Farscape – The Peacekeeper Wars

Wie bei Serien üblich, die etwas auf sich halten, endete die vierte Staffel Farscape mit einem Ungeheuer von einem Cliffhanger. Und wie viele Serien, die etwas auf sich halten, wurde Farscape, Auge in Auge mit diesem Ungeheuer, einfach abgesetzt.
Wirklich gute Dinge macht aus, dass sie beharrliche Fans haben. Nach langen und heftigen Protesten gab der Sci-Fi Channel nach und bestellte drei weitere Stunden Farsacape. Eine Gnadenfrist, um Anhänger zu beglücken und – vielleicht – der Serie noch eine Chance zu geben, wenn die Zahlen stimmen.
Ersteres gelang.

Prepare for Starburst, people.

Story

Wir erinnern uns. Ein ziemlich kräftiges Schiff mit ziemlich hässlichen Faltaliens machte Johns Heiratsantrag einen frostigen Strich durch die Rechnung. Das Paar wurde kristallisiert, zersprang in Tausende von Splitter und versank im Meer. Ein typischer Crichton. Außerdem tobt der Krieg zwischen Scarrans und Peacekeepern, nur damit der Sieger sich den – laut Plan noch menschen- und nicht würfelförmigen – Erdenpiloten schnappen und ihm endlich die allmächtige Wurmlochtechnologie entreißen kann.
Nachdem das Unglück mit den geborstenen Protagonisten bereinigt wurde, trifft man auf die eigentlichen Bewohner des Wasserplaneten: Eidolons, fortschrittliche, auffällig bängliche Wesen, bei denen die Hochzeit zwischen den nun offiziell Verlobten endlich zelebriert werden soll, bevor der nächste Zwischenfall von galