Avengers: Age of Ultron

Da ist er nun. Begleitet von einem Kinoboykott startet Avengers: Age of Ultron immer noch weiter über dem sich träge reckenden DC-Konkurrenten und stellt damit zwischen Guardians of Galaxy und den im Juli schrumpfenden Ant-Man den (irdischen) Höhepunkt von Marvels Phase 2 dar.
Dass sich die zweite Teamarbeit der heterogenen Heldenkumpel mit dem großartigen Vorgänger schmücken kann, ist für das Ergebnis erwartungsgemäß Fluch und Segen gleichermaßen.

No matter who wins or loses, trouble always comes around.

Story

Als Lokis Zepter aus den Händen Hydras entwendet werden konnte, sieht Tony Stark endlich die Gelegenheit gekommen, seine ganz persönliche Vision einer ‚sicheren Erde‘ in die Praxis umzusetzen. Mit einem mysteriösen Stein, der sich im eroberten Artefakt befindet, kann er Ultron erschaffen, eine künstliche Intelligenz, die dazu dienen soll, Krieg – vornehmlich durch außerirdische Invasoren – von der Menschenheimat fernzuhalten. Da das Zeitfenster, das zur Forschung offensteht, sehr knapp bemessen ist, überredet er Bruce Banner zur Komplizenschaft und lässt den Rest des Teams über sein Vorhaben im Dunkeln; Zeit für Diskussionen über Ethik sei nicht gegeben, findet der Playboy.
Als Ultron dann aber seine ersten Gehversuche wagt, manifestiert sich der Verdacht, dass der ein oder andere Disput der Sache vielleicht doch gut getan hätte. Die forsche KI schlussfolgert etwas übereifrig, dass eine befriedete Erde nur dann möglich ist, wenn die kriegslüsterne Spezies Mensch von ihr verschwunden ist.
Als Handlanger des amoklaufenden Programms fungieren ausgerechnet die von Hydra ausgebildeten Geschwister Pietro aka Quicksilver, flinker als das Auge (als Figur bekannt aus X-Men: Zukunft ist Vergangenheit), und  Wanda Maximoff aka Scarlet Witch, eine Adeptin der Chaos-Magie.

