Die Avengers – Die mächtigsten Helden der Welt – Staffel 1

Das Marvel Cinematic Universe züchtete mit seinem unvergleichlichen Erfolg auch wieder eine ganz neue Generation von Zeichentrickserien heran, die altgediente Helden auf neue Mission schicken. Die von Disney XD produzierte Avengers-Serie, welche 2010 startete und bis heute läuft, gehört zu den besten.

Prepare your monstrous head for my wrath!

Story

Da sich Nick Furys Organisation S.H.I.E.L.D. immer häufiger als falsche Wahl herausstellt, wenn die Erde mal wieder schnell und in kompakter Gruppe gerettet werden muss, schließen sich Iron Man, Hulk, Thor, Henry Pym und Wasp zu der Avengers-Formatoin zusammen, die als unabhängige Stoßtruppe gegen die mächtigsten Feinde antritt. Trotz persönlicher Tragödien im Hintergrund und ebenso persönlicher Rebereien innerhalb des Teams, gesellen sich mit der Zeit auch Captain America, Black Panther und schließlich Hawk Eye hinzu.
Während die aus den vier Gefängnissen ausgebrochenen Superschurken wieder eingefangen werden müssen, scheint sich die Schlinge die Erde stetig fester zu ziehen. So effizient die Einsätze der Avengers auch sein mögen, die Antagonisten, die im Hintergrund ihr Fäden ziehen, sind so zahlreich wie uneinschätzbar.

Kritik

Alle Figuren erhalten ihre standesgemäße Einführungsepisode, die zugleich auch geschickt die Weichen für den Staffelplot legt, wichtige Konflikte etabliert und nach und nach mehr Fenster zur Hauptstory öffnet, ohne dabei je gezwungen zu wirken. Schön ist, dass die einzelnen Geschichten dabei manchmal auch einen eigenen, in sich schlüssigen Zeichenstil besitzen. Bereits früh offenbaren sich all die Gründe The Avengers: Earth’s mightiest Heroes, zu schauen. In jeder Folge steckt Wissen und Herzblut, die Storys sind nett arrangiert, wirken immer relevant und niemals dumm. Die Action ist einfallsreich und logisch aufgebaut, es droht nie die Übersicht verlorenzugehen und ebenso wenig verkommen die Scharmützel zur blinden Materialschlacht. Die charismatischen Recken haben stets einen (meist) flotten Spruch auf den Lippen, der überraschend häufig die Erhoffte Wirkung hat, sind ihrer Superkräfte zum Trotz fehl- und auch mal verletzbar, und können alle ihre eigene Nützlichkeit für sich verbuchen. Einen kleinen Bonuspunkt erhält die Serie, weil sie gerade in Zeiten allgegenwärtiger Mythosmodernisierung den Mut beweist, Kostüme mit klassischen 60er-Flair mit einzubringen.
Warum aber ausgerechnet Playboy Tony Stark nun als Anführer fungiert, ist allein durch die Serie nur am Rande verständlich. Er ist der einzige extrovertierte, risikobereite und zugleich steinreiche Dandy der Truppe, der felsenfest mit der Gegenwart verwurzelt ist – aber auch einer der defizitärste Vertreter, körperlich wie moralisch. Natürlich ist es gerade all das, was ihn für diese Rolle prädestiniert, aus der bloßen Geschichte heraus wird diese unangefochtene Leitungsbefugnis aber nicht plausibel.

