Der Marsianer

Ridley Scott, dank Alien, Blade Runner und Gladiator einer der ganz Großen der Filmgeschichte, hatte es in den letzten Jahren nicht leicht. Robin Hood überflüssig, das Alien-Prequel Prometheus eine Enttäuschung, The Counselor verschmäht und Exodus: Götter Könige ein fast schon wahnwitziger Ausflug in das Reich der Bibel.
Mit Der Marsianer liefert er nun Science-Fiction-Kino, das in vielerlei Hinsicht bemerkenswert ist – wenn auch erst bei genauerem Hinsehen. Die Chance darauf, an Scotts wirklich großen Werke anzuschließen, verwehrt sich der Film letzten Endes aber selbst.

I’m gonna have to science the shit out of this.

Story

Ein plötzlicher Sturm zwingt die Mannschaft der Ares 3, einer bemannten Marsmission, dazu, unplanmäßig die Zelte abzubrechen. Während es alle unbeschadet ins Schiff schaffen, wird Mark Watney von einem Trümmerstück getroffen und weggeschleudert. Alles deutet darauf hin, dass der Astronaut sein Leben ließ, kommunizieren die Anzeigen doch noch, dass sein Anzug bei der Kollision beschädigt wurde.
Schweren Herzens gelingt es der Ares 3 in letzter Sekunde den Mars zu verlassen.
Wie durch ein Wunder überlebt Watney ausgerechnet aufgrund des Trümmerstückes. Als er erwacht, ist er allein auf dem lebensfeindlichen Planeten. Nur eine verlassene Station und er als alleiniger Mensch. Ohne Nahrung, ohne realistische Chance auf Rettung, ohne Möglichkeit zur Kontaktaufnahme. Doch Mark Watney entschließt, zu überleben.

Kritik

Vielleicht ist es ausnahmsweise angebracht, damit zu beginnen, was Ridley Scotts Der Marsianer nicht hat. Außergewöhnlich wird der Film nämlich gerade durch das Fehlen von ansonsten wie selbstverständlich anwesenden Bestandteilen des Science-Fiction-Kinos.
1. Der Marsianer ist keine Dystopie. Es ist Usus, dass in Science-Fiction-Filmen ausgerechnet das Science-Fiction-Element zugleich auch das Problem ist. Der Grund dafür ist die ungeschriebene Regel des Genres, dass unterschwellig Kritik an der Gesellschaft geübt werden soll, indem in der dargestellten Zukunft alle problematischen Aspekte der Gegenwart übersteigert auf das fiktive Zukunftsportrait projiziert werden. Hier jedoch ist die Technik die Umsetzerin von Wundern, macht den Menschen größer, überwindet mit ihm Grenzen. Der Marsianer ist nicht nur keine Dystopie, sondern ganz klar utopisch. Und damit quasi allein auf der weiten Genreflur.
2. Es gibt keine Liebesgeschichte. Wir wissen nicht einmal, ob auf Mark Watney eine Familie wartet. Tatsächlich wissen wir gar nichts über den Astronauten und seine Biographie – wir sehen ihn ausschließlich im Jetzt und ohne soziale Verknüpfung an die Erde. Es geht darum, wie er Probleme in der Gegenwart und nur in der Gegenwart löst. Das unterstreicht noch einmal den – so paradox es klingt – ungewöhnlichen Science-Fiction-Ansatz, nicht auf die Vergangenheit Bezug zu nehmen.
3. Es gibt keinen personifizierten Antagonisten. An dem Problem des Gestrandeten hat niemand Schuld. Es muss keiner bezwungen werden. Auch für dieses Phänomen gilt, dass es nur um die Situation geht, und darum, wie sie gemeistert werden kann. Ein Ansatz, wie er das letzte Mal in klassischen Abenteuerfilmen wirklich en vogue war.

Für das Fehlen dieser drei Punkte darf man den Film bewundern, sollte ihn zumindest achten, stellt er sich doch ohne Anstrengung und Stolz gegen Erzählkonventionen, die bereits so erstarrt sind, dass sie beinahe schon alternativlos erscheinen. Der Marsianer erinnert daran, dass sie es nicht sind und Geschichten sich nicht in diesem vorgegebenen Rahmen aufhalten müssen, um aufregend zu sein.

