Vergessene Welt: Jurassic Park

Vier Jahre nach dem phänomenalen Erfolg, den Steven Spielberg mit der Verfilmung von Michael Crichtons Bestseller erschuf, stand naturgemäß die Fortsetzung ins Haus. Wieder führte Spielberg Regie, wieder schrieb Koepp das Drehbuch.
Trotzdem bleibt das Sequel deutlich hinter dem Erstling Jurassic Park zurück.

The Scientist on TV? I believed you.

Story

Vier Jahre ist es her, dass die Geschehnisse im ungeöffneten Jurassic Park eskalierten, alle Beteiligten nur knapp mit dem Leben davonkamen und der Schöpfer des Ganzen, John Hammond, sich eines Besseren belehren ließ.
Als eben jener gegenüber Dr. Ian Malcolm eröffnet, dass die Tiere gar nicht auf Isla Nublar, sondern auf einer anderen Insel gezüchtet wurden und seitdem unbeaufsichtigt dort leben, fällt dieser natürlich aus allen Wolken.
Da seine Freundin Dr. Sarah Harding sich aber dort aufhält, lässt er sich zähneknirschend dazu überreden, eine Expedition zur verlassenen Brutstätte anzuleiten.

Kritik

Erst einmal gilt es, die abstruse Ausgangssituation über eine bisher noch nicht erwähnte zweite Insel zu schlucken, welche vor einer ausführlichen Dokumentation durch Fachmänner von der Öffentlichkeit ihr Recht nicht zugestanden bekäme, in Ruhe gelassen zu werden. Die Ausgangssituation von Vergessene Welt: Jurassic Park ist alles andere als mühevoll erdacht, sondern ein sehr schludriger und fadenscheiniger Grund, das Abenteuer aus Teil 1 noch einmal zu wiederholen. Nur dass von dem ursprünglichen Team nur noch der zynische Chaostheoretiker Dr. Ian Malcolm mit dabei ist, dem dafür aber die durchsetzungskräftige Freundin Sarah, gespielt von der immer gern gesehenen Julianne Moore, zur Seite gestellt wird. Von der Geschichte wird Malcolm zwar etwas demontiert, da man ihm einiges künstlich andichtete, was man im ersten Teil eigentlich schon hätte erfahren müssen, seine trockenen Sprüche und die Spur von Unternehmungslust wurden aber unbeschadet auch in das zweite Abenteuer importiert.
Im Großen und Ganzen ist das Sequel zu Jurassic Park exakt das, was jeder erwartet hat. Dasselbe in Grün, was nicht ganz so toll und naturgemäß nicht mehr überraschend, aber immer noch recht unterhaltsam ist. Bereits die Exposition verrät dies – man lässt sich immer noch Zeit, all das zu etablieren, ist aber nicht ganz so geduldig, sondern lässt es schon dann zur Sache gehen, wo der Vorgänger mit seiner Einleitung gerade einmal zur Hälfte durch war. Zum Teil liegt das natürlich auch am banalen Fakt, dass der ganze Zauber mit und um die Dinowelt natürlich kein zweites Mal in dieser Größe aufgezogen werden kann.

Leider ist die Geschichte, wie anfangs schon angedeutet, noch etwas dümmer konstruiert als die des Vorgängers. Die Idee, besessene Großwildjäger einzubauen, die mi Jeep und Cross-Bike ihre Testosteronausgleiche vornehmen, ist ein mehr als dünner Vorwand, um auf Zwang noch mehr Kritik am dummen, uneinsichtigen Menschen zu üben. Diese ganze Truppe an machohaften Rüpeln besteht nur aus einseitigen, völlig uninteressanten Figuren. Anders als im ersten Teil geht es nun einfach um zwei relativ homogene Gruppen, die sich stark voneinander unterscheiden. Die einzelnen Mitglieder sind dafür aber sehr viel gesichtsloser. Der Unterschied zum ersten Teil ist, dass die Figuren unbeabsichtigt unsympathisch geraten sind und dass das Ganze keine launige Tour durch einen Vergnügungspark mehr ist, sondern eine weit weniger klare Geschichte, deren einzelne Etappen keine richtigen Abenteuer, sondern meist nur mäßig interessante Ereignisse darstellen, denen einfach die Dramatik fehlt.
Die Schar der vergnügungssüchtigen Schmierfinke schon deshalb zur Farce, weil sie trotz allem ständig unbewaffnet scheint und man sich andauernd unkoordiniert auf der Flucht befindet. Was da auf die Insel gebracht wurde, daran lässt der Film nie zweifeln, ist nichts anderes als Beute, die der Schaulust des Zuschauers geopfert werden soll.

