Lifepod

Ron Silver ist einer dieser Regisseure, die insgesamt deutlich mehr, aber auch deutlich weniger hochwertige Filme gemacht haben, als man annehmen würde.
Die Terrorkapsel – der deutsche Titel soll nach dieser pflichtbewussten ersten Nennung nie wieder erwähnt und durch den beinahe schon antonymischen Oritinalnamen Lifepod ersetzt sein – ist ein loses Remake von Alfred Hitchcocks Lifeboat.

I believe the term is ‚explicit‘, Director.

Story

Es ist Heiligabend des Jahres 2168 an Bord eines großen Raumschiffes, als plötzlich eine mysteriöse Fehlfunktion zu dessen Explosion und dem Ableben unzähliger Passagiere führt – nur 8 von ihnen konnten in letzter Sekunde in einer Rettungskapsel entwischen und treiben nun, auf Rettung hoffend und den gegenseitigen Verdächtigungen und Anfeindungen ausgesetzt, durch den lebensfeindlichen Raum. Nach und nach wir die Stimmung toxischer, Luft und Rationen werden knapper und die Aussichten auf Rettung geringer. Und ein roboterarmiger kleinwüchsiger Cheftechniker sowie die von allen anderen abgeschottete Pilotin haben es zunehmend schwerer, die explosive Gruppe unter Kontrolle zu halten und Hoffnung zu vermitteln.

Kritik

Die Konzeption lässt wenig erwarten – Anfang der 90er, ein SF-Film mit TV-Budget und einer Prämisse, die allem voran uninspirierte Stangenware anzukündigen scheint. Doch Lifepod vermag zu überraschen, liefert er doch mehr und besser als man anfangs zu hoffen wagt.
Nach einem etwas holprig-zähem Einstieg beginnt ein Kammerspiel, das sich inszenatorisch wie inhaltlich nie vom B-Bereich lösen kann, im Rahmen seiner Möglichkeiten aber eine kohärente Stimmung der Bedrohung und des Verlorenseins heraufbeschwört und im Laufe der Handlung konstant anzuziehen weiß. Die Figuren gewinnen die Art von Profil, die man im Fernsehen der 90er schätzen gelernt hat – das Profil einer Welt, die ganz anders, meist schlicht, in ihrer Eigenlogik aber auch auf naiv-schöne Weise funktional und letztlich mitnehmend ist. Nach und nach öffnen sich die einzelnen Charaktere, offenbaren weitaus interessantere Fähigkeiten als zu erwarten war und erfreuen mit einer Dynamik, die zum unheilschwangeren Setting bestens passt.
Dabei wird Lifepod besser und interessanter, je weiter er sich vom Originalstoff entfernt, den Weltraum mehr als nur ein schwarzes Meer mit weißen Punkten sein lässt und Einblicke in eine dystopische, aber auch angedeutet-fantasievolle Zukunft gewährt.
Schön ist zudem, hier Schauspielschwergewichte wie Stan Shaw (Scarface, Independence Day, Lost Highway), vor allem aber C. C. H. Pounder (Avatar, Face/Off, RoboCop 3) als abgekapselte Pilotin anzutreffen. Auch ist es interessant, die – überwiegend visuellen – Metaphern, auszumachen, weil sich so tatsächlich weitreichende Vorausdeutungen hervortun, die dem Film um eine weitere Facette ergänzen, wenn auch Ron Silver hier am Anfang mit der doppelten Geburt am Weihnachtstag doch eine Spur zu dick aufträgt.
Mit seinen knapp 89 Minuten ist der Film nicht wirklich zu lang, eine Straffung runter auf 80 hätte ihm aber sicher gut getan, denn einige der finalen Konflikte bereichern nur die Laufzeit, während das eigentliche Finale überhastet und holprig hereinbricht und dann auch schon wieder vorbei ist.

Fazit

Auch wenn vieles unbestritten käsig ist, kann Lifepod über weite Strecken unterhalten und in den richtigen Abständen neue Konflikte und Offenbarungen liefern.  Das Ganze geschieht zwar routiniert und auf TV-Niveau, aber eben auch mit unbestreitbarem Charme.

