Space Battleship Yamato

Die Science-Fiction-Serie Uchū Senkan Yamato, besser bekannt unter dem Namen Space Battleship Yamato, zeigte dem Westen mit einem überzeugenden Schlag, dass Anime existiert und bewies zudem, wie harmonisch Science-Fiction und aufwendige Charakterarbeit im Gleichschritt funktionieren können. Plötzlich wurden weltweit Anime-Fanclubs gegründet und auch im Herkunftsland betrachtete man die eigene Zeichentrick-Kunstform plötzlich mit ganz anderen Augen. Das war 1974 und zwischendurch ist eine Menge geschehen.
Viele Adaptionen in unterschiedlichen Medien und 36 Jahre später kam der Realfilm aus Japan und flitzte sofort an die Spitze der Charts.

Sag jetzt kein Wort mehr.

Story

Wir schreiben das Jahr 2199, die Erde ist ein verstrahltes Loch, die Überlebenden warten unter der Erde auf ihr Ende und zu allem Überfluss klopft ein fremder Feind ohne Unterlass mit Meteoritenbomben ans Erdentor. Schiff um Schiff der tapferen Widerständler geht verloren und der Untergang Menschheit scheint nur noch eine Frage von Monaten.
Das ehemalige Kampf-Ass Susumo Kodai ist mittlerweile desillusionierter Schrottsammler. Eines unschönen Tages rast eine unbekannte Sonde auf die Erde zu und prallt direkt neben ihm auf den verpesteten Boden.
Eine kurze Analyse später verkündet die japanische Regierung, dass jene Sonde die letzte Hoffnung der Menschheit berge. Die in ihr gespeicherten Koordinaten führen in weite Ferne, zu dem Planeten Iscandar, wo ein Werkzeug warten soll, dass Strahlung neutralisiert und die Erde wieder bewohnbar machen kann.
Der geborgene und zu einem Raumschiff modellierte Weltkriegs-Kampfpott Yamato wird als einzig taugliches Gefährt für das risikoreiche Vorhaben angesehen. Man heuert Freiwillige an, um diese Mission zu bestreiten. Unter ihnen befinden sich Susumo Kodai und viele aus dessen alter Crew. Leiter der Operation ist Veteran Naoto Ogata, unter dessen Führung einst Susumo Bruder sein Leben verlor.

Kritik

All die politischen Aufarbeitungsversuche und Intentionen hinter dem Gedanken, ein legendäres Schlachtschiff aus dem Zweiten Weltkrieg weltraumtauglich zu machen und den Konflikt in der Zukunft nachzuspielen, außen vor gelassen, mutet es in erster Linie seltsam an, dass in der Zukunft offenbar nur noch Japaner existieren. Kein Vertreter einer anderen Nationalität ist auf dem blauen respektive mittlerweile braunen Planeten oder im Weltraum zu finden. Doch sei’s drum. Fremde auf der Yamato rumlaufen zu lassen, würde vermutlich an Hochverrat grenzen. Trotzdem ist die Idee, das Wassergefährt nur leicht modifiziert ins All und zwischen unzählige High-Tech-Raumschiffe zu setzen, sehr reizvoll und optisch auch gar nicht so unappetitlich umgesetzt.
Leider bleibt dieser Einfall das einzige wirklich herausstechende Merkmal der Anime-Adaption. Das muss im Grunde nichts wirklcih Schlechtes sein. Hübsch sind die Schiffsmodelle der Alienstreitmacht geworden, die schön fremdartig und pompös im All schweben und manchmal ihre Form verändern. Überhaupt scheinen die interplanetarischen Transportmittel der Zukunft sehr mobil und variabel. Das sorgt dafür, dass die an sich sehr netten Schlachten einen weiteren Spritzer Dynamik erhalten. Nett sind die Auseinandersetzungen in erster Linie, weil man viele farbenfrohe Schüsse durchs Bild zischen lässt, während die wendigen Jäger umher sausen und ab und an ein halsbrecherisches Manöver fliegen. Die optische Seite ist der große Pluspunkt von Space Battleship Yamato. Allerdings sehen gerade die Computereffekte auf der Erde manchmal so falsch aus wie der Käpt’n-Iglo-Gedächtnisbart von Kommandant Okita. Im All fällt die digitale Herkunft aber deutlich weniger auf und wird zudem durch die schiere Masse an umherfliegendem Zeug wettgemacht. Doch konzentriert man sich viel zu wenig auf optische Verführung und versucht stattdessen, die Stärken wieder aufleben zu lassen, die die Sci-Fi-Serie einst so besonders gemacht haben. Und das scheitert in großem Stil, weil es den Charakteren in etwas über 2 Stunden einfach nicht gelingen kann, die Wandlungen glaubhaft durchzumachen, die einst in 77 Folgen stattfanden.

