzessive schneller. Das erste, noch zurückhaltende Vorauseilen in der Zeit wird begleitet von nachdenklichem Off-Text. Hier setzt sich fort, was bereits den kammerspielartigen Anfang mit seinem prunkvollen Interieur ausmachte. George Pal brilliert in seiner Paradedisziplin, der fließenden Kombination verschiedener Tricktechniken, die ihm im Laufe seiner Karriere mehrere Oscars einbrachte; unter anderem auch für Die Zeitmaschine. Die Liebe zum Detail ist überall sichtbar. Sei es das viktorianische Design der Maschine mit ihren Schneckenverzierungen an einem ehemaligen Friseurstuhl, der penibel gestalteten Drehscheibe und einer Energiequelle aus Kristall – was zur Entstehungszeit des Filmes tatsächlicher Forschungsgegenstand war -, oder die verschwenderisch ausgestatteten Szenenbilder, deren Gestaltung vor allem im letzten Drittel mit einer gänzlich fremden, aber trotzdem natürlich wirkenden Flora imponiert.
Schön anzusehen sind die animierten Aufnahmen, mittels derer das rasche Vergehen von Zeit kenntlich gemacht wird. Dahinschmelzende Kerzen, Huschende Schnecken, Faulende Ungeheuer und eilende Gestirne die 750.000 Dollar teure Produktion überrascht regelmäßig mit ausgefeilten Effekten, die auch heute keineswegs lächerlich, sondern hochgradig charmant wirken. Hervorzuheben ist die pfiffige Idee, das Vergehen der Zeit anhand der sich in Sekundenschnelle wandelnden Mode am alterslosen Leibe einer Schaufensterpuppe zu illustrieren. Da verzeiht man auch die ausführlichen Erläuterungen der vier Dimensionen zu Beginn, die ein Publikum voraussetzen, das von Physik noch nie etwas gehört hat. Doch dies bleibt nicht das einzige Eingeständnis, das ein Zuschauer von heute in Kauf zu nehmen hat.

Inhaltlich gibt man sich anfangs noch offen und erkundungsbereit, reißt Determinismusfragen an, thematisiert Hybris und Naivität, Sinn-, Genügsamkeits- und Verantwortungsfragen gleichermaßen und ohne viel Pathos. Darf man vor Verantwortung fliehen? Welche Gründe für einen Fluchtwunsch könnte es geben und können diese überhaupt von Bedeutung sein? Ist es möglich, dass sie nicht relevant sind?
Leider genügt es dem Sci-Fi-Klassiker nicht, diese Fragen zu stellen und mit ihnen zu spielen, sondern er versucht sich an eindeutigen Antworten.

Der Reisende stolpert mit seiner unzerstörbaren Frisur naiv und blauäugig durch die Zeiten, zieht grundlos Schlüsse und ist ein Meister der Kurzsichtigkeit und blühender Arroganz, dabei voller Vorurteile, um dem Film mit seiner simplen Moraldoktrin gerecht zu werden. Der Stolz auf die Moral und Richtigkeit der frühen 60er in Amerika ist es, die dem Film und seinen Protagonisten plötzlich vom freien Erkunder zum Apostel werden lassen.
Besonders in der eigentlich sehr interessanten Zeit der Morlocks und der Eloi, deren Geheimnis es zu entschlüsseln gilt, kommt dies mit Penetranz zum Vorschein. Damit gibt der Film schädlich präzise Antworten auf die eingangs geäußerten Fragen und versündigt sich gegen die Maxime der Bescheidenheit, die er zuvor selbst noch zur Diskussion stellte.
George entpuppt sich immer stärker als ein vor Eitelkeit strotzender Starrkopf, der mit erhobenem Zeigefinger durch die Fremde läuft und denselben Fehler macht wie jene, die die angeprangerten Kriege und das resultierende Unheil verursachten – er sieht sich als etwas Besseres, fühlt sich überlegen und seine Sicht von Richtig und Falsch als allgemeingültig. Die Zeitmaschine muss sich heutzutage den Vorwurf gefallen lassen, dass sie auf eine schlechte Weise mehr als nur launige Unterhaltung ist. Sie ist ein Film mit einer reaktionären Botschaft, die besagt, dass Arbeit und Obrigkeitshörigkeit gut sind, Müßiggang aber gleichzusetzen ist mit Niedergang und Sittenverfall.
Trotzdem macht Die Zeitmaschine über die volle Dauer Spaß, beherrscht seine fantasievoll erzählte, fesselnde Geschichte mit ruhiger Hand und ist damals wie heute ein unterhaltsames Sehvergnügen, das Abenteuerlust entfacht. Die fragwürdige Moral hinter den Handlungen des vermeintlichen Helden wird vom Film jedoch nicht als solche erkannt, sondern als vorzuziehendes Weltbild verkauft.
Somit fungiert gerade dieser Zeitreisefilm als Zeitkapsel, die eine ungebrochen strahlende Erzähldynamik hat, aber Wertvorstellungen konserviert, die – gemessen an aktuellen, sich selbst als absolute Wahrheit verstehenden Wertvorstellungen – nicht mehr tragbar sind. Und damit wird mit Die Zeitmaschine in heutiger Sicht eine Geschichte über Zeit erzählt, die zur Entstehung des Werks so noch nicht lesbar gewesen ist. An der Romanvorlage von H. G. Wells mag das auch, aber keinesfalls ausschließlich liegen.