Es ist immer was los, ständig gibt es mehr als nur einen Brandherd zu bekämpfen und trotz des nie versiegenden Flusses an Superschurkenmassen, wirkt der Hauptteil der zahlreichen Gegenspieler, die mit Vorliebe selbst in Gruppen auftreten, immer stimmig in das Geschehen eingebunden. Fast alle der kleinen und größeren Geschichten machen für sich und auch im Zusammenhang Sinn, denn die Geschehnisse scheinen sich fast immer mit ein wenig angestrengter Logik herleiten lassen, wodurch The Avengers’s: Earths mightiest Heroes nie zu einer bloßen und endlosen Schießbuden-Fahrt verkommt, bei der sich jedes Mal nur umgefärbte Pappfiguren umkippen lassen. Die TV-Adaptiopn hat Respekt vor den Bildern, die Stan Lee und Jack Kirby einst gestalteten, und lässt ihren Visionen ihr Grundgefühl erhalten bleiben. Das Kernstück der Serie ist somit auch die vorbildliche Balance zwischen Charakterentwicklung, Gruppendynamik und Actionanteil, die fast immer mustergütig umgesetzt wird. Auch sollte man sich von der Zeichentrickpräsentation nicht täuschen lassen, die Serie ist nämlich keineswegs nur für Kinderhaugen. Häufig sind die Storys recht komplex miteinander verwoben und man scheut sich auch nicht, sprachlich mal etwas anspruchsvoller zu werden. Aus irgendeinem Grund hat allerdings jede Episode ihre kleine Kalauer-Sekunde, in der es für den Augenblick einer Szene kurz dümmlich-albern wird. Daran hat man sich zwar schnell gewöhnt, befremdlich bleibt diese Gepflogenheit aber bis zum Schluss. Trotzdem: Natürlich ist dies in erster Linie eine Serie für Heranwachsende, so viel Spaß sie auch den Mündigen bereitet. Und so wird sie bewertet.

Dass es trotzdem auch schwächere Episoden gibt, steht bei der satten Anzahl von 26 Folgen trotzdem außer Frage. Doch selbst das formelhafte ‚459′ oder die Ideenarmut bei ‚Widow’s Sting‘ ist immer noch recht unterhaltsam, zudem die fehlende Substanz bei 20 Minuten Nettospielzeit weniger schadet als bei 50 und selbst hier wenigstens ein paar frische Oneliner für ausreichende Unterhaltung sorgen. Zudem ist diese Art von Episode klar in der Unterzahl, während die ansprechend geschriebenen Geschichten, die stets mit ein paar cleveren Einfällen garniert sind, eindeutig die Regel darstellen. Wenn dann Folgen wie ‚The Man who Stole Tomorrow‘ direkt an solche relativen Durchhänger anschließen, um Überlegungen aufzuwerfen, die vollends klarmachen, dass diese Zeichentrickserie nicht ausschließlich für Teenager produziert wurde, ist man rasch wieder mitten im begeisternden Sog von The Avengers: The Mightiest Heroes.
Die Dichte der qualitativ nachlässigeren Folgen nimmt gegen Ende dann leider merklich zu. Geduld und Toleranz des Zuschauers drohen in den finalen Abenteuern erstmalig ein wenig einzubrechen, da sich schließlich doch so etwas wie Ermüdung einstellt und das Konzept durch eine strukturelle Wiederholung angegriffen wird. Vorrangig mag das daran liegen, dass man sich etwas zu bemüht um einen finalen Konflikt bemühte, der möglichst groß und einmalig daherkommen soll, was beides aber nicht so recht aufgehen mag. Stattdessen wird ausgerechnet am Ende doch noch etwas zu konstruiert und überworfen. Der wirklich schlimmste Aspekt der Serie ist allerdings der Vorspann, der bereits beim ersten Mal enorm nervig auffällt und mit seinem geschmetterten Pathos-Lied so ekelhaft wirkt, wie kaum ein Intro der letzten Jahre. Zum Glück ist so etwas überspringbar.
Ein weiterer Schwachpunkt der Serie ist dort zu finden, wo er auch in Joss Whedons Realfilm-Adaption liegt. Da der Fokus auf den Rächer-Charakterköpfen liegt (und auch hier nicht immer von absolutem Gleichgewicht gesprochen werden kann), kommen die Schurken zu kurz und wirken im Vergleich zu den Protagonisten häufig eindimensional. Das wird durch ihre schiere Masse etwas ausgeglichen, doch wären weniger und dafür ebenbürtigere und vor allem mehrschichtigere Gegenspieler wünschenswert gewesen. Dafür führt der vorhandene Kompromiss zu einem sehr illustren Katalog schräger Vögel aus dem ganzen Marvel-Inventar.

Fazit

Allem voran bereitet die neue Marvel-Zeichentrickshow einen Mordsspaß. Sämtliche 26 Folgen sind enorm kurzweilig, die Balance zwischen Anspruch und Jugendtauglichkeit ist stets gelungen und ein jeder, der die perfekte kurzweilige Begleitung zum sonst so heldenfreien Mittagsmahl sucht, dürfte endlich gefunden haben, wonach er sich sehnte.
The Avenger’s: Earths mightiest Heroes ist in jedem Sinne hochwertige Zeichentrickserie, die fesselnde Unterhaltung auf den Bildschirm zaubert und dabei hervorragend die Möglichkeiten- und den Facettenreichtum des Marveluniversums illustriert.