Kritik

Wir schreiben das Jahr 2012, Marvel’s The Avengers kommt in die Kinos und die Welt ist skeptisch. Der Konzern kann sich doch nur übernommen haben, denn dass man die rebellischen Charakterköpfe Thor, Hulk, Iron Man und Captain America mit all ihren Side-Kicks und noch zu etablierenden Zusatzfiguren in einer einzigen Geschichte vernünftig unter einen Hut bekommt, wo doch schon die Soloauftritte relativ knapp bemessen schienen für derartige Schwergewichte der Comickultur, schien einfach zu schön, um wahr zu sein – und damit schlicht nicht praktikabel. Dann kam Joss Whedon und hat sein feines Drehbuch mit seiner pointierten Regie zu etwas gemacht, was ohne Übertreibung die gigantischste Blockbuster-Überraschung des vergangenen Jahrzehnts war.
Drei Jahre später läuft der zweite Teil in den Kinos an, wieder ist Joss Whedon Kapitän und Steuermann in Personalunion und als jemand, in dem immer noch das drei Jahre zurückliegende Kinoereignis nachwirkt, wünscht sich der Zuschauer einfach nur mehr vom Gleichen.
Doch das „Gleiche“, nach welchem man sich sehnt, ist nicht eine inhaltliche Erweiterung oder gar Erweiterung – tatsächlich sehnt man sich nach einer Wiederholung des psychologischen Effekts, den die Rächer mit ihrem ersten Ensemble-Abenteuer bewirkten. Die unerwartete Neuheit, die freche Leichtigkeit, mit der Undenkbares geschaffen wird und vier Figuren, die für sich nicht immer isoliert funktionierten, plötzlich eine Allianz schmieden, die besser, unterhaltsamer und bisweilen sogar cleverer ist, als es die einzelnen Recken in ihren Solofilmen je waren. Das ist natürlich etwas, dass der Film nicht zu leisten vermag, denn das – überaus gelungene – Experiment, das Marvel mit seinem Cinematic Universe wagte, hatte seinen phänomenalen Moment naturgemäß am Tag seines Aufkommens.
Nun kann erst einmal nur mehr vom Gleichen auf Inhaltsebene geliefert werden, was ja keineswegs Schlechtes bedeutet. Doch leider wirkt die liebgewonnene Heldentruppe in Avengers: Age of Ultron ein wenig steif in der Hüfte, als wüssten sie genau, dass ihr erstes Abenteuer einen Maßstab generierte, dem gerecht zu werden ist. Der Humor, der im ersten Film in seltener Lockerheit und wie natürlich funktionierte, wirkt nun fahrig und bemüht. Der mehr als maue Running Gag, dass Captain America keine Schimpfworte mag, aber selbst mal ein loses Mundwerk hat, ist symptomatisch dafür. Auch die Schauspieler wirken müder – oder einfach nur weniger inspiriert, weil auch der Film als Ganzes weniger inspiriert wirkt und gerade am Anfang etwas orientierungslos wirkend Szenen aneinanderreiht, ohne dass diese mit natürlich-dramaturgischer Konsequenz auseinanderhervorgehen würden. Gerade die Kampfsequenzen wirken somit einige Male wie arg selbstzweckhaftes Geschepper und darüber hinaus nur mit zweitklassigen Ideen umgesetzt. Auch so etwas gab es in Teil 1 noch nicht. Dessen ungeachtet lässt sich eine gewisse betörende Dynamik aber keiner Szene absprechen und auch der grundsätzliche Charme dieser selbstironischen Heldenarmee ist immer spürbar, das lodernde Feuer jedoch, das den Motor von Teil 1 fast 2 ½ Stunden auf Hochtouren laufen ließ, ist längst nicht mehr so majestätisch.
Genau deshalb ist es an der Zeit, Avengers: Age of Ultron aus dem Schatten seines Vorgängers herauszuziehen. Denn für sich genommen ist die Comicverfilmung natürlich immer noch mustergütiges Unterhaltungskino, das keine merklichen Längen aufweist, bildhübsch daher geritten kommt, stets bei Laune hält und vor allem die gute alte Truppe wieder zusammenführt. Gerade an diesem, dem wohl wichtigsten Punkt, wiederholt sich einer der zentralsten Errungenschaften des ersten Teils. In der Zwischenzeit ist die Mannschaft weitergewachsen und stellt mittlerweile eine Anzahl an Figuren in die erste Reihe, die andere, menschenähnlichere Regisseure als Joss Whedon nie harmonisch in einen Film bekommen hätten. Ganz unbeirrt davon gewährt das Drehbuch sämtlichen Charakteren genügend Raum, ohne dies je unnatürlich wirken zu lassen (nun gut, über Hawkeyes zusätzliche Figurendimension kann man sicher verschiedener Meinung sein).  Jeder hat seine Funktion und Aufgabe, jeder stellt ein bestimmtes Teil dar, ohne das das Gesamtteam spürbar ärmer wäre. Und das ist für sich genommen ein kleines Wunder. Dass Bruce Banners innere Zerrissenheit eingehender zum Thema wird, ist ein dankenswerter Bonus, weil der Hulk als einzige Figur keinen Film im Kanon für sich beanspruchen kann. Weitere solcher Momente, die über die kurze Andeutung von Romanzen hinausgehen, wären wünschenswert und wohl auch eine bessere Wahl als so manche Actionminute gewesen.

Der wirkliche Dämpfer, den der Film neben seinem leider etwas bemühten Witz hat, ist daher nicht die banale Nichteinlösung der bizarren Forderung, noch einmal eine so plötzliche Revolution wie sein Vorgänger darzubieten. Das, was dem Film viel von seinen Möglichkeiten abzwackt, ist viel mehr die Geschichte, die er erzählt.
Dass sich der Rächerhaufen aus reinem Hochmut heraus die eigene Nemesis vor die Haustür setzt, ist fraglos eine attraktive Ausgangssituation, doch schon in der Comicvorlage bot die Geschichte um Handlung nur wenig Bemerkenswertes. Die Künstliche Intelligenz ist nicht etwa überlegen, weil sie dank ihrer bestechenden Logik entwaffnende Argumente anführt – tatsächlich verhält sich das Programm wie ein Dreijähriger –, sondern schlicht aus dem Grund, dass sie stark und, Internet sei Dank, allgegenwärtig ist. Weder der Antagonist noch der Weg, ihm das Handwerk zu legen, kann irgendwie überraschen. So unterbeleuchtet Loki seinerzeit war, hatte er doch einen großen Batzen Charisma und darüber hinaus ein fantastisches Reich in seinem Rücken. Ultron hat nichts davon und ist nur eine kurzsichtige Maschine mit im O-Ton eindrucksvoller Stimme.
Und nach den bisher bestandenen Prüfungen gönnt man den Helden eigentlich eine etwas angemessenere Herausforderung.
Zudem wirkt das Ende sonderbar gehetzt. Nach der Finalschlacht, die selbst etwas fragwürdiger Natur ist, werden alle offenen Enden innerhalb weniger Minuten provisorisch miteinander verknotet und dann zusammen in Richtung „Fortsetzung folgt“ geworfen. Gerade bei einem Film, der so viel Wert auf seine Figuren legt, ist das eine recht glanzlose Maßnahme. So zeigt sich dann zum Schluss in aller Deutlichkeit, dass die so oft verlachte Forderung, etwas vom Actiongewitter einzusparen und dafür mehr Raum für das Drama im Kleinen zu lassen, hier nicht ganz fehl am Platze ist.

