KW 24: Snow Crash, The Hunger Games: Catching Fire, God Particle, Terminator 5 und 6, Oblivion, Resident Evil: Retribution

Joe Cornish, der vergangenes Jahr für die unerwartet erfolgreiche Science Fiction-Komöde Attack the Blog verantwortlich war, gab sich in den letzten Monaten  wählerisch und verneinte Anfrage um Anfrage. Nun jedoch scheint er sich für ein neues Projekt erwärmen zu können, Snow Crash lautet der Name des geplanten Filmes und ein Cyberpunk Thriller, der in der nahen Zukunft angesiedelt ist, wird es sein. Viel Dystopie, eine Menge schräger Elemente und eine Droge, die Pate für den Namen des Filmes steht und Erinnerungen an Strange Days weckt, lassen hoffen, dass Cornish seiner originellen Spur treu bleibt.

Zum Sequel The Hunger Games: Catching Fire ist unser aller Liebling Philip Seymour Hoffman gestoßen, um Plutarch Heavensbee zu spielen, den neuen Spielemacher der finsteren Unterhaltungsshow.
Außerdem hat J.J. Abrams wieder mal zugestimmt, mit seiner Firma Bad Robot finanziell ein SciFi-Projekt zu stemmen. God Particle heißt der betreffende Film, der davon erzählt, wie die Besatzung einer Raumstation feststellen muss, dass ihre Experimente mit einem Partikelbeschleuniger offensichtlich die Erde verschwinden ließen. Als statt ihrer eine zweite, gänzlich unbekannte Raumstation auftaucht, nehmen mysteriöse Ereignisse ihnen Lauf.
In Anbetracht des ausgesprochen geringen Budgets über 5 Million Dollar, sollten allzu euphorische Erwartungen aber im Zaum gehalten werden.
Wirklich viel erwarten sollte man vermutlich auch nicht vom Terminator-Franchise. Angeblich soll jedoch Arnold Schwarzenegger persönlich gesagt haben, dass Terminator 5 und 6 bald schon anstehen sollen – und zwar mit dem Ex-Gouverneur persönlich an der Spitze des Casts. Diese Meldung ist jedoch mit großer Vorsicht zu genießen, da der Blogeintrag, der Arnies vermeintliches Statement enthalten haben soll, nach kurzer Zeit kommentarlos gelöscht wurde.

Eine weniger spektakuläre, aber doch nicht ganz uninteressante Cast-Bereicherung fand offensichtlich auch beim großen Science Fiction-Projekt Oblivion statt, das aktuell von TRON: Legacy-Regisseur Joseph Kosinsk gedreht wird. Findige Fotographen wurden zufällig darauf aufmerksam, dass Tom Cruise, der gerade weltweit Lob für seinen selbstironischen Part in Rock of Ages einheimst, wohl in einigen Szenen mitmischt. Ob es sich um eine vollwertige Rolle oder lediglich um einen Cameo handelt, ist nicht bekannt.

Und da auch das obligatorische Video nicht fehlen darf, gibt’s im Anhang den frischen Trailer zu Resident Evil: Retribution zu begaffen.

John Carter – Zwischen zwei Welten

Edgar Rice Burroughs ist in erster Linie bekannt für seine Schöpfung Tarzan. Noch vor dem Affenjungen schrieb er erstmals 1913 die Geschichte Die Prinzessin vom Mars und legte damit im Vorbeigehen die Grundsteine für fantastische Szenarien, wie wir sie heute kennen. Während sämtliche große Science Fiction-Epen schamlos von Burroughs Vorlage entliehen und kopierten, waren die Pläne, diese selbst zu verfilmen, von chronischem Scheitern geprägt. 1931 hatte die Geschichte die Chance, der erste Zeichentrickfilm in Spielfilmlänge zu werden und verunglückte, der nächste Anlauf sollte Conan der Barbar und Star Wars mit Tom Cruise in der Rolle des John Carter die Stirn bieten und verdampfte ebenso in der Vorproduktionshölle wie der nachfolgende Plan, die Geschichte von Frank Miller inszenieren zu lassen. Jetzt, da die Technik reif genug ist, John Carters turbulente Marsabenteuer glaubhaft darzustellen, wird die Geschichte von Disney auf die große Leinwand geschickt.

Story

Die Erzählung von John Carter ist eingebettet in die Rahmenhandlung über dessen Neffen, der vom Ableben seines Onkels erfährt, zum Alleinerben wird und das Tagebuch des Verblichenen aufschlägt, um seine Geheimnisse zu lüften. Die Visualisierung der Memoiren machen die folgenden zwei Stunden Film aus.
1868 hat John Carter den Soldatendienst quittiert, den Patriotismus an den Nagel gehängt und tourt als exzentrischer Goldgräber durch die Landen. Auf der Flucht vor Soldaten und Apachen gleichermaßen stößt er nicht nur auf das ersehnte Edelmetall, sondern auch auf einen merkwürdigen Herren, der ihn nach kurzem Gerangel ohne Vorwarnung auf den Mars teleportiert.
Nachdem Carter sich mit den ungewohnten Schwerkraftverhältnissen vertraut und sich bei einem Stamm vierarmiger Marsianer einen Namen gemacht hat, wird er ungewollt in die Streitigkeiten der zwei großen Parteien des Planeten hineingezogen.
Die große Stadt Zodanga saugt dem Mars das Leben aus und ihr König erobert mit göttlichem Beistand unaufhaltsam den ganzen Planeten. Die verhältnismäßig friedlichen Bewohner der Stadt Helium haben dem wenig entgegenzusetzen und klammern sich an die Hoffnung, dass alles besser wird, sobald die holde Prinzessin Dejah Thoris mit dem tyrannischen Fürsten zwangsvermählt wird. Jene ist aber wenig angetan von dieser Perspektive, flieht aus der Heimat und stößt prompt auf John Carter von der Erde, der seinerseits eigentlich nur einen Weg sucht, der ihn zurück zu seinem Gold bringt.

Kritik

Die Verfilmung des klassischen Stoffes war ein nicht ganz ungefährliches Vorhaben. Denn was vor knapp 100 Jahren absolut neu und unverbraucht war, wirkt nach Dekaden des Vorbildseins und Abkupferns alles andere als frisch. Disney schafft es jedoch, dem SciFi-Ahnen ein jugendliches Antlitz zu schenken, das es randvoll mit sündhaft teuren Effekten ausfüttert. Und der Plan geht grundsätzlich auch auf.
Das Mammutwerk beginnt in beachtlichem Tempo. Der Anfang auf dem Mars ist ebenso rasant wie der eigentliche Prolog im Virginia des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Technisch wie inhaltlich wird dabei Hollywoodgewohnheiten der letzten 20 Jahre gefrönt, John Carter hat aber gerade in den ersten Minuten stets seinen eigenen Charakter und fühlt sich nie austauschbar an.
Erfrischend ist, dass der Hauptcharakter nicht als blasser Weichkeks beginnt, sondern die Entwicklung zum vorlauten Bartträger bereits vollendet hat. Die Geschichte startet mit einem John Carter, der bereits ein Held ist. Selbstbewusst, aktionistisch und voll mit kindischer Sturheit lernen wir am Anfang schon den Mann kennen, der am Ende ohne nennenswerte Charakterentwicklung das Finale verlassen wird.
Leider wird die Geschwindigkeit nicht aufrechterhalten und sobald sich der Bürgerkriegsveteran auf dem Mars eingelebt hat, schaltet der Film ein paar Gänge zurück. Zwar treibt die Geschichte ihn von Kampf zu Kampf, doch lassen die meisten Konfrontationen trotz hübscher Umsetzung wirkliche Höhepunkte vermissen. John Carter ist dabei zwar weder langweilig noch spannend, aber immerhin auch weit entfernt von uninteressant.

