Killjoys – Staffel 1

Parallel zu Dark Matter zäumte der SyFy-Channel noch ein zweites Serienpferd auf: Killjoys. Die Grundkonstellation ist in beiden Serien erst einmal recht ähnlich: Irgendwo zwischen Farscape, Firefly und irgendeiner Crime-/Fantasyserie siedeln sich die beiden Geschichten an. Doch macht Killjoys vieles deutlich besser als der Bruder Dark Matter.

Perfection is a process.

Story

Die abgebrühte Dutch und ihr Partner John Jaqobis sind Killjoys – Angehörige einer neutralen, aber von der Regierung gebilligten Kopfgeldjägerorganisation. Sie gelten als effizientes, eingespieltes Team, das im wendigen Schiff Lucy ihren Quadranten nach verschiedenen Klassen von Kriminellen durchforstet und es dabei selbst nicht so genau nimmt mit der Moral.
Als eines Tages D’avin Jaqobis, Johns Bruder, überraschend zu der kleinen Crew stößt, verändern sich die Dynamiken im Team.
Zugleich suchen Dutch düstere Schatten aus ihrer nebulösen Vergangenheit heim und Vorahnungen eines anstehenden Putschversuchs schweben wie stumme Vorzeichen über allem.
Zwischen Persönlichem, Politik, ambivalenter Moral und Fragen an und von Vergangenheit wie Zukunft muss sich das Trio in immer kritischeren Situationen behaupten, wächst zusammen, wird auf die Probe gestellt und erhält nach und nach den Überblick über ein erschreckendes Gesamtbild.

Kritik

Dark Matter ließ sich durchaus ein wenig Zeit, bis es ganz die Hüllen fallen lässt und klarmacht: „Ich bin Pulp! Trink ein Bier, wenn du mich schaust. Und sei nicht so aufmerksam, geh zwischendurch ruhig mal auf Klo!“, wodurch es sich einerseits in bester Tradition in die 90er-Jahre-Nachmittagsserien á la Stargate einreihte und sich andererseits abhob von all den High-Quality-TV-Auskopplungen des fluch- und segenreichen Netflix-Zeitalters. Und all das mit sämtlichen Vor- und Nachteilen.
Killjoys hat den Gürtel nicht so straff sitzen und zeigt schon ganz am Anfang, was es ist und wohin es will. Alles wirkt erst einmal eine Spur billig, eine Spur zu gewollt drei Spuren zu übertrieben, nimmt sich dabei aber nie so ganz ernst und bemüht sich vor allem ausreicheichend um Abwechslung.
Und, man mag es kaum fassen, der Vorspann ist noch mal eine Nummer liebenswert-schlechter als der von Dark Matter. Bescheuerte Bildaufteilungsspielereien zu völlig überholtem und ebenso lahmem Rock senden Grüße aus den 90ern zusammen mit den grimmig dreinschauenden, stur und steif umherlaufenden Protagonisten. Was ihn von nervigen Vorfahren abgrenzt, sind die wenigen Sekunden Laufzeit. Das ist der erste Eindruck, den Killjoys vermittelt, auch noch nach ein paar Folgen. Aber der Eindruck wandelt sich – zum Guten und immer Besserem.
Doch erst einmal kurz weiter mit den ersten Eindrücken: Das große Alleinstellungsmerkmal der Serie ist gewiss die Umkehrung der klassischen Geschlechterrollen, zumindest so ein bisschen. Chefin des Söldnertrios ist ein Actiongirl, das taffer, kampferprobter und gerissener ist als ihr männliches Beiwerk. Die Kleidung ist zwar immer noch eng und Schauspielerin Hannah John-Kamen (Game of Thrones) eindeutig viel zu klassisch sexy, andererseits kann man das auch als Zugeständnisse an das eigene Pulp-Herz sehen. Und an dieses Herz muss man auch glauben, wenn man der Serie etwas abgewinnen will. Zu jeder Action rüpelt irgendein (viel zu leise abgemischter) Metalsong vor sich hin. Und Action gibt es in klar definierten Abständen immer wieder. Barschlägerei, Lagehallenschießerei, Martial-Arts-Gekloppe. Dabei geht die Serie manchmal ein wenig zu verkrampft zu Werke, meist aber trifft sie den richtigen Ton und sorgt gekonnt für die Art von Unterhaltung, die sie bescheren will.
Was sie aber anders macht nicht nur als Dark Matter, sondern als viele andere aktuelle Serien, ist einfach: Sie wird besser von Folge zu Folge. Es wurde nicht in den ersten Episoden das magische Pulver zur Gänze verschossen, sondern alles wird passender, das Gesamtbild runder, die einzelnen Elemente umspielen sich stetig harmonischer, der Stil scheint sich immer stärker selbst zu finden und irgendwann muss man mitten in einer Episode in der ersten Staffelhälfte verblüfft auf Pause drücken und sich eingestehen, dass Killjoys überraschend einzigartig, überraschend charmant, überraschend gut ist – ehe man dann schnell wieder auf Play drückt, weil das Ganze nämlich auch überraschend spannend ist.