Fazit

Avengers: Age of Ultron ist ein guter Film, der zu den fraglos besseren Marvel-Werken gehört, aber spürbar hinter The Avengers und vielleicht soger etwas hinter The Return of the First Avenger zurückbleibt.
Zwar sind Kämpfe dynamisch, das WG-Gefühl der Helden bleibt erhalten und beim Abspann drängt sich die Frage auf, ob der Film nicht viel kürzer war, als es die Laufzeitangabe prophezeite, aber man vermisst auch die unbekümmerte Ausgelassenheit des Vorgängers, seinen szenischen Einfallsreichtum und eine Einlösung des Versprechens, dass es in Sachen Größe und Wichtigkeit nun erst so richtig losgeht. Stattdessen macht Avengers: Age of Ultron einen zaghaften Schritt zurück und präsentiert eine Geschichte, die eher das Format eines Einzelabenteuers trägt, der geschichtsträchtigen Wiedervereinigung der Avengers aber nicht ganz gerecht werden kann. So scheitert der Film zwar am Unmöglichen, bietet aber immer noch Sommerkino der oberen Liga.

Außerdem: Die Sterne stehen gut, denn 2018 und 2019 steht mit dem Doppelabenteuer Avengers – Infinity Wars ein Projekt ins Haus, das viele Versprechen endlich einlösen kann.

Die Avengers – Die mächtigsten Helden der Welt – Staffel 1

Das Marvel Cinematic Universe züchtete mit seinem unvergleichlichen Erfolg auch wieder eine ganz neue Generation von Zeichentrickserien heran, die altgediente Helden auf neue Mission schicken. Die von Disney XD produzierte Avengers-Serie, welche 2010 startete und bis heute läuft, gehört zu den besten.

Prepare your monstrous head for my wrath!

Story

Da sich Nick Furys Organisation S.H.I.E.L.D. immer häufiger als falsche Wahl herausstellt, wenn die Erde mal wieder schnell und in kompakter Gruppe gerettet werden muss, schließen sich Iron Man, Hulk, Thor, Henry Pym und Wasp zu der Avengers-Formatoin zusammen, die als unabhängige Stoßtruppe gegen die mächtigsten Feinde antritt. Trotz persönlicher Tragödien im Hintergrund und ebenso persönlicher Rebereien innerhalb des Teams, gesellen sich mit der Zeit auch Captain America, Black Panther und schließlich Hawk Eye hinzu.
Während die aus den vier Gefängnissen ausgebrochenen Superschurken wieder eingefangen werden müssen, scheint sich die Schlinge die Erde stetig fester zu ziehen. So effizient die Einsätze der Avengers auch sein mögen, die Antagonisten, die im Hintergrund ihr Fäden ziehen, sind so zahlreich wie uneinschätzbar.

Kritik

Alle Figuren erhalten ihre standesgemäße Einführungsepisode, die zugleich auch geschickt die Weichen für den Staffelplot legt, wichtige Konflikte etabliert und nach und nach mehr Fenster zur Hauptstory öffnet, ohne dabei je gezwungen zu wirken. Schön ist, dass die einzelnen Geschichten dabei manchmal auch einen eigenen, in sich schlüssigen Zeichenstil besitzen. Bereits früh offenbaren sich all die Gründe The Avengers: Earth’s mightiest Heroes, zu schauen. In jeder Folge steckt Wissen und Herzblut, die Storys sind nett arrangiert, wirken immer relevant und niemals dumm. Die Action ist einfallsreich und logisch aufgebaut, es droht nie die Übersicht verlorenzugehen und ebenso wenig verkommen die Scharmützel zur blinden Materialschlacht. Die charismatischen Recken haben stets einen (meist) flotten Spruch auf den Lippen, der überraschend häufig die Erhoffte Wirkung hat, sind ihrer Superkräfte zum Trotz fehl- und auch mal verletzbar, und können alle ihre eigene Nützlichkeit für sich verbuchen. Einen kleinen Bonuspunkt erhält die Serie, weil sie gerade in Zeiten allgegenwärtiger Mythosmodernisierung den Mut beweist, Kostüme mit klassischen 60er-Flair mit einzubringen.
Warum aber ausgerechnet Playboy Tony Stark nun als Anführer fungiert, ist allein durch die Serie nur am Rande verständlich. Er ist der einzige extrovertierte, risikobereite und zugleich steinreiche Dandy der Truppe, der felsenfest mit der Gegenwart verwurzelt ist – aber auch einer der defizitärste Vertreter, körperlich wie moralisch. Natürlich ist es gerade all das, was ihn für diese Rolle prädestiniert, aus der bloßen Geschichte heraus wird diese unangefochtene Leitungsbefugnis aber nicht plausibel.