Wobei es zu viel des Lobes wäre, die Geschichte als aufregend zu bezeichnen. Sie ist nicht langweilig, aber auch fernab von Nervenaufreibend. Primär liegt das an der Figur des Mark Watney, der angesichts dieser Extremsituation niemals verzweifelt, sondern eine beispiellose Frohnatur bleibt, die kein Wässerchen zu trüben in der Lage wäre. Selbst in der aussichtslosesten Lage zuckt der Protagonist mit den Schultern, lässt ein spitzes, schiefes Lächeln aufblitzen und scherzt in die Kamera. Dadurch wirkt der Raumfahrer dann und wann allerdings auch etwas komisch, fast schon beunruhigend mit seiner stoischen, aufs Funktionieren und Weitermachen abzielenden Heiterkeit. Führt man sich vor Augen, dass er aller Wahrscheinlichkeit nach nie wieder einen Menschen sehen und nie wieder etwas anderes als Kartoffeln zu sich nehmen wird, dass er alleine auf einem lebensfeindlichen Planeten festsitzt, den Naturgewalten ausgeliefert und unentwegt mit einem Bein im Grab, kann man eigentlich nur zu dem Schluss kommen, dass mit diesem Mark etwas nicht stimmt. Natürlich würde niemand sehen wollen, wie jemand sich in seine Verzweiflung wickelt und 144 Minuten jammert. Seine absolute Gelassenheit, die höchstens mal etwas spöttischen Sarkasmus zulässt, verhindert in vielen Momenten aber auch das Gefühl tatsächlichen Ernstes.
Vor allem deshalb wird Der Marsianer gerne als Wohlfühlfilm bezeichnet. Ein Road-Movie, das Positivität ausstrahlt und nebenbei eine Geschichte darüber erzählt, wie großartig menschlicher Wille und Artefakt zusammen arbeiten können. So ganz geht das aber nicht auf. Warum das so ist, liegt dafür an zwei weiteren Dingen, die fehlen.
1. Es fehlt eine Exposition. Es vergehen keine fünf Minuten, bis Mark Watney nach einer intensiven Actionsequenz, die im Film solitär bleibt, alleine auf dem roten Planeten ist und die Weichen allesamt gestellt sind. Anfangs lässt sich der Film einfach gar keine Zeit. Das hat seine Vorteile, gibt der ganzen Geschichte aber auch einen merkwürdigen Rhythmus, mit dem ihr Rest einfach nicht harmoniert.
2. Es fehlt an pittoresken Marspanoramen. Das als Mangel zu bezichtigen, mag etwas krude wirken, doch hätte genau das dazu beigetragen, Der Marsianer tatsächlich zu Ridley Scotts erstem Wohlfühlfilm zu machen. Gemeint sind nicht einfach irgendwelche hübschen Bilder, sondern ein Mut zu Ruhe in der Erzählung. Ein Mark Watney, der nicht nur aktionistisch wie optimistisch Probleme angeht, sondern auch mal ehrfürchtig in der monumentalen Präsenz eines fremden Planeten erstarrt, mutterseelenallein, aber umgeben von Wundern. Dass es das Potenzial dafür gibt und es vielleicht auch mal eine entsprechende Absicht gab, deutet sich manchmal an, wenn im Hintergrund etwa Windhosen über eine Ebene wandern oder ferne Gebirge einen Eindruck von Erhabenheit vermitteln. Aber das ist immer nur Kulisse hinter dem arbeitsamen Überlebenskünstlers. Sähe man ihn auch einmal innehalten, die Schönheit aufsaugen, den Mars kennenlernen, hätte das nicht nur dem Grundgefühl des Filmes gut getan, sondern auch seinen Charakter sinnvoll erweitert.
So spielt sich die Handlung zwar auf dem Mars ab, der Mars selbst spielt aber keine Rolle als Ort mit all seinem Potenzial, all seiner Faszination.

Warum gerade diese beiden Punkte fehlen, kann nur gemutmaßt werden. Eine naheliegende Vermutung: Ein Film über ein so lebensgefährliches wie einmaliges Abenteuer völlig ohne konventionelle Konflikte erschien dem Studio (oder Scott?) wohl doch zu gewagt. Deswegen finden Probleme in die Handlung Einlass, die mit der eigentlichen Kerngeschichte nichts zu tun haben und zu alledem auch noch etwas konstruiert und teilweise sogar völlig unlogisch sind. Der Crew von Ares 3 nicht mitzuteilen, dass der Zurückgelassene am Leben ist, obwohl man bereits seit vollen drei Monaten weiß, dass er sich auch erfolgreich selbstversorgen kann, ergibt auch unter dem Vorwand, dass dies ihre Konzentration bei der Rückkehr stören könnte, keinerlei Sinn. So treten als Ersatz-Antagonisten dann doch ein paar halsstarrige Schlipsträger die Bühne, doch im Prinzip haben sie dort nichts zu suchen und bereichern den Film bestenfalls marginal. Da das Zusammenspiel zwischen Mars- und Erdenschauplatz ansonsten überraschend gut funktioniert, fällt dies umso stärker auf, weil es unnötig am Tempo knabbert und das eigentlich Interessante blockiert. Vor allem aber: Hätte man darauf verzichtet, wäre genügend Raum für eine längere (bzw. überhaupt eine) Einführung und, noch wichtiger, für ein paar kontemplative Momente des Marsbewusstseins gewesen.