A Scanner Darkly – Der Dunkle Schirm

Philip K Dick-teilte sich mit Tolkien das „Unverfilmbar!“-Prädikat, das beiden lange Zeit anhaftete. Natürlich ist Blade Runner ein famoser Film, doch kann man den Roman Do Androids Dream of Electric Sheep? bestenfalls als Inspirationsquelle bezeichnen, so frei geht der Ridley Scott-Film mit der literarischen Grundlage um. Gleiches gilt für Total Recall und Minority Report.
Ausgerechnet eines seiner besten, untypischsten und irgendwie auch unverfilmbarsten Bücher bekam dann eine Adaption, die vorlagentreu und gut ist. A Scanner Darkly.

What does a scanner see? Into the head? Into the heart? Does it see into me? Clearly? Or darkly?

Story

Fred ist bei der Drogenfahndung und ermittelt undercover als Junkie Bob Actor in der Szene, um irgendwie und irgendwann an die großen Fische im Milieu zu kommen. Sein Alter Ego wohnt mit ein paar abgehalfterten Tunichtguten in einem verlotterten Haus. Die ein- und ausgehenden Freunde hängen rum und werfen sich Substanz T ein, eine hochgradig süchtig machende Droge. Auch Fred/Bob ist ihr verfallen, damit sein Doppelleben möglichst authentisch auf sein Umfeld wirkt. Da das Dezernat ständig fürchten muss, von Kriminellen unterwandert zu werden, tragen sämtliche Ermittler, wenn sie die Zentrale betreten, einen Jedermann-Anzug,  mit dem sie nicht zu identifizieren sind. Auf diesem Weg weiß nur Fred selbst, dass er als Bob Actor ermittelt, weil niemand bei der Behörde sein wahres Aussehen kennt.
Die Lage spitzt sich zu, als Fred die Order erhält, für die Verwanzung und Überwachung seines respektive Bobs Hauses zu sorgen. Plötzlich muss er sich selbst und seine alltäglichen Begleiter observieren und regelmäßige Berichte über den Bespitzelungsvorgang anfertigen, während seine Sucht immer größere Ausmaße annimmt, ihm beide Parteien auf die Schliche zu kommen scheinen und sich zu über allem Überfluss eine Identitätskrise, die sich wahrlich gewaschen hat, ihrer Vollendung nähert.

Kritik

Philip K. Dicks A Scanner Darkly ist ein Meisterwerk und eine Lektüre jedem wärmstens ans Herz zu legen. Großartige Sprache, eine durchkomponierte und – besonders die Verhältnisse des Autors – stringente Geschichte, eine Heerschar umwerfender Ideen und ein Verwirrspiel, das gleichzeitig klug und höchst unterhaltsam geraten ist. Darüber hinaus ist es K Dicks wohl persönlichstes, aufrichtigstes Werk mit unverhohlen autobiografischsten Zügen. Die meisten Figuren wurden Personen nachempfunden, mit denen der Autor sich umgab, als er Erfahrungen mit Amphetaminen und LSD machte und nur noch unter Einfluss von Aufputschmitteln schrieb. Es ist ein Mikrokosmos voll mit spleenigen Charakteren, bei dem es Stilmittel und Aussage zugleich ist, dass eigentlich sehr wenig passiert. Das Leben dieser Gestalten ist ein einförmiges, das nur sie selbst als aufregend wahrnehmen, weil sich um ihre Psychosen herum schillernde Paranoia rankt, die sich mit den Angstzuständen der anderen verschränkt und die entlegensten Wahnvorstellungen plötzlich zur realen Bedrohung werden lässt. Die Ernsthaftigkeit in der Absurdität und die strenge interne Fokalisierung sind es, die den Zuschauer selbst in die verworrene Gedankenwelt der Spinner hineinversetzt und alles rationale Wissen und die Kalkulierbarkeit von Wahrscheinlichkeiten plötzlich drastisch reduziert. Denn Paranoia ist ansteckend.