Die Story kann nichts dafür, dass ihre eigene Geschichte von anderen Erzählern ungezählte Male rezitiert worden ist, doch kann man dem Zuschauer auch nicht vorwerfen, dass sie ihm deswegen bekannt ist. Sowohl der Plot, der auf eine Handfläche passt, als auch die Charaktere sind Stereotype, die sicher nett erzählt, aber eben doch arm an Überraschungen sind. Die heiratsscheue und freiheitsliebende Prinzessin ist kaum mehr als eben das: Eine typische Prinzessin nach erprobtem Disney-Rezept, der allerhand Belanglosigkeit auf der Zunge liegen. Unsympathisch ist sie nie, jedoch sehr langweilig geschrieben.  Und Lynn Collins  fehlt das nötige Charisma, um dies zu retuschieren. Die Anziehungskraft von John Carter ist nicht auf inhaltlicher Ebene zu finden, sondern in ihrem eigentlichen Protagonisten versteckt: Dem Mars. Der Rote Planet wird in ausschweifenden Kamerafahrten vorgestellt und die Collage vieler Szenen kreiert eine Diegese, die trotz der Bekanntheit ihrer meisten Elemente Esprit versprüht. Die hier geschaffene Welt und die Wesen, die mit ihrer Kultur und ihren Mythen dort ihr Dasein fristen, werden mit viel Liebe zum Detail beobachtet und vom Film in jedem Moment ernstgenommen. Dies genügt fast gänzlich, um den Motor des Werkes am Laufen zu halten. Ein paar Längen werden nicht vermieden und dass diese gerade in den storyrelevanten Szenen zu finden sind, ist sicherlich problematisch, doch die reichhaltige Fantasie der Marsdarstellung entschädigt immer wieder dafür. Obschon viele der Effekte ihre künstliche Herkunft nicht verhehlen können, zieht das in sich stimmige Gesamtbild leicht in seinen Bann.
Die barbarischen Vierarmer, deren Kultur mit ihren Gebräuchen, Hierarchien aber auch Streitigkeiten nicht von ungefähr an die Römerzeit erinnert, wurden liebevoll erdacht.
Und das bei Science Fiction-Filmen, die von Spezies anderer Planeten erzählen, ureigene Problem mit der Kommunikation wurde entwaffnend simpel auf eine Art gelöst, die u.a. auch bei Farscape bereits Verwendung fand.
Über den Streifen verteilt finden sich übrigens immer wieder Szenen, die für einen Disneyfilm mit Märcheneinschlag verblüffend grausam sind und ein wenig fehl am Platze wirken. Auch sonst scheint John Carter an manchen Stellen unentschlossen, ob er seine Geschichte besser mit einem Augenzwinkern oder doch lieber todernst erzählen möchte. Dass der pulpige Charme der Vorlage, die übrigens elf Teile umfasst, immer zu erkennen ist, tut dem Gesamtbild aber ohne Frage gut.
Schade ist, dass der deutlich interessantere Teil der Story, nämlich die Gründe für die Verbindung zwischen Mars und Erde, nur läppisch angerissen und am Ende dafür benutzt wird, Anlauf für einen zweiten Teil zu nehmen.
Dass bis zu einem solchen weitere 100 Jahre verstreichen könnten, ist aber nicht ganz unwahrscheinlich. Das Riesenbaby der Walt Disney Motion Pictures Group fraß insgesamt geschätzt über 350 Millionen US-Dollar, wurde kaum beworben und verschwand wieder aus den Lichtspielhäusern, ehe sich der durchschnittliche Kinogänger darüber bewusst wurde, dass es diesen Film überhaupt gibt. John Carter, einer der fünf teuersten Filme aller Zeiten, entwickelte sich zur Katastrophe für den Micky Maus-Konzern, ließ alles Vertrauen, das zuvor in Findet Nemo– und WALL E-Regisseur Andrew Stanton gesteckt wurde, zerplatzen und drängte Rich Ross, den Kopf der Disney Filmstudios, seinen Hut zu nehmen.

Fazit

Ein unbeschwerter, manchmal sogar sympathischer Ausflug auf den wundersamen Mars von Edgar Rice Burroughs ist die Verfilmung des Pulp-Klassikers geworden. Somit wird die Adaption der Vorlage durchaus gerecht. Wenig überraschend wirkt die allseits bekannte Geschichte auf die Rezipienten des neuen Jahrtausends etwas uninspiriert. Doch vermag es die volle Breitseite an marsianischen Postkartenmotiven in Verbindung mit den gut aufgelegten Schauspielern und der sündhaft opulenten Ausstattung einen Unterhaltungswert zu generieren, der auch jenseits narrativer Werte existieren kann und einen Gang in die Videothek allemal rechtfertigt.

KW 23 – Star Trek 2, World War Z, Robocop, Justice League, Wonder Woman, Prometheus

Verhältnismäßig ruhig ging es diese Woche im SciFi-Sektor zu. Alle Welt schaut gebannt auf Prometheus und die Branche scheint derweil einfach die Luft anzuhalten. So gehörte es schon zu den größten News, als Anfang der Woche klar wurde, dass die ehrenwerte wie kriegerische Rasse der Klingonen in J. J. Abrams‘ heißersehntem Star Trek 2 eine Rolle spielen wird. Diese Ankündigung fand allerdings eher unfreiwillig statt, da sich ein solcher auf einen Bildschirm geschlichen hatte, vor dem der Regisseur ein Interview gab.

Nachdem es um die Adaption World War Z lange Zeit verdächtig still war, kommt nun einer der möglichen Gründe hierfür ans Licht. The Hollywood Reporter berichtete, dass Damon Lindelof, der schon für LOST und Prometheus den Stift in der Hand hielt, ein paar Änderungen am wohl nicht ganz befriedigenden Drehbuch vornehmen wird. Dank Stars wie Brad Pitt, Matthew Fox und David Morse sollten auf dem Streifen gerade von Studioseite so einige Erwartungen lasten.
Ein Star gesellt sich mit Samuel L. Jackson auch zur Besetzung von Jose Padilhas Remake von Robocop. Jackson wird einen mächtigen und vermutlich nicht allzu rechtschaffenen TV-Mogul spielen.

Die interessanteste News der Woche ist zugleich auch die unsicherste: Gerüchte besagen, dass – von dem überwältigenden Erfolg von Marvel’s The Avengers kein allzu gewaltiges Wunder mehr – tatsächlich an einer Justice League-Verfilmung gearbeitet werden soll. Passend dazu soll auch ein weiterer Anlauf gewagt werden, Wonder Woman fürs moderne Kino zu entmotten. Dass hierfür ausgerechnet Michael Goldenberg, der unlängst Green Lantern verbrochen hat, engagiert worden sein soll, sorgt dafür, dass eine eventuelle Vorfreude sich nicht allzu weit entwickelt.

Und da auch wir zu den Leuten gehören, die nägelkauend auf den Start von Prometheus warten, gibt es zum Wochenausklang einen netten TV-Spot zu Ridley Scotts SciFi-Epos zu bestaunen, das in den USA aktuell die Cineasten in zwei Lager spaltet.