Die gewohnte Schere zwischen eher rückständischen Zuständen in Gesellschaft und am Boden und der Technik, die interplanetares Reisen zu einer Sache von gefühlten Minuten macht, ist in Killjoys besonders auffällig. Doch diese Schere verläuft nicht ins Nichts; die einzelnen Planeten bekommen Gesichter und ihre Kulturen beeinflussen die erzählten Geschichten. Der Start ist nicht so gut und dramatisch wie der von der Schwesterserie Dark Matter, dafür ist er aber ehrlicher. Hier köchelt alles lange auf kleiner Flamme, dafür aber beständiger und intensiver. Die großen, das Schicksal aller beeinflussenden Geheimnisse und Ranküne springen dem Zuschauer nicht sofort ins Gesicht. Dafür formt man die kleineren Konflikte mit größerer Intensität und größerem Geschick. Und das ist deutlich angenehmer.
Ebenfalls am Anfang könnte man glauben, dass die Figuren hier das Schwache Glied darstellen. Die Figur Dutch hat man schnell akzeptiert, da sie sich von den anderen beiden abhebt, viel Raum bekommt und lange Zeit als klares Serienzentrum markiert ist. Die Brüder John und D‘avin hingegen flachen im Vergleich erst einmal ab. John hat die typische Frauenrolle: Gut mit Maschinen, schwach im Kampf, sentimental, der insgeheime Schützling. Aaron Ashmore benötigt einfach ein paar Episoden, bis sich seine Figur etablieren und schätzenswert werden kann. D‘avin hingegen ist der archetypische Soldat mit geheimem Ziel und großem Trauma, der natürlich noch eine Rechnung zu begleichen hat und ansonsten fürs Grobe zuständig ist. Der Knackpunkt ist aber auch hier, dass alles für sich und zusammenwächst. Nach und nach offenbaren alle Figuren, inklusiver zahlreicher Nebencharaktere, markante, glaubwürdige, liebenswerte und spannende Eigenschaften, die sie plastischer und interessanter als erwartet werden lassen.
Darauf fußen zwischenmenschliche Entwicklungen und angedeutete Konflikte, die primär in den Psychen der Einzelnen und erst sekundär und deutlich seltener im Team ausgetragen werden. Überraschend ist, dass Killjoys vor allem hier unerwartet starke, gut abgestimmte Momente generiert, die einem die Figuren näher ans Herz bringen und aufregender machen. Und so wird die vermeintliche Pulp-Serie, die auf den ersten Blick nur für den schnellen Spaß zu haben ist, stückchenweise mehr als nur das. Sie wird eine tolle, bisweilen rührende, szenisch gut abgestimmte und vor allem überraschend clever geschriebene Serie, die man lieb gewinnt und deren Charme nicht aufgesetzt wirkt.
Die Drehbücher funktionieren, erzählen alle ihre relevante Geschichte und bringen jedes Mal neue Blickwinkel für das Team auf sein Schicksal und für den Zuschauer auf das Team. Und das Beste ist: Es sind nur drei Leute, nicht fünf, nicht sieben, nicht zwölf. Drei. Hier müssen nicht alle Eigenschaften auf eine große Gruppe verteilt werden, hier müssen nicht diverse Beziehungen ausgeleuchtet werden, auch auf dieser Ebene ist Killjoys eher klein. Und auch auf dieser Ebene ist das ein echter Glücksfall.
Insbesondere der sichere Stil und die – bisher – sauber geschriebenen Drehbücher machen einen großen Teil des Spaßes aus. Und dann gibt es immer mal wieder Momente, die beweisen, dass die Macher auch eine Hand fürs Poetische, Tragische, Schöne haben, wo andere gnadenlos in die Kitschfalle getreten wären.

