Universal Soldier

Die ungeschriebene Regel, hier nichts zu rezensieren, was alt und bekannt – im besten Fall auch noch vermeintlich kultig, was auch immer das heißt – ist, wird ab und an gebrochen. So auch bei Roland Emmerichs fünften Film Universal Soldier, der Jean-Claude Van Damms Karriere-Scheitelpunkt markiert, und bis dato ganze 5 Sequels mit sehr wechselnder Qualität nach sich zog.

Hey, punk, I been slavin‘ all day makin‘ that slop.

Story

1969, Vietkong; US-Soldat Andrew Scott trägt seine Frisur ähnlich, aber genauso albern, wie es Dolph Lundgren einige Jahre später tun wird und hat im Kriegsgrauen einiges seines Verstandes eingebüßt. Als sein Untergebener Luc Deveraux dem sadistischen Treiben des Kriegsverrückten Einhalt gebieten will, kommen beide zu Tode.
Wie es häufig bei Helden der Fall ist, dürfen sie erst sterben, wenn sie ihre Pflicht erfüllt haben. Und da Helden nun mal auch einen würdigen Kontrahenten benötigen, werden gleich beide Kadaver im Geheimen vom Militär genutzt, um das tote Fleisch zu revitalisieren und aus den gestählten Kämpfern gehorsame Übersoldaten zu machen, die bar ihrer früheren Persönlichkeit in der Gegenwart und unter strengster Geheimhaltung heikle Einsätze bestreiten.
Während die vorlaute Reporterin Veronica Roberts kurz nach ihrem Arbeitsplatzverlust und in Hoffnung auf eine brisante Story das Supersoldaten-Geheimnis zu lüften droht, erlangen die alten Rivalen Scott und Deveraux schleichend ihre Erinnerungen zurück und lassen sowohl die alte Feindschaft als auch den Krieg mit ihren gesteigerten Kräften wieder aufleben.

Kritik

Der Schweizer Roland Emmerich ist 37 Jahre jung und bisher mäßig erfolgreich mit seinen sich großen Vorbildern anbiedernden Filmen. Auch Universal Soldier möchte von der anhaltenden Begeisterung für einen ganz besonderen Science-Fiction-Film schmarotzen – die Parallelen zu James Camerons Indiependent-Hit Terminator sind so klar wie hilflos. Trotzdem war sein Science-Fiction-Actioner über ferngesteuerte Zombies, die sich robotisch bewegen, entsprechend hüftsteif wirken, aber dennoch brachial mit Händen und Füßen austeilen, der Film, der ihm zum Durchbruch in der Traumfabrik verhalf und dazu führte, dass er zu einem der größten und erfolgsreichsten Lieferanten ausschweifende, der Zerstörung huldigende Kassenschlager wurde.
Dass es schon ein wenig laienhaft aussieht, wie die Herren Van Damme und Lundgren eine Maschine spielen, liegt nicht nur an der verstrichenen Zeit zwischen damals und heute, sondern eben auch an Van Damme und Lundgreen, die nun mal nie die geborenen Mimen waren. Andererseits gelang es auch Schwarzenegger wenige Jahre zuvor, glaubwürdig einen Cyborg darzustellen, dessen Existenz und Erfolg, wie schon gesagt, zweifelsohne auch der Dünger für die Universal-Soldier-Reihe gewesen ist.
Dass man dem Klon-Soldaten die Haare zu einer Igelfrisur gelen wollte, das hingegen ist schon ein Sündenfall der 90er.
Bereits zu dieser frühen Zeit lässt sich die Handschrift von Emmerich klar identifizieren. Die Regie ist kontrolliert und stimmig, die kindliche Freude am Gewaltvoyeurismus bereits zur Gänze ausgeprägt. Dass es sich um ein Cameron-Film mit einem Drehbuch von Dean Devlin (der bis 2000 mit Emmerich zusammenarbeiten sollte) handelt, sieht man daran, dass viele Plotpoints völlig lustlos an den Haaren herbeigezogen wirken und die für sie verantwortlichen Figuren so zweckmäßig flach sind, dass man sich in einem der guten alten US-Actionfilme früher 90er wähnen könnte. Besonders auffällig ist die arrogante Dumpfbacken-Reporterin, die wenig dafür tut, um für irgendeinen – inklusive Zuschauer – sympathisch zu erscheinen, und stattdessen auf nervenzehrend tumbe Weise dafür sorgt, dass die Geschichte irgendwie weitergeht. Hinzu kommt ein immer wieder durchbrechender Holzhammerhumor, der seine Rolle zum Glück aber nur am Rande spielt.