Es ist immer was los, ständig gibt es mehr als nur einen Brandherd zu bekämpfen und trotz des nie versiegenden Flusses an Superschurkenmassen, wirkt der Hauptteil der zahlreichen Gegenspieler, die mit Vorliebe selbst in Gruppen auftreten, immer stimmig in das Geschehen eingebunden. Fast alle der kleinen und größeren Geschichten machen für sich und auch im Zusammenhang Sinn, denn die Geschehnisse scheinen sich fast immer mit ein wenig angestrengter Logik herleiten lassen, wodurch The Avengers’s: Earths mightiest Heroes nie zu einer bloßen und endlosen Schießbuden-Fahrt verkommt, bei der sich jedes Mal nur umgefärbte Pappfiguren umkippen lassen. Die TV-Adaptiopn hat Respekt vor den Bildern, die Stan Lee und Jack Kirby einst gestalteten, und lässt ihren Visionen ihr Grundgefühl erhalten bleiben. Das Kernstück der Serie ist somit auch die vorbildliche Balance zwischen Charakterentwicklung, Gruppendynamik und Actionanteil, die fast immer mustergütig umgesetzt wird. Auch sollte man sich von der Zeichentrickpräsentation nicht täuschen lassen, die Serie ist nämlich keineswegs nur für Kinderhaugen. Häufig sind die Storys recht komplex miteinander verwoben und man scheut sich auch nicht, sprachlich mal etwas anspruchsvoller zu werden. Aus irgendeinem Grund hat allerdings jede Episode ihre kleine Kalauer-Sekunde, in der es für den Augenblick einer Szene kurz dümmlich-albern wird. Daran hat man sich zwar schnell gewöhnt, befremdlich bleibt diese Gepflogenheit aber bis zum Schluss. Trotzdem: Natürlich ist dies in erster Linie eine Serie für Heranwachsende, so viel Spaß sie auch den Mündigen bereitet. Und so wird sie bewertet.

Dass es trotzdem auch schwächere Episoden gibt, steht bei der satten Anzahl von 26 Folgen trotzdem außer Frage. Doch selbst das formelhafte ‚459′ oder die Ideenarmut bei ‚Widow’s Sting‘ ist immer noch recht unterhaltsam, zudem die fehlende Substanz bei 20 Minuten Nettospielzeit weniger schadet als bei 50 und selbst hier wenigstens ein paar frische Oneliner für ausreichende Unterhaltung sorgen. Zudem ist diese Art von Episode klar in der Unterzahl, während die ansprechend geschriebenen Geschichten, die stets mit ein paar cleveren Einfällen garniert sind, eindeutig die Regel darstellen. Wenn dann Folgen wie ‚The Man who Stole Tomorrow‘ direkt an solche relativen Durchhänger anschließen, um Überlegungen aufzuwerfen, die vollends klarmachen, dass diese Zeichentrickserie nicht ausschließlich für Teenager produziert wurde, ist man rasch wieder mitten im begeisternden Sog von The Avengers: The Mightiest Heroes.
Die Dichte der qualitativ nachlässigeren Folgen nimmt gegen Ende dann leider merklich zu. Geduld und Toleranz des Zuschauers drohen in den finalen Abenteuern erstmalig ein wenig einzubrechen, da sich schließlich doch so etwas wie Ermüdung einstellt und das Konzept durch eine strukturelle Wiederholung angegriffen wird. Vorrangig mag das daran liegen, dass man sich etwas zu bemüht um einen finalen Konflikt bemühte, der möglichst groß und einmalig daherkommen soll, was beides aber nicht so recht aufgehen mag. Stattdessen wird ausgerechnet am Ende doch noch etwas zu konstruiert und überworfen. Der wirklich schlimmste Aspekt der Serie ist allerdings der Vorspann, der bereits beim ersten Mal enorm nervig auffällt und mit seinem geschmetterten Pathos-Lied so ekelhaft wirkt, wie kaum ein Intro der letzten Jahre. Zum Glück ist so etwas überspringbar.
Ein weiterer Schwachpunkt der Serie ist dort zu finden, wo er auch in Joss Whedons Realfilm-Adaption liegt. Da der Fokus auf den Rächer-Charakterköpfen liegt (und auch hier nicht immer von absolutem Gleichgewicht gesprochen werden kann), kommen die Schurken zu kurz und wirken im Vergleich zu den Protagonisten häufig eindimensional. Das wird durch ihre schiere Masse etwas ausgeglichen, doch wären weniger und dafür ebenbürtigere und vor allem mehrschichtigere Gegenspieler wünschenswert gewesen. Dafür führt der vorhandene Kompromiss zu einem sehr illustren Katalog schräger Vögel aus dem ganzen Marvel-Inventar.