Fazit

Das kommt unerwartet. Killjoys ist mitnichten ein weiterer Schnellschuss aus dem Standardgewehr des SyFy-Channels, sondern ein echtes Kleinod, das mit seinem rauen Charme ebenso zu begeistern weiß wie mit dem Worldbuilding und den glaubwürdigen Dynamiken.
Es ist lange her, dass einem ein Raumschiffteam ans Herz wachsen konnte. Und dann auch noch eines, das auf den ersten Blick gar nicht so besonders wirkt.

Staffel zwei ist gerade am Laufen. Und alsbald auch hier im Fokus.

Dark Matter – Staffel 1

Mit Dark Matter hat SyFy Universal eine Space Opera auf Basis des gleichnamigen Comics veröffentlicht, die sich anschickt, viel Gutes und von vielen Vermisstes ausgelaufener Sci-Fi-Serien zu vereinen – und sich mit diesem Konzept über die 15 bisherigen Folgen hinweg eine sehr loyale Fanbase aufgebaut hat.


I’m pretty sure the least we can do is nothing.

Story

Nach und nach erwachsen sechs Menschen aus dem Kälterschlaf. Sie sind alleine an Bord eines Raumschiffs, wissen nicht, wie sie dorthin kamen, wissen nicht, wer sie sind. Sie benennen sich nach der Reihenfolge ihres Erwachens. Was ihnen aus ihrer Vergangenheit bleibt, ist eine Art „Muskelgedächtnis“ – fünf von ihnen können außergewöhnlich gut kämpfen, ein jeder in eigenem Stil. Nummer 5, ein ängstliches Mädchen, bildet die Ausnahme.
Mit an Bord ist ein weiblicher Android, der das Schiff wartet und nach anfänglichen Schwierigkeiten Teil der Mannschaft wird, welche nicht nur mit den Widrigkeiten ihrer ihnen abhandengekommenen, sie aber jagende Vergangenheit, sondern vor allem auch mit der eigenen Gruppendynamik hadert. Abgesehen davon, dass grundverschiedene Moralvorstellungen aufeinandertreffen, muss einer der Crewmitglieder verantwortlich für die kollektive Gedächtnislöschung sein und Böses im Schilde führen.
Und auch das Schiff mit seinem verzweigten Schachtsystem birgt Geheimnisse.