Fazit

Vom von Dialogen gesteuerten Anfang über das unruhige Brodeln durch die Äonen hin zu dem formal klassischen Formale in berauschender Kulisse. George Pals Die Zeitmaschine ist selbst eine Reise, die auch heute noch ihr Erlebnis wert ist. Wie ausschlaggebend Zeit ist, zeigt aber auch das fragwürdige Weltbild, das der Hauptcharakter hat und die noch weitaus fragwürdige Handlungsanweisung die der Film im Stillen formuliert. Wer sich dessen bewusst ist und dies vom bloßen Unterhaltungswert zu abstrahieren weiß, kann der Wertung guten Gewissens einen Punkt hinzuaddieren. Wer dies nicht möchte, wird den Film womöglich als latent ärgerlich empfinden – und sollte vielleicht denselben Punkt von der Wertung subtrahieren.

From Beyond – Aliens des Grauens

Nur ein Jahr nach seinem Überraschungserfolg Re-Animator trommelte Stuart Gordon das gleiche Team noch mal zusammen, um abermals die Lovecraftsche Welt zu betreten und seine gerade mal 7-seitige Kurzgeschichte Von Jenseits zu verfilmen.
Das Werk wurde damals nur stark verstümmelt der Öffentlichkeit preisgegeben. Erst 2006 tauche das verschollen geglaubte Material wieder auf. 2013 verstrich in Deutschland die 25-Jahresfrist und From Beyond verschwand auch hier vom Index.

Whait a Minute! What ate who?!

Story

Crawford Tillinghast und sein Mentor Dr. Edward Pretorius entwickeln in Eigenregie einen Resonator, der die Zirbeldrüse anregt. Die zugrundeliegende Theorie lautet, dass es sich bei ihr um ein verkümmertes Sinnesorgan handelt. Das Experiment glückt. Ist der Resonator aktiviert, erkennen die beiden Wissenschaftler, dass sich die abscheulichsten Kreaturen um uns herum tummeln, die die Menschen aber ebenso wenig wie die Menschen sie wahrnehmen konnten – der Resonator entfernt diese Schranke.

Als die beiden spüren, dass eine fremde Präsenz sich in ihrer Realität manifestiert, deaktiviert Crawford die Maschine, kann aber nicht verhindern, dass ein deformiertes Wesen Pretorius Kopf verspachtelt.
Dem Studenten wird kein Glauben geschenkt und er wird in eine Anstalt verwiesen. Êinzig Dr. Katherine McMichaels zieht in Erwägung, dass an der Zirbeldrüsentheorie etwas dran sein könnte.
Crawford soll unter ihrer Aufsicht das Experiment wiederholen.