Jurassic Park

Diese Woche kam nach langem hin und her und 7 Jahre nach dem Tode Michael Crichtons Jurassic World in die Kinos. Grund genug, noch einmal in Kürze die drei ersten Filme der legendären Reihe Revue passieren zu lassen.


And what are those?
Story

Ilsar Nublar ist der sprechende Name des tropischen Eilandes, auf dem Multimilliardär John Hammond mit kindlichem Eifer seine Idee eines extravaganten Themenparks mit paläontologischer Flora und Fauna verwirklicht.
Als es zu einem Unfall kommt, verlangen die Sponsoren jedoch ein Gutachten von unabhängigen Spezialisten bezüglich der Sicherheit des Parks.
Die Archäologen Dr. Alan Grant und Dr. Ellie Sattler werden zusammen mit dem zynischen Chaostheoretiker Dr. Ian Malcom auf die Insel geflogen und kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus, als sie realisieren, in was für eine Welt sie da dringen.
Während die Sponsoren hin und weg sind, haben die Forscher ihre Zweifel. Durchaus berechtigte Zweifel, wie sich bei der alles andere als planmäßig verlaufenden Tour durch den Dinopark herausstellt.

Kritik

Es raschelt und rumort im Dickicht, blickdichtes Gebüsch verwehrt jeden Blick, während die Geräusche etwas Großes erahnen lassen, das sich unaufhaltsam nähert. Was dann durch das Blätterwerk bricht, ist nicht die erwartete Urzeitechse, sondern ein am Transportseil baumelnder Container. Das ist zum einen ein Vorgeschmack auf die alles andere als unaufdringliche Symbolik des Filmes, zum anderen ist es aber auch das Versprechen, es nicht zu überstürzen.
Erst gibt es ein paar Appetizer, aber nur kurze Blicke auf Einzelnes. Nach mehr als 40 Minuten geht’s erst in den wahren Park und auch da bleibt es lange noch spannend, bis es die Fahrt so richtig beginnt. Die Action startet erst bei 01:06, also nach der Hälfte des ganzen Filmes. Von diesem langen Anlauf ist nichts lahm oder blöde, weil die Figuren kein reiner Selbstzweck sind, sondern das Drehbuch sie liebt schlichtweg. Wie der Park ist der Film ein sukzessives Erleben, ein Schauen während einer Rundfahrt, bei der man langsam durch die Stationen der Attraktion tuckert, sich für die Zeit, die es braucht, aber auf magische Weise aus der Zeit genommen fühlt. Jurassic Park ist eine von Spielbergs aufdringlichsten Regiearbeiten, bei der die Kamera sofort alles bezoomt und mit dramatischen Schwenks fokussiert wird. Und sie funktioniert tadellos auf diese Weise.

Die Charaktere funktionieren auf ähnliche Weise Es sind streng überzeichnete Personen, die in ausladenden Gesten den Alltag bestreiten und ständig, wie bei Spielberg in allen Filmen üblich, aufgerissenen Auges mit Schreckgesicht von unten in die Kamera stieren, um ihre ganz eigene Art von Charakterentwicklung zu durchleben. Dabei ist genaugenommen niemand von ihnen wirklich sympathisch, alle haben sie ihre nervigen Macken, im Zusammenspiel jedoch funktioniert das alles und ist am Ende sogar sehr charmant. Es sind eben schräge, überzogene und überzogen gespielte Vögel, die aber funktionieren und zusammen mit der – hier ja gut begründet – etwas gekünstelt aussehenden Welt und den kruden Handlungsverläufen ein ganz eigenes, sympathisches Universum kreieren, das genauso zirzensisch daherkommt, wie der titelgebende Park es ist.