Kritik

Nach einer sehr starken Einstiegsfolge drosselt Dark Matter wie so viele andere Serien auch erst einmal Geschwindigkeit und Qualität. Lange erweckt die Serie den Eindruck, schrecklich gerne wie Firefly sein zu wollen, sich darüber hinaus aber kaum Gedanken gemacht zu haben.
Sogar die Figuren wurden weitestgehend übernommen. Das liebenswerte, junge, bodenständige, niedliche, selbstständige Mechanikerin, die
taffe, raubeinige Dame, die mit der Philosophie des Patriarchs fusionierte, der grobschlächtige Unhold mit seiner Liebe für ebenso grobschlächtige Wummen und plumpen Humor und der etwas naive und zarte, aber rechtschaffene Schönling, der mit Vorliebe brenzlige Situationen hilfreich analysiert. Ja, nicht nur dass die Charaktere übernommen wurden, die Schauspieler wurden ohne Zweifel auch mit der Vorgabe gecastet, so auszusehen wie in Joss Whedons kurzlebiger Kultserie.
Doch lassen wir Milde walten. Wem kann es verübelt werden, in
Firefly verliebt zu sein? Und eine so falsche Idee ist es ja nicht, das Erbe dieser Serie antreten zu wollen. Formal hat dieser Plan auch gute Chancen, denn bestimmte Parameter sind anders und Dark Matter bemüht sich redlich um eine gewisse Eigenständigkeit. Vor allem die erwähnte erste Folge macht diesbezüglich neugierig, geizt sie doch nicht mit Geheimnissen Plottwists und Andeutungen, sodass man kurzzeitig meinen kann, auf ein wahres Fernsehjuwel gestoßen zu sein.
Bereits Episode 2 lässt aber befürchten, dass sich die Serie auf ihrem Piloten ausruht und sich nun erst einmal lahmen Einzelges
chichten zuwendet, die bestenfalls ein paar Alibientwicklungen für das große Ganze mitbringen. Und diese Befürchtung bewahrheitet sich teilweise – wobei aber gesagt werden muss, dass Dark Matter auch in seinen mittelmäßigen Stellen immer noch ordentliche Unterhaltung bietet.
Bezeichnend für
Dark Matter wie auch für Firefly ist es, dass die Syfy-Serie gerade an den Stellen schwächelt, die sie von Firefly unterscheiden. So ist das Geschehen an Bord der Serenity gerade deshalb so besonders gewesen, weil die Crew trotz der disjunkten Persönlichkeiten im Grunde eine harmonisch funktionierende Familie war, in der es wie in jeder guten Familie mal einen Streit gibt, die abends aber dennoch gemeinsam am Küchentisch sitzt und über die Launen des Tages blödelt. Die Crew in Dark Matter hingegen ist ein zerstrittener Haufen, in dem keiner den anderen über den Weg traut. Schlecht ist das keineswegs, denn das Konzept bietet natürlich mannigfache interessante Ansätze, das originäre aber Firefly-Feeling, das die Macher der Serie offenbar anstrebten, wird dadurch aber konsequent ausgeschlossen. Auch kommen die einzelnen Figuren viel zu selten über die eine, sie definierende Grundeigenschaft hinaus. Der tumbe Haudrauf mit Machismo-Humor, die kindliche Technikerin, die enger als alle anderen mit dem Schiff verbunden ist, die Androidin mit Hang zu Gefühlen, deren berechnende Art immer wieder für vermeintlich lustige Momente sorgt, der Farbige mit weichem Herz (eine Figur, die so langsam deutlich rassistisch Anklänge hat), der schweigsame „Ninja“ und eben der smarte Sunnyboy, der darauf angelegt ist, Sympathiezentrum zu sein. Das sind die Substrate des sozialen Mikorkosmos an Bord. Da Charakterentwicklungen und -vertiefungen aber nur sehr kleinschrittig vonstattengehen, sind die Möglichkeiten der Verbindungen und die damit einhergehenden Konflikte aber ebenso vorhersehbar wie an zwei Händen abzählbar.
Außerdem leidet die Serie gerade bei der inoffiziellem Hauptfigur
an einem schwerwiegenden Besetzungsfehler, denn Marc Bendavid macht seine Figur zum naiven Milchgesicht ohne Geberqualitäten, während ihn das Skript zur Hälfte mit Weinerlichkeiten nerven lässt und zur anderen Hälfte gerne einen erfahrenen Supersöldner hätte, der von dem Schauspieler aber einfach nicht dargestellt wird. Dass er eine Figur mit Tiefe und hartem Kern ist, dass er eventuell dunkle Geheimnisse hütet solche elementaren Eigenschaften, die ihm die notwendige Komplexität verleihen würden und laut Drehbuch auch sollen, funktionieren schlichtweg nicht befriedigend.
Wenn in Folge 10 eine ähnlich aufgebaute Crew die Bildfläche betritt, die aber viel interessanter als unsere Helden wirken, könnte man fast eifersüchtig werden, wenn man sich fragt, ob deren Erlebnisse nicht auch viel abenteuerlicher und
aufregender verlaufen.

Damit ist die Basis der Geschichten natürlich nicht die beste, wird jedoch dadurch gerettet, dass die restlichen Charaktere alle etwas vielversprechender und ansprechender daherkommen.
Wie schon angerissen wurden, strengt sich
Dark Matter sichtlich an, immer genügend Schauwerte und Tempo zu liefern. In Folge sind die Geschichten meist straff und unterhaltsam inszeniert, trotz passabler Prämissen inhaltlich aber auch in einigen Fällen kläglich dumm, teils nahezu albern. Das beste Beispiel dafür ist Folge 6, die Geschichte mit der Träumerin.
Was die Serie letztlich ziemlich elegant rettet, ist die Verkettung und Fortführung von Themen über die Folgen hinweg. Die relevanten und durchgängig fortgeführten Storystränge werden nicht brav nacheinander abgespult, sondern überschneiden sich permanent und nehmen in ihrer Anzahl tendenziell zu. Auch, wenn sie für sich genommen, alles andere als originell ausfallen, besitzen sie in ihrer Masse spätestens im letzten Drittel ausgewogene Abwechslung.
Der Kreis, begonnen von der tollen Einstiegsepisode, schließt sich mit der finalen Folge, die vielleicht nicht die größten Antworten liefert, dafür aber überraschend durchdacht und sehr keck inszeniert ist.

