The Dark Knight Rises

Vier Jahre ist es her, dass The Dark Knight Erwartungen über den Haufen warf, Kinos mit Besuchern schwemmte und Heath Ledger posthum den Oscar für seine unerträglich intensive Verkörperung des Fröhlichen einbrachte. Jener zweite Teil und dessen tragische Produktionsgeschichte ließen die allgemeine Achtung vor dem Vorgänger Batman Begins über Gebühr steigen und den Zuschauer mit schier unerfüllbaren Forderungen an das Trilogie-Finale zurück.


Story

Das Böse ist besiegt. Vor acht Jahren legte der Der Dunkle Ritter nicht nur dem Joker, sondern auch Staatsanwalt Harvey Dent aka Two Face das Handwerk. Die Stadt war gerettet, doch der Preis, den Batman zu entrichten hatte, ist kein geringer gewesen. Die Öffentlichkeit verurteilt den Helden aufs Schärfste für seine Tat, Dent zu richten, von dessen wahrer Natur die Bürger Gothams nie erfahren durften. Batman ist ein Geächteter und seither nie wieder in Erscheinung getreten. Bruce Wayne, seines Lebenssinnes beraubt, verwahrlost und halb verkrüppelt, ist gleichfalls von der Bildfläche verschwunden und allenfalls noch für den Klatsch der Oberschicht gut. Zusammen mit Batman verkümmerten auch der Millionär und Wayne Enterprises.
Erst die forsche Diebin Selina Kyle kann ihn aus seiner Lethargie reißen. Doch Comic-Logik im Allgemeinen und DC-Kausalität im Speziellen haben es an sich, dass ein solcher Weckruf selten nur an Gutes gekoppelt ist.
Der agile Langfinger arbeitet für eine undurchsichtige Vereinigung und diese wiederum scheint in direktem Zusammenhang mit Bane zu stehen. Und dieser Bane entpuppt sich alsbald nicht nur als Batmans mächtigster Widersacher, sondern auch als die bisher ärgste Bedrohung für Gotham City.
Gespenster aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft umzirkeln den Verstoßenen und seine Stadt.

Kritik

Wie einem zweite Teil der Größe eines The Dark Knight das Wasser reichen?
Die schnörkellose Antwort: Gar nicht und stattdessen den Plan weiterverfolgen.
Erst mit The Dark Knight Rises wird ersichtlich, wie sehr Nolans Batman-Interpretation als Trilogie angelegt ist. Nach dem zwar ungewohnt düsteren, im Gesamten aber klassischen Superheldenstart aus dem Jahre 2005 kam mit Teil zwei der große Höhepunkt der Saga. Nach allen Regeln der Filmkunst wurde der etablierte Held mit dem einzigen ernstzunehmenden Feind seiner fest verankerten Moral konfrontiert und siegte um Haaresbreite.
Was folgt, ist die übersättigte Welt nach dem Hauptgang. Das Böse ist gebannt, ein Held wirkt plötzlich unbequem und irrational. Es offenbart sich das verstörende Bild einer Comic-Utopie. Was geschieht mit dem Helden und seinem Schützling, wenn das Dunkle vertrieben ist, wenn der Triumph im Rücken liegt? Gotham City suhlt sich in Dekadenz und hat eigentlich auch allen Grund dazu.