Einer der ersten überaus markanten Höhepunkte des Filmes ist die Geburt eines Velociraptors. Anhand dessen lässt sich bestens aufzeigen, was Spielbergs Regie so gewinnend mach. In besagter Szene ist nicht der Schlüpfvorgang inszenatorisches Zentrum, sondern die Personen und ihre Handlungen, welche konsequent den Eigenarten der jeweiligen Figur treubleiben und sie festigen. Das ist schlicht viel interessanter als einem Ei über zwei Minuten hinweg beim Brechen zu beobachten, wie es in anderen Filmen passiert wäre. In den dabei stattfindenden Dialogen liegt so viel augenzwinkernd aufdringliche Metaphorik, wie sie ein Film braucht, der von Kindern wie von Erwachsenen bestaunt werden will. Und das ist im durchaus besten Sinne gemeint.

Damit der Park eine Panne hat und die Eskalation beginnen kann, muss eine Reihe durch und durch comichafter Zufälle durchlaufen werden und häufig ist diese schicksalsartige Verkettung von Ereignissen ausgesprochen dämlich konzipiert, unterhaltsam ist all das nichtsdestotrotz. Gerade diese Mischung aus familienfreundlichem Humor, mehrstufiger Action und schroffen, aber irgendwie doch liebenswerten Charakteren in einer ziemlich bunten Welt bewirkt diese einzigartige Atmosphäre des Filmes. Funktionieren kann das, weil alles fließend ineinander übergeht. Herzstück des Filmes ist die herrlich präzise definierte Action – ohne hyperaktive Wackelkamera, dafür mit durchdachten Einstellungen, wie man sie heute in den meisten Filmen, die auf Tempo setzen, sehnlichst vermisst.. Fast immer sind diese Sequenzen mehrteilig: Sie setzen sich meist aus drei parallelen, ineinandergreifenden Brandherden zusammen, wie der T-Rex, das zur Klippe rutschende Auto und das am Drahtseil baumelnde Forscherpaar.
Deshalb beinhaltet Jurassic Park zahlreiche Szenen, die aufgrund ihrer Auffälligkeit einfach für immer im Gedächtnis liegen und auch nach Jahrzehnten absolut unvergessen sind. Man denke nur an die ikonischen Gläser mit zitterndem Wasser, die das Herannahen des Dinoriesen ankündigen. Dass diese nicht auf einem Tisch, sondern auf der Ablage in einem Geländewagen stehen, welcher eben noch fuhr, weshalb sie dort gar nicht stehen dürften, ist nicht nur völlig egal, sondern irgendwie auch sehr sympathisch. Das mag verklärt und beschönigend klingen, im Rausch des Filmerlebnisses funktioniert es aber tatsächlich bis heute anstandslos.
In vielen Szenen dominiert undurchdringlicher, in Wogen herumwabernder Nebel als Stilmittel der Verdeckung – ein solches etwas plumpes Stilmittel, das spätestens seit den mittleren 90ern niemand mehr verwenden kann, ohne wie ein Trottel zu wirken, schafft bei Steven Spielbergs erfreulich altmodischer Regie Stimmung und macht Spaß.
Selbst der überdrehte Humor funktioniert auf seine auf das jüngere Publikum abzielende Weise. Manchmal geht es aber auch subtiler. Der Monolog des Wissenschaftlers, der sich über Unterhaltung auslässt die nicht real, sondern nur Illusion ist, in einem Film, der sich bewusst dadurch profilierte, die besten visuellen Effekte aller Zeiten zu haben, ist dabei nur einer von mehreren Momenten des Augenzwinkerns.

Jurassic Park ist ein Film vieler mustergütiger Spannungsbögen. Jeder Wechsel zwischen den Handlungssträngen führt zu einer Szene, die ihren eigenen kurzen, aber großen Moment der Aufregung hat, dem man sofort anmerkt, dass jede Menge Herzblut und Leidenschaft in ihm steckt. Generische Action gibt es in Spielbergs Dinopark nicht. Immer beginnt es besonnen, man ahnt die Figuren ins Unglück laufen, es folgt ein kurzer Moment heimtückischer Ruhe, der besagt, dass es anders kommen könnte, aber nicht kommt, das unvermeidliche Unglück tritt ein und es folgt die überaus knappe und überaus spektakuläre Flucht. Diese Struktur wirkt den ganzen Film über; wie im Park ist es ein Besuchen von vielen Ereignissen, die alle ihre eigene Idee haben und Geschichte erzählen. Auf Momente, auf die dieses Muster nicht angewendet werden kann, verzichtet der Film einfach. Deshalb fehlt auch der eigentlich übliche Epilog – die Helden verlassen die Insel, die Geschichte ist vorüber. Dass und ob er Park geschlossen wird, wie es den anderen Figuren ergeht, all das interessiert nicht, weil sich die Familie gefunden hat. Und das ist gut so, denn Jurassic Park zeigt schließlich mit Nachdruck, wie es in einer Welt, die nur ein Geschlecht hat, zugeht.