Wie soll man aber ein Werk verfilmen, das hauptsächlich aus repetitiven Abläufen und den realitätsentzogenen Bandwurmmonologen schrecklich kaputter Menschen besteht? Ein Werk, dessen Reiz wie so oft in der Sprache zu finden ist. Die Antwort von Autor und Regisseur Richard Linklater ist verblüffend klar: In erster Linie verfilmt man den Stoff genau so, wie er ist.
Tatsächlich überrascht A Scanner Darkly mit etwas, was keine andere Verfilmung des Sci-Fi-Gurus von sich behaupten kann: Akkuratesse. Viele Dialoge wurden eins zu eins aus der Vorlage übertragen, die Reihenfolge der Geschehnisse ist meist identisch, die Figuren kaum variiert und das Buch von allen Beteiligten wohl ziemlich oft und ziemlich gründlich gelesen worden. Um auszugleichen, was durch den Mangel an filmisch darstellbarem Schreibstil fehlt, wurde ein neuartiger visueller Stil entworfen: Auf jede gedrehte Szene wurde mittels eines vektorbasierten Verfahrens drüber gezeichnet – sprichwörtlich. Das Ergebnis ist eine einmalige Gleichzeitigkeit von Real- und Zeichentrickfilm. Und tatsächlich, die Rechnung geht auf. Genau wie in der Romanvorlage erhält der Zuschauer die Ahnung eines Gefühls, wie es sein muss, selbst inmitten dieser von Drogen und totaler Überwachung verstopften Endstationswelt zu stecken – und all das mitzuerleben; aktiv, weil ebenso beeinflusst und anfällig für die abstrusen Gedankenspinnereien der Protagonisten, passiv, weil unfähig zu intervenieren, während die Situation sich mitsamt ihrer Akteure unweigerlich der Eskalation nähert.
Die totale Paranoia wird verstärkt durch subtilen Einsatz psychedelischer Klänge.

Die Schauspieler durchliefen diese Transformation gleichfalls und entpuppen sich als frappierend gute Besetzung für das kaputte Figurenensemble der Geschichte. Einzig Woody Harrelson als Ernie Luckman wirkt an einigen Stellen etwas deplatziert, was jedoch kaum weiter ins Gewicht fällt. Er, Keanu Reeves, Robert Downey Jr., Rory Cochrane und Winona Ryder zappeln, nuscheln und brabbeln was das Zeug hält, und das mit einem Affenzahn.
„Affenzahn“ ist etwas, das auch auf den Film als Ganzes zutrifft. Da man der Buchhandlung gerecht werden wollte, wurde nur wenig gekürzt. In Folge passiert in den 100 Minuten Film sehr viel sehr schnell sehr hintereinander. Das hysterische Tempo der Gespräche im eh sehr geschwätzigen Film ist maßgeblich für das ganze Geschehen. Gerade der Fakt, dass die Gleichförmigkeit des Daseins mit einem derartigen Tempo vermittelt wird, verstärkt den Drogeneffekt enorm. Das führt dazu, dass A Scanner Darkly eine sehr authentische, sehr spannende und recht experimentelle, dafür aber auch eine etwas sperrige, die eigenen Sehgewohnheiten hinterfragende Filmerfahrung ist.
Trotz des teils exakt übernommenen Wortlauts und dem Bemühen, alles Relevante miteinzubinden, muss die Geschichte natürlich mit so eklatanten wie notwendigen Auslassungen leben, damit Substanz und Atmosphäre des Filmes nicht verklumpen. Dadurch verliert die Story aber auch etwas von ihrer herrlich verkruppten Redundanz. Ebenfalls die Ereignischronologie wurde hier und da aus denselben Gründen etwas durcheinandergeschüttelt, was in dieser Geschichte aber kein allzu schwerwiegendes Vergehen darstellt.
Einige Elemente wie den Jedermannsanzug und die vielfältigen Drogenphantasien ließen sich natürlich gar nicht oder nur unzureichend visualisieren. Der abgedrehte Stil entschädigt aber nicht nur für vieles, sondern liefert auch Ersatz – im Falle des Anzuges sogar in symbolischer Form. Die Tatsache, dass auch Philip K. Dicks Konterfei kurz auf diesem zu entdecken ist, eröffnet, nebenbei gesagt, eine Deutungsebene, die sogar über das im Buch offensichtlich angebotene Interpretationsmaterial hinausweist.