Den Gesprächen fehlt es oft an Sinn und Logik. So wird zum Beispiel eine Pressekonferenz über die letzte Chance der Menschheit einberufen, zu der nur eine Handvoll Journalisten (natürlich alle japanisch) erscheinen und auf der den Verkündenden dann die Zeit fehlt, Fragen zu beantworten. Dann hätte man auch gleich einen kurzen Fernsehbeitrag draus machen können.
Auch der Umstand, dass für die letzte und einzige Mission, die der Erde Rettung verspricht, kein Eliteteam zusammengestellt wird, sondern man tatsächlich über die Medien nach Freiwilligen ruft, mutet in Anbetracht der Brisanz ein wenig, nun ja, verwirrt an. Später wird versucht, dies zu begründen, doch macht die löchrige Erklärung die Sache nur noch peinlicher. Für die Mission selbst qualifiziert man sich, indem man sich von einer hysterischen Ärztin in den Mund gucken lässt. Die Menschheit kann aufatmen, ihr Retter hat gesundes Zahnfleisch.
Aber auch kleinere Wunderlichkeiten verblüffen regelmäßig. So der Umstand, dass es zum ersten Mal überhaupt gelingt, einen feindlichen außerirdischen Jäger abzufangen, man ihn im Bauch des einzigen Schiffes verwahrt, das etwas auszurichten vermag – und dann einfach vergisst, das Ding zu beobachten.
Ähnlich verhält es sich mit den schauspielerischen Fähigkeiten. Der stocksteife Kapitän Ogata steht und spricht wie eine Wachsfigur, damit ihm der angeklebte Bart nicht abfällt, und Protagonist Susumo, der dank seiner wallenden Popstar-Mähne kaum ernst zu nehmen ist, changiert gleichmäßig zwischen Durchschnittlichkeit und Overacting. Das ist aber nichts im Vergleich zu den Reaktionen auf der Kommandobrücke, wenn den entsandten Jägern etwas gelingt. Dann wirken die Würdenträger in der Zentrale wie betrunkene Fans während einer Sportveranstaltung.

Dazu schüttet ein Orchester epische Symphonien mit unüberhörbarem Star Wars-Einschlag über die Bilder, damit auch der allerletzte versteht, wie unfassbar dramatisch das alles doch ist. Gefechte sind ergreifend, Konversationen sind ergreifend, Reiswein trinken ist doppelt ergreifend und die Füllminuten, die dazwischen liegen, sowieso. Traurige, pompöse und nachdenkliche Streicher allüberall.