Fazit

Mit Jurassic Park schuf Steven Spielberg in enger Zusammenarbeit mit Michael Chrichton einen der unumstrittenen Kernfilme der 90er Jahre. Das Gefühl für und der Umgang mit Film, der für dieses Jahrzehnt typisch war, wird hier mit einer Show der Spezialeffekte auf den Punkt gebracht, die nie zur seelenlosen Pappattraktion wird.
Das etwas schablonenhafte Skript und einige kleinere Merkwürdigkeiten im Verlauf der Geschichte fallen kaum ins Gewicht, schließlich liefert Spielbergs Abenteuerfilm ein zirzensisches Vergnügen mit bis heute mitreißenden mehrstufigen Actionsequenzen im familientauglichen Gewand.
Die Nachfolger Vergessene Welt: Jurassic Park und Jurassic Park III konnten finanziell teilweise, qualitativ jedoch kaum an den Erfolg anschließen.

Universal Soldier

Die ungeschriebene Regel, hier nichts zu rezensieren, was alt und bekannt – im besten Fall auch noch vermeintlich kultig, was auch immer das heißt – ist, wird ab und an gebrochen. So auch bei Roland Emmerichs fünften Film Universal Soldier, der Jean-Claude Van Damms Karriere-Scheitelpunkt markiert, und bis dato ganze 5 Sequels mit sehr wechselnder Qualität nach sich zog.

Hey, punk, I been slavin‘ all day makin‘ that slop.

Story

1969, Vietkong; US-Soldat Andrew Scott trägt seine Frisur ähnlich, aber genauso albern, wie es Dolph Lundgren einige Jahre später tun wird und hat im Kriegsgrauen einiges seines Verstandes eingebüßt. Als sein Untergebener Luc Deveraux dem sadistischen Treiben des Kriegsverrückten Einhalt gebieten will, kommen beide zu Tode.
Wie es häufig bei Helden der Fall ist, dürfen sie erst sterben, wenn sie ihre Pflicht erfüllt haben. Und da Helden nun mal auch einen würdigen Kontrahenten benötigen, werden gleich beide Kadaver im Geheimen vom Militär genutzt, um das tote Fleisch zu revitalisieren und aus den gestählten Kämpfern gehorsame Übersoldaten zu machen, die bar ihrer früheren Persönlichkeit in der Gegenwart und unter strengster Geheimhaltung heikle Einsätze bestreiten.
Während die vorlaute Reporterin Veronica Roberts kurz nach ihrem Arbeitsplatzverlust und in Hoffnung auf eine brisante Story das Supersoldaten-Geheimnis zu lüften droht, erlangen die alten Rivalen Scott und Deveraux schleichend ihre Erinnerungen zurück und lassen sowohl die alte Feindschaft als auch den Krieg mit ihren gesteigerten Kräften wieder aufleben.