Memories

Anno 1982: Katsuhiro Otomo veröffentlichte im Alter von 28 Jahren mit Akira sein Magnum Opus. Der Manga wurde schnell zum Meilenstein der japanischen Kultur und machte das Medium quasi über Nacht auf dem ganzen Globus bekannt. 1988, zwei Jahre bevor Akira in Heftform sein Ende finden sollte, schrumpfte Otomo die Geschichte auf Drehbuchgröße, übernahm die Regie seiner Adaption und sorgte dafür, dass auch Animes der westlichen Welt ein Begriff wurden. Von kleineren Arbeiten und dem Live-Action Film World Apartment Horror abgesehen, wurde es verdächtig still um Japans bedeutendsten Zeichenkünstler.
Im Jahre 1995 versammelt er das Who is Who der japanischen Animationselite um sich, um den Film Memories zu verwirklichen, der auf drei Kurzgeschichten aus seiner Feder basiert.

Story

Der Film, der streng genommen drei voneinander vollkommen unabhängige SciFi-Filme ist, startet mit Magnetic Rose. Die Handlung dreht sich um die Crew eines maroden Weltraumfrachters, die widerwillig einem Notruf folgt, der sie aus einer gefährlichen Region des Alls erreicht. Inmitten eines weitläufigen Raumschifffriedhofs entdecken sie eine gewaltige und augenscheinlich völlig intakte Raumstation, die die Quelle des Signals zu sein scheint. Während der rüstige Pilot an Bord bleibt, um die Mission zu koordinieren, begeben sich Heintz und Miguel in das Innere der ehrfurchtgebietenden Station, um dem Hilferuf auf den Grund zu gehen.
Dort jedoch finden sie sich plötzlich in einer Welt wieder, die an das Europa des 18. Jahrhunderts erinnert. Als die beiden verwunderten Astronauten sich auf ihrer Erkundungstour trennen, entpuppt sich der Auftrag als Venusfalle.

Der Plot der anderen beiden Filme kann auf deutlich weniger Raum dargestellt werden. In Stink Bomb schluckt der an Grippe erkrankte Laborant eines Pharmakonzern unbeabsichtigt die falschen Pillen. Fortan umgibt ihn eine ständig wachsende Wolke aus Gestank, die jedem in der Nähe den Garaus macht. Der leicht begriffsstutzige Protagonist kann sich jedoch nicht als Auslöser des Massensterbens erkennen und beginnt eine Reise in die Nachbarstadt, während das Militär verzweifelt immer schwerere Geschütze auffährt, um den miefenden Todesengel auszuschalten.

Wenig überraschend spielt schweres Geschütz auch in Cannon Fodder eine Rolle. Hier wird aber weniger eine Geschichte erzählt. Der 20-minütige Abschluss von Memories portraitiert mit viel Gemach und Liebe fürs Detail den Alltag einer Stadt, in der jeder Bürger einzig dafür existiert, die turmhohen Kanonen in Betrieb zu halten, die ohne Unterlass in den Himmel auf einen unbekannten Feind feuern. Während die Eltern in Waffenfabriken und Munitionslagern bis zur Erschöpfung schuften, träumen die Kinder davon, eines Tages selbst den Feuerknopf betätigen zu dürfen.

Kritik

Eröffnungsfilm Magnetic Rose ist nicht nur die klassischste Erzählung, sie ist zum Glück auch die längste. Auf dem Regiestuhl saß Kōji Morimoto, der später vor allem durch seinen Beitrag zu The Animatrix bekannt wurde, aber auch eine Episode zur kunterbunten Kurzfilmmischung Genius Party Beyond beisteuerte. Weitere beteiligte Künstler waren Satoshi Kon (Paprika, Perfect Blue) und Komponisten Yoko Kanno (u.a. The Vision of Escaflowne, Cowboy Bebop, Jin-Roh, Ghost in the Shell: Stand Alone Complex). Letztgenannte verdient ganz besonders die Nennung, da der orchestrale Soundtrack zusammen mit den beeindruckenden Bildern einen unglaublich atmosphärischen Sog schafft, dem man sich auch bei abermaliger Sichtung von Magnetic Rose unmöglich verweigern kann. Überhaupt schuf das prominente Team einen handwerklich perfekten Film, der durch detailverliebte Bilder, geschmeidige Bewegungen und erstklassige Lichtstimmung besticht. Nachdem die spleenige Crew, die knapp aber sehr gekonnt vorgestellt wird und zudem wohlige Erinnerungen an den Trupp aus Cowboy Bebop heraufbeschwört, in den Rumpf der riesigen Station gelangt ist, eröffnet sich eine Welt, die gleichsam betörend wie mysteriös ist. Magnetic Rose ist in jeder Sekunde ein Genuss. Die Geschichte hinter dem Abenteuer mag nicht preiswürdig originell sein, wird aber genau im richtigen Takt erzählt und dosiert Action, Drama und spannungsgeladenen Stillstand mit Bravour. Satte 8,5 Punkte für dieses Kleinod.

Leider geht es nach dem fulminanten Auftakt eher durchwachsend weiter. Regisseur Tensai Okamura(involviert in u.a. Neon Genesis Evangelion , Cowboy Bebop , Full Metal Panic!, Samurai Champloo , Soul Eater) erschuf mit Stink Bomb einen infantilen Hürdenlauf, der wild, laut und schnell ist, dabei aber trotzdem schleppend, unmotiviert und bemüht wirkt. Der tumbe Hauptdarsteller, der ohne Absicht und Erkenntnis unzähligen Leuten mit seinen Ausdünstungen das Leben nimmt, ist zwar durchaus zu bemitleiden, bietet aber kaum Identifikationspotential. Letztlich ist Stink Bomb ein eher eintöniges Roadmovie auf Speed, das gerne ein abgedrehtes Spektakel wäre und zum Staunen einladen will, aber nie über die flache Kernidee hinauskommt. Das Bemühen von Militär und Regierung, die Angelegenheit zu stoppen, verwirklicht sich in immer mehr Raketen, die auf die radelnde Hauptfigur zurasen. Dass er all den Angriffen nur durch Glück und Zufall entkommt, veranlasst das erste Mal noch zum Schmunzeln, taugt aber spätestens beim dritten Mal nur noch für ein müdes Zucken der Mundwinkel. Ein kreativer Spielplatz, der unverständlicher Weise gänzlich ungenutzt bleibt. Die Animationen können sich durchaus sehen lassen, der Rest versinkt in Bedeutungslosigkeit. Daher stehen 4 Punkte am Ende.