Fazit

Dass Der Marsianer strukturell ein Science-Fiction-Film außer der Reihe ist, ist besonders deshalb bemerkenswert, weil er selbst keine große Sache daraus macht. Dadurch, dass die Komponenten Gegenspieler und Liebesnot keine Rolle spielen, hat der Film in der Theorie alle Zeit der Welt, sich ganz auf das extraordinäre Abenteuers des Pioniers zu konzentrieren. Praktisch lässt sich Scotts Romanverfilmung leider ein paar Chancen entgehen, den Film zu etwas wirklich Außergewöhnlichem zu machen.
Trotzdem ist Der Marsianer ein erfreulich technikfreundlicher Ausflug geworden, der die Zukunft ausnahmsweise nicht als Zeit des Schreckens darstellt, sondern als eine, in der die Menschheit von ihren Errungenschaften auch profitiert. Matt Damon spielt – und dass man das mal schreiben würde, wäre vor 10 Jahren undenkbar gewesen – gewohnt gut und passt ausgezeichnet in die nicht ganz einfache Rolle des Verlassenen.

The Zero Theorem

Es hat lange gedauert, bis The Zero Theorem seinen Weg in die hiesigen Kinos geschafft hat. Trotz unerschöpflichen Monty-Python-Kredits und unsterblicher Filme wie Brazil, 12 Monkeys und König der Fischer wurde Terry Gilliam von der Filmindustrie immer als Problemkind behandelt. Die monumentale Länge monumentaler Filmideen, die es wegen fehlender Investoren nie zur Realisierung gebracht haben, spricht eine ebenso deutliche Sprache wie die fehlende Aufmerksamkeit, die zum Beispiel Tideland zukam.
Dass The Zero Theorem alles andere als breit gestartet wurde und keineswegs nur Lob erfährt, ist somit alles andere als erstaunlich.

No. You’ve got it backwards, Qohen. Everything adds up to nothing, that’s the point.

Story

Qohen Leth ist ein von Phobien getränkter Paranoiker, der mit weit mehr als nur der Tatsache, dass niemand seinen Namen anerkennt, Probleme hat. In einer abgedrehten Zukunftswelt, wo jeder nur Werkzeug ist, das seinen Zweck nicht kennt, dient auch er dem gesichtslosen Management, um als Computergenie tagein, tagaus dieselbe Tätigkeit im Büro auszuführen. Doch Qohen will viel lieber in seiner zur Wohnung umfunktionierten Kirche bleiben und von dort aus arbeiten. Nicht nur, weil er dort doppelt so effizient wäre, sondern vor allem, weil er seit vielen Jahren schon auf den einen Telefonanruf wartet, durch den er den Sinn seiner Existenz erfährt.

Kritik

Und da ist er nun, der neue Gilliam, sich selbst ankündigend als eine Art Best-Of seiner allergrößten Werke – allem voran Brazil, dem sich der Film auch unverhohlen annähert. The Zero Theorem spielt in demselben kurios-futuristischen Universum, das so aussieht, wie man sich in den 80ern die Zukunft vorstellte. Grelle Mäntel, unpraktische Regenschirme, modifizierte 80er-Jahre-Frisuren, analoge Telefone und Computertürme, die den Spielekonsolen der frühen 90ern verdächtig ähnlich sind. Die Welt wirkt wie die Alptraumversion eines Straßenteppichs in einem Kinderzimmer, der eine Plastikspielzeugwelt abzubilden versucht. Also die Art von Dystopie, die eigentlich gar kein Versuch ist, tatsächlich in die Zukunft zu schauen, sondern die einfach nur Bestehendes hochrechnet und mit grell gefärbten Ängsten aufrührt. Die Art, an der viele Regisseure grandios scheitern – doch nicht Gilliam.
In dieser Welt der konsequenten Übertreibung agiert jeder, vor allen anderen aber Christoph Waltz, mit konsequentem Overacting und auch der Rest übt sich in allem, nur nicht in Zurückhaltung. The Zero Theorem ist ein kunterbuntes, atemloses Drunter und Drüber, in dem eine kauzige Idee die nächste jagt. Diese Ideen funktionieren beileibe nicht alle, ergeben aber trotzdem ein erstaunlich rundes und fast schon hypnotisches Gesamtbild. Die Rasanz, mit der sich Geschehnisse aneinanderreihen, ist ein Grund dafür. Ein anderer ist, dass man sich nicht des Eindrucks erwehren kann, dass die vermeintlich weniger gelungenen Elemente ganz bewusst in ihrer Mängelhaftigkeit präsentiert werden, weil sich der Film selbst über sie lustig macht. Auch dies ist eine Gratwanderung, die kaum ein anderer Regisseur mit so viel Fingerspitzengefühl beherrscht, wie Terry Gilliam. Alles ist so flirrend, krustig und überdreht, dass ein unangenehmer Sog entsteht. Die Welt entwickelt rasch eine schaurige Eigenlogik, ist als eigenständiges Universum so manisch überdreht wie ihr Protagonist, die Musik und die Kamera, sodass man sich manchmal unweigerlich die Frage stellt, in welchem Grade der Film sich überhaupt selbst ernstnimmt.
Dass es sich hier um ein Werk von Terry Gilliam handelt – an dieser Stelle Verzeihung für die Wiederholung, die der Autor an dieser Stelle einfach nicht zu umschiffen weiß – merkt man aber vor allem daran, dass der ganze Unsinn nicht bedeutungs- wie wirkungslos in sich zusammenfällt und in seiner kompositorischen Summe nicht nur sehr viel Sinn ergibt, sondern auch noch unerhört gut unterhält und ganz nebenbei eine Vielzahl interessanter Themenfelder streift und einen alles andere als leeren Kommentar dazu formuliert.