Kritik

Der Schweizer Roland Emmerich ist 37 Jahre jung und bisher mäßig erfolgreich mit seinen sich großen Vorbildern anbiedernden Filmen. Auch Universal Soldier möchte von der anhaltenden Begeisterung für einen ganz besonderen Science-Fiction-Film schmarotzen – die Parallelen zu James Camerons Indiependent-Hit Terminator sind so klar wie hilflos. Trotzdem war sein Science-Fiction-Actioner über ferngesteuerte Zombies, die sich robotisch bewegen, entsprechend hüftsteif wirken, aber dennoch brachial mit Händen und Füßen austeilen, der Film, der ihm zum Durchbruch in der Traumfabrik verhalf und dazu führte, dass er zu einem der größten und erfolgsreichsten Lieferanten ausschweifende, der Zerstörung huldigende Kassenschlager wurde.
Dass es schon ein wenig laienhaft aussieht, wie die Herren Van Damme und Lundgren eine Maschine spielen, liegt nicht nur an der verstrichenen Zeit zwischen damals und heute, sondern eben auch an Van Damme und Lundgreen, die nun mal nie die geborenen Mimen waren. Andererseits gelang es auch Schwarzenegger wenige Jahre zuvor, glaubwürdig einen Cyborg darzustellen, dessen Existenz und Erfolg, wie schon gesagt, zweifelsohne auch der Dünger für die Universal-Soldier-Reihe gewesen ist.
Dass man dem Klon-Soldaten die Haare zu einer Igelfrisur gelen wollte, das hingegen ist schon ein Sündenfall der 90er.
Bereits zu dieser frühen Zeit lässt sich die Handschrift von Emmerich klar identifizieren. Die Regie ist kontrolliert und stimmig, die kindliche Freude am Gewaltvoyeurismus bereits zur Gänze ausgeprägt. Dass es sich um ein Cameron-Film mit einem Drehbuch von Dean Devlin (der bis 2000 mit Emmerich zusammenarbeiten sollte) handelt, sieht man daran, dass viele Plotpoints völlig lustlos an den Haaren herbeigezogen wirken und die für sie verantwortlichen Figuren so zweckmäßig flach sind, dass man sich in einem der guten alten US-Actionfilme früher 90er wähnen könnte. Besonders auffällig ist die arrogante Dumpfbacken-Reporterin, die wenig dafür tut, um für irgendeinen – inklusive Zuschauer – sympathisch zu erscheinen, und stattdessen auf nervenzehrend tumbe Weise dafür sorgt, dass die Geschichte irgendwie weitergeht. Hinzu kommt ein immer wieder durchbrechender Holzhammerhumor, der seine Rolle zum Glück aber nur am Rande spielt.

So kommt eine Mischung zustande, die auch heute noch irritiert. Einerseits gibt es Humor und familienfreundliche, leicht alberne Nebenfiguren, denen nie was passiert, andererseits bedient der Film den Zuschauer in regelmäßigen Abständen und relativ unvorhersehbar mit kurzen Gewaltspitzen. Es scheint fast so, als wäre Emmerich noch uneins mit sich selbst gewesen, ob man sich dem Mainstream-Publikum vollkommen anbiedern oder aber rohere Streifen für eine kleinere Zielgruppe drehen sollte.
Auch Superschurke Andrew Scott macht, wenn er seine Erinnerung im letzten Drittel wiedererlangt hat, trotz seiner geradlinigen Ernsthaftigkeit, die aus Blick und Handlungen sprechen, ständig völlig unangebrachte Scherze, die ihn bösartig wirken lassen sollen, ihn vorrangig aber als ziemlich unbeholfenen Witzeerzähler präsentieren.
Trotzdem muss man so fair sein zu sagen, dass Lundgren und Van Damme ihre Sache nicht vollkommen schlecht machen. Ersterer wirkt durchaus so abstoßend böse und unberechenbar, wie er sein soll, letzterer zwar ein wenig blass als unbedarfter Zeitreise-Untoter, der die meiste Zeit über ohne Erinnerung ist, tut mit seinem gewinnenden unschuldigen Ausdruck aber dennoch sein Bestes, um nicht schlimm zu nerven. Für die zum Teil wirklich beschämenden Dialoge können die beiden schließlich nur peripher etwas.
Die kriegsbedingten postraumatischen Fesseln sind deutlich weniger glaubhaft eingebracht, als in Rambo, um auch das zweite große Vorbild direkt zu nennen.