Zwangsläufig muss die Story auf viele der wunderbaren Gedankenmonologe verzichten, die jede Tat wie  ein bizarres Badehandtuch unterlegen und der Geschichte erst ihren unverwechselbaren, genialen Drive geben. Trotzdem kann man Linklater nur reines Lob aussprechen. Er hat gemacht, was man überhaupt machen konnte. Höchstens eine Serie hätte es vermocht, näher an die Vorlage zu gelangen. Für die Möglichkeiten eines Spielfilmes ist A Scanner Darkly ein ist mehr als respektables Ergebnis mit eigenen Ideen und der notwendigen Achtung gegenüber der Vorlage.
Gerade diejenigen, welche mit den zugrundeliegenden Stoff nicht vertraut sind, dürften an einigen Stellen aber mit mittelschweren Verständnisproblemen zu kämpfen haben, weil Manches nur andeutungshalber vermittelt wird.

Fazit

Tatsächlich ist Richard Linklater das Kunstwerk gelungen, die unverfilmbare Geschichte des Großmeisters adäquat auf die Leinwand zu bringen. Das Ergebnis ist nichts, was sich unter Standard-Filmerfahrung verbuchen ließe, und gerade deswegen besonders sehenswert. Visuell und inhaltlich bemerkenswert, darstellerisch gewieft ausgelegt und unter Garantie nicht langweilig.

Titan A.E.

Beinahe 37 Millionen Dollar wendete 20th Century Fox für den Zeichentrickfilm Titan A.E. auf und scharrten große Stars wie Matt Damon, Bill Pullman, Drew Barrymore und Ron Perlman um sich, um den Figuren prominente Stimmen zu leihen.
Lohn er Mühen waren durchwachsene Kritiken und ein im Verhältnis lachhaftes Einspielergebnis. Fox zog die Konsequenzen und schob der Zeichentrickabteilung den Riegel vor. Zurecht?

My scanners are showing a veritable cornucopia of nothing.

Story

Im Jahre 3028 haben wir Streit. Den fiesen Energiewesen Drej missfällt, dass die Menschen sich im All tummeln, wie es ihnen passt. Also trommeln sie ein paar Raumschiffe herbei und verarbeiten die Erdenkugel kurzerhand zu Staub. Die rechtzeitige Flucht gelingt nur einer Handvoll.
Jahre später gilt die Spezies Mensch als gefährdet, die wenigen Verbliebenen sind zerschlagen, im Weltraum hoffnungslos verteilt.
Einer von Ihnen ist Cale Tucker, der am Unglückstag mit Kinderaugen beobachten musste, wie sein Vater Abschied nahm und in einem dicken Raumschiff auf ewig verschwand, während der kleine Sohnemann mit Fremden nur um Haaresbreite fliehen konnten.
Mittlerweile ist Cale in den frühen Zwanzigern, Heißsporn und rücksichtsloser Rüpel. Als ein Captain Joseph Korso auftaucht und ihm erzählt, dass er mit seinem Vater gedient habe, ist der Flegel wenig beeindruckt. Auch der Behauptung, dass ausgerechnet er eine Schlüsselfigur bei der Rettung der Menschheit darstellen soll, gewinnt er wenig ab.
Als die Drej auftauchen und nach Cales Leben trachten, bleibt ihm aber keine andere Wahl, als mit dem Fremden und seiner schlagfertige Begleiterin Akima zu reisen.

Kritik

Man muss Titan A.E. nicht lange schauen, um anzuerkennen, wie unverschämt toll der Sci-Fi-Film aussieht. Die Hintergründe sind prunkvoll ausgestattet, jedes Bild ist lebendig und das Auge mag sich an all vielen den kleinen Details kaum sattsehen. Ob nun das Feld aus Wasserstoffbäumen, die aussehen wie leuchtende Lampionblumen, die Weltraumrochen oder das alles reflektierende Kristallfeld mitten im All; all das sieht toll bis umwerfend aus und wirkt dazu plastischer als so mancher nachträglich zu 3D konvertierter Film. Eigentlich wäre Titan A.E. ein perfekter Kandidat für ein 3D-Update, denn unzählige Szenen wirken mit ihren geschickt platzierten Artefakten wie für den Effekt gemacht. Alles bewegt sich, die Kamera schwirrt umher und 3D-Modelle hasten immer wieder stolz durchs Bild. Ob der moderne Rock, der bei jeder Gelegenheit die Bilder unterlegt, passend oder störend ist, mag jeder für sich selbst entscheiden.
Der Film neigt hin und wieder aber auch dazu, sich an seiner eigenen Technikperfektion zu ergötzen und läuft dann in Gefahr, auf sie reduziert zu werden. Denn so schön das alles auch anzusehen ist, relevant für die Geschichte ist es fast nie.
Die Figurengestaltung ist im Vergleich zu den üppig ausgestatteten Hintergründen mit ihrer einfarbigen Haut fast schon als schlicht zu bezeichnen, glänzt aber durch einen beeindruckend realistischen Schattenwurf und absolut geschmeidige Bewegungen.