Fazit

Terry Gilliams neuer Film wirkt wie ein großes Selbstzitat, ist aber eigentlich ein weiterer, längst überfälliger Beitrag in einer Disziplin, die keiner so sehr beherrscht, wie der Monty-Python-Veteran. The Zero Theorem ist ein so ungebundenes wie unangepasstes Kinoerlebnis, das in seiner mysteriösen Eigenartigkeit funktioniert, obwohl die einzelnen Bestandteile für sich genommen dies nicht erwarten lassen würden. Der Sci-Fi-Film generiert einen wunderlich-kuriosen, manchmal bewusst fast peinlich berührenden Strudel, der einen für die Dauer des Filmes in eine Welt zerrt, die fremdartig, übervoll und wundersam ist, wie selten eine.

Interstellar

Bisher war jeder Film von Christopher Nolan ein Erfolg bei Kritikern und Publikum. Entsprechend hoch sind jedes Mal die Erwartungen, wenn ein neuer Titel des Regisseurs und Drehbuchautors in den Startlöchern steht. Auch Interstellar macht da keine Ausnahme.

A frozen cloud.

Story

Wie viele anderen auch, ist der vormalige Astronaut Cooper Farmer. Die Welt von Morgen ist ausgesaugt und von Jahr zu Jahr verringert sich die Zahl anbaubarer Nutzpflanzen, während verheerende Staubstürme über das Land fegen.
Als seine aufgeweckte Tochter Murphy aufgrund eines sonderbaren Phänomens auf Koordinaten stößt, die Cooper zu einer längst aufgegeben geglaubten Institution führen, nimmt die Geschichte des Maisbauern, der mit seinen zwei Kindern und dem eigenen Vater auf dem Familienhof lebt, eine unvorhersehbare Wende.
Ein künstlich geschaffenes Wurmloch ist vor Jahren in der Nähe des Saturns aufgetaucht und könnte den Menschen ein Weg zu einer neuen Heimat sein. Cooper wird Teil des für die Reise zusammengestellten Expeditionsteams und trennt sich von seiner Familie, um für die Zukunft der Menschheit zu kämpfen.

Kritik

Die ersten Impressionen aus Interstellar sind wie die vorangegangenen Filme Christopher Nolans insgesamt. Schön, elegant komponiert, aber auch kühl und distanziert. Zu der The Dark Knight-Trilogie, seinem Remake Insomnia und dem Zaubererwettkampf Prestige passte diese unterkühlte Darstellungsweise seiner Geschichten durchaus, bei Inception verhielt es sich womöglich schon etwas problematischer, während bei Memento dadurch eine Verbindung zur Hauptfigur so sehr behindert wurde, dass man durchaus seine Probleme mit dem Film-Puzzle haben kann. Die pompösen Trailer zu Interstellar kündigten einen Richtungswechsel an. Es wird emotional im Kosmos Nolans, und das erfolgreich.
Matthew McConaughey schafft den zerknirschten Vater, der sich unter den Lasten der Gegenwart beugen muss als glaubwürdige, als warme Figur in einer glaubwürdigen, kalten Zeit. Sein Verhalten an sich und insbesondere sein Umgang mit der Vaterrolle ist zwar etwas befremdlich, trennt sich Cooper doch unerwartet entschieden und abgekürzt von seiner innig geliebten Familie, die er voraussichtlich nie wieder sehen wird, doch passt dies halbwegs zum andererseits beunruhigend obsessiven Kerl, der nur zum Erdenretter taugt, weil er sein Erdendasein hasst. Unter diesem Gesichtspunkt ist es auch vertretbar, dass vor allem er sich zu Beginn nicht mit pathetischen, platt symbolischen Sätzen zurückhält.
Ebenfalls schon durch den ersten Trailer ist es kein Geheimnis, dass Interstellar ein Vorbild hat, das größer kaum sein könnte und in welchem ebenso eine unbekannte, aller Wahrscheinlichkeit nach aber intelligente Wesenheit mittels eines Artefakts zu einer interstellaren Schnitzeljagd einlädt. Die aufgeladene Thematik, die epische Breite und der mutige Schritt über die Grenze hinaus, all das ist heutzutage nur schwer zu kombinieren, ohne als Kubrick-Epigone zu gelten.
Optisch lässt man sich natürlich nicht lumpen und liefert ein paar eindrückliche Bilder fremder Planeten ab, ohne den Zuschauer gleich mit Special-Effects zu überschwemmen.
Dagegen irritiert es, mit welcher Leichtfertigkeit die großen Pioniere der Menschheit sich auf einen völlig unbekannten Planeten verhalten, weshalb der weitere Verlauf auf diesen auch nicht sonderlich verwunderlich ausfällt, dafür aber ein angenehm donnerndes Spektakel verspricht. Hier gilt die Regel großer Studiofilme, die 10 Mark Logik zur Sicherheit dalassen und dafür 7 Mark Radau erhalten.
Dann aber gibt jemand im Film etwas sehr Kluges und Hochpoetisches von sich und versichert damit sogleich wieder, dass Interstellar eben nicht einfach nur irgendeine Studioproduktion ist.
Das Gegengewicht zum weiter oben bemängelten Pathos des Beginns sind eine Handvoll feiner und richtiger Sätze, die kurz ausfallen, aber nachdrücklich in Erinnerung bleiben.