Über die kleineren und größeren Schwächen muss man hinwegsehen können, um die Qualitäten der SyFy-Produktion als Dank der Mühe genießen zu können.
Das kurze Intro erinnert
nämlich immer wieder daran, dass Dark Matter nie mehr sein will als ein kleines Guilty Pleasure, das für latent selbstironische Frühabendunterhaltung sorgt und quasi nebenbei die langfristige Ambition hat, ein größeres Universum aufzubauen, das nicht so schräg ist wie das von Lexx, nicht so süß ist wie das von Firefly und auf keinen Fall so ernst wie das von Battlestar Galactica. Dark Matter ist eine Räuberpistole, die nicht davor zurückschreckt, mal blöd und peinlich zu sein, im Gegenzug dafür aber eine Form von unbekümmerter Unterhaltung liefert, die sich nicht scheut, Experimente zwischen gut und schlecht, trashig und passabel budgetiert, sympathisch und nervig, dumm und clever zu wagen. Und wer weiß,
Die letzten paar Folgen überraschen mit einem Rückgriff auf d
ie temporeichen Pulpanleihen der ersten Episode und sorgen unverhofft für spannende Wendungen und gesteigertes Stilbewusstsein; immer im Rahmen der Möglichkeiten, versteht sich, und gerade deshalb auf eine angenehm bewusst-trashige Weise durchkomponiert, sodass sich Dark Matter in diesen Momenten wie der kleine, wenn auch ein wenig nervige Bruder von Farscape schauen lässt.

Fazit

Dark Matter legt wert darauf, keine großen Längen zu haben, was die Serie vorrangig durch eine schnittige, bisweilen unnötig hektische Inszenierung löst. Langeweile kommt dadurch tatsächlich keine auf, da auch die berühmten Füllerepisoden nicht in zu großer Anzahl anzutreffen sind.
Mit einigen Schwächen und der nicht immer glücklichen Vermählung von Klischee, Epigonentum und Pulp-Charme muss man sich allerdings erst einmal anfreunden, ehe man die Serie als das schätzen kann, was sie ist: Angenehm leichte Unterhaltung, nicht zu glatt, nicht zu spröde, sondern ein Rotzlöffel, der zwar regelmäßig mit seinen allzu typischen Jungenspäßen anstrengt, aber in seinen besten Momenten trotzdem ein liebenswerter Bengel sein kann, dessen naive Art die eigene Geduld belohnt.

Eine zweite Staffel steht in Bälde an.

Planet der Vampire

Nach einem halben Kunststudium fängt Mario Bava an, seinem Vater, der Maler, Bildhauer und Kameramann ist, zu assistieren. Der Veranlagung nach hat man Großes von Bava erwarten können. Und ja: Eine kleine Revolution im italienischen Horrorsektor mit Die Stunde, wenn Dracula kommt und ein paar achtbare Semi-Klassiker in der Nachfolge. Alle seine Werke hatten aber gemein, dass die Technik die Schwächen auf narrativer Ebene auszugleichen hatte.


Shiny

Story

Vom unscheinbaren Planeten Aura dringt ein Signal ins All, dessen Ursprung nicht natürlich sein kann. Mit der Hoffnung, außerirdischer Intelligenz zu begegnen, steuern die Schiffe Argos und Galliot auf Aura zu. Plötzlich versagt die Kommunikation zwischen den Raumschiffen. Während das Schicksal der Galliot ungewiss ist, wird die Argos zur Landung gezwungen. Die Anziehungskraft des Planeten ist deutlich größer, als sie sein dürfte, doch trotz des erwarteten Absturzes setzt das Schiff butterweich auf der Oberfläche auf. Doch damit nicht genug. Fast alle Besatzungsmitglieder werden kurzzeitig zu willenlosen Amokläufern und gehen aufeinander los. Nur die Besonnenheit von Captain Markary verhindert eine größere Katastrophe. Nach dieser beunruhigenden Phase kehrt das Bewusstsein in die Befallenen zurück, die sich jedoch an nichts von dem Vorgefallenen erinnern können.
Eine Expeditionstour auf dem unwirtlichen Planeten bringt Schritt um Schritt am Tageslicht, was mit der Galliot und dessen Besatzung geschehen ist und welches tödliche Geheimnis sich hinter dem Funksignal und dem sonderbaren Vorkommnissen verbirgt.