Schlussstück Cannon Fodder wurde schließlich von Schirmherr Katsuhiro Otomo höchstselbst kreiert und  kommt merklich ambitioniert daher. Als erstes fällt die Art der Zeichnungen auf, die sich deutlich von der Darstellung der anderen beiden Geschichten abhebt. Die Charaktere wirken mit ihren absurden Proportionen und ihrer Art, sich zu bewegen, deutlich wirklichkeitsfremder als das Bisherige. Die Stadt, der eigentliche Hauptdarsteller dieser Episode, überzeugt mit einer Vielzahl von Details – in jeder Ecke ist Bewegung, überall drehen sich Zahnräder, vibrieren Hebel oder zuckeln Fließänder. Alles in allem wirkt Cannon Fodder optisch wie inhaltlich sehr europäisch und teilt sich so manches Merkmal mit dem klassischen französischen Animationsfilm.
Die akribische Beobachtung dieses bis ins Absurde gesteigerten Kriegsapparates ist nicht ohne Reiz und wartet auch mit der einen oder anderen netten Idee auf. Insbesondere die verklärten Träume des pummeligen Jungen, der daheim wie in der Schule darauf vorbereitet wird, ein weiteres funktionierendes Rädchen im System zu werden, haben mit ihrer unschuldigen Kriegsverherrlichung viele bedrückende Momente parat. Bedauerlicherweise vermag das doch recht einfache Konzept nicht über die knapp 20 Minuten zu tragen und auch die aufdringliche Symbolik und die platten Analogien zum Dritten Reich, die einem die so ehrenwerte wie simple Botschaft förmlich ins Gesicht kreischen, führen dazu, dass sich im Verlaufe des Filmes doch eine gewisse Gleichgültigkeit beim Zuschauer einstellt und der Blick mehr als nur einmal Richtung Uhr gelenkt wird. Eine kleine zweckmäßige Geschichte hätte an dieser Stelle vielleicht Wunder gewirkt. So kommt der Abschluss der Trilogie auf 5 Punkte.

Fazit

„Viele Köche verderben den Brei“ gilt leider auch bei Memories. Die Filmreihe beginnt fantastisch und stürzt nach einer Dreiviertelstunde in die Mittelmäßigkeit. Nichtsdestotrotz lohnt sich die Anschaffung schon allein schon für den brillanten Magnetic Rose.
Schade ist es dennoch, wenn man bedenkt, was die Konzentration derartig kreativen Potentials, wie sie bei diesem Team vorlag, theoretisch hätte bewirken können.
Das dachte sich wohl auch Mastermind Katsuhiro Otomo, der sich nach fast 10 Jahren Pause erst im Jahre 2004 zurückmeldete. War Akira einst der teuerste Anime aller Zeiten, ging dieser Titel nun an sein neues Epos Steamboy, mit dem Otomo nicht qualitativ, wohl aber finanziell wieder an die Erfolge vergangener Tage anknüpfen konnte.

Farscape – Staffel 2

Nachdem die 1. Staffel der Ausnahmeserie ziemlich schwach begann und in der Mitte eine qualitative Kehrtwende vollzog, um mit einigen spritzigen wie originellen Einzelgeschichten und einem starken Finale inklusive großem Cliffhanger auszuklingen, durfte man gespannt sein, in welche Richtung sich die Serie nun entwickeln würde.
Und tatsächlich kann das hohe Niveau gehalten werden. Das zweite Viertel von Farscape bleibt so sympathisch und unverbraucht, wie es das Ende von Staffel 1 versprach, bereichert die schräge Mythologie um ein paar mutige Facetten und versteht es, die Emotionen des Zuschauers an den richtigen Stellen gekonnt in Wallung zu versetzen.

Story

Crais’ Entwicklung setzt sich beständig fort. War er anfangs noch der große Schrecken von Moyas Crew, dessen erklärtes Daseinsziel es war, Crichton das Leben auszuhauen, scheint er nun weitestgehend geläutert und von seiner Vergangenheit als Peacekeeper befreit. Der von Wut und Trauer verblende Racheengel beeindruckt mittlerweile mit einer abgeklärten, sehr pragmatischen Weisheit. Trotzdem bleibt das Verhältnis zu den Protagonisten angespannt, da er Moyas Baby Talyn unter seine Kontrolle bringt, um mit ihm einen Neuanfang in kontemplativer Einsamkeit zu wagen.
Fortan wird er hauptsächlich als eine Art hämische Deus ex machina auftreten und den Weg des liebenswerten Leviathans immer wieder kreuzen.
Der wahre Antagonist bleibt Scorpius, der alle Hebel in Bewegung setzt, um an Crichton zu kommen, damit er die tief in seinem Hirn versteckte Wurmlochtechnologie endlich aus seinem Schädel pellen kann. Diese Verfolgungsjagd, die hauptsächlich auf psychischer Eben stattfindet, formt den Hauptplot von Staffel 2 und hat so manche Überraschung in der Hinterhand.
Die Crew, die mit der fahlen Diebin Chiana nun um eine zusätzliche Person bereichert ist und im späteren Verlauf noch weitere Änderungen erfährt, wird durch die gemeinsam bestandenen Abenteuer stetig fester zusammengeschweißt,  muss aber auch die Prioritäten ihrer Mitglieder abwägen und einer Rangfolge unterwerfen. Soll die Verfolgung Talyns intensiviert werden, die Suche nach D’Argos versklavten Sohnemann endlich beginnen oder sich doch ganz auf die Flucht vor Scorpy konzentriert werden?
Dass Chrichton immer unzurechnungsfähiger und von wiederkehrenden Visionen seines ledergesichtigen Erzfeindes geplagt wird, macht  die Dinge nicht unbedingt einfacher.

Kritik

Grundsätzlich wird das Erfolgsrezept weiter genutzt und vorsichtig verfeinert. Die Mischung aus tollen Charaktermomenten, frischem Humor und dem richtigen Schuss Dramatik glückt anstandslos und macht den hauptsächlichen Reiz der Serie aus.
Wirkliche Kritikpunkte müssen mit der Lupe gesucht werden, sind aber vorhanden.

Die gute Eigenschaft, den Zuschauer gleich zu Beginn mitten in die Handlung zu schleudern, wurde beibehalten, nimmt bisweilen aber störende Züge an. Ein Charakter  fehlt zum Beispiel ohne Erklärung mehrere Folgen, um dann deutlich später und ähnlich erklärungsfaul einfach wieder aufzutauchen. Eine Begründung, wie dieses doch recht unstete Reiseverhalten in den unerforschten Gebieten des Alls zu bewerkstelligen ist, bleibt Farscape dem Zuschauer schuldig. Dass es sich hierbei um einen selten coolen Charakter handelt, dürfte mögliche Nörgler aber schnell wieder milde stimmen.
Ferner wird gleich zu Beginn ein Großteil der Dramatik, mit der die erste Season den Betrachter entlassen hatte, als fauler Zauber entlarvt. Durch diese Finte, auf die die Serie nicht zum letzten Mal zurückgreift, fühlt der Zuschauer sich schlimmstenfalls betrogen und vorgeführt.