Es ist beim Betrachten allerdings beinahe spürbar, wie man sich bemühte, das Drehbuch um klassische Spannungselemente zu bereichern. Dieser Umstand ist bedauerlich, denn aufgrund seiner inszenatorischen Souveränität hätte Interstellar gerade aus seiner Stille, der nackten Verzweiflung des Forscherteams und nicht zuletzt durch das tolle Ensemble eine viel tiefere Spannung erzeugen können, als durch die blanken Suspense-Elemente, die wie etwas willkürlich eingebrachte Stationen eines Filmes wirken, der ohne sie viel homogener geworden wäre. Auch ist man zu bemüht, die 169 Kinominuten mit obligatorischen Twists zu versehen, die das gleiche Schicksal haben, wie die Suspense-Elemente.
Somit wird das große Vorbild natürlich nicht abgelöst und bleibt unerreichbar. Während der offizielle Nachfolger 2010: Das Jahr, in dem wir Kontakt aufnehmen gar nicht erst versuchte, in die Fußstapfen des übergroßen 2001 – Odyssee im Weltraum zu treten, und stattdessen lieber ein konventioneller, aber routinierter Science-Fiction-Film wurde, kann sich Nolans Werk nicht so ganz entscheiden und landet damit ein wenig zwischen den Stühlen. Es mag paradox klingen, aber wollte Interstellar weniger, hätte der Film mehr erreichen können. Zudem wird der Kniff, der vonnöten ist, um die Geschichte schlüssig zu beenden, schon früh und häufig als zentrale Problematik in der Handlung angedeutet, sodass die Auflösung letztendlich kaum überraschen kann. Wie sie innerhalb der Filmlogik ermöglicht wird, das ist hingegen wieder beachtenswert. Was sich beim ersten Überlegen als fad, aber an sich unproblematisch präsentiert, wirkt auf den zweiten Blick defizitär und unsauber durchdacht und erst beim dritten lückenlos schlüssig – es gilt einzig, den physikalistischen Kitsch, den Interstellar sich zur Grundprämisse macht (was keineswegs zwingend abwertend gemeint ist) zu begreifen.
Das Werk zeigt sich sehr bemüht, am Ende zu einer kreisrunden Sache zu werden. Dadurch gelingt ihm eine symmetrische Schönheit, richtiger Fortschritt wird so aber unmöglich. Damit ist der Film weit weniger Pionier als seine Figuren. Doch das Scheitern – wenn man es denn überhaupt so nennen möchte – ist eines auf verflucht hohem Niveau. Und, wer weiß, vielleicht nutzt ein anderer Film eines anderen Regisseurs genau diese kreisrunde Umlaufbahn ums Motivbündel des Sci-Fi-Genres, um wie ein John Crichton Schwung zu holen, und sich ins tatsächliche Wagnis des Unbekannten zu katapultieren.
Was dann nagend am Ende bleibt, sind einige Fragen, die der Film offen lässt und die sich auch mit mehreren Sichtungen und einem gehörigen Maß an Grübelei nicht klären lassen.

Fazit

Nolan liefert mit seinem zehnten Film ein formal prächtiges, trotz seiner Laufzeit verblüffend kurzweiliges Stück Arbeit ab, das zugleich als sein emotional ausgereiftester Film gelten kann. Die Regie ist aber besser ausgefallen als das Drehbuch, welches aufgrund zu vieler Eingeständnisse an klassische Spannungskonstellationen und eines Endes, das vielleicht ähnlich kontrovers aufgenommen wird, wie einst das von 2001 – Odyssee in Weltraum, genaugenommen aber recht konventionell ausfällt, letztlich sein eigenes Potenzial untergräbt.
Das ändert aber nichts daran, dass Interstellar ein toller Film ist, der einen Gang ins Kino ebenso wert ist wie Folgesichtungen.

Elysium

Mit District 9 gelang Senkrechtstarter Neill Blomkamp ein mächtiger Achtungserfolg. Obwohl der Rezensent nie so ganz warm mit diesem Werk wurde (eine Kritik wird irgendwann folgen, wenn er sich traut), war er trotzdem sehr gespannt, wie der in der Science-Fiction beheimatete Südafrikaner sich weiterhin behaupten würde.
Elysium liefert – vorerst – die Antwort.

Don’t breathe on me. Cover your mouth.