Space Battleship Yamato ist unentwegt ernst bei der Sache. In den 131 Minuten ist keine Zeit für Ironie. Schließlich geht es um das Überleben der Japaner, äh, Menschheit. Das ist sicher auch ganz gut so, denn in Anbetracht der allgemeinen Dialogqualität hätten die Witze sicherlich nicht ihr Ziel erreicht. Die wenigen Sekunden, in denen man sich doch ein wenig Spaß gönnt, bekräftigen den Verdacht. So bereitet der strenge Ernst mit der überzeichneten Dramatik ein paar ungewollte humoristische Szenen, die besser funktionieren als jeder intendierte Witz es getan hätte. Trotzdem gehört schon eine gehörige Portion an inszenatorischer Selbstüberschätzung dazu, einen alten Kahn ohne jedwedes Augenzwinkern durchs All gleiten zu lassen.
Die überdramatisierten Ereignisse folgen Schlag auf Schlag. Zwar verursachen sie keine wirkliche Spannung, vermögen es aber trotzdem, auf schlichte Weise zu unterhalten. Und auch sonst ist beileibe nicht alles verpatzt. Denn die Atmosphäre stimmt auf unbegreifliche Weise. Der Flug ins Unbekannte wirkt tatsächlich mit Geheimnissen aufgeladen. Die Frage, was am mysteriösen Zielort der Yamato in den Untiefen des Alls wartet, kümmert auch den Zuschauer. Deswegen interessiert die Geschichte, obwohl Charaktere und Plot jederzeit flach bleiben. Für eine beachtliche Weile reißt das richtige Erzähltempo den Film immer wieder raus. In Anbetracht der Tiefe, aus der meist gerissen werden muss, eine zu honorierende Leistung. Dass die Antworten auf die offenen Fragen erwartet belanglos ausfallen, ist wie erwartet schade, trübt das Seherlebnis aber nur geringfügig.

Zum Ende hin wächst das Pathos bei gleichzeitig abnehmenden Ideen. Deswegen gibt es in den letzten 30 Minuten eigentlich auch nichts mehr lobenswertes. Theatralische-lächerliche Tode, die den Zuschauer völlig ungerührt lassen, und kalkulierte Abschiedstränen. Das geht so weit, dass sogar die Mähne des Hauptdarstellers an Bord eines Schiffes (!) im Weltraum (!) im Wind (?) zu wehen beginnt. Ausgerechnet um die obligatorische Endschlacht wird man aber betrogen. Und damit verzichtet der Sci-Fi-Film auf das einzige, was wirklich für ihn spricht.
Am Ende schmettert Steven Tyler von Aerosmith eine  Ballade zum Abspann und das war’s.

Fazit

Einerseits hat Space Battleship Yamato abseits der schicken Gefechte, die außerdem viel zu sehr vernachlässigt werden, wenig zu bieten. Die Charaktere sind abgeschmackt, die Handlung gradlinig und ohne Überraschungen und die Inszenierung trägt viel zu dick auf. Andererseits bleibt man dem Konzept des Animes aus den 70ern treu und schämt sich nicht für die eigenen Wurzeln.
Abgesehen davon stimmt das Erzähltempo für lange Zeit und sorgt dafür, dass die Sci-Fi-Oper erst zum Ende hin wirklich schwer erträglich wird.

Love

Love ist bekannt, weil Finanzen und Musik von der Rockband Angels & Airwaves stammen. Angels & Airwaves  sind bekannt, weil blink-182-Frontmann Tom DeLonge mitmischt. Love heißt dieser Film, weil das 2009er Album der Band diesen Namen trägt. Dieses gab es kostenlos als Download. Der gleichnamige Film war nicht ganz so günstig, mit einer halben Million US-Dollar aber immer noch ein echtes Schnäppchen.

FK these noises.