So kommt eine Mischung zustande, die auch heute noch irritiert. Einerseits gibt es Humor und familienfreundliche, leicht alberne Nebenfiguren, denen nie was passiert, andererseits bedient der Film den Zuschauer in regelmäßigen Abständen und relativ unvorhersehbar mit kurzen Gewaltspitzen. Es scheint fast so, als wäre Emmerich noch uneins mit sich selbst gewesen, ob man sich dem Mainstream-Publikum vollkommen anbiedern oder aber rohere Streifen für eine kleinere Zielgruppe drehen sollte.
Auch Superschurke Andrew Scott macht, wenn er seine Erinnerung im letzten Drittel wiedererlangt hat, trotz seiner geradlinigen Ernsthaftigkeit, die aus Blick und Handlungen sprechen, ständig völlig unangebrachte Scherze, die ihn bösartig wirken lassen sollen, ihn vorrangig aber als ziemlich unbeholfenen Witzeerzähler präsentieren.
Trotzdem muss man so fair sein zu sagen, dass Lundgren und Van Damme ihre Sache nicht vollkommen schlecht machen. Ersterer wirkt durchaus so abstoßend böse und unberechenbar, wie er sein soll, letzterer zwar ein wenig blass als unbedarfter Zeitreise-Untoter, der die meiste Zeit über ohne Erinnerung ist, tut mit seinem gewinnenden unschuldigen Ausdruck aber dennoch sein Bestes, um nicht schlimm zu nerven. Für die zum Teil wirklich beschämenden Dialoge können die beiden schließlich nur peripher etwas.
Die kriegsbedingten postraumatischen Fesseln sind deutlich weniger glaubhaft eingebracht, als in Rambo, um auch das zweite große Vorbild direkt zu nennen.

Viel lässt sich zu diesem ein wenig grau gewordenen Film nicht sagen. Formelhaft wechseln sich Actionsequenzen mit Verschnaufpausen ab und die Geschichte plätschert gleichmäßig durch ihre tiefen Plotlöcher, bis sie schließlich zu dem erwarteten Ende gelangt. Aufgelockert wird das Ganze durch eine der kürzesten Verfolgungsjagden der Filmgeschichte und sehr vielen Fußtritten von eben jenem Kämpfer, der in den 90ern für eine kurze Zeit als mythischer Unbekannter im Kinderzimmer eines jeden Jungen hing, der ein bisschen was auf sich hielt.

Fazit

Mit Universal Soldier endete die Stilsuche von Roland Emmerich. Hier kommt zum ersten Mal alles zusammen, was später die Formel für sämtliche Filme werden sollte, die unter seinem Namen erschienen. Man bediente sich viel bei Filmen, die groß im Gespräch waren, fügte ein paar Stereotypen hinzu und hielt das Drehbuch gegenüber den schnellen Fußtritten und Tankstellenexplosionen für nachrangig.

2012

Jetzt, da sich das Jahr 2012 so langsam dem Ende nähert, soll auch der gleichnamige Film unter die Lupe genommen werden. Roland Emmerich ist schließlich für so einiges bekannt. Gerade der Protagonist dieser Seite, das Genre Science-Fiction, hat ihm manches zu verdanken. Stargate gibt es durch sein Wirken, Universal Soldier kommt von ihm sowie auch Independence Day und ein Godzilla-Unglück. Gemein haben diese Filme neben ihrem Genre auch, dass der Deutsche nicht nur für Regie, sondern auch das Drehbuch verantwortlich war. Neben fürstlicher Effektschau ist Herr Emmerich somit auch und vor allem dafür bekannt, kein sonderlich guter Geschichtenerfinder zu sein. Manchmal macht das nichts, wie etwa bei Stargate, manchmal entstellt es gleich den ganzen Film, so zu sehen bei Godzilla und 10.000 B.C.