Viel lässt sich zu diesem ein wenig grau gewordenen Film nicht sagen. Formelhaft wechseln sich Actionsequenzen mit Verschnaufpausen ab und die Geschichte plätschert gleichmäßig durch ihre tiefen Plotlöcher, bis sie schließlich zu dem erwarteten Ende gelangt. Aufgelockert wird das Ganze durch eine der kürzesten Verfolgungsjagden der Filmgeschichte und sehr vielen Fußtritten von eben jenem Kämpfer, der in den 90ern für eine kurze Zeit als mythischer Unbekannter im Kinderzimmer eines jeden Jungen hing, der ein bisschen was auf sich hielt.

Fazit

Mit Universal Soldier endete die Stilsuche von Roland Emmerich. Hier kommt zum ersten Mal alles zusammen, was später die Formel für sämtliche Filme werden sollte, die unter seinem Namen erschienen. Man bediente sich viel bei Filmen, die groß im Gespräch waren, fügte ein paar Stereotypen hinzu und hielt das Drehbuch gegenüber den schnellen Fußtritten und Tankstellenexplosionen für nachrangig.

RoboCop 3

RoboCop 2 war in diverser Hinsicht eine Beleidigung des Originals. Für den dritten Teil wurde Regisseur Irvin Kershner (Star Wars: Episode V – Das Imperium schlägt zurück) von Fred Dekker (Die Nacht der Creeps, House) ersetzt. Wie schon beim ersten Sequel steuerte Comic-Legende Frank Miller das Drehbuch bei.
Es wird kein Zufall gewesen sein, dass er kurz danach verkündete, dass niemals jemand einen seiner Comics verfilmen dürfe.


As loyal as a puppy.

Story

Omni Consumer Products, der Riesenkonzern, der quasi alles fabriziert, was ein Mensch kaufen kann (und auch ein paar Dinge, die nicht direkt käuflich sind, z.B. den gesetzestreuen RoboCop), steht vor einer handfesten Krise. Nichts läuft, wie es sollte, die japanischen Investoren machen misstrauische Gesichter und das Geld geht sowieso aus.
Also macht OCP das einzige, womit man sich in solch einer Situation noch retten kann, ohne gleich den guten Ruf einzubüßen: Eine Truppe aus kaltblütigen Schurken wird zusammengetrommelt, um die Slums namens Old Detroit mitsamt Einwohnern dem Erdboden gleichzumachen und so Platz zu schaffen für die Stadt der Zukunft, das glamouröse Delta City.
Natürlich könnte man Delta City auch einfach neben Old Detroit bauen. Oder ganz woanders. Ohne Massenmord, Söldnerarmee, viel PR-Beschwichtigung und Stadtteilbeseitigung würde man die knappen Finanzen auch gleich etwas schonen. Aber in der Zukunft ist Platz wohl Mangelware und arme Leute stören schließlich auch das Rundum-Sorglos-Paket, das die neue Funkelmetropole bieten soll.
Doch zum Glück ist RoboCop ja nicht bloß „Robo“, sondern auch zum Teil Mensch mit Seele und Gewissen, weshalb er sich bald der Widerstandsbewegung des bedrohten Viertels anschließt.
Die niederträchtigen Investoren aus dem Fernen Osten ahnen bereits, dass OCP ihren dämonischen Plan nicht reibungslos in die Tat umsetzen können werden und schicken sicherheitshalber waschechte Ninja-Roboter als Verstärkung.

Kritik

Puh. Der Kultstatus, den RoboCop aus dem Jahre 1987 genießt, kommt nicht von ungefähr. Eine simple Grundidee, die ihrer Absurdität zum Trotz bewundernswert umgesetzt wurde. Ein Film, bei dem Dramaturgie, Charakterzeichnung und Action perfekt harmonieren. Ein Klassker, der auch heute kaum Staub angesetzt hat. Die Figur des von Gangstern gerichteten Polizisten, der ohne vorherige Einwilligung zu RoboCop verarbeitet wird und sich an seine verbliebene Menschlichkeit klammert, ist tragisch und einzigartig. Die Gewaltdarstellung, die zu nicht geringen Teilen zum Bekanntheitsgrad des Science-Fiction-Filmes beigetragen hat, ist roh, vielleicht plakativ, aber nie reiner Selbstzweck.
Doch, Hand aufs Herz, bereits RoboCop 2 war infamer Blödsinn. Trotz hohem Bodycount war die clever eingesetzte Brutalität fast schon kinderfreundlichen Slapstikeinlagen gewichen, denen in Sachen Einfallslosigkeit niemand was vormachen konnte und kann. Lahm, platt, langweilig und mit miserablem Timing.
RoboCop 3 setzt da an, wo RoboCop 2 aufhörte, ist aber trotzdem nicht noch furchtbarer als sein direkter Vorgänger. Zumindest dann nicht, wenn man sich überreden kann, den Film als Sequel zum zweiten Teil und nicht als Ausschlachtung des Ursprungsfilms zu sehen.
Eine Voraussetzung, die durch den Fakt erschwert wird, dass die inflationären Rückblenden am Anfang immer wieder daran erinnern, wie steil das Gefälle von Original zu Sequels ist.