Fazit

Allem voran bereitet die neue Marvel-Zeichentrickshow einen Mordsspaß. Sämtliche 26 Folgen sind enorm kurzweilig, die Balance zwischen Anspruch und Jugendtauglichkeit ist stets gelungen und ein jeder, der die perfekte kurzweilige Begleitung zum sonst so heldenfreien Mittagsmahl sucht, dürfte endlich gefunden haben, wonach er sich sehnte.
The Avenger’s: Earths mightiest Heroes ist in jedem Sinne hochwertige Zeichentrickserie, die fesselnde Unterhaltung auf den Bildschirm zaubert und dabei hervorragend die Möglichkeiten- und den Facettenreichtum des Marveluniversums illustriert.

Thor – The Dark Kingdom

Des Donnergottes Einkehr in die neuste Kinowelt von Marvel vor ein paar Jahren machte den Anschein, genau das zu sein, was es war: Eine Notwendigkeit, um das Team der Rächer auf die richtige Anzahl zu bekommen. Eine Fingerübung mit Steinen aus dem Baukasten für Level-1-Heldengeschichten.
Doch mit Marvel und seinen omnipräsenten Vorzeigerecken ging es stetig bergauf. Und Captain America durfte mit The Return of the First Avenger schließlich erst unter Beweis stellen, wie gesund ein zweiter Anlauf sich auswirken kann.

This is so unlike you, brother. So… clandestine. Are you sure you wouldn’t rather punch your way out?

Story

Loki ist in Schach, Thanos weiterhin nur ein Gespenst im Hintergrund. Was heuer droht, ist die Vergangenheit in Form vom verfluchten Malekith, der Jahrtausende Zeit hatte, seinen Unmut anzustauen und nun mit seinen Dunkelelfen aus Svartalfheim aufbricht, um den einst ersehnten Äther in seinen Besitz und mit ihm die Schöpfung um ihr Licht zu bringen.
Thor kann das nicht gutheißen, auch deshalb, weil Jane Foster, der er zugetan wie eh und je ist, den Äther zu Teilen unfreiwillig in sich aufnimmt und das Unglück damit erst lostritt. Als jene bei einem Sturmangriff die Mutter Thors töten, bleibt für ihn nur noch Angriff als Option offen – entgegen den Plänen seines alten Herren Zeus.
Dem Göttersohn bleibt nichts anderes übrig, als den Inhaftierten Loki aus seinem Gefängnis zu befreien und gegen die Dunkelelfen in die Schlacht zu ziehen.

Kritik

Thor – The Dark Kingdom wurde einhellig positiv bei Kritik und Publikum aufgenommen. Es wurde gesagt, was man im Anschluss auch über The Return of the First Avenger zu hören bekam: Die Startschwierigkeiten seien überwunden, das Feuer von The Avengers auch in diesem Film deutlich am Nachlodern, die Story ideenreicher, und so fort.
Dabei ist Thor – The Dark Kingdom beileibe keine schlechte Fortsetzung. Der Science-Fiction-Actionfilm ist ein Sequel in aller erwartbaren Adäquatheit, macht er doch genau da weiter, wo Thor aufgehört hat, ohne dass das in der Zwischenzeit stattgefunden habende Gruppenabenteuer ignoriert wird. Der Humor wirkt tatsächlich etwas leichtfüßig, aber das liegt daran, dass die Figuren etabliert sind und man auf bereits Geschehenem aufbauen kann. Dies ist auch der Grund dafür, dass die Handlung nicht ganz so holprig und die Figuren nicht allzu grob daherkommen. Trotzdem aber ist die Handlung holprig, trotzdem sind die Figuren – beides nahezu holzschnittartig. Gerade im Vergleich zum ersten Iron Man, zum bereits doppelt erwähnten zweiten Captain America und insbesondere zu Marvel’s The Avengers und jüngst auch dem nicht minder formidablen Guardians of the Galaxy fällt auf, dass der Göttersohn einfach nicht so gut als Solist funktioniert wie der Rest des Ensembles. In der Gruppe hat er einen herrlich schroffen Sidekick-Charakter und passt sich anstandslos an, für sich genommen fehlt es dem Thronanwärter Asgards einfach an Profil. Das ist nicht allein der Figur geschuldet, sondern auch dem Marvel Cinematic Universe, das sich nach den anfänglichen Bemühung, mit zeitgemäßem Realismus aufzuwarten auf die Seite der modernen Zyniker schlug, und nun nach und nach der Fantasy Einlass gewähren musste. Damit so etwas klappt, braucht es schon einen Spezialisten wie Joss Whedon. Alan Taylor ist zwar noch deutlich serienerprobter als sein von der Comicwelt verehrter Kollege, doch bewegte er sich bis dato halt entweder in realitätstreuen (Deadwood, Six feet under, Die Sopranos) oder in rein fantastischen Gefilden (Game of Thrones – wofür er dann im Anschluss wohl auch den Regieposten hierfür überantwortet bekam). Das Kunststück der Gratwanderung gelingt Taylor nicht immer gut.
Die Kampfsportler, die in ihren Ritterrüstungen die Füße durch die Feindesmassen kreisen lassen und dabei doch etwas unagil wirken, sind zuweilen befremdlich, ein gewisser Trash-Charakter ist aber auch nur schwer zu meiden, wenn man in ein mittelalterliches Setting Laserwaffen steckt. Doch immerhin geht es hier ja auch um einen Halbgott mir Cape, der mit seinem fliegenden Hammer für Gerechtigkeit sorgt und in einer Parallelwelt Raumschiffkapitän ist. Man ist bemüht, Fantasy und Science-Fiction zu gleichen Teilen Einzug halten zu lassen, doch besteht im modifizierten Götterreich ein merkliches Ungleichgewicht. Alles wirkt wie eine Kompromissentscheidung, alles irgendwie unentschlossen.
Passend dazu ist das alles ganz albern aufgezogen und Humor, der immer ein wenig, aber nie zu sehr aufgesetzt wirkt. Immerhin gibt es ein paar ordentliche Raumschiffe.