Kritik

Planet of the Vampires. Ein Titel, der nicht nur angemessen übersetzt wurde (was, zugegeben, auch keine große Kunst ist), sondern besondere Erwartungen weckt. Weltraumvampire! Spitze Zähne unter Astronautenhelmen, schwarze Capes, die im erhaben im schwerelosen Raum trudeln, Gallonen außerirdischen Blutes und obskure Zukunftslandschaften eines  Cyber-Siebenbürgen voll mit Fledermäusen, Weltraumknoblauch, interstellaren Kreuz- und Weihwasser-Pendants und einem echsenartigen Van Hellsing, der in Tentakeln seine riesige Strahlenkanone hält.
Großer, wundervoller Trash, so mag man mit gutem Recht hoffen, wenn man den Titel hört und das Cover betrachtet.
Ganz so einfach ist es leider nicht, denn der Titel ist in mehrfacher Hinsicht äußerst irreführend.
Zum einen nimmt sich Planet der Vampire selbst sehr ernst und erzählt eine ebenso ernste Geschichte. Zum anderen ist die Sache mit den Vampiren von vorne bis hinten erlogen. Stattdessen handelt es sich vielmehr um eine klassische Body Snatcher-Variation, die mit dem Erlangen des menschlichen Lebenssaftes gar nichts am Hut hat.

Leise kreischendes Synthesizer-Gewaber, pulsierende Zooms auf weltraumähnliche Lichtkleckse und ein verschwommenes, beinahe organisch wirkendes Ding mit Fenstern, das ganz unverkennbar ein winziges, furchtbar glatt wirkendes, detailarmes Raumschiffmodell ist. Die Besatzung trägt Anzüge aus Leder, die riesige Falten werfen, weil sie in ihrer riesigen Einheitsgröße niemandem wirklich passen. Sie wirken wie ein früher Prototyp der X-Men-Kluft und besitzen einen Kragen haben, dessen Größe (selbst die Ohren sind verdeckt) sogar einen Graf Dracula gelb vor Neid werden ließe. Alles ziemlich futuristisch, wenn der Raumschiffboden nur nicht so schmutzig und zerschlissen wie der einer schulischen Turnhalle wäre. Wie so oft wird die atemnehmende Technisierung der Zukunft durch wild blinkende Lämpchen auf ansonsten leeren Klötzen glaubwürdig gemacht.
Planet der Vampire macht es einem nicht leicht. Die dilettantischen Ansätze sind nicht von der Hand zu weisen. Wechselhaftes Schauspiel und eine phasenweise fast schon erbarmungswürdige Ausstattung (für den gesamten Planeten hatte man beim Dreh nicht mehr als zwei Felsen und eine Nebelmaschine zur Verfügung) treffen auf großes Bemühen auf vielen Ebenen. Besonders die erkennbaren Anstrengungen, Atmosphäre zu errichten, dürfen nicht ungeehrt bleiben, denn der Sci-Fi-Film zückt in dieser Angelegenheit alle ihm möglichen Register. Der Planet ist in seiner liebevollen Pappigkeit ebenso liebevoll ausgestaltet, bei der Landung prustet das Raumschiff wie ein übermütiger Drache Dampf und Staub aus seinem Antrieb und über allem dröhnt ein herrlich spaciger Geräuschesoundtrack aus ein paar Synthesizern der ersten Generation.
Die Seltsamkeiten, die den Rest des Filmes dominieren, kann man ihm als Unzulänglichkeit anlasten, doch wessen Filmherz nicht aus Stein ist, der erkennt die putzige Kindlichkeit des ganzen Unterfangens an und erfreut sich an sympathischen Wunderlichkeiten, wie etwa die Tatsache, dass Frauen bei der kleinsten Unwägbarkeit in tiefe Ohnmacht stürzen. Da ist es natürlich wenig verwunderlich, dass man ihnen nur mitleidig den Arm tätschelt, wenn sie versuchen, etwas Wichtiges mitzuteilen.
Die Kämpfe sind eine Sache für sich, da die sich Kabbelnden dauerhaft wie einander beharkende Marionetten wirken, so steif schlägt man nacheinander und so zärtlich fällt man sich in die Arme, wenn man bemüht ist, einen Ringkampf darzustellen.