Eine der intensivsten Szenen ist natürlich die, in der das T-Rex-Junge verarztet wird und der Zuschauer jede Sekunde damit rechnet, dass das fuchsteufelswilde Muttertier anstürmt. Hier erinnert Vergessene Welt: Jurassic Park an den ersten Teil mit seinen vorbildlich gestaffelten Actionsequenzen, die gleich mehrere Höhe- und Wendepunkte besitzen und zwischendurch mit einer unaufdringlichen Kamerafahrt oder Intensität fördernden Close-Ups am Leben gehalten werden. Auch wenn hier einiges zum bloßen Zweck der Szenenverlängerung passiert, sind die Ideen und Steigerungsmomente einfach zu gut gesetzt, zudem auch semiotisch immer darauf geachtet wird, die Brenzlichkeit der Lage auf allen Ebenen deutlich zu machen.
Direkt im Anschluss beweist das Großwildjägerkollektiv aber wieder einmal, wie dumm und kurzsichtig es ist, weshalb der Film an diesem Punkt schon wieder nicht so richtig ernst zu nehmen ist.
Gerade weil der Wald nun viel organischer wirkt und die Welt damit viel mehr Tiefe hat, wird durch so nachlässige Figurenzeichnung der Marke „Sie sind böse, also machen wir sie dumm“ einiges an Potenzial verschenkt. Ein Drehbuch, das sich dafür entscheidet, seine Figuren teilweise als völlig unzurechnungsfähig dastehen zu lassen, kann auch mit schönen Effekten und einer mehr als ordentlichen Inszenierung keinen durch und durch intensiven Film ergeben.
Und so verhält es sich über die volle Spieldauer. Die Action ist manchmal okay, manchmal Hollywood im allerbesten Sinne, doch die figurenzentrierten Momente zwischen diesen Szenen sind ab dem Zeitpunkt, wenn die Jägertruppe die Bühne betritt, nicht mehr zu gebrauchen.
Eine Sünde ist es zudem, dass der Film nicht aufhört, wenn er seine Geschichte zu Ende erzählt hat. Nach klassischen 90 Minuten sind die Geschäfte auf der Insel erledigt und Vergessene Welt: Jurassic Park könnte genauso zackig enden wie der erste Teil. Doch weil man mehr bieten wollte als nur einen zweiten Aufguss, geht es in den letzten Minuten noch mal runter von der Insel, wo ein bizarrer Logikfehler (bzw. eine herausgeschnittene Szene, deren Fehlen absurde Konsequenzen hat) und eine King-Kong-Hommage kurz in der Zivilisation wüten, um die Tricktechnik noch mal so richtig die Muskeln spielen zu lassen. Das Spektakel wirkt mehr wie ein geraffter dritter Teil und ist in seinem Bemühen, ja auch noch mal zu verdeutlichen, wie viel des Menschen Hochmut ihn kosten wird, schwerlich zu genießen.

Was bleibt ist die Action und ein kerniger Protagonist. Von beidem gibt es glücklicherweise mehr als genug, sodass die Fehler nicht allzu schwer ins Gewicht fallen.
Dass Jeff Goldblum so oft alarmiert in die an ihn heranfahrende Kamera schaut, wie zusammengenommen in seiner ganzen sonstigen Karriere nicht, ist übrigens ein bisschen amüsant, aber gar nicht groß störend. Spielberg ist sich seiner Regie dafür einfach zu sicher, sodass er mit derlei Dreistigkeiten tatsächlich einfach durchkommt.

Fazit

Vergessene Welt: Jurassic Park hätte –gerade in der Rückschau – viel besser sein können. Das ebenfalls von David Koepp geschriebene Drehbuch wirkt an vielen Momenten aber etwas uninspiriert und ärgert mit seinen vielen beschränkten Figuren.
Im ersten Drittel und in manchen actionhaltigen Einlagen schimmert aber der Geist des Vorgängers hervor. Zudem ist es eine Freude, dass der mürrische Ian Malcom nun den Raum hat, den man ihm im ersten Teil insgeheim gewünscht hat.
Einige recht blutige Szenen machen das Sequel übrigens zu einem Film, der nicht mehr so familientauglich ist, wie sein Vorgänger. Sehenswert ist der Film trotzdem; etwas, das man von seinem Nachfolger Jurassic Park III nicht mehr so uneingeschränkt behaupten konnte.