Story

20 Jahre lang hat kein Mensch mehr die Erde verlassen. Am 07.07 2039 wird diesem Missstand ein Ende gesetzt und Astronaut Lee Miller ins All geschossen. Genauer gesagt auf die 360 Kilometer entfernte Raumstation L-E-O, um dort nach dem Rechten zu sehen.
Anfangs sieht alles gut aus und Lee, der dort unten eine kleine Berühmtheit ist, erledigt seine Aufgaben mit routinierter Gelassenheit.
Kurz darauf bricht der Kontakt zur Erde ab und der junge Raumfahrer sitzt vollkommen isoliert auf der beengenden Station fest. Aus Stunden werden Tage, aus Tagen Jahre. Die Lebenserhaltungssysteme funktionieren weiter, Luft und Verpflegung sind gewährleistet, alles weitere nicht.
Vielleicht stimmt etwas auf der Erde nicht, vielleicht stimmt etwas nicht in der lebensfeindlichen Schwärze des Alls; vielleicht sowohl als auch. Womöglich stimmt auch einfach mit Lee selbst etwas nicht, der zusehends durch die Einsamkeit eingeht.
Während einer Reparatur entdeckt er ein sorgfältig verstecktes Tagebuch aus Bürgerkriegszeiten, das einen außergewöhnlichen Fund dokumentiert.

Kritik

Spätestens seit Kubriks Monolith 2001 – Odyssee im Weltraum dienen cineastische Ausflüge ins All nicht mehr nur Thrill und Staunerei. Der Weltraum ist längst nicht mehr nur voll mit Wunder und exotischen Planeten, sondern allzu oft auch leer, karg und beispiellos einsam.
Der erste gute Punkt: Love ist keine Promotion für Angels & Airwaves. Deren Musik untermalt immer mal wieder unaufdringlich aber passend die Szenen und baut in Einklang mit den Bildern eine aufgekratzte Stimmung der Isolation und Unsicherheit, ohne dabei zu dominant oder anstrengend zu werden.
Künstlerische Vollmacht bekam der relativ junge William Eubank, der mit Love nicht nur sein Spielfilmdebut als Regisseur ablieferte, sondern sich außerdem auch für Drehbuch, Kamera und so manches anderes verantwortlich zeigt.
Da man sich vom krümeligen Budget nicht wie geplant das Set von Apollo 13 mieten konnte, baute der Herr einfach den Garten seines Elternhauses um. Nicht nur die gesamte Raumstation bastelte er aus Baumarktutensilien zusammen, auch hob er in dreiwöchiger Arbeit eigenhändig die Schützengräben für die kurzen Kriegsszenen aus.
Und so sieht das 500.000 Dollar-Projekt aus: Nicht billig, sondern nach Liebe, Schweiß und Herzblut. Die Raumstation ist vollends überzeugend und wirkt bis ins Detail glaubwürdig. Einziges Manko: Genaugenommen müsste  in L-E-O Schwerelosigkeit herrschen. Dieser Fakt wird ein paar Mal angedeutet – etwa wenn Lee auf seinem Funkstuhl mit einem Gurt festgeschnallt ist – aber niemals gezeigt. Schon eine Szene später bewegt er sich durch seine Bleibe als herrsche normale Erdanziehungskraft und schwitzt bei Liegestützen. Doch verzeihen wir dem Film das und setzen eine künstliche Schwerkraft voraus.
Vor allem als Kameramann brilliert Eubank auf ganzer Linie, indem er pausenlos stimmungsvolle Eindrücke festhält, die primär nicht durch ihr Motiv, sondern durch tolle Farben Atmosphäre schaffen. Love ist ein Film wirklich starker Bilder.
Diese sorgen dafür, dass die quälende Einsamkeit des völlig abgekapselten und ahnungslosen Protagonisten nachvollziehbar wird. Es ist beeindruckend, wie abwechslungsreich und vielfältig die beschränkte Umgebung präsentiert wird, indem immer wieder neue ungewöhnliche Kamerapositionen gefunden werden und trickreiche Schattenspiele dem eigentlich sterilen Ort etwas sehr Dunkles und Verstörendes geben.
Die sehr langsam aber auch stimmungsvolle Geschichte macht neugierig. Inhaltlich wird diese Neugierde am Schluss ausreichend befriedigt, wenn das auch nicht jeder so sehen mag.
Love ist mehr Atmosphäre denn Geschichte. Die meiste Zeit ist es ruhig, drückend und angespannt. Die einzige richtige und nur wenige Sekunden andauernde Actionsequenz in der Filmmitte wirkt dadurch doppelt so intensiv. Die komplett in Zeitlupe ablaufenden Schlachtensequenzen des Bürgerkriegsszenarios laufen konsequent sphärisch und überstilisiert ab, sodass sie eher einem traurigen Tanz als Kriegsgeschehen gleichen. Auch wenn die beunruhigende Stille und die erdrückende Eintönigkeit auf der Station an manchen Stellen etwas zu sehr auf die Spitze getrieben werden, wird das Ziel erreicht: Der Sci-FI-Film ist nicht nur überdurchschnittlich schön, sondern auch ungemein stimmungsvoll.
Thematisch orientiert man sich vor allem an Genrevertretern wie Solaris, Lautlos im Weltraum und immer wieder an obengenanntem 2001 – Odyssee im Weltraum, bei dem Love auch unverhohlen zugibt, dass er als klares Vorbild diente.
Und eindeutiges Zitieren von Stanley Kubricks Sci-Fi-Epos ist nie verkehrt – vor allem dann nicht, wenn es so gelungen geschieht, wie im Finale.
Kaum zu verleugnen ist außerdem ist die nahe Verwandtschaft zu Duncan Jones‘ Moon, der gerade erstes Kritikerlob einheimste, als die Produktion von Love sich dem Ende näherte.