All dem zum Trotz sind die ersten 25 Minuten aber eine leicht zähe Angelegenheit. Auch das ist ein Markenzeichen von Regisseur Mario Bava. Von der Landung auf dem namensgebenden Planeten abgesehen, geschieht recht wenig und die an sich spannenden Vorfälle, werden leidlich unspannend in Szene gesetzt. Der Planet respektive die beiden Steine und der allgegenwärtige Nebel sind stimmungsvoll eingefangen, stellen vorerst aber wenig mehr dar als bloßen Weg zum nächsten Plot Point.
Ein zweischneidiges Schwert sind auch die Dialoge. Durchdacht und fast authentisch in einigen Szenen, dann aber immer wieder und überflüssiger Weise völlig Offensichtliches erklärend. Zudem werden permanent vermeintlich logische Schlussfolgerungen vorgetragen, die an Absurdität und Dummheit schwer zu überbieten sind und auf abwegigsten Spekulationen beruhen. Manchmal vermag man kaum zu bestimmen, ob die Charaktere gut geschrieben wahnsinnig oder schlecht geschrieben rational sind. Da hält man einander grundlos wichtige Informationen vor, was vom Film, wenn überhaupt, mehr als nur fadenscheinig zu begründen versucht wird. Dieser Umstand führt dazu, dass man die Charaktere, anstatt sich um ihr Schicksal zu sorgen, irgendwann regelrecht unsympathisch findet, wodurch es Planet der Vampire später an Empathiefläche fehlt, was der Filmerfahrung keineswegs zugutekommt.
Wenn die entstellte Gefahr nach der ersten halben Stunde aber aus einer Bodenluke in den Nebel steigt und sich in Zeitlupe Plastikplane vom Körper reißt, wird deutlich Spannung aufgebaut. Nach und nach werden sogar Elemente aus vielen späteren Klassikern wie z.B. Nightmare on Elm Street vorweggenommen. Auch wenn die allgemeine Ansicht, Alien hätte sich von einer der markantesten Szenen dieses Werks gehörig leiten lassen, eine kühne ist.

Am Ende wird das Geschehen durchaus interessant, bekommt aber auch einen bitteren Beigeschmack, weil die Handlungen der Protagonisten von einer merkwürdigen Selbstüberheblichkeit durchfasert sind, deren unreflektierte Fragwürdigkeit zumindest den gegenwärtigen Zuschauer gehörig irritieren kann. Dafür ist das Ende mit einem Twist versehen, der für die damalige Zeit wirklich beachtenswert ist.

Erzählerische Defizite hin oder her, auf audiovisueller Ebene gibt sich Planet der Vampire keine Blöße. Der beunruhigende Sound, mal bedrohlich brummend, mal hektisch klirrend, ist ein gewaltiges Atmosphäreplus. Doch Herzstück des Stils ist der Einsatz von farbiger Beleuchtung. Kaum ein Bild kommt ohne eigene Lichtstimmung aus, selten besitzt eine Ecke, Decke oder Kluft keine irgendwo befestigte Lichtquelle, die rot, blau, gelb oder grün schimmert, die ganze Umgebung anstrahlt und in Kombination mit den anderen Leuchten ein seltsam schönes wie gespenstisches Bild entwirft, das die Fremdartigkeit des merkwürdigen Planeten fantastisch unterstreicht. Der Weltraum ist einsam, aber kunterbunt.

Fazit

Erzählerisch nicht immer sauber umgesetzt, dank geschicktem Einsatz von Licht und Klang atmosphärisch aber mehr als anständig. So anständig, dass sich so mancher Meilenstein der Science-Fiction durch diesen Budenzauber inspirieren haben lassen dürfte, wenngleich sich Planet der Vampire auch nicht ganz unbeeinflusst von Alarm im Weltall zeigt.
Einmal mehr hat Regisseur Bava aus wenig sehr viel herausgeholt. Schade nur, dass die teils schwer nachvollziehbaren Handlungen der Figuren eine richtige Zuschauerbindung erschweren.
Trotzdem ein Sci-Fi-Scheibchen aus dem B-Regal, das man sich angucken kann. Auch ohne Vampire.