Man lockt sie an mit ein wenig Humor…

Story

Eine heftige Sonneneruption wird den Erdkern erhitzen, die Erdkruste schmelzen, dadurch eine tektonische Plattenverschiebung im Zeitraffer verursachen und die Oberfläche unseres schönen Planeten durschütteln und mit Riesentsunamis und Lavafontänen übergießen. Das alles weiß ein ausgewählter Zirkel von US-Politikern, doch erwartete man die Katastrophe deutlich später. Als die Erde sich 2012 auftut, um die Menschheit zu verschlingen, ist man folgerichtig sehr beunruhigt. Doch während der Durchschnittsbürger ertrinkt, verbrennt, in Spalten verschwindet oder vom Mob niedergetrampelt wird, hat die Führungselite natürlich einen Plan. Die Reichen und Wichtigen waren nicht nur informiert, sondern konnten mit Geld und Prestige Tickets für gigantische Rettungsschiffe kaufen.
Jackson Curtis, seines Zeichens gescheiterter Ehemann, gescheiterter Vater und gescheiterter Autor, ist nicht reich und wichtig, hat dank eines irren und gut informierten Einsiedlers aber zufällig Wind von dem geheimen Fluchtplan bekommen. Also schnappt er sich seine nörgelnden Kinder, die Ex-Frau und ihren Neuen, um sich auf die Suche nach den rettenden Schiffen zu machen, während die Welt hinter ihm im Inferno untergeht.

Kritik

Charismatischer Niemand im Zentrum: Check. Familie mit arg klischeehaften Problemen: Check. Ganz viele Statisten, für die offensichtlich niemand sinnvolle Dialogideen hatte: Mehrfachcheck. Irre, aber allwissende Hinterwäldler mit Maurerdekolleté: Check. Ein paar leidlich amüsante Tölpelpassagen: Check. Die privilegierte Oberschicht, die natürlich ausnahmslos aus skrupellosen Mistkerlen besteht: Check . Ein diabolischer Stabschef: Check. Mit einem Auto aus fliegendem Flugzeug brausen: Check. Amerikanischer Präsident, dessen Gewissen ihn das Richtige tun lässt: Check. Unerträglich theatralische Reden: Check. Angst um die Mona Lisa: Check. Oberflächliche Vorstadtschafe, die witzig sind, weil sie die Bedrohung nicht kapieren: Check. Viele kleine Minikatastrophen rund um den Globus, um auf das große Ende vorzubereiten: Selbstverständlich – Check, Check, Check.

Kurz: Roland Emmerich hat seine markante Handschrift hinterlassen, indem er einmal mehr tief in die Klischeekiste langte, um den Inhalt seiner Faust aufs Script rieseln zu lassen.
Doch während dieses Verfahren bei seinen schlechteren Werken dazu führt, dass man vor lauter Frust konvulsivisch zuckend den Kinosaal verlassen bzw. die DVD mit Weihwasser behandeln möchte, geht die Rechnung beim Rest seiner Arbeiten halbwegs auf. So auch hier. Natürlich ist es fast schon unverschämt, mit welcher Selbstgewissheit Emmerich die klassischsten Bausteine des Hollywoodkinos uninspiriert aufeinanderstapelt. Trotzdem tut er dies mittlerweile mit so geübter Hand, dass die Angelegenheit wenigstens selten wirklich ärgerlich wird.
Um es trotzdem auszusprechen: Die Charaktere sind unsympathisch, die Dramatik sumpfig und die Gespräche dreht man am besten gleich auf Stumm. Außerdem ist nur ein einziger Witz in den 158 Minuten ein guter Witz. Natürlich mag man nun sagen können, dass jemand, der Gefühlsduselei, interessante Gespräche und eine Geschichte sucht, einfach keinen Roland Emmerich-Film gucken sollte; wichtig ist hier schließlich nur das Effektfeuerwerk.  Womöglich könnte  das Weiße Haus ja noch einmal explodieren.
Eine Möglichkeit, die Charaktere wenigstens so interessant zu finden, dass man ihnen das Überleben wünscht, wäre aber trotzdem nicht ganz verkehrt gewesen. Dass der über sich hinauswachsende Familienvater John Cusacks Gesicht hat, sorgt zwar dafür, dass man  nicht vergisst, wer der Hauptdarsteller ist, reicht für sich alleine aber schlichtweg nicht aus. Zudem der Gute die ganze Zeit so aussieht, als hätte er erst am Set begriffen, für was er da unterzeichnet hat.
Selbst im Wald lebende Verschwörungstheoretiker ist nach Schema F gestrickt, wird aber immerhin von einem sympathischen Woody Harrelson verkörpert, der sichtlich Spaß am Overacting hat.
Dass auf Logik beim Weltuntergang nicht zu hoffen ist, bedarf eigentlich keiner separaten Erwähnung. Wenn sich die Neutrinos plötzlich gegen die Erde wenden, dann können auch Handyverbindungen trotz von Tsunamis verschlungener Großstädte tadellos funktionieren.