Wenn RoboCop das Bild betritt, begleitet ihn ein Orchester, das man so vielleicht im Abspann eines Westerns der 50er erwarten würde. Bloß dass ein Western der 50er sein Thema nicht gefühlte 1000 Mal wiederholt hätte.
„My Friends call me Murphy, you call me RoboCop.“, frotzelt der Blechscheriff. Wenn er nach ungewöhnlich langem Vorgeplänkel endlich auftaucht und wie ein Springteufel aus einem Autodach ploppt (siehe Trailer), visiert er die bösen „Splatterpunks“ an, drückt ab und schießt… in gnädigen Halbkreisen an den Zielen vorbei. Übermenschlichen Reflexen und maschineller Präzision zum Trotz, ist der stählerne Cop nicht mehr in der Lage, geradeaus zu schießen. Wie schon Teil 2, so ist auch RoboCop 3 weit entfernt vom zynischen und fiesen Ton des ersten Filmes. Man will eine niedrige Altersbeschränkung, ist familienfreundlich und orientiert sich auch sonst an dem einen Rezept, nach dem sich alle unproblematischen „Actionkomödien für die ganze Familie“ der 80er und 90er richten.
RoboCop trägt eine sterbende Kollegin durch eine Kirche, RoboCop probiert sich als praktischer Philosoph und Kinderfreund, RoboCop ist sentimental. Eigentlich sind alle sentimental, am allermeisten die Filmmusik.
Auch das freche Balg, das mit seinen technischen Fähigkeiten allen Erwachsenen überlegen ist, darf da natürlich nicht fehlen. Das vorlaute Wesen schafft es sogar, dem gefürchteten ED-209 aus dem ersten Film die Bedrohung zu nehmen, indem es ihn kurzerhand umprogrammiert und zum nach Belieben kontrollierbaren Spielzeug degradiert. Der typisch eindimensionale und typisch überzogene Bösewicht aus der Führungsetage ist natürlich frei von jeder bemerkenswerten Eigenschaft und überrascht am Ende nur ein einziges Mal, indem er völlig unerwartet resigniert und schulterzuckend sein Schicksal in Kauf nimmt. Da er mit einer hemmungslos albernen Darbietung von Schauspieler John Castle verkörpert wird, bleibt er aber trotzdem am längsten in Erinnerung.
Wobei es schon ein kleines Kunststück ist, trotz aller blutleeren Gelecktheit Gewalt immer noch als das Mittel zur Lösung zu predigen.
Allerspätestens dann, wenn RoboCop in einem pinken Cadillac die Verfolgung aufnimmt, ist nicht mehr von der Hand zu weisen, dass er bloß noch eine Karikatur seiner selbst ist.

Obwohl unser Held neuerdings in der Lage ist, Pistolenkugeln aus dem Flug zu greifen, kriegt er arg auf die Mütze und kann natürlich nur von der einen Frau geflickt werden, die ihn versteht und an ihn glaubt. Und wer wäre besser dafür geeignet, mitten in die OCP-Zentrale zu schlendern und sie über einen OCP-feindlichen Stützpunkt zu informieren, als ein Kind. Das ist die Logik von Robocop 3, das ist das Drehbuch von Frank Miller.