Story

Als die Situation auf der Erde unerträglich wurde, warfen die Reichen aller Länder ihr Geld in einen Topf und bauten sich eine ringförmige Raumstation namens Elysium, um dort ein erdähnliches, dekadentes und vor allem sehr elitäres Leben zu führen. Jedes körperliche Leid, und sei es noch so schwerwiegend, kann in wenigen Sekunden kuriert werden und für allen Luxus ist gesorgt, während die Zurückgebliebenen auf der Erde in dreckigen Slums dreckiger Arbeit nachgehen und in aller Regel auf gleichfalls dreckige Weise zugrunde gehen.
Der vormalige Kleinkriminelle Max DeCosta ist einer dieser Zurückgebliebenen, der sich als Fabrikarbeiter verdingt, bis er durch einen Unfall unheilbar verstrahlt wird.
Nur ein (natürlich illegaler) Trip nach Elysium kann Abhilfe schaffen. Zusammen mit der Jugendliebe und deren schwerkranken Töchterlein startet Max eine explosive Flucht nach vorne ins gelobte Land.

Kritik

Die Erwartungen an Blompkamps Zweitwerk waren enorm, imposante Bilder von einem kahlköpfigen Matt Damon mit Exoskelett und entschlossenem blick heizten weiter an und die ersten Berichte aus Previews gossen dann gallonenweise Öl ins Feuer, da einige privilegierte Kritiker der USA mit Superlativen um sich warfen, lange bevor der Streifen dem pöbelhaften Rest der Weltbevölkerung vorgeführt wurde – ein wenig wie im Film selbst also.
Entsprechend ernüchternd fielen die ersten Urteile dieses Pöbels aus, als sich herausstellte, dass Elysium eigentlich überhaupt nichts Besonderes ist.
Der Film ist eine komische, eigentlich aber höchst gewöhnliche Mischung aus gegenwartsbezogener Gesellschaftskritik in einer überzeichneten Comicwelt, die sich durch zwei möglichst weit voneinander entfernte Fronten definiert.
Damons Rolle ist genauso wild zusammengewürfelt. Eine Mischung aus Racheengel, Robin Hood, ehemals schwerer Junge und Halbgott verklumpt in seiner Person zu reinem Standard.
Die Elysianer leben in ihrem Himmel ewig und feiern wie die Asen. Tatsächlich ist es die Abwandlung eines oft bemühten Sagenkonzepts. Ein übermenschlicher Mensch bietet selbstgerechten Gottwesen die Stirn. Es ist die Geschichte von Prometheus. Und natürlich kann der Held dies nicht alleine. Nein, er braucht die Hilfe der Oberen selbst, die sich in ihrer selbstvergessenen Dekadenz in den eigenen Reihen selbst bekriegen und nur deshalb ausreichend schwach werden. Aus sich heraus ist der Mensch nämlich nicht in der Lage, mit Erfolg aufzubegehren. Das System, gegen das er sich stemmt, muss bereits in sich faulen. Dass das eigene, aus dem er kommt, viel kaputter ist, reicht allein nicht als Berechtigung.
Dazu gibt es kitschige Rückblenden, einen bulliger Matt Damon, William Fichtner auf Comic-Relief-Autopilot und Jodie Foster als teuflische Märchenhexe mit eiskalter Visage.

Ärgerlich ist, dass der Film viele Dinge tut, er nicht nötig hätte. Es genügt nicht, etwas zu zeigen und Sachverhalte anzusprechen. Elysium drückt einem alles mit Nachdruck auf. In Umsetzung heißt das dann, dass man sich nicht zu zeigen scheut, wie ein totkrankes Mädchen, das einen Teddybären hält, mit traurigem Gesicht eine Fabel aufsagt, um auch ganz sicher zu gehen, dass der Zuschauer rallt, welche Art von Gefühl er gerade empfinden zu empfinden hat.
Unterm Strich ist das alles nur schade und nicht furchtbar, weil die Inszenierung glücklicherweise nicht so plump wie das ist, was inszeniert werden soll. Trotzdem, ein wenig mehr Subtilität und Würdigung des Zuschauerintellekts hätten dem Film gut zu Gesicht gestanden.