Jurassic Park

Diese Woche kam nach langem hin und her und 7 Jahre nach dem Tode Michael Crichtons Jurassic World in die Kinos. Grund genug, noch einmal in Kürze die drei ersten Filme der legendären Reihe Revue passieren zu lassen.


And what are those?
Story

Ilsar Nublar ist der sprechende Name des tropischen Eilandes, auf dem Multimilliardär John Hammond mit kindlichem Eifer seine Idee eines extravaganten Themenparks mit paläontologischer Flora und Fauna verwirklicht.
Als es zu einem Unfall kommt, verlangen die Sponsoren jedoch ein Gutachten von unabhängigen Spezialisten bezüglich der Sicherheit des Parks.
Die Archäologen Dr. Alan Grant und Dr. Ellie Sattler werden zusammen mit dem zynischen Chaostheoretiker Dr. Ian Malcom auf die Insel geflogen und kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus, als sie realisieren, in was für eine Welt sie da dringen.
Während die Sponsoren hin und weg sind, haben die Forscher ihre Zweifel. Durchaus berechtigte Zweifel, wie sich bei der alles andere als planmäßig verlaufenden Tour durch den Dinopark herausstellt.

Kritik

Es raschelt und rumort im Dickicht, blickdichtes Gebüsch verwehrt jeden Blick, während die Geräusche etwas Großes erahnen lassen, das sich unaufhaltsam nähert. Was dann durch das Blätterwerk bricht, ist nicht die erwartete Urzeitechse, sondern ein am Transportseil baumelnder Container. Das ist zum einen ein Vorgeschmack auf die alles andere als unaufdringliche Symbolik des Filmes, zum anderen ist es aber auch das Versprechen, es nicht zu überstürzen.
Erst gibt es ein paar Appetizer, aber nur kurze Blicke auf Einzelnes. Nach mehr als 40 Minuten geht’s erst in den wahren Park und auch da bleibt es lange noch spannend, bis es die Fahrt so richtig beginnt. Die Action startet erst bei 01:06, also nach der Hälfte des ganzen Filmes. Von diesem langen Anlauf ist nichts lahm oder blöde, weil die Figuren kein reiner Selbstzweck sind, sondern das Drehbuch sie liebt schlichtweg. Wie der Park ist der Film ein sukzessives Erleben, ein Schauen während einer Rundfahrt, bei der man langsam durch die Stationen der Attraktion tuckert, sich für die Zeit, die es braucht, aber auf magische Weise aus der Zeit genommen fühlt. Jurassic Park ist eine von Spielbergs aufdringlichsten Regiearbeiten, bei der die Kamera sofort alles bezoomt und mit dramatischen Schwenks fokussiert wird. Und sie funktioniert tadellos auf diese Weise.

Die Charaktere funktionieren auf ähnliche Weise Es sind streng überzeichnete Personen, die in ausladenden Gesten den Alltag bestreiten und ständig, wie bei Spielberg in allen Filmen üblich, aufgerissenen Auges mit Schreckgesicht von unten in die Kamera stieren, um ihre ganz eigene Art von Charakterentwicklung zu durchleben. Dabei ist genaugenommen niemand von ihnen wirklich sympathisch, alle haben sie ihre nervigen Macken, im Zusammenspiel jedoch funktioniert das alles und ist am Ende sogar sehr charmant. Es sind eben schräge, überzogene und überzogen gespielte Vögel, die aber funktionieren und zusammen mit der – hier ja gut begründet – etwas gekünstelt aussehenden Welt und den kruden Handlungsverläufen ein ganz eigenes, sympathisches Universum kreieren, das genauso zirzensisch daherkommt, wie der titelgebende Park es ist.