Thor – The Dark Kingdom, um auch hier keinen fernliegenden Vergleich vermissen zu lassen, erinnert manchmal ein wenig an Der Hobbit. Auch dort war der Humor ein großes Problem, die Gruppendynamik aber passabel. Thor und Loki funktionieren gut zusammen, nicht zwingend aufgrund des Drehbuchs (an dem immerhin 5 Personen beteiligt waren) oder der Regie, aber doch dank der achtbaren Leistung Chris Hemsworths und Tom Hiddlestons. Loki und Thor als – kurzzeitig – Wiedervereinte Schulter an Schulter kämpfen zu sehen verursacht einfach ein gewisses Maß an Zufriedenheit, während Natalie Portman als bemüht aufmüpfige Love-Interest, die aber ausschließlich im Hintergrund agiert, fast vollkommen zum MacGuffin degradiert wird.

Fazit

Soloauftritt Nummer zwei wirkt aufgeweckter als der erste Versuch vor drei Jahren. Alles ist ein wenig größer, alle ein wenig eingespielter aufeinander – es ist die typische Fortsetzung. Sie scheitert nicht wie Iron Man 2, lässt die Gelegenheit, alles deutlich besser zu machen, aber ebenso ungenutzt. Thor – The Dark Kingdom ist schlichtweg ein passabler Film, den man aber nicht zwingend gesehen haben muss, um sich im Marveluniversum zurechtzufinden oder glücklich zu sterben.

The Avengers

Die letzten Jahre waren in vielerlei Hinsicht die Jahre von Marvel. Zahlreiche Helden des Comicuniversums wurden auf die große Leinwand übersetzt und die meisten Adaptionen erwiesen sich als kurzweiliges Späßchen. Spätestens seit dem ersten Iron Man ist außerdem klar, dass Marvel auf etwas Großes zusteuert. Die wichtigsten Helden sollen zusammengeführt werden und als The Avengers einen eigenen Ensemble-Film bekommen.
Und der stets nur stiefmütterlich behandelte Joss Whedon darf als Regisseur und Drehbuchschreiber das Ruder übernehmen.

Story

Der Tesserakt, ein Würfel in babyblau, der in Thor und Captain America schon kleine Auftritte hatte, befindet sich im Besitz von S.H.I.E.L.D., jedenfalls zu Beginn. Loki, der nach seiner Pleite in Thor nichts von seinen Weltherrschaftsambitionen eingebüßt hat, teleportiert sich flugs in das streng geheime Labor, bemächtigt sich des kosmischen Artefakts und macht die S.H.I.E.L.D.-Basis samt Umland dem Erdboden gleich. Nick Fury, der nur knapp mit dem Leben davonkommt, trommelt nun die Helden zusammen, deren Vereinigung von Marvel in fünf Einzelfilmen vorbereitet wurde. Erwartungsgemäß sind diese sich anfänglich nicht grün, raufen sich angesichts des übermächtigen Feindes jedoch zusammen. Loki ist nämlich nicht alleine, sondern hat eine gewaltige Armee im Rücken, die er dank Tesserakt und einem weiteren Schurken des Marvel-Universums Richtung Erde aussendet. Punkt. Aus. Ende.
Würfel weg, die Rächer hinterher – das ist der Plot, der The Avengers über 142 Minuten trägt.