Ansonsten gibt es schneidige Action in hübsch gefilmten Zeitlupeneffekten und ein schön staubiges Setting, wobei vor allem die agilen Androiden für den nötigen Pepp im Gefecht sorgen. Es ist, sagen wir, das District 9-Syndrom. Der Look von Elysium macht ganz ohne Zweifel ordentlich was her und da wir nun im Vergleich zu Blomkamps Erstling nicht nur eine klare Identifikationsfigur, sondern auch eine sehr konventionelle Plotstruktur haben, fällt es nicht schwer, den Film als gute Unterhaltung wahrzunehmen. Lange nachwirken werden die 109 Minuten nicht, aber das sollte von Blomkamp auch zukünftig einfach nicht erwartet werden. Seine Filmwelten sind Dystopien nach klassischem Muster, die mit einer ebenso klassischen Hollywood-Wende konfrontiert werden. Und wie viele Hollywoodgeburten plustert auch dieser Film sich mit simpler Botschaft zu etwas auf, das er sein möchte, aber nicht ist. Ganz wie der Mensch.
Tatsächlich ist jeder einzelne Charakter ein schlafwandelndes Klischee. Der vollbärtige, mit Wahnsinn infizierte Söldner mit Hang zu Kontrollverlust, die egomanische Oberziege ohne Gewissen, der kalkulierende, fast schon robotisch agierende Anzugträger, der äußerlich schmutzige, innerlich funkelnde Held und dessen große Liebe aus Kindertagen. Et cetera.
Einzig Wagner Moura als der Untergrundkämpfer Spider wirkt zumindest in den ersten Augenblicken nicht ganz so durchschaubar.
Aber auch hier gilt: Das alles klingt auf dem Papier schier ungenießbar, die wohltemperierte Inszenierung lässt diese Fehler aber kaum bemerken.
Zwischen grundklassischer Heldengeschichte, Großbudget und Matt Damon erwartet man nun eines nicht unbedingt: Ansätze von Splatter. Diese sind in Elysium zwar nur vereinzelnd anzutreffen, aber doch vorhanden und wirken entsprechend auch wie ein Fremdkörper inmitten des reinen Rests.
Zum Ende hin verliert der Film dann leider seinen Faden aus den Fingern und selbst der stets einseitige, aber zumindest mit bedrohlicher Unberechenbarkeit ausgestattete M. Kruger (Sharlto Copley, Hauptdarsteller in District 9) wird zunehmend zum platten Dampfwalzengegner mit zerstörerischem Größenwahn als einzige Motivation. Und damit schafft der Film es tatsächlich, am Schluss noch deutlich belangloser zu sein als am Anfang. Bemerkenswert ist es zudem, dass die Wolkenstadt kaum Sicherheitskräfte zu haben scheint. Denn die finale Schlacht findet in einem scheinbar entvölkerten Elysium statt.

Fazit

Elysium ist keine ernstzunehmende Abhandlung über die Kluft zwischen Arm und Reich, das amerikanische Gesundheitssystem oder die Relevanz des Einzelnen. Elysium ist ein ganz normaler Science-Fiction-Film, der sich mit der richtigen Dosis aus Action und Heldenmär auf ebenso normale Weise in die Gunst des nach Zerstreuung suchenden Zuschauers bringt. Und das ist vollkommen okay.
Einer dieser Filme, denen man nicht vorwerfen kann, was sie sind, aber vorwerfen könnte, was sie nicht sind.

Titan A.E.

Beinahe 37 Millionen Dollar wendete 20th Century Fox für den Zeichentrickfilm Titan A.E. auf und scharrten große Stars wie Matt Damon, Bill Pullman, Drew Barrymore und Ron Perlman um sich, um den Figuren prominente Stimmen zu leihen.
Lohn er Mühen waren durchwachsene Kritiken und ein im Verhältnis lachhaftes Einspielergebnis. Fox zog die Konsequenzen und schob der Zeichentrickabteilung den Riegel vor. Zurecht?

My scanners are showing a veritable cornucopia of nothing.

Story

Im Jahre 3028 haben wir Streit. Den fiesen Energiewesen Drej missfällt, dass die Menschen sich im All tummeln, wie es ihnen passt. Also trommeln sie ein paar Raumschiffe herbei und verarbeiten die Erdenkugel kurzerhand zu Staub. Die rechtzeitige Flucht gelingt nur einer Handvoll.
Jahre später gilt die Spezies Mensch als gefährdet, die wenigen Verbliebenen sind zerschlagen, im Weltraum hoffnungslos verteilt.
Einer von Ihnen ist Cale Tucker, der am Unglückstag mit Kinderaugen beobachten musste, wie sein Vater Abschied nahm und in einem dicken Raumschiff auf ewig verschwand, während der kleine Sohnemann mit Fremden nur um Haaresbreite fliehen konnten.
Mittlerweile ist Cale in den frühen Zwanzigern, Heißsporn und rücksichtsloser Rüpel. Als ein Captain Joseph Korso auftaucht und ihm erzählt, dass er mit seinem Vater gedient habe, ist der Flegel wenig beeindruckt. Auch der Behauptung, dass ausgerechnet er eine Schlüsselfigur bei der Rettung der Menschheit darstellen soll, gewinnt er wenig ab.
Als die Drej auftauchen und nach Cales Leben trachten, bleibt ihm aber keine andere Wahl, als mit dem Fremden und seiner schlagfertige Begleiterin Akima zu reisen.