Einer der ersten überaus markanten Höhepunkte des Filmes ist die Geburt eines Velociraptors. Anhand dessen lässt sich bestens aufzeigen, was Spielbergs Regie so gewinnend mach. In besagter Szene ist nicht der Schlüpfvorgang inszenatorisches Zentrum, sondern die Personen und ihre Handlungen, welche konsequent den Eigenarten der jeweiligen Figur treubleiben und sie festigen. Das ist schlicht viel interessanter als einem Ei über zwei Minuten hinweg beim Brechen zu beobachten, wie es in anderen Filmen passiert wäre. In den dabei stattfindenden Dialogen liegt so viel augenzwinkernd aufdringliche Metaphorik, wie sie ein Film braucht, der von Kindern wie von Erwachsenen bestaunt werden will. Und das ist im durchaus besten Sinne gemeint.

Damit der Park eine Panne hat und die Eskalation beginnen kann, muss eine Reihe durch und durch comichafter Zufälle durchlaufen werden und häufig ist diese schicksalsartige Verkettung von Ereignissen ausgesprochen dämlich konzipiert, unterhaltsam ist all das nichtsdestotrotz. Gerade diese Mischung aus familienfreundlichem Humor, mehrstufiger Action und schroffen, aber irgendwie doch liebenswerten Charakteren in einer ziemlich bunten Welt bewirkt diese einzigartige Atmosphäre des Filmes. Funktionieren kann das, weil alles fließend ineinander übergeht. Herzstück des Filmes ist die herrlich präzise definierte Action – ohne hyperaktive Wackelkamera, dafür mit durchdachten Einstellungen, wie man sie heute in den meisten Filmen, die auf Tempo setzen, sehnlichst vermisst.. Fast immer sind diese Sequenzen mehrteilig: Sie setzen sich meist aus drei parallelen, ineinandergreifenden Brandherden zusammen, wie der T-Rex, das zur Klippe rutschende Auto und das am Drahtseil baumelnde Forscherpaar.
Deshalb beinhaltet Jurassic Park zahlreiche Szenen, die aufgrund ihrer Auffälligkeit einfach für immer im Gedächtnis liegen und auch nach Jahrzehnten absolut unvergessen sind. Man denke nur an die ikonischen Gläser mit zitterndem Wasser, die das Herannahen des Dinoriesen ankündigen. Dass diese nicht auf einem Tisch, sondern auf der Ablage in einem Geländewagen stehen, welcher eben noch fuhr, weshalb sie dort gar nicht stehen dürften, ist nicht nur völlig egal, sondern irgendwie auch sehr sympathisch. Das mag verklärt und beschönigend klingen, im Rausch des Filmerlebnisses funktioniert es aber tatsächlich bis heute anstandslos.
In vielen Szenen dominiert undurchdringlicher, in Wogen herumwabernder Nebel als Stilmittel der Verdeckung – ein solches etwas plumpes Stilmittel, das spätestens seit den mittleren 90ern niemand mehr verwenden kann, ohne wie ein Trottel zu wirken, schafft bei Steven Spielbergs erfreulich altmodischer Regie Stimmung und macht Spaß.
Selbst der überdrehte Humor funktioniert auf seine auf das jüngere Publikum abzielende Weise. Manchmal geht es aber auch subtiler. Der Monolog des Wissenschaftlers, der sich über Unterhaltung auslässt die nicht real, sondern nur Illusion ist, in einem Film, der sich bewusst dadurch profilierte, die besten visuellen Effekte aller Zeiten zu haben, ist dabei nur einer von mehreren Momenten des Augenzwinkerns.

Jurassic Park ist ein Film vieler mustergütiger Spannungsbögen. Jeder Wechsel zwischen den Handlungssträngen führt zu einer Szene, die ihren eigenen kurzen, aber großen Moment der Aufregung hat, dem man sofort anmerkt, dass jede Menge Herzblut und Leidenschaft in ihm steckt. Generische Action gibt es in Spielbergs Dinopark nicht. Immer beginnt es besonnen, man ahnt die Figuren ins Unglück laufen, es folgt ein kurzer Moment heimtückischer Ruhe, der besagt, dass es anders kommen könnte, aber nicht kommt, das unvermeidliche Unglück tritt ein und es folgt die überaus knappe und überaus spektakuläre Flucht. Diese Struktur wirkt den ganzen Film über; wie im Park ist es ein Besuchen von vielen Ereignissen, die alle ihre eigene Idee haben und Geschichte erzählen. Auf Momente, auf die dieses Muster nicht angewendet werden kann, verzichtet der Film einfach. Deshalb fehlt auch der eigentlich übliche Epilog – die Helden verlassen die Insel, die Geschichte ist vorüber. Dass und ob er Park geschlossen wird, wie es den anderen Figuren ergeht, all das interessiert nicht, weil sich die Familie gefunden hat. Und das ist gut so, denn Jurassic Park zeigt schließlich mit Nachdruck, wie es in einer Welt, die nur ein Geschlecht hat, zugeht.