Wenn Lee später immer stärker in eine Schizophrenie hineindriftet, erringt das Klischee allerdings einen kleinen Sieg.  Es gibt einfach bessere Wege, Einsamkeit erzählerisch zu intensivieren, als mit gespaltener Persönlichkeit um die Ecke zu kommen. Und das trifft letztlich auf den ganzen Film zu. Obwohl das Ganze niemals spannungsarm ist, sind die einzelnen Elemente häufig einen winzigen Tick zu abgedroschen. Nie so sehr, dass es ernsthaft ärgerlich zu werden droht, aber immer genug, um sich dessen bewusst zu sein.

Eigentlich versteht sich Love aber sowieso als Abhandlung über den Menschen als soziale Kreatur, die ihresgleichen Bedarf. Die Zwischenmenschlichkeit als funktionelle Bedingung, die Herde, das Kollektiv, die Notwendigkeit, gemeinsam zu sein. Während Love atmosphärisch brilliert und auch eine durchaus passable Geschichte erzählt, schrammt die Motivation, darüber hinaus eine existenzielle Botschaft zu vermittelt, nah am Scheitern vorbei, weil das Mitgeteilte viel zu abgeschmackt und flach ist.
Das liegt zuvorderst daran, dass irgendwelche Personen, die vermutlich Lees Vorgänger darstellen sollen, in kurzen Einschüben immer mal wieder lehren, wie wichtig Kommunikation und Zwischenmenschlichkeit doch seien. Weshalb Love sich diesen Kunstgriff erlaubt, bleibt völlig im Dunkeln. Auch ohne die Vorträge der herumdrucksenden Gestalten, die sich offensichtlich in einer Interview-Situation befinden, wären die zentralen Themen des Filmes und die Probleme seines Protagonisten hinreichend evident gewesen. Die abgehackten Monologe wirken wie eine unnötige Erklärung der aussagestarken Bilder und sind deshalb überwiegend redundant. Es entsteht der Verdacht, man wollte mit dieser Zusatzebene vor allem die 80 Minuten vollkriegen.
Zum Glück hat man sich wenigstens dafür entschieden, die kitschigen Schicksalsgeschichten der drei Interviewten wieder rauszuschneiden, welche außerdem noch mit kaum zum Rest passender Angels & Airwaves-Musik unterlegt waren, die als einzige im Film Gesang enthalten hätte.

Unterm Strich bleibt eine Schwierigkeit. Love ist sehr schwer zu bewerten. Man kann das SciFi-Werk ihn nicht nur lieben oder hassen, sondern auch furchtbar mittelmäßig finden. Für jedes dieser Urteile befinden sich ausreichend Gründe im Film und jeder wird sie nach ganz eigenem Maßstab bewerten müssen. Die 7,8 Punkte oben könnten genauso gut 3 oder 9 sein.