Kritik

Man muss Titan A.E. nicht lange schauen, um anzuerkennen, wie unverschämt toll der Sci-Fi-Film aussieht. Die Hintergründe sind prunkvoll ausgestattet, jedes Bild ist lebendig und das Auge mag sich an all vielen den kleinen Details kaum sattsehen. Ob nun das Feld aus Wasserstoffbäumen, die aussehen wie leuchtende Lampionblumen, die Weltraumrochen oder das alles reflektierende Kristallfeld mitten im All; all das sieht toll bis umwerfend aus und wirkt dazu plastischer als so mancher nachträglich zu 3D konvertierter Film. Eigentlich wäre Titan A.E. ein perfekter Kandidat für ein 3D-Update, denn unzählige Szenen wirken mit ihren geschickt platzierten Artefakten wie für den Effekt gemacht. Alles bewegt sich, die Kamera schwirrt umher und 3D-Modelle hasten immer wieder stolz durchs Bild. Ob der moderne Rock, der bei jeder Gelegenheit die Bilder unterlegt, passend oder störend ist, mag jeder für sich selbst entscheiden.
Der Film neigt hin und wieder aber auch dazu, sich an seiner eigenen Technikperfektion zu ergötzen und läuft dann in Gefahr, auf sie reduziert zu werden. Denn so schön das alles auch anzusehen ist, relevant für die Geschichte ist es fast nie.
Die Figurengestaltung ist im Vergleich zu den üppig ausgestatteten Hintergründen mit ihrer einfarbigen Haut fast schon als schlicht zu bezeichnen, glänzt aber durch einen beeindruckend realistischen Schattenwurf und absolut geschmeidige Bewegungen.

Inhaltlich hält sich der Film dafür deutlich stärker zurück. Die Zerstörung der Erde ist ein wunderbar unorthodoxer Einstieg für einen Zeichentrick-Science-Fiction-Film, alles was anschließt, bleibt aber ängstlich auf altbekannten und völlig ausgetretenen Erzählpfaden. Wohin die Reise geht, wie und wo sie endet, ist schnell klar und damit die Geschichte nicht nach 15 Minuten zu Ende erzählt ist, bauten die Drehbuchautoren einfach ein paar unnötige Zwischenstationen ein, die in erster Linie dazu dienen, den Film noch besser aussehen zu lassen. Das führt dazu, dass der Streifen trotz seiner sehr simplen Geschichte grundlos hektisch nach vorne galoppiert und so durch ein merkwürdiges Ungleichgewicht zwischen Erzählung und Erzähltempo geprägt ist. So trifft auch auf das Finale zu, was eigentlich den ganzen Film hinreichend beschreibt: Hübsch, aber ein wenig einfallslos.
Protagonist Cale Tucker ist wütend auf seinen Vater, ansonsten bleibt der rebellische Heroe im Surfer-Look die meiste Zeit sehr blass und macht sich vor allem durch Sarkasmus bemerkbar. Die Geschichte halbwegs zu tragen, gelingt ihm nur deshalb, weil der Zuschauer um seine formgebende Vergangenheit weiß, was zumindest ansatzweise für Profil sorgt.
Noch weit schlimmer verhält es sich mit den Drej, die nie mehr als das gesichtslose Böse sind. Warum sie die Menschen als Bedrohung betrachten und alles daran setzen, ihre Wiederauferstehung zu vereiteln, bleibt gänzlich unbeleuchtet. Hier werden große Möglichkeiten verschenkt.

Die Begleiter Cales, mit denen er sich auf die Suche nach dem Vermächtnis seines Vaters macht, sind allesamt ein wenig komplexer und interessanter als die beiden großen Fronten der Geschichte, aber trotzdem nur Variationen von Stereotypen. Die illustre Auswahl namenhafter Synchronsprecher hat sich dafür sehr gelohnt. Besonders Bill Pullman und Drew Barrymore machen ihre Sache mit einer Freude, die man heraushört.

Das austauschbare Drehbuch verwundert vor allem deshalb, weil einer der vielen Autoren niemand geringeres als Joss Whedon (Firefly, Marvel’s The Avengers, Dollhouse) gewesen ist. Wenigstens eine ausführliche Liebesgeschichte wurde ausgespart.
Dass man an einigen Ecken über die Klischees typischer Abenteuergeschichten spöttelt, ist anfangs sehr erfrischend, doch wird schnell klar, dass der Spott auf den Film selbst zurückfällt, wenn er kurze Zeit später beginnt, die eben noch durch den Kakao gezogenen Klischees unreflektiert zu bedienen.

Der Charakter des Weltraums mit seinen fantastischen Plätzen, den märchenhaften Möglichkeit und nicht zuletzt einer der Chalmuns Cantina zum Verwechseln ähnlichen Bar entspricht eindeutig eher Star Wars als Star Trek.
Titan A.E. kann sich oftmals nicht so recht entscheiden, ob er nun auf kindgerechten Humor oder auf eine leicht düster-ernste Thematik setzen möchte und tut dann einfach beides. Wenn kreischende Slapstick-Aliens und zivile Opfer aufeinandertreffen, wirkt das im ersten Moment sehr befremdlich, macht das Gesamtwerk aber nach einer Weile auch sehr interessant.
Dazu trägt auch die etwas seltsame Entscheidung bei, die Aliens fast allesamt so aussehen zu lassen wie irdische Tiere.

Fazit

Titan A.E. bereitet durchaus Freude und lädt vor allem am Anfang zum Staunen ein. Im Laufe der Geschichte wird aber immer klarer, dass der Film so anders gar nicht ist, bis er ab der Anfang der zweiten Hälfte genau jenen Klischees erliegt, über die er sich lustig macht, und am Ende sogar kleine Längen aufweist.
Was durchgehend bleibt, ist der Reiz für die Sinne, denn das Weltraumabenteuer ist nach wie vor eine Massage für Augen und Ohren.