Fazit

Mit Jurassic Park schuf Steven Spielberg in enger Zusammenarbeit mit Michael Chrichton einen der unumstrittenen Kernfilme der 90er Jahre. Das Gefühl für und der Umgang mit Film, der für dieses Jahrzehnt typisch war, wird hier mit einer Show der Spezialeffekte auf den Punkt gebracht, die nie zur seelenlosen Pappattraktion wird.
Das etwas schablonenhafte Skript und einige kleinere Merkwürdigkeiten im Verlauf der Geschichte fallen kaum ins Gewicht, schließlich liefert Spielbergs Abenteuerfilm ein zirzensisches Vergnügen mit bis heute mitreißenden mehrstufigen Actionsequenzen im familientauglichen Gewand.
Die Nachfolger Vergessene Welt: Jurassic Park und Jurassic Park III konnten finanziell teilweise, qualitativ jedoch kaum an den Erfolg anschließen.

Spider-Man

Ob Darkman, Tanz der Teufel, Ein einfacher Plan oder The Gift. Auf Sam Raimi ist Verlass. Abgesehen von Spider-Man 3, was seinerzeit umso ernüchternder gewesen ist, da dies der einzige Spider-Man-Film war, zu dem er auch das Drehbuch beigesteuert hat. Aber das ist eine andere Geschichte.
Entsprechend gespannt war man im Jahre 2000 als feststand, dass nicht James Cameron, nicht Roland Emmerich, nicht Tim Burton, nicht Chris Columbus und auch nicht David Fincher den Film über den blauroten Netzschwinger inszenieren würden, sondern Mr. Raimi.

Bonesaw is ready!

Story

Peter Parker ist unbeliebt, schüchtern und wird in seiner Klasse gehänselt. Ein ganz normaler Teenager also. Als er jedoch auf einer Exkursion von einer ausgebüxten Spinne angefressen wird, welche von der mit Genen panschenden Wissenschaft zu einer Art Spinnen-Best Of herangezüchtet wurde, ändert sich sein Leben schlagartig. Er wird stärker, hat übermenschliche Kräfte, haftet an Wänden, verschießt Seidenlianen und hat einen Spinnensinn, der ihn vor Gefahr warnt.
Die Veränderung führt nicht nur dazu, dass Tante May und Onkel Ben sich über die Pubertät ihres Schützlings zu sorgen beginnen, sondern gibt Peter auch das lang vermisste Selbstvertrauen, die seit der Grundschule angeschmachtete Mary Jane anzusprechen.
Zeitgleich entwickelt Norman Osborn ein Wundermittel, das seine körperlichen Fähigkeiten ebenfalls in großem Maße steigert. Leider hat es den unangenehmen Nebeneffekt, Wahnsinn zu verursachen und so mutiert Osborn zum Green Goblin, der auf seinem Gleiter für Unruhe in New York sorgt.

Kritik

Heute, ein Jahrzehnt nach dem Kinostart von Spider-Man, wird Raimis Superheldenmär häufig belächelt und nicht so recht für voll genommen. Zu bunt, zu überdreht und nie wirklich bedrohlich wirkt der Film mittlerweile auf viele.
Dabei sollte aber nicht vergessen werden, dass es sich – wenn man Singers nur schwerlich als Vergleichsobjekt dienendes X-Men ausklammert – um die erste ernstzunehmende Comicverfilmung handelte, seit Joel Schumacher Batman & Robin blind gegen die Wand gefahren hat. Die Verdüsterung der Mainstream-Comicwelt durch Christopher Nolan fand erst drei Jahre später statt.
Spider-Man ist eine absolut klassische Comicverfilmung, die sich eher an der Batman-Tetralogie des letzten Jahrtausends als am heurigen Stil orientiert – mit all den guten und schlechten Eigenschaften, die damit einhergehen. Das trifft hier in so starkem Maße zu, dass man beinahe die einzelnen Panels, durch die die Geschichte erzählt wird, zu erkennen meint.
Giftiges Gas ist grün, die Charaktere sind maßlos überzeichnet, die Dialoge standardisiert und manches ist schlicht albern. Aber es ist eben, und hier spürt man Raimis Handschrift am deutlichsten, auf liebevolle Weise überzeichnet, standardisiert und albern.
Sicherlich agieren die Schauspieler völlig übertrieben, um sich den Comicfiguren anzunähern, und so manche Höhepunkte erreichen nicht exakt das, was sie erreichen wollen. Aber bei all den Makeln bleibt der Film unentwegt ehrlich und sympathisch.
Eine dieser speziellen Stellen ist fraglos das Wrestling-Match im Käfig, bei dem man schon ein bisschen achtgeben muss, nicht an Mad Max 3 zu denken. Und auch der Friedhofsschwur am Ende wirkt so sehr aus dem Comicbaukasten stammend, dass er nicht anders als augenzwinkernd gemeint sein kann.