Und der schauderhafte Gegner, der es mit RoboCop aufnehmen soll, nachdem er im letzten Teil den ebenbürtigen RoboCop 2, der angenehmer Weise so hieß wie der Film, bezwungen hat? Wer soll ihm nun noch die Stirn bieten können? Richtig, ein Japaner. Ein Roboter-Japaner, der raucht und eine Sonnenbrille trägt. Und dieser Japaner zeigt uns, warum wir uns vor seinem Volk in Acht nehmen sollten. Es ist rücksichtslos, fremdartig, gefühlskalt, feige, eine Bedrohung für den westlichen Lebensstil und zudem mit verdammt verdächtigen Kampfküsten ausgestattet. Zu allem Überfluss haben sie auch noch eine Technik, die der unsrigen weit überlegen ist. Und das alles machen sie mit Schwertern! Da überrascht es nicht, dass die Amerikaner, die mit den Fremdlingen kollaborieren, aussehen wie finsterste Nazischergen.
Aber RoboCop 3 lehrt uns auch, dass selbst der fieseste Japaner zu stoppen ist, wenn man ihm die Rübe von den Schultern pustet.
Wahrscheinlich war dieser irritierende Subtext so niemals intendiert – trotzdem sorgt diese eigenartig suggestive Darstellung für eine gehobene Augenbraue.

Witzig ist, dass man sich alle Mühe gab, den Schauspielerwechsel zu vertuschen. Wird RoboCop ohne Maske gezeigt, dann ist Murphys Gesicht immer noch Murphys Gesicht. Bei aufgesetztem Helm gehören Kinn und Mund jedoch einer ganz anderen Person. Nämlich Robert John Burke, der Peter Weller ersetzte, welcher sich klugerweise dafür entschied, den jungen Kult RoboCop nicht weiter zu demontieren und stattdessen als Protagonist in David Cronenbergs wunderbarem Naked Lunch aufzutreten.
Nicht nur an der ausgetauschten Gesichtshälfte erkennt man den Wechsel. Die unverkennbare Art und Weise, mit der Peter Weller seiner Figur mit durchdachten Bewegungen Leben einhauchte, findet sich hier nicht wieder. Ersatzmann Burke gelingt es nicht, RoboCop auf ähnlich glaubwürdige Weise agieren zu lassen.

Das Ganze ist aber ein solcher Blödsinn, dass sich zumindest niemand langweilen dürfte. RoboCop 3 ist für Robocop das, was Batman & Robin für Batman war. Schund im Vergleich zum Original. Und zwar ein derart immenser Schund, dass man sich auf eine schmerzvolle Art nicht langweilt.
Im Gegensatz zum drei Jahre älteren RoboCop 2 funktionieren immerhin ein paar kleinere Gags. Außerdem ist der Sci-Fi-Film im ersten Drittel nicht vollkommen spannungsos. Trotzdem ist die einzige Weise, auf die der Film funktioniert und halbwegs unterhält, eine ursprünglich keinesfalls beabsichtigte.

Das Finale löst ein, womit etliche Andeutungen im Vorfeld bereits drohten. RoboCop schnappt sich ein Robo-Raketenrucksack und zeigt, wie es aussähe, wenn The Asylum sich Iron Man vorknüpfen würden.
Zwischendurch gibt es den vielleicht absurdesten Match-Cut der Filmgeschichte und viele andere Gründe, die dafür sorgen, dass man sich mit seinem eigenen Kopfschütteln eine Art von Unterhaltung beschert, die nur ganz bestimmte Filme bescheren.

Fazit

Vorlaute Hacker-Gören, Schauspieler, die aus den tiefsten Verliesen der Traumfabrik herauf delegiert wurden, und ein Drehbuch, das nur aus Rachegefühlen heraus entstanden sein kann, führen dazu, dass kein Mensch sich ernsthaft darüber aufregen kann, dass RoboCop 2014 als Neustart frisch in die Kinos zurückkehrt.
Niemand erwartet oder wünscht auch nur, dass Paul Verhoevens Klassiker ersetzt wird, aber besser als die beiden Fortsetzungen des Kulthits kann José Padilhas modernisierte Interpretation eigentlich nur werden.