The Dark Knight Rises ist kein zweiter und erst recht kein wahrhaftiger Hauptteil. Es handelt sich um den Epilog einer dreiteiligen Erzählung – und als solcher funktioniert er bestens. Sicher, faktisch steht mehr auf dem Spiel als noch im zweiten Akt, trotzdem backt der Film kleinere Brötchen, weil er näher an den Figuren ist, verschwitzter, erbitterter und weit emotionaler daherkommt.
Bane ist hierfür möglicherweise nicht der optimale, durchaus aber ein tauglicher Antagonist. Seine Undurchsichtigkeit und die gewisse Nähe, die er zu Batman hat, machen ihn zu einem Charakter, der nicht ambivalenter, aber entschieden mysteriöser als der räudige Joker wirkt. Tom Hardy nimmt den Platz hinter der Maske mit der notwendigen Intensität ein und macht aus dem Ungeheuer einen martialischen Spiritualisten. Er weiß seine wuchtige Physis so einschüchternd einzusetzen, dass die verborgene Mimik nicht eine Sekunde vermisst wird. Seine Stimme scheint vor bitterböser Süffisanz immer kurz vor dem Überschäumen; ein geschickt platzierter Gegenpol zum bewährt trockenen Humor der Serie. Diesbezüglich eine warnende Randnotiz: Im Englischen ist Bane durch seinen Maulkorb (trotz Nachjustierung in der Postproduktion) ungemein schwer zu verstehen.
Schon immer wurde nicht bloß die Figur Batman, sondern auch dessen Leinwandabenteuer primär durch die Art seiner Schurken bestimmt: Mit dem Joker ging die Manie, mit Bane kommt der Ingrimm.

Auch der Rest des Casts weiß wieder mal zu überzeugen. Christian Bale spielt die gealterte Fledermaus mit Würde, Gary Oldman bleibt seiner liebenswerten Auslegung von James Gordon treu, Joseph Gordon-Levitt gibt den Feuereifer-Polizisten angenehm zurückhaltend und Michael Caine stellt wiederholt unter Beweis, dass er der heimliche Star der Reihe ist. Keinen Klagegrund gibt auch Frau Hathaway in ihrem Catwoman-Kostüm. Obwohl ihr Charakter etwas unterbeleuchtet bleibt, fügt er sich nahtlos ins geerdete Szenario ein. Dennoch ist fraglich, ob der Film diese Figur gebraucht hätte, denn zur tatsächlichen Geschichte trägt sie kaum Wesentliches bei. Bedenkt man, dass insbesondere in der zweiten Hälfte so manches Ereignis trotz der 164 Minuten Laufzeit etwas gehetzt wirkt, wäre die Einsparung der Katzendame vielleicht kein schlechter Schachzug gewesen.
Überhaupt wirkt das Werk dramaturgisch im direkten Vergleich mit seinem Vorgänger nicht mehr ganz so rund und geschliffen. Die Ereignisse gehen nicht immer elegant logisch auseinander hervor, sondern wirken an wenigen Stellen etwas unsauber aneinandergereiht. Zum einen fällt dies aber kaum ins Gewicht, zum anderen steht der leicht fahrige Aufbau der Krise des Protagonisten gar nicht schlecht zu Gesicht. Im Gegenzug ist der Streifen nicht mehr so schwer beladen wie der wirkmächtige Vorgänger und zieht die Daumenschrauben zwar weniger hurtig, dafür aber umso fester an. Außerdem wird den zwischenmenschlichen Beziehungen mehr Platz zugestanden. Von emotionaler Warte aus bewertet, ist dieser Batman-Film ganz sicher der stärkste.
Auch technisch gibt es erwartungsgemäß nichts zu beklagen. Hans Zimmer hat sich wund komponiert und Gotham ist trotz erhöhter Helligkeit immer noch Battys finstere Fledermaushöhle. Einzig die Faustkämpfe wirken wegen des steifen Anzugs nach wie vor ein bisschen schwerfällig, was gerade beim direkten Gekloppe mit Bane kaum zu verbergen ist.

Fazit

The Dark Knight Rises mag kein perfekter Film sein, ist aber ein verdammt noch mal würdiger Abschluss. Alte Bekannte, viel Gefühl, tiefe Einblicke und eimerweise Herzblut. Christopher Nolans Vision ist zu Ende erzählt und jede weitere Ergänzung wäre in dieser 3-Akte-Konzeption ganz einfach überflüssig.
Es bleibt abzuwarten, wie Warner Bros. das Franchise in Zukunft behandelt, wenn der Meister nicht mehr als Regisseur zur Verfügung steht.
Hiermit bietet 2012 jedenfalls das perfekte Comic-Kontrastprogramm zum keineswegs schlechteren, aber grundverschiedenen The Avengers.

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