Die Folgen, die sich ganz dem Fortgang des Hauptplots verschrieben haben, sind über jeden Zweifel erhaben und strotzen nur vor guten Drehbuchmomenten.
Auch den narrativ in sich geschlossenen Episoden wird häufig eine mehr oder minder große Bedeutung für das große Ganze zugestanden. Doch manchmal wirkt dieses Vorgehen etwas bemüht. So zum Beispiel gen Ende, wenn für die alles entscheidende Schlacht Figuren vergangener Abenteuer aus der Versenkung geholt und als widerspenstige Söldner angeheuert werden, die beinahe schon vergessen wurden. Aber auch diese etwas forcierte Kontextuierung geht letztlich mit dem eigentümlichen Charme der Außenseiterserie konform.
Gänzlich abstreiten lässt sich aber nicht, dass bei den kurzen Eskapaden der für sich stehenden Folgen eine gewisse Einfallslosigkeit das Zepter führt, verlaufen diese doch häufig nach recht ähnlichem Muster: Ein paar der hochgeschätzten Besatzungsmitglieder (in der Regel: alle oder nur einer) drehen am Rad, weil irgendein burleskes Weltraumphänomen Schindluder treibt. Und die verbliebene Vernunft hat den Tag zu retten. Dass trotzdem niemals Ermüdungserscheinungen auftreten, liegt an den erwähnten Ingredienzien von Farscape. Den humorigen Eskalationen und den einfallsreichen Variationen ist es zu verdanken, dass dieses Klonkonzept der Serie de facto in keiner Weise schadet. Inzwischen hat jeder Charakter so viel Profil und nicht zuletzt so viel Kredit beim Zuschauer, dass man die Pille lächelnd schluckt. Und obendrein birgt jede einzelne Verwicklung ein enormes komödiantisches Potential – je bizarrer die Probleme, desto heiterer das Resultat. Und da die Protagonisten sich oftmals auch selbst nicht allzu ernst nehmen, lacht man meist mit ihnen, nicht über sie.
Jede Folge hat außerdem dennoch ihre Alleinstellungsmerkmale, trägt einen relevanten Part zur Gesamtgeschichte bei und bringt die Charaktere schrittweise sich selber und dem Zuschauer näher. Genau das unterscheidet Farscape von vielen Serien deren Geburtsstunde vor der LOST-Ära liegt – am Ende einer Folge wird nicht alles zurück in den Ursprungszustand gezwungen. Jedwede Veränderung hat glaubwürdige Nachwehen und die wenigsten Prozesse enden mit der Episode, in der sie ihren Anfang nahmen.

Ein vorläufiger Staffelhöhepunkt findet mit der Folgen-Trilogie kurz nach der Halbzeit statt, die in einem Mix aus purem Aberwitz und selbstreflexiv-ironischem Trash kulminiert, der definitiv seines Gleichen sucht.
Dass Farscape auch anders als abgedreht und hektisch kann, zeigt die Episode „Das Bild in deinem Medaillon“ vorbildlich. Hier schafft es die Kultserie, innerhalb von knapp 10 Minuten die Tragik eines ganzen Lebens zu vermitteln, spricht eine gefühlvolle Liebeserklärung an die Geißel des Alters aus und ist bei all dem in jeder Sekunde entwaffnend aufrichtig. Ein Kunststück, das ansonsten nur Pixars Oben gelingen konnte. Aber auch das eigentliche Finale ist ein Lehrstück in Sachen Dramatik und bietet zudem ungewohnt opulente Schauwerte.

Fazit

Die zweite Staffel bietet von allem mehr. Mehr Aberwitz, mehr Skurrilitäten, mehr Dramatik und mehr Ebenmaß. Reifer ist die Serie geworden und funktioniert mittlerweile in den lauten Augenblicken genauso tadellos wie in stillen Charaktermomenten. Die Figuren, das Herzstück der Serie, werden weiter ausgebaut und wirken in ihrem Verhalten stets authentisch. Einzig Rygel wird im Vergleich zum Rest eher vernachlässigt und entwickelt sich kaum. Dies ist überraschend, weil der Gnom zuvor noch das größte Potential versprach. Doch irgendetwas muss sich Farscape ja auch noch für die nächsten zwei Staffeln aufbewahren.

KW 22 – Prometheus, Mad Max 4 – Fury Road, Kick-Ass 2, Iron Man 3, Iron Sky 2, Starship Troopers: Invasion, Independence Day

In der vergangenen Woche lief tatsächlich Prometheus an, das inoffizielle Prequel zu Alien. Und auch wenn wir uns in Deutschland noch viel zu lange gedulden müssen, bestätigen erste Rückmeldungen euphorisierter Zuschauer, was all die Trailer bereits vollmundig versprochen haben: Ridley Scott scheint tatsächlich zu alter Größe zurückzufinden.

Nach ungezählten Verschiebungen aufgrund finanzieller Widrigkeiten und witterungsbedingter Drehortwechsel scheint nun endlich bald der Startschuss zu fallen. Wie Charlize Theron in einem Interview kundgab, wird der Dreh von Mad Max 4 – Fury Road in knapp 6 Wochen beginnen.
Welche Rolle Informantin Theron übernehmen wird, ist übrigens nicht bekannt, vermutlich wird es sich aber um die weibliche Hauptperson handeln, die dann folglich mit oder gegen den von Tom Hardy verkörperten Mad Max kämpfen wird.

Auch sonst dominieren Franchise-Meldungen wieder mal die News. Bei Kick-Ass 2 scheint alles nach Plan zu laufen, da die relevanten Figuren wohl wieder von den Schauspielern aus Teil 1 verkörpert werden. Selbst Nicolas Cages wird wieder in das Kostüm von Big Daddy schlüpfen und somit für einen Cameo zu haben sein.
Bezüglich Iron Man 3 sickerte durch, dass der Iron Patriot eine kleine Rolle im Film haben wird. Zumindest im Comic handelt es sich um niemand Geringeren als Norman Osborn, der als Green Goblin bereits Spiderman ein Dorn im Auge war und nun in einem patriotisch bemalten Anzug aus dem Inventar von Stark Industries steckt, um Iron Man das Leben schwerzumachen.
Ebenfalls fortgesetzt werden soll Iron Sky. Timo Vuorensola, der sich schon für den ersten Teil verantwortlich zeigte, werkelt aktuell nicht nur an der Idee eines weiteren Filmes, sondern auch an einer TV-Miniserie, die sich der Vorgeschichte annehmen soll.
Und obwohl sich Qualität und Bedarf von Teil zu Teil verringerten, steht auch ein neuer Starship Troopers-Teil ins Haus. Eine erste eigene Meinung über Starship Troopers: Invasion kann man sich anhand des ersten (japanischen) Trailers bilden.

Dass auch Independence Day nicht von einer nachträglichen 3D-Konvertierung verschont bleiben soll, ist schon länger bekannt. Nun steht auch der genaue Termin für die Rückkehr auf die Leinwände bekannt: Am 3. Juli 2013 soll das Weiße Haus in drei Dimensionen zerbersten.

Demolition Man

Steven Seagal, Jean-Claude Van Damme und Jackie Chan verabschiedeten sich allesamt von diesem Projekt, fürchteten sie doch um ihren guten Schauspielerruf, da ihnen nach und nach nur die Rolle des Antagonisten angeboten wurde. Schließlich wurden zwei Männer ins Boot geholt, die sich definitiv für nichts zu schade sind. Sylvester Stallone und Wesley Snipes bekriegen sich in dieser futuristischen Actionkomödie, die in gleich mehrfacher Hinsicht ein ziemliches Kuriosum ist.