Doch kommen wir zur Lieblingsdisziplin des Regisseurs. Es versteht sich von selbst, dass 2012 eine pompös inszenierte Zerstörung von so ziemlich allem bietet. Züge werden durch die Luft geschleudert, Hochhäuser stürzen in Zeitlupe ineinander und ganze Städte werden vom Meer geschluckt. Das sieht nicht immer perfekt, aber in seiner überzogenen Tollheit fraglos beeindruckend aus. Die teils wahnwitzige Gigantonomie, die der Sci-Fi-Film an den Tag legt, kann einem schon mal die Sprache verschlagen. In vielen Szenen meint man Roland Emmerich fast vor Augen zu haben, wie er mit kindlicher Ausgelassenheit auf einer Spielzeugstadt rumspringt und Modellhäuser umtritt. 2012 ist ohne Frage eines der hübschesten Massensterben der Kinogeschichte.
Es ist gut, dass der Film die ganze Destruktion in durchdachten Dosen liefert, damit man sich nicht zu schnell am Armageddon sattsieht. Es ist schlecht, dass das Story-Füllmaterial keinen Hehl daraus macht, dass es genau das ist: Füllmaterial.
Einzelschicksale gibt es wenige, meist sieht man nur große Sachen auf kleine Leute stürzen. Von diesen wenigen Unglücklichen, bei denen sich der Katastrophenfilm die Zeit nimmt, etwas Menschlichkeit zu zeigen, berühren aber tatsächlich ein paar.
Das ist dann auch alles, was 2012 sehenswert macht. Auf der anderen Seite ist verschlagene Sprache sicherlich besser als nichts. So mancher Spießroutenlauf durch den Kometenhagel wirkt dafür aber auch ungewollt komisch.
Trotzdem wäre die belanglose, aber nicht groß störende Rahmengeschichte zuzüglich der infernalischen Netzhautmassage genug, knapp über den Durchschnitt zu kommen. Wäre da nicht das Ende. Der zähe Schluss zieht sich nicht nur unerträglich in die Länge, sondern toppt die bisherige Einfallsarmut auch noch mal um ein paar Grade, was dem ganzen Werk einen üblen Nachgeschmack verleiht. Wäre der Film 50 Minuten kürzer, wäre er vielleicht auch 110 Minuten sehenswerter.

Fazit

Nachdem Emmerich die Welt in seinem letzten Katastrophenfilm in Eis erstarren ließ, wird der Mensch nun vom nächsten Element schikaniert. 2012 ist nicht nur wie erwartet größer, lauter und länger als The Day After Tomorrow, sondern dramaturgisch auch noch etwas schwächer. Dafür gibt es einen Welteruntergang biblischen Ausmaßes in furios inszenierten Häppchen. Wer über den fehlenden Inhalt, Pathos und hohle Dialoge hinwegsehen kann, kriegt passable Popcornunterhaltung, die zum Ende hin einbricht.