Inhaltlich hält sich der Film dafür deutlich stärker zurück. Die Zerstörung der Erde ist ein wunderbar unorthodoxer Einstieg für einen Zeichentrick-Science-Fiction-Film, alles was anschließt, bleibt aber ängstlich auf altbekannten und völlig ausgetretenen Erzählpfaden. Wohin die Reise geht, wie und wo sie endet, ist schnell klar und damit die Geschichte nicht nach 15 Minuten zu Ende erzählt ist, bauten die Drehbuchautoren einfach ein paar unnötige Zwischenstationen ein, die in erster Linie dazu dienen, den Film noch besser aussehen zu lassen. Das führt dazu, dass der Streifen trotz seiner sehr simplen Geschichte grundlos hektisch nach vorne galoppiert und so durch ein merkwürdiges Ungleichgewicht zwischen Erzählung und Erzähltempo geprägt ist. So trifft auch auf das Finale zu, was eigentlich den ganzen Film hinreichend beschreibt: Hübsch, aber ein wenig einfallslos.
Protagonist Cale Tucker ist wütend auf seinen Vater, ansonsten bleibt der rebellische Heroe im Surfer-Look die meiste Zeit sehr blass und macht sich vor allem durch Sarkasmus bemerkbar. Die Geschichte halbwegs zu tragen, gelingt ihm nur deshalb, weil der Zuschauer um seine formgebende Vergangenheit weiß, was zumindest ansatzweise für Profil sorgt.
Noch weit schlimmer verhält es sich mit den Drej, die nie mehr als das gesichtslose Böse sind. Warum sie die Menschen als Bedrohung betrachten und alles daran setzen, ihre Wiederauferstehung zu vereiteln, bleibt gänzlich unbeleuchtet. Hier werden große Möglichkeiten verschenkt.

Die Begleiter Cales, mit denen er sich auf die Suche nach dem Vermächtnis seines Vaters macht, sind allesamt ein wenig komplexer und interessanter als die beiden großen Fronten der Geschichte, aber trotzdem nur Variationen von Stereotypen. Die illustre Auswahl namenhafter Synchronsprecher hat sich dafür sehr gelohnt. Besonders Bill Pullman und Drew Barrymore machen ihre Sache mit einer Freude, die man heraushört.

Das austauschbare Drehbuch verwundert vor allem deshalb, weil einer der vielen Autoren niemand geringeres als Joss Whedon (Firefly, Marvel’s The Avengers, Dollhouse) gewesen ist. Wenigstens eine ausführliche Liebesgeschichte wurde ausgespart.
Dass man an einigen Ecken über die Klischees typischer Abenteuergeschichten spöttelt, ist anfangs sehr erfrischend, doch wird schnell klar, dass der Spott auf den Film selbst zurückfällt, wenn er kurze Zeit später beginnt, die eben noch durch den Kakao gezogenen Klischees unreflektiert zu bedienen.

Der Charakter des Weltraums mit seinen fantastischen Plätzen, den märchenhaften Möglichkeit und nicht zuletzt einer der Chalmuns Cantina zum Verwechseln ähnlichen Bar entspricht eindeutig eher Star Wars als Star Trek.
Titan A.E. kann sich oftmals nicht so recht entscheiden, ob er nun auf kindgerechten Humor oder auf eine leicht düster-ernste Thematik setzen möchte und tut dann einfach beides. Wenn kreischende Slapstick-Aliens und zivile Opfer aufeinandertreffen, wirkt das im ersten Moment sehr befremdlich, macht das Gesamtwerk aber nach einer Weile auch sehr interessant.
Dazu trägt auch die etwas seltsame Entscheidung bei, die Aliens fast allesamt so aussehen zu lassen wie irdische Tiere.