Leider gehört der Green Goblin zu der Art von Bösewicht, die nach 10 Jahren einfach nicht mehr richtig ernst zu nehmen ist. Ein Power Ranger-Outfit mit Maya-Maske und dazu diabolisches Gelächter, während er auf seinen Streifflügen durch New York eine Abgasspur hinterlässt. Das alles macht es schwer, sich vor dem Kobold zu fürchten, der auch nicht davor zurückschreckt, im Finale zu reimen. Aber gut, er ist halt ein Comicschurke. Vor allem aber wirkt der Villain in seinem Anzug furchtbar steif – und das, obwohl dieser in Kleinstarbeit aus 580 Einzelteilen zusammengebastelt wurde. Was den Gegenspieler rettet sind all die Szenen, in denen er ohne Kostüm auftritt. Dann lässt Charaktermime Willem Dafoe auch alle sonstigen Hüllen fallen und kann schrankenlos ausrasten.
Er, die hervorragende Chemie zwischen Peter und seinem Onkel Ben und natürlich der gigantische J. K. Simmons als zynischer Zeitungsverleger bilden die kleinen Höhepunkte des Filmes.
2002 war es auch kein Problem, dass die wankelmütige Mary Jane sich noch in den Erstbesten mit großem Auto verliebt und es im Laufe des Filmes insgesamt auf drei Partner bringt (je nach Perspektive sogar mehr). Dennoch schafft sie es spielend, nicht nur den Helden, sondern auch den Zuschauer ganz für sich zu gewinnen.

Und weil schon das Finale angesprochen wurde: Hier fehlte eindeutig eine zündende Idee. Einfach einen Bus mit Kindern aus dem Hut zu zaubern, ist selbst für eine Comicverfilmung unglaublich faule Trickserei.

So sehr der Film bei manchen auch in Verruf geraten sein mag, ist doch nicht von der Hand zu weisen, wie er sich über die Zeit in die Popkultur eingeschlichen hat. Und das wiederum ist vor allem dem Talent des Regisseurs für denkwürdige Szenen zu verdanken.
Sei es der der Anfang, der einem verzweifelt dem Schulbus hinterherhetzenden Peter zeigt, sei es die die unbeschwerte Art, mit der er später schrittweise seine Fähigkeiten entdeckt oder sei es der legendäre Kuss im Regen. Nicht bloß, weil Spider-Man den Comic-Wahn, den X-Men schon vorbereitet hatte, vollkommen zum Ausbruch brachte, handelt es sich um einen ungeheuer wirkmächtigen Film, ohne den unsere heutige Kinolandschaft entschieden anders aussähe. Und dazu hat nicht zuletzt das stilprägende Spiel Tobey Maguires beigetragen.
Immer noch unübertroffen ist der gelungene Zwiespalt zwischen dem Leben des Heroen und dem des des schüchternen Knaben mit stets akkurat gekämmtem Seitenscheitel. Die eine Identität muss mit gebundenen Händen zusehen, wie das Leben der Anderen durcheinandergeschüttelt wird. So sind beide dazu verdammt, zuzuschauen und zu schweigen, weil die enorme Kluft zwischen der Alltags- und der Heldenidentität auch mit den größten Superkräften kaum zu überwinden ist.

Fazit

Ein Comicmeilenstein, der jetzt schon etwas im Schatten seiner eigenen Nachkommen steht. Zusammen mit Spidey durch die Häuserschluchten zu turnen, ist auch heute noch ein großer Spaß. Ein Film, der ganz gewiss nicht perfekt ist, aber sehr gefällig und angenehm frei von Ballast.