Story

Detective John Spartan ist ein Mann der Tat, ein kompromissloser Haudrauf, wie er im Buche steht und außerdem erklärter Erzfeind des wahnsinnigen Kriminellen Simon Phoenix. Nach Jahren des Katz-und-Maus-Spielens hat Spartan seinen Widersacher 1996 endlich aus der Reserve gelockt. Doch ein kurzer Moment der Unbedachtheit verursacht den Tod vieler Zivilisten inmitten des großen Showdowns. Bösewicht Phoenix ist zwar gefangen, doch Spartan landet neben ihm auf der Anklagebank, da der tödliche Ausgang des Unterfangens seiner fahrlässigen Vorgehensweise zugeschrieben wird. Wie es 1996 nun mal Brauch ist, werden beide zu einer langen Haftstrafe im Kälteschlaf verdonnert, während derer sie mit mentalen Botschaften berieselt werden, die ihre Resozialisierung fördern sollen.
Im weit entfernten Jahre 2023 wird Phoenix aufgetaut, das Resozialisierungsprogramm gilt als geglückt. Keine 10 Sekunden später sind die Wärter ermordet und Phoenix befindet sich mit der fixen Idee auf freiem Fuße, sein kriminelles Regime schnell wieder instand zu setzen.
Die geordnete Welt der Zukunft weiß sich nicht gegen diesen anarchistischen Anachronismus zu behaupten und so wird auch Raubein John Spartan aus dem Eis gekratzt, um Feuer mit Feuer zu bekämpfen.
Dieser muss sich aber erst einmal in einer Stadt zurechtfinden, die mit seinem L.A. kaum noch was gemein hat. Dass fast alle, die er kannte, mittlerweile verblichen sind, ist eine Sache. Dass restlos alles, was Spaß macht, unter Strafe verboten ist und selbst harmlose Kraftausdrücke mit Geldbußen geahndet werden, ist eine ganz andere.

Kritik

Trügerisch deutet der Filmstart an, dass nun ein ganz normales Actionfilmchen anrolle, das rasch geschnitten ist, Testosteron versprüht und in jeder Einstellung den Geist der 80er inhaliert. Die Startsequenz zeigt Sly Stallone tatsächlich auch so, wie man ihn kennt. Rücksichtslos walzt er gleich einer Naturgewalt durch das zu infiltrierende Lagerhaus, um sich den schurkischen Phoenix vorzuknöpfen.
Erst nach diesem Vorgeplänkel beginnt der wahre Film und wirft auf den humorlos erscheinenden Anfang schließlich ein ganz anderes Licht. Denn sobald die Handlung knappe 3 Dekaden in die Zukunft springt, wird klar, dass Demolition Man eigentlich kein routinemäßiger Actionfilm, sondern in erster Linie eine sehr vergnügliche Variante von Generationskonflikt ist. Der alte Knochen Spartan findet sich in einer durch und durch pazifistischen Gesellschaft wieder, die den großen Traum vom großen Frieden derart radikal umsetzt, dass jeder ihrer Auswüchse hochgradig irrational wirkt. Alles, was irgendwie Aufregung verspricht, wird der Öffentlichkeit vorenthalten. Körperkontakt ist ebenso tabu wie Gewürze und kritisches Denken. Primär wird der Reiz des Filmes daher aus der enormen Diskrepanz zwischen der ungehobelten Lebenseinstellung des Protagonisten und den Zuständen der überdrehten Dystopie gewonnen. Glücklicherweise beinhaltet das Drehbuch viele große und kleine Ideen, dieses komödiantische Potential optimal auszuschöpfen, sodass Demolition Man in seinen besten Momenten eine gut funktionierende Komödie mit vielen absurden und denkwürdigen Momenten ist.
Das Ensemble ist sich dessen voll bewusst und spielt dem Umstand permanent in die Hände. Sowohl Wesley Snipes als schriller Psychopath als auch Silvester Stallone als mürrischer Neandertaler trumpfen mit deftig überzogenem Overacting auf. Gleichauf damit ist das Schauspiel Sandra Bullocks, die in der schönen neuen Welt ein naives Küken im Polizeidienst mit Sehnsucht nach brachialer Abwechslung verkörpert und über die gesamte Lauflänge ein sagenhaft debiles Grinsen zur Schau trägt, das der klebrigen Süffisanz ihrer biederen Gesellschaft ein ständiger Spiegel ist. Dass sie hierfür (nicht zum letzten Mal) mit der Goldenen Himbeere geadelt werden sollte, kann nur mit einer fatalen Fehlinterpretation der Foundation zu erklären sein. Trotzdem ist es genau dieser Streifen gewesen, dem sie all ihren anknüpfenden Erfolg zu verdanken hat.

Anerkennenswert ist außerdem die Fülle an Details, die sich auf den ersten und zweiten Blick entdecken lassen. Mehr oder minder offensichtliche Anspielungen auf andere Filme, ein hämischer Seitenhieb Richtung Schwarzenegger, womit sich Stallone für einen Witz auf seine Kosten in Last Action Hero revanchiert, und omnipräsente Parallelen zu Aldous Huxleys Brave New World lassen erahnen, dass Demolition Man für die Beteiligten beileibe keine Fließbandarbeit gewesen ist.

Leider besinnt sich der Film nicht in ausreichendem Maße auf seine Stärken. Immer dann, wenn die komischen und sehr selbstironischen Gefilde verlassen werden und es zu einer Konfrontation kommt, sinkt die Qualität rapide ab. Die Handgreiflichkeiten zwischen Spartan und Phoenix kommen in ihrer eintönigen Banalität nie über unteren Genredurchschnitt hinaus und führen dazu, dass jene Passagen sich redundant und überlang anfühlen, obwohl rein objektiv nur selten zur Waffe gegriffen wird. Dies kommt immer wieder im Film – oben erwähnte Anfangssequenz ausgenommen – und ganz besonders beim Finale zum Tragen, welches den Zuschauer mit einem Geschmack von Überflüssigkeit in den Abspann entlässt, der dem Gesamtwerk im Grunde nicht gerecht wird.

Fazit

Bei Demolition Man handelt es sich um eine so amüsante wie harmlose Science-Fiction-Satire, die sich letztlich von ihrem eigenen uninspirierten Actionanteil sabotieren lässt. Die Action ausgerechnet bei einem Stallone-Werk als Schwäche anzuführen, mag im ersten Moment etwas wunderlich erscheinen, zeigt aber auch auf, wie ideenreich und unbeschwert der zwanglose Science-Fiction-Film auf inhaltlicher Ebene daherkommt.

KW 21 – Iron Man 3, G.I. Joe 2: Die Abrechnung, RoboCop, The Hunger Games: Catching FIre, The Wind, Arrow, Men in Black 3

Ashley Hamilton stößt zum Cast von Iron Man 3. So wie es aussieht, wird er mit Jack Taggert einen Charakter verkörpern, der gegen den stählernen Playboy antreten wird.

Freunde der trashigen Spielzeug-Fortsetzung G.I. Joe 2: Die Abrechnung müssen sich noch bis zum 28. März 2013 gedulden, da Paramount sich kurzerhand entschlossen hat, den Film nachträglich auf 3D zu trimmen. Gerüchte besagen hingegen, dass das Studio alles andere als zufrieden mit dem Produkt sei und nun Schadensbegrenzung im großen Stil betreibe.

Das ebenfalls für 2013 angedachte Remake des Science-Fiction-Klassikers RoboCop darf wertvollen Zuwachs in seinem Cast verzeichnen: Gary Oldman gesellte sich kürzlich dazu, um jenen Wissenschaftler zu mimen, der dem toten Polizisten Alex Murphy sein Dasein als RoboCop ermöglicht. Die Geschichte selbst soll sich primär der Phase widmen, in der diese Umwandlung stattfindet. Folglich dürfte Oldmans Rolle nicht so klein ausfallen, wie man zunächst annehmen könnte.

Zudem scheint nun endlich festzustehen, unter welchem Namen das Sequel zu The Hunger Games in die Kinos kommen wird. The Hunger Games: Catching Fire soll nun der offizielle Titel lauten.
Vor wenigen Tagen kündigte Warner Bros. an, dass sie ein neues Science-Fiction-Projekt namens The Wind  in Planung hätten. Viel mehr als die Information, dass sich die Handlung um eine Kolonie im Weltraum drehen wird, ist aber noch nicht bekannt.