Kritik

Re-Animator war ein unverhoffter Coup, der Gordon, Yuzna, Combs, Crampton und Komponist Richard Band plötzliche Bekanntheit bescherte. Für From Beyond, der nur ein Jahr darauf gedreht wurde, hatte man mehr Zeit, mehr Geld und mehr Selbstbewusstsein als beim Vorgängerfilm, was aber immer keineswegs heißt, dass die beiden erstgenannten Dinge in ausreichender Menge vorlagen. Dies resultierte in einem merklichen Zuwachs von so gut wie allem, was dazu führt, dass From Beyond dort, wo Re-Animator noch ein wenig hölzern und staksig wirkte, deutlich geschliffener und eleganter daherkommt.
Ohne auch nur eine Sekunde zu verlieren, springt der Film ins Geschehen und macht die anfangs noch ein wenig behelfsmäßig wirkende Ausstattung unter anderem mit transparenten Weltraumfischen mit Gesichtsappetit wett. Fortan spielt der Film immer wieder mit einer Vielzahl von Genremotiven und sympathischen Anspielungen auf den Horror-Kanon, sei es das verflucht anmutende Haus oder die vor Irrsinn berstende Psychiatrie. Dabei zitiert From Beyond aber nicht nur, sondern liefert auch seinerseits in rauen Mengen zitierfähiges Material. Teils an Beetlejuice erinnernde Sequenzen reichen sich die Hand mit dominanten Hellraiser-Anteilen. Letzteres liegt natürlich an der Grundthematik, aber auch an Setting; die bedrohliche Versuchung des Dachbodens ist irgendwie doch ein tief anthropologisches Motiv.
Geboten wird schaurig-schöne Musikuntermalung, eine dezent dynamische Kamera, klare Figuren und die nötige, gekonnt dosierte Portion Selbstironie, ohne dass der Film dadurch je seine Dringlichkeit verlöre. Verbunden werden die Elemente von einer Geschichte, die an sich nicht sehr tiefgreifend ist, aber ökonomisch geschickt und ohne Stillstand erzählt wird. Zu allem Überfluss gibt es im weiteren Verlauf einen unerwarteten Wechsel der Sympathieträger oder vielleicht auch nicht, denn so ganz eindeutig ist die Fokalisierung des wahnwitzigen Science-Fiction-Filmes später nicht mehr. Und damit ist die Geschichte zwar nicht tiefgreifend, aber beileibe auch nicht dumm.
Auch die Dialoge sind wohldurchdacht, nie durchsetzt mit überflüssigen Füllzeilen und überraschen immer mal wieder mit einem gelungenen Scherz oder einer markanten Zeile. Das Schauspiel von Jeffrey Combs mit seinen markanten Nasenlöchern ist immer ein wenig drüber, passt aber gut zur Figur und dem Ton des Filmes, den sie damit zugleich signifikant angibt. Seine angespannte Rolle gibt der Erzählung die nötige Energie, lässt sie manchmal fast atemlos wirken. Ted Sorel mit seinem überambitionierten Gesicht steht ihm dabei gut zur Seite, aber auch seiner – sehr schön geschriebenen – Rolle bringt dies eher Gewinn als Schaden.
Der wirkliche Star des Filmes, ohne die anderen Elemente damit in irgendeiner Weise herabwürdigen zu wollen, sind aber John Carl Buechler, John Naulin, Anthony Doublin und Mark Shostrom, die für die bizarren Effekte und das Make Up verantwortlich waren und ein paar unvergesslich grandiose wie einfallsreiche Widerlichkeiten kreierten.
H.P. Lovecraft lebte bekanntlich zu der Zeit, in der das Bakterium entdeckt wurde. Unsichtbares bekam mit einem Schlag Macht und das Dunkle, Verborgene nahm ein unvorstellbar großes Maß an Einfluss. Dieses Bewusstsein lockte den Schriftsteller in eine Paranoia und ließ ihn Geschichten wie diese ersinnen. Er selbst ließ seine Ungeheuer in gewisser Weise auch immer unsichtbar; beschrieben wurden die schockierenden Gefühle, die ihr Anblick hervorruft, nicht jedoch ihr Anblick selbst.
Hiervon profitiert From Beyond in gewaltigem Maße, hatte man doch absolute Narrenfreiheit, die Kreaturen aus der anderen Dimension zu gestalten. Aus Kondomen, Styropor, Girlanden, Rasierschaum, Marionetten und animatronischen Wundertaten schufen die Künstler ein Monstrositätenkabinett, das den Kreationen eines Screaming Mad George nichts nachstehen. Auch die gut 86 Szenen, welche Effekte enthalten, sehen deutlich geschmeidiger und souveräner aus als in Re-Animator.
Das explodierende Ende, in dem ausufernde Effekte sich überschlagen, erinnert schließlich frappant an Brian Yuznas Regiedebut Society, das drei Jahre später folgte.

Fazit

From Beyond ist weitaus unbekannter als der zum Semi-Kult avancierte Re-Animator, doch lieferte das Team bei seinem Zweitwerk eigentlich die bessere Arbeit ab. Unterhaltsamer, rasanter, gekonnter ist die Tour de Force geworden, deren markantestes Element fraglos die genialen Kreaturendesigns sind, die ein paar unvergesslich Schräge Szenen definieren.