Fazit

Titan A.E. bereitet durchaus Freude und lädt vor allem am Anfang zum Staunen ein. Im Laufe der Geschichte wird aber immer klarer, dass der Film so anders gar nicht ist, bis er ab der Anfang der zweiten Hälfte genau jenen Klischees erliegt, über die er sich lustig macht, und am Ende sogar kleine Längen aufweist.
Was durchgehend bleibt, ist der Reiz für die Sinne, denn das Weltraumabenteuer ist nach wie vor eine Massage für Augen und Ohren.

Robotic Angel

Robotic Angel sollte eigentlich Metropolis heißen. Tut er auch. Nur in Deutschland gibt’s den etwas merkwürdigen, für deutsche Titelfantasie aber recht typischen Namen, weil die Lizenzgeber von Fritz Langs bedeutendem Stummfilm Metropolis sich querstellten.
Womöglich lag es aber auch daran, dass die Mangaverfilmung nach dem Drehbuch von Akira-Schöpfer Katsuhiro Otomo (Memories) der Vorlage um jeden Preis gerecht werden will – und deswegen einfach kein gelungener Film ist.

Ich weiß nicht, was gespielt wird, aber eines steht fest.

Story

Metropolis ist in vielen Fällen genau das, was auch Fritz Langs Metropolis ist. An der Oberfläche reihen sich prunkvolle Bauten aneinander, ragen in die Höhe und scharren am Himmel. Roboter nehmen den Menschen nicht nur die lästigen Pflichten des Alltags ab, sondern sind unentbehrlich gewordene Hilfe in allen Lebenslagen. Mensch und Maschine sind eng verzahnt und die Androiden mittlerweile so perfektioniert, dass sie auch für anspruchsvolle Arbeiten ihren Erbauern vorgezogen werden. Sie sind nicht nur zuverlässiger, sondern verlangen auch keine Bezahlung – nur Treibstoff benötigen sie, um ihren Pflichten nachzukommen. Die Menschheit hat sich selbst so abhängig von den Robotern gemacht, dass sie diese Abhängigkeit zu verfluchen beginnt.
Unter der Stadt wird der Preis für das bröckelnde Utopia entrichtet. In gewaltigen Slums lebt die Unterschicht, hauptsächlich Proletariat, das von den Robotern um die eigene Notwendigkeit gebracht wurde und sich nun auf die große Revolution vorbereitet.
Währenddessen ist Dr. Laughton, ein Pionier auf dem Gebiet der Robotik und außerdem mit einem Gotteskomplex geschlagen, dabei, den perfekten Androiden zu erschaffen. Dies geschieht im Auftrag von dem fiesen Duke Red, der plant, die Herrschaft über Metropolis an sich zu reißen. Ausgerechnet der Adopotivsohn des Dukes vereitelt dessen Pläne, indem er blind vor Eifersucht das Labor des Wissenschaftlers zerschlägt – und dem Ziel des Anschlages dabei unwillentlich die Freiheit schenkt.
Ohne Erinnerung irrt das Robotermädchen mit dem Namen Tima nun durch die verwirrende Welt und schließt sich dem jungen Kenichi an.