Und damit diese News auch wieder mit einem Beitrag über  Superhelden endet, findet ihr hier den Trailer zu frisch angekündigten Serie Arrow, die sich den Abenteuern von DCs rechtschaffendem Heroen Green Arrow widmet.

Dass auch DC endlich jenseits von Batman wieder was vom Comic-Kuchen abhaben möchte, ist wohl spätestens seit dem enormen Erfolg von The Avengers keine Überraschung. Das Einspielergebnis jener Konkurrenz-Verfilmung hat vergangene Woche übrigens die Marke der 500 Millionen Dollar überschritten und genießt immer noch Aufwind.
Dies dürfte einer der Gründe sein, weshalb der von vielen herbeigesehnte Men in Black 3 in dieser Woche eher verhalten anlief.

Der Omega-Mann

Richard Mathersons Roman I Am Legend (im Deutschen: Ich bin Legende) kappte erstmals die okkult-mystischen Wurzeln des Vampirismus und stellte ihn als gewöhnliche Krankheit mit außergewöhnlichen Folgen dar. Ganze viermal wurde das Buch bis heute verfilmt. Zuerst 1964 unter dem Namen The Last Man on Earth mit Vincent Price in der Hauptrolle, das letzte (erwähnenswerte) Mal 2007 mit Will Smith als getriebener Wissenschaftler. Die wohl populärste Umsetzung des Stoffes aber dürfte Der Omega-Mann von Boris Sagal sein.

Story

Ein verheerender Krieg zwischen China und der UDSSR macht der Menschheit quasi ein Ende. Biologische Kampfstoffe haben die Mutation eines Bakterienstammes bewirkt, der beinahe alle hingerafft hat. Nur Robert Neville, ein ehemaliger Wissenschaftler im Militärdienst, überstand den großen Reset unbeschadet, da er sich rechtzeitig ein Antiserum injizierten konnte.
Alle weiteren Menschen, die nicht ihren Tod durch die Epidemie fanden, mutierten langsam zu lichtscheuen Wahnsinnigen, deren postzivilisatorische Gesellschaft nachts marodierend durch die Stadt zieht und die neue Weltordnung preist, während gebrandschatzt wird, was das Zeug hält. Die sektenartige Gruppierung, die sich selbst „Die Familie“ nennt, hegt tiefen Groll gegen sämtliche moderne Technik als Auslöser der Zeitenwende und hat den letzten Überlebenden als ihre Nemesis auserkiesen.
In den dunklen Stunden verschanzt sich Neville daher in seinem von Licht durchfluteten Appartement und gibt sich Mühe, nicht gelyncht zu werden.
Am Tage streift er ziellos durch die Stadt. Die meiste Zeit sitzt er in einer der vielen herrenlosen Luxuskarossen und braust mit Höchstgeschwindigkeit durch verwaiste Straßenschluchten. Er plündert, trinkt, schaut in leeren Kinos Filme, die er lange schon mitsprechen kann, und debattiert mit imaginierten Mitmenschen, um so etwas wie Alltag zu erschaffen. Der Überlebenskampf ist längst schon Routine und die größte Gefahr liegt in der Einsamkeit, die ihn langsam aber unaufhaltsam um den Verstand zu bringen scheint.

Kritik

Da die jüngste Interpretation mit Will Smith den meisten vermutlich am deutlichsten im Gedächtnis ist, bietet sich ein Vergleich natürlich an. Statt Smith, der seinerzeit mit entblößter Rückansicht für Furore sorgte, ist es nun der in die Jahre gekommene Charlton Heston, der weniger durch Coolness und mehr durch seinen abgeklärten Zynismus auffällt. Hestons Spiel ist ein wenig extrovertierter, was den in ihm keimenden Wahnsinn aufgrund der Desozialisation effektiv zur Geltung bringt.
Auch sind die nächtlichen Schrecken keine auf ihre Instinkte reduzierten Zombies, sondern weiterhin Menschen mit einer stark an Albinismus erinnernden Krankheit, die in erster Linie aufgrund ihrer kollektiven Psychose als Bedrohung wahrgenommen werden. Ihre Art, sich zu bewegen, und die Kutten, in die sie sich hüllen, erinnern aber recht schnell daran, dass es sich in der Vorlage um Vampire handelt. Ebenfalls wurde dem Buch der charismatische Anführer entliehen, der die ewig kichernde Meute der Mutierten koordiniert und von Lincoln Kilpatrick mit herrlich diabolischer Attitüde verkörpert wird.
Der größte Unterschied ist aber schlicht und ergreifend die Erzählweise selbst. Ist Francis Lawrences I Am Legend mehr Stimmungsbild und Momentaufnahme, so bemüht sich Der Omega-Mann, in seinen 98 Minuten neben der Charakterstudie Nevilles möglichst viel Geschichte unterzubringen. Eingestreute Medienberichte und Rückblenden klären den Zuschauer zudem über die Hintergründe und den Verlauf der Katastrophe auf und bringen ihm zugleich die Hauptperson näher.
Die verschiedenen Charaktere wurden passend besetzt und schaffen es auch in kurzen Szenen, durch ausdrucksstarkes, aber nie übertriebenes Spiel, das Notwendige zu vermitteln. Ein gesondertes Lob haben sich die sehr pointierten Dialoge verdient. Überhaupt gibt es handwerklich genauso wenig zu bemängeln wie auf inhaltlicher Seite. Wenige Schwenks und viele Zooms, insbesondere von Großaufnahmen zu Totalen, unterstreichen gerade am Anfang des Filmes die zersetzende Einsamkeit, die den Wissenschaftler Tag für Tag umgibt.

Einer der interessantesten Aspekte ist die musikalische Untermalung.
Seien es die verfremdeten Orgelklänge, die eine angenehm schaurig-morbide Atmosphäre kreieren, oder die treibenden, jedoch keineswegs aufdringlichen Synthesizermelodien, die eine ganz eigene Beschwingtheit hervorrufen, welche aber anstandslos mit dem apokalyptischen Bild harmoniert. Irgendwie rufen der gesamte Score und die von ihm verursachte Stimmung Erinnerungen an die Arbeit von Sergio Leones Stammkomponisten Ennio Morricone wach, der zuvorderst durch seine Arbeit an der unvergesslichen Dollar-Trilogie unsterblich wurde. Ron Grainer, der Komponist von Der Omega-Mann, stellte hier unter Beweis, welch außerordentliches Geschick und hervorragendes Gespür er dafür besitzt, den richtigen Ton zur richtigen Zeit erklingen zu lassen.

Fazit:

Der Omega-Mann ist die kurzweilige und äußerst stilsichere Geschichte einer Welt, die in den 1970ern ihr Ende fand. Dabei ist der Scifi-Film trotz Aktualität nicht vollends zeitlos, aber gerade wegen der spürbaren Verhaftung in seiner Ära absolut sehenswert.
Typisch für das Datum seiner Herstellung sind die sozialkritischen Kommentare, die steife Kameraführung und natürlich die Frisuren sowie die Tatsache, dass auch die schlimmsten Dinge mit der richtigen Musik groovy sein können. Dass der Film fraglos Kind seiner Zeit ist, kann und will er nicht verbergen. Dessen ungeachtet ist das Kultwerk ausgezeichnet gealtert und auch heute noch völlig beschwerdefrei zu genießen. Einzig die actionhaltigeren Abschnitte wirken aus heutiger Sicht ein klein wenig unbeholfen.