Fazit

Love ist ein bemerkenswerter Film. Die sehr unterschiedlichen Puzzleteile passen nicht ganz perfekt zusammen, dessen ungeachtet entsteht am Schluss ein Gesamtbild, das sich sehen lassen kann. Ist man in der Lage, über ein paar Kleinigkeiten hinwegzusehen und stößt man sich nicht daran, dass die Handlung zugunsten der Atmosphäre sehr gemächlich vorangeht, ist der Film definitiv einen Blick wert.

Prometheus – Dunkle Zeichen

1979: Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt. Science-Fiction und Horror finden in einmaliger Symbiose zueinander. H. R. Giger erlangte Unsterblichkeit, mehr durch Zufall wurde Ripley die erste Actionheldin der Filmgeschichte und Ridley Scott erlebte endgültig seinen Durchbruch, der es ihm erlaubte, nur drei Jahre später mit Blade Runner ein für alle Mal zur Legende des Sci-Fi-Genres zu werden.
Drei Fortsetzungen unter anderer Regie folgten, auf die vierte wird immer noch gewartet. Dann erstarrte die Hauptader des Franchises, während die namensgebende Kreatur für Scharmützel gegen den Predator und diverse Comicausflüge entliehen wurde.
Und schließlich paralysierte Ridley Scott mit der Nachricht, er werde ein Prequel drehen. Prometheus sollte kommen und die Welt schmückte sich, um ein Meisterwerk in Empfang zu nehmen.

Ein König regiert und dann stirbt er. Das ist unvermeidlich.

Story

Auf dem ganzen Erdball verstreute Höhlenmalereien bilden unabhängig voneinander eine bestimmte Planetenkonstellation ab. Die beiden Anthropologen Elizabeth Shaw und Charlie Holloway sind sich sicher, damit die Karte zur Wiege der Menschheit vor sich zu haben, die zugleich auch als Einladung gedacht ist.
Die Weyland-Corporation finanziert einen Trip in das weit entfernte System. Nach mehrjähriger Reise erreicht das Raumschiff Prometheus mit seiner schlummernden Besatzung das Ziel.
Es dauert nicht lange, da entdeckt man tatsächlich alte Architektur. Die Konstrukteure, wie sie von den Forschern genannt werden, waren tatsächlich hier, vielleicht sind sie es immer noch. Also schnell den Schlaf aus den Augen gerieben, in den Raumanzug geschlüpft und hinein in die Ruinen.
Tatsächlich findet man den uralten Leichnam eines Konstrukteurs. Als draußen ein tödlicher Sturm auszubrechen droht, die Gruppe getrennt wird, seltsame Biomasse auftaucht und auch die zwischenmenschlichen Spannungen ein kritisches Niveau erreichen, geht auf einen Schlag alles schief.