Kritik

Trotz vermeintlich mauer Story triumphiert das Herzensprojekt von Marvel Studios auf sämtlichen Ebenen. Die letzten Jahre der Kinowelt waren sicher von erwartungsvoller Vorfreude, aber auch von Zweifeln geprägt. Wie in Gottes Namen soll ein Film funktionieren, in dem vier Charakterköpfe von solchem Format aufeinandertreffen, ohne dass man sich permanent gegenseitig die Show stiehlt? Wo soll Platz für Story, Entwicklungen und Überraschungen sein, wenn man die übermenschlichen Querköpfe erst finden, dann überzeugen, dann zusammenbringen und ihnen schließlich auch noch genügend Raum lassen muss für die unausweichlichen Kabbeleien und Gruppenkonflikte?
Whedon hat das einzig Richtige getan, als er Zak Penns Entwurf 2007 in Drehbuchform brachte. The Avengers konnte nicht dieselbe Struktur wie ein ordinärer Superheldenfilm haben, er muss nach anderen Regeln funktionieren.

Wenig überraschend also, dass der Tesserakt kaum mehr als ein MacGuffin ist. Als potentielle Quelle endloser Energie, interdimensionaler Portalöffner und Objekt finsterer Begierden taugt der Würfel in erster Linie dazu, Nick Fury endlich einen handfesten Grund zu liefern, die Avengers-Initiative aus der Taufe zu haben.
So unwesentlich wie die ausschlaggebende Schulhofrauferei in Der Gott des Gemetzels für diesen ist, so wenig trägt die Jagd auf den Tesserakt zum Gelingen von The Avengers bei. Beiden Filmen, so verschieden sie auf den ersten Blick auch sein mögen, dient die Story nur als Initialzündung für einen großen Gruppenkonflikt, der im Verlauf immer mehr Energie anstaut, um diese am Ende mit großem Radau freizusetzen.
Sobald die Helden erstmals einen Raum teilen, offenbart sich das Kernelement des Filmes. Die Exzentrik aller Mitglieder des ungleichen Grüppchens ist Auslöser diverser kleiner wie großer Konflikte, die meist mit pointierten Dialogen anfangen und mit ideenreichen Handgreiflichkeiten entschieden werden. Dabei strotz das Drehbuch vor zynischen One-Linern und ein bissiger Schlagabtausch folgt dem anderen. Die Hauptfiguren foppen und necken einander, dass es eine helle Freude ist. Jede Absonderlichkeit, jede Schwäche wird unter Garantie das Ziel einer schnippischen Provokation. Damit verhalten sich die Weltenretter zwar häufig wie ein paar zänkische Kinder und nicht wie die letzte Hoffnung der Menschheit, aber gerade dies macht ja den Reiz aus.
Bemerkenswert ist dabei, dass es Whedon nicht nur gelingt, jedem der vier Haupthelden nahezu gleichviel Raum zu bieten, sondern dass er es zudem auch noch meistert, die wichtigen Figuren hinter Nick Fury – namentlich Hawkeye, Black Widdow und Phil Coulson – denen bisher immer nur ein paar Auftritte am Rande zugekommen sind, mit beinahe ebenso viel Aufmerksamkeit zu beschenken. Die vormals eher gesichtslosen Sidekicks des einäugigen S.H.I.E.L.D-Agenten erfahren so eine erstaunliche Aufwertung und wachsen dem Zuschauer fast ebenso rasch ans Herz wie die Heroen aus Reihe eins.
Wirklich jeder erhält seine notwendigen Charaktermomente. Captain America, dessen Kinoauftritt 2011 eher bescheiden ausfiel, funktioniert in der Gruppe viel problemloser als in der Rolle des patriotischen Einzelkämpfers. Auch der Hulk fügt sich so homogen in das Geschehen ein, dass man die beiden gescheiterten Versuche, dem Wutmonster ein eigenes Franchise zu spendieren, binnen Sekunden vergessen hat. Zu verdanken ist dies Mark Ruffalo, der dem Hulk nicht nur glaubhaft seine Gesichtszüge leiht, sondern auch in menschlicher Form als getriebener Wissenschaftler überzeugt, die Tragik, die die Figur in sich trägt, brillant rüberbringt und damit seine Vorgänger Eric Bana und Edward Norton mehr als würdig beerbt.