Primeval – Rückkehr der Urzeitmonster – Staffel 1

Tim Haines wurde in den späten 90ern dafür bekannt, sein Wissen über Dinosaurier populärwissenschaftlich aufzuarbeiten und so in guter Infotainment-Tradition an den Mann zu bringen. Bereits während der Produktion seines Prestigeprojekts Dinosaurier – Im Reich der Giganten hatte er den Wunsch, die digital erschaffenen Kreaturen mit einer zeitgemäßen Thrillerhandlung zu verbinden. Mit Primeval gelang ihm die Umsetzung seines Traumes 8 Jahre später. Somit ist die obligatorische deutsche Beifügung „Rückkehr der Urzeitmonster“ zwar so unnötig wie fast sämtliche Titelergänzungen unserer eifriger Übersetzer, lässt sich aber immerhin mit etwas gutem Willen auch auf Haines‘ Filmographie beziehen.

Story

Hellen, Die Frau des Evolutionsbiologen Professor Nick Cutter, verschwand spurlos im Forest of Dean in England.
Als sich acht Jahre später seltsame Vorkommnisse um diesen Wald herum häufen, ist Cutter schnell zur Stelle. Was er entdeckt, ist eine Art Tor in die Vergangenheit – eine sogenannte Anomalie, die das Bindeglied zwischen Gegenwart und Erdmittelalter zu sein scheint. Und diese Anomalie spuckt Dinos aus, die prompt anfangen, das englische Eiland zu ihrem Jagdrevier zu erklären.
Zeitgleich mit Cutter stoßen noch weitere Personen auf das gefährliche Phönomen: Die kesse Abby, die im Zoo arbeitet, der nerdige Connor, der eigentlich Student von Professor Cutter ist, und Stephen, Galan und Cutters Assistent. Selbstverständlich lässt sich auch die verschollene Gemahlin alsbald wieder blicken.
Kurz darauf schaltet sich die Regierung ein und als klar wird, dass Anomalien in ganz England auftauchen, um biestige Reptilien durchzulassen und dann wieder zu verpuffen, wird das zusammengewürfelte Grüppchen, das sich im Forest of Dean zusammengefunden hat, einfach mal zum strenggeheimen Einsatzteam ernannt, das fortan die Anomalien und alle Probleme, die sich dank ihnen ergeben, in Schach halten darf.

Kritik

Der Inhaltsangabe merkt man schon an, dass Primeval nicht übermäßig ernstgenommen werden sollte. Nicht die Charaktere, nicht die Handlung, nicht einmal die Werbung. Denn egal, wie oft man liest, dass die Effekte mit ihrer wegweisenden Qualität die Dinos direkt ins eigene Wohnzimmer brächten, ist und bleibt diese Behauptung doch eine dreiste Lüge. Die Urzeitmonster sind stets unscharf dargestellt und bewegen sich längst nicht so geschmeidig, wie man es von zeitgemäßer Animationen gewohnt ist, weshalb sie auch immer wie der künstlich ins Bild gefügte Fremdkörper wirken, der sie sind. Die Krone setzen aber die Anomalien selbst auf, die aussehen, als hätte man eine Discokugel fotographiert, die im Begriff ist zu bersten. Wirklich katastrophal ist aber die Musikuntermalung, die ungeschlachter kaum sein könnte und bei so gut wie jedem Einsatz eine Gänsehaut der wirklich unangenehmen Art verursacht.
Etwas verwunderlich ist zudem, dass gerade ein Dinonarr wie Tim Haines in drei von sechs Folgen keine Echsen ins Feld schickt, die nachweislich existiert haben, sondern Fantasiewesen wie etwa einem überdimensionierten Tausendfüßler den Vortritt lässt.
Passend zu den trashigen Animationen sind auch die Charaktere gezeichnet, die fast ausnahmslos in den drei Konfigurationen „unvermutet smart“, „selten dämlich“ und „attraktiv“ agieren, wobei jede Figur in den meisten Episoden alle Stationen wenigstens kurz einmal besetzen darf.
Natürlich gibt es da auch noch den zwielichtigen Regierungsbeamten, der einer ominösen Deeskalationseinheit angehörig ist und als undurchsichtiger Vormund für das Protagonistenhäufchen dient.
Um es kurz zu machen: Überall finden sich kleinere wie größere Fehler. Sei es Hellen, die nicht gekämmt ist, weil sie bei Dinos lebt, wohl aber in einwandfreier Kleidung rumläuft. Oder die einfache Tatsache, dass man Zeitportale zwar etwas sonderbar, nicht aber als ausreichend bedeutsam genug empfindet, um tatsächliche Spezialisten für deren Betreuung anzuheuern. Stattdessen zieht man einen wackeligen Zaun um die Zeitfenster und betraut einen Haufen dahergelaufener Zivilisten mit dieser brisanten Aufgabe.

Spätestens dann aber, wenn der gerade zu Beginn haarsträubende Mysteryplot um das Geheimnis der Anomalien ins Rollen kommt, bemerkt man schnell, dass diese Science Fiction-Serie gar nicht mit klassischem Anspruch geschaut werden möchte.
Der seichte Trashcharme gibt eigentlich ab der ersten Folge bereits den Ton an. Zwar streift die Komik in und Wort und Situation nur selten das angepeilte Ziel, das Gesamtbild versprüht aber doch eine merkwürdige Heiterkeit, gegen die man sich irgendwann einfach nicht mehr sperren kann. Und wären die Plots der Einzelepisoden nicht so schrecklich generisch, würde jene eigene Stimmung beinahe genügen, der Serie zumindest auf dieser speziellen Rezeptionsebene eine Empfehlung auszusprechen.
Durch die trägen Geschichten schleicht sich außerdem allzu oft Langeweile ein, die von der lockeren Stimmung nie zur Gänze aufgewogen werden kann und einigen der 45-minütigen Folgen die Dauer eines ganzen Spielfilmes zu geben scheint.
Was jedoch in jeder Szene unverkennbar zum Vorschein tritt, ist der Spaß, den die ganze Crew beim Dreh gehabt haben muss. Permanent hat der Zuschauer das Gefühl, die Akteure verschmitzt grinsen zu sehen. Und auch dieses Gefühl ist bis zu einem gewissen Grade ansteckend.

Fazit

Primeval ist fernab von toll, hat aber unbestreitbar seine Momente. Die britische Herkunft steht der Serie definitiv gut zu Gesicht. Es handelt sich nun mal nicht um eine geleckte Produktion aus irgendeinem staubigen Hollywoodstudio. Auch unterschwellige Selbstironie muss man Primeval zugutehalten.
Doch all der europäische Charme kaschiert nicht die gigantischen Krater in Drehbuch und Figurenzeichnung. Und die muntere Atmosphäre macht aus den müden Einzelstories halt auch keine fesselnden Geschichten.
Erst gegen Ende kommt ein wenig des Potenzials zum Vorschein, das eine Serie mit Zeitreisethematik von Natur aus hat. Aber dann ist es auch schon vorbei und ein schnöder Cliffhanger ist das einzige, was einen dazu bringen soll, sich auch das halbe Dutzend Folgen von Staffel zwei zu Gemüte zu führen.