Kritik

Verwirrende Welt, verwirrender Film. Der als Vorlage dienende Manga erschien 1949 und bot gewaltig viel Inhalt. Die Verfilmung erschien 2001 und ist bestrebt, möglichst alle wichtigen Bestandteile des Mangas aufzugreifen. So ehrenhaft dieses Vorhaben auch ist, führt es doch dazu, dass Robotic Angel auf hohem Niveau scheitert. Denn mit seinen vielen Handlungssträngen und den zahlreichen Haupt- und Nebenfiguren wirkt der Film schon nach wenigen Minuten völlig überladen.
In den 107 Minuten springt man deswegen ständig von Figur zu Figur, sodass es unmöglich ist, eine richtige Beziehung zu den Charakteren aufzubauen. Kenichi, der eigentliche Protagonist, ist die meiste Zeit kaum zugegen, wodurch es einfach an einem erzählerischen Zentrum mangelt. Manche Figuren sind sogar so selten zu sehen, dass es fast schon lächerlich anmutet, dass sie anfangs überhaupt als handlungsrelevant vorgestellt worden sind. Meist haben sie nur ein paar Sekunden Zeit, ihre notwendigen Sätze aufzusagen, bevor der Fokus ruckhaft zum nächsten Ort flitzt. Der Antrieb der einzelnen Personen ist nur ein Ausnahmefällen erahnbar. Dabei ist der Plot, auf den Osamu Tezuka damals angeblich kam, als er das Filmplakat von Langs Metropolis betrachtete, nicht nur denkbar einfach, sondern auch schon mehrfach erzählt worden. Einzig die vielen Ortswechsel und das Fehlen brauchbarer Identifikationsfiguren verkomplizieren das Geschehen derart, dass das Verfolgen der Handlung fast schon in Arbeit ausartet. Und es gibt wenig größere Fehler als den, eine grundsätzlich simple Geschichte wirr und undurchschaubar zu erzählen.
Als wäre dies nicht genug, belastet sich der Film, um der Vorlage auf wirklich jeder Ebene treu zu bleiben, mit allerhand Symbolik und Zusatzambitionen, die allesamt aber zu plump und inflationär eingebaut wurden, um wirklich zu faszinieren. Da werden mit dem kurz vor der Vollendung stehenden Gebäude namens Ziggurat überdeutliche Parallelen zum Turmbau zu Babel geboten, es wird die spätestens seit Ghost in the Shell und Blade Runner überpräsente Frage nach der Möglichkeit von Identität und Seele eines Androiden gestellt und aus jeder Ecke ruft religiöse Symbolik. Das alles mag in den 40ern brisanter Stoff gewesen sein, wurde seitdem aber in zu vielen Varianten zu oft wiederholt, um für sich immer noch fesseln zu können, ohne diesen Themenbereichen neue Aspekte hinzuzufügen. Unter dem ganzen Ballast bricht der Film ächzend zusammen, wird die Handlung zur totalen Nebensache und verkommt das Figurenheer zur Bedeutungslosigkeit.

Was bleibt, ist die überragende Technik. Und in diesem Fach lässt sich Robotic Angel wahrlich nicht lumpen. Sowohl die Oberfläche als auch der Untergrund sehen vorzüglich aus. Hier tummeln sich die aberwitzigsten Ideen, das Design ist verblüffend und stilsicher, die Hintergründe stark belebt, die Bewegungen flüssig und jedes Bild platzt fast vor Details.
In dieser Beziehung spielt Robotic Angel definitiv in der obersten Anime-Liga mit. Einen Abzug in der B-Note muss sich das Werk allerdings gefallen lassen, weil einige eindeutig aus dem Computer stammende Animationen das homogen wirkende Gesamtbild harsch durchbrechen und die Ästhetik auf diese Weise empfindlich stören. Durch das eher abstrakte, altmodische Charakterdesign, das an unter anderem an Astroboy, Kaiba und ein paar Disney-Klassiker aus den 30ern erinnert, entsteht ein interessanter Kontrast zum organischen, vollanimierten Hintergrund. So wird auch auf visueller Ebene verdeutlicht, wie sehr der Mensch auf der Strecke geblieben ist, in einer von Technik dominierten Welt, die selbst natürlicher und menschlicher wirkt als ihre Erbauer, welche sämtliche Aufgaben und Funktionen an Roboter übergeben haben und so ihr Menschsein nach und nach vergaßen.
Unterlegt wird das Ganze häufig von sehnsuchtsvollen Jazzklängen, die in den besten Momenten an Cowboy Bebop erinnern. Auch sonst hat die auditive Seite des Filmes einige Ungewöhnlichkeiten auf Lager und stellt somit auch das Speziellste am ganzen Werk dar. Die unorthodoxe, auf den ersten Blick nicht immer ganz stimmige musikalische Begleitung stößt vielen bitter auf, verleiht der Szenerie aber eine besondere Atmosphäre und verstärkt die verhaltene Noir-Stimmung einiger Handlungsbausteine in großem Maße.

Fazit

Audiovisuell überwältigend, versagt das Fünfzehn Millionen Dollar teure Projekt von Regisseur Rintaro (Astroboy, X – The Movie) inhaltlich in aller Deutlichkeit. Obwohl der Film ähnlich arrogant und verschwenderisch wirkt wie die dekadenten Oberflächenbewohner von Metropolis, lohnt sich ein Blick wegen der traumhaften technischen Darbietung, von der man sich trotz allem gerne blenden lässt.