Trotzdem lässt sich nicht verleugnen, dass Iron Man der eigentliche Star des Filmes ist. Aus dem Munde des narzisstischen Playboys kommen nicht nur die markigsten Spitzfindigkeiten, der Eisenmann ist zudem auch derjenige, der die Story in fast allen Punkten vorantreibt, während seine Mitstreiter manchmal ein wenig wie bessere Handlanger daherkommen.
Doch dieses Merkmal als Manko zu anzurechnen, wäre ein wenig zu streng, passt das Verhalten doch bestens zur Figur des Iron Man und  fügt es sich zudem reibungslos in den Verlauf der Story ein. Außerdem ist es ausgerechnet Hulk, auf dessen Konto die Lacher gehen, die nach dem Kinobesuch am hartnäckigsten in Erinnerung bleiben.
Die einzig wirkliche Kritik kann daher auch nur an Streithahn Loki geübt werden. Schon in Thor waren seine Ambitionen nur auf blanken, niederen Neid zurückzuführen, weswegen die Figur trotz ihres Potenzials wenig mehr war als ein missgünstiger kleiner Bruder, der in kindlicher Rage versucht, seinen verletzten Stolz zu flicken. Seither hat sich daran wenig geändert. Immer noch wirkt Loki mehr eingeschnappt denn wirklich boshaft und bedrohlich. Im Alleinkampf gegen den Donnergott mag dieses Hauptattribut seinen Zweck erfüllt haben, wenn sich jedoch die Helden aus verschiedenen Zeiten und Welten vereinen und ihre Macht damit potenzieren, wirkt der störrische wie kurzsichtige Neidhammel mit seiner aufbrausenden Art doch ein klein wenig unwürdig. Nur die Andeutung, dass im Hintergrund eine ganz andere, weit beunruhigendere Macht die Fäden zieht, verhindert, dass dieses Ungleichgewicht zu stark ins Auge sticht.
Doch auch diese Schwäche verkommt zur Nichtigkeit, geht unter in dem Spaß, den dieser Film bereitet. The Avengers birgt derart viele Unterhaltungswerte, dass man sich kaum dagegen wehren kann, einfach mitgerissen zu werden.

Wirklich trüben kann den Genuss höchstens die oktroyierte 3D-Fassung, die man schwerlich umgehen kann, wenn man den Film dieser Tage im Kino genießen möchte. Dass der Effekt selbst vernachlässigbar ausfällt, ist so absehbar gewesen wie verkraftbar. Die Tatsache, dass das das Bild durch die Brille so dunkel wird, dass man ununterbrochen das Gefühl hat, man würde einen normalen Film durch eine Sonnenbrille betrachten, schmälert die Qualität hingegen merklich. Die ganze Präsentation büßt einen beachtlichen Teil ihrer optischen Attraktivität ein, was insbesondere dann auffällt, wenn man sich kurzzeitig entschließt, die Brille abzusetzen und bestürzt wahrnimmt, wie der Film eigentlich aussehen sollte.

Fazit

Das gewagte Projekt ist rundum gelungen; nicht trotz, sondern wegen der Vernachlässigung von Story und Prolog. Der Fokus liegt eindeutig auf den Figuren und den Wechselwirkungen zwischen ihnen. Eigentlicher Held des Filmes ist die hervorragende Gruppendynamik, in die letztlich mehr Feinarbeit geflossen sein dürfte als in die Geschichte von beinahe jedem anderen Blockbuster vergangener Jahre. Den Vorwurf, es handele sich lediglich um effektreiches Eventkino, das mit dem Schaulaufen etlicher Stars lockt, muss sich der Film folglich auch nicht gefallen lassen.
Dass sich eine Sichtung nur dann vollständig auszahlt, wenn man Kenntnis der vorangegangenen Einzelfilme besitzt, bedarf vermutlich keiner Erwähnung – ohne das Wissen um die vielen Eigenheiten der einzelnen Charaktere zündet nur die Hälfte der Witze und erschließt sich nur die Hälfte der Beweggründe, die die vielen Figuren auf ihre jeweilige Art agieren lassen.
The Avengers ist wie eine enorme Torte, die mit viel Liebe zu Detail geschaffen wurde, fantastisch aussieht und am Ende explodiert. Hat man sie zur Gänze verschlungen, hat man höchstwahrscheinlich Diabetes, ist aber so satt und glücklich, wie schon lange nicht mehr.

Eine latente Sorge entsteht hingegen, wenn man an die unvermeidliche Fortsetzung denkt. Der Rezensent jedenfalls kann sich nicht vorstellen, wie ein Nachfolger es schaffen soll, das von The Avengers gesetzte Niveau irgendwie zu erreichen, geschweige denn zu überbieten. Spätestens nach der finalen Schlacht, in der ganz Manhatten einer pompösen Zerstörungsorgie zum Opfer fällt, lässt sich die Frage nach einer möglichen Steigerung eigentlich nur mit verstörtem Schulterzucken beantworten.
Die einzig denkbare Lösung wäre, dass Joss Whedon erneut das Kommando und die Narrenfreiheit erhält, seine Vision umzusetzen. Der langjährige Außenseiter Hollywoods, der sich spätestens mit Firefly seine Sporen mehr als verdient hat, hatte endlich die längst überfällige Möglichkeit, allen auf die Nase zu binden, was in ihm steckt.
Harren wir also der Dinge, die da kommen werden, denn womöglich wird schon Iron Man 3 die Weichen legen.