Kritik

Selbst nach Abzug aller Erwartungen, die das tonnenschwere Alien-Erbe mit sich bringt, ist Prometheus leider kein wirklich guter Film.
Ein großes Problem ist die Überraschungsarmut des ganzen Werkes. Die pompösen Trailer haben die Geschichte nicht angedeutet, sondern nahezu vollständig erzählt – und zwar deutlich besser als der Film selbst dies tut. Die gesamte erste Hälfte ist fraglos stimmungsvoll aufgebaut, vermittelt aber unentwegt das Gefühl, einem außerordentlich langen Prolog beizuwohnen. Nicht zuletzt wegen der Prequel-Natur ist von Beginn an nicht nur absolut klar, dass etwas schiefgehen wird, sondern im Grunde auch schon, in welcher Form dies zu passieren hat. Und Prometheus denkt nicht eine Sekunde daran, diesen vorgezeichneten Weg durch überraschende Abzweigungen aufzuwerten.
Hier müssten nun eigentlich die Charaktere einspringen und den Film auf anderer Ebene interessant machen. Markante Figuren waren immerhin seit jeher ein Markenzeichen der Alien-Saga. Doch hier wird auf ganzer Linie gepatzt. Charlize Theron als Wickers ist in keinem Augenblick mehr als eine engstirnige Ignorantin und bleibt trotz relativ viel Leinwandzeit eine unverständlich eindimensionale Persönlichkeit, der man nie die Kompetenz zutraut, die ihr Posten von ihr verlangt. Das Forscherpärchen wird nur wenig besser vom Drehbuch behandelt und der gesamte Rest der Crew besteht komplett aus austauschbaren Stereotypen, die im besten Fall als Stichwortgeber fungieren. Das gebündelte Schauspieltalent wird einfach so verheizt.
Es ist bezeichnend, dass die Mannschaft, die im Begriff ist, zum ersten Mal in Kontakt zu außerirdischen, vielleicht gottgleichen Wesen zu treten, mit einer Gefasstheit, die bisweilen an Teilnahmslosigkeit grenzt, ihr Abenteuer beginnt und dabei konstant unmenschlicher wirkt als der obligatorische Androide in ihren Reihen. Dieser von Michael Fassbender verkörperte David hat tatsächlich als einziger Charakter eine angemessene Plastizität verpasst bekommen – durch punktgenaues Mienenspiel und gute Dialogzeilen wird er für eine Weile zum doppelbödigen Fragezeichen in der ansonsten transparenten Schilderung. Die Ambivalenz von David rettet den Film in mancherlei Hinsicht.
Optisch ist Prometheus natürlich voll und ganz Ridley Scott. Schon die einleitenden Panoramen, die kurzzeitig geschickt der Frage ausweichen, ob die Erde oder ein anderer Planet gezeigt wird, lassen keinen Zweifel darüber aufkommen, wer auf dem Regiestuhl hockte. Dies zieht sich in milderer Form auch durch den Rest des Filmes, doch immer dann, wenn die Weitläufigkeit verlassen und das Geschehen in Innenräume verlagert wird, kommt der Inszenierung die Souveränität ein wenig abhanden. Über die Effekte lässt sich kaum ein schlechtes Wort verlieren – menschliche Technologie der Zukunft, Mysterien der Konstrukteure und Alien-Glibber sehen tadellos aus. Gewürzt wird die fade Geschichte mit ein paar deftigen Schockeffekten, die es durchaus in sich haben und in einem Fall die Grenze des guten Geschmacks für so manchen Zuschauer überdeutlich hinter sich lassen dürften.
Der 3D-Effekt funktioniert in einigen Szenen gut, ist in den meisten vollkommen überflüssig und wirkt manchmal richtig störend und willkürlich eingesetzt.
Während die erste Halbzeit nur aus hübschem Vorgeplänkel besteht, bietet die zweite nur Action. Die Möglichkeit, das „nur“ aus beiden Teilen zu streichen und etwas Großes aus der Grundidee zu machen, bleibt über die volle Laufzeit ungenutzt.

Fazit

„Sind wir das Produkt von Außerirdischen?“ ist eine vielversprechende Prämisse, die Prometheus als Aufhänger nutzt und kaum weiterverfolgt. Der fast schon freche Verweis auf einen zweiten Teil, der vom Studio mittlerweile bestätigt wurde, lässt hoffen, dass es irgendwann interessanter wird.
Die lang erwartet Vorgeschichte zu Alien klärt zwar über die Herkunft des legendären Space Jockeys auf, hinterlässt ansonsten aber einen enttäuschenden Eindruck und erinnert daran, dass Ridley Scotts letzte bemerkenswerte Arbeit schon wieder einige Jahre zurückliegt.

Ein kleiner Sicherheitshinweis: Während die Kritik versucht, Spoiler zu vermeiden, empfiehlt es sich, die Kommentare erst in Kenntnis des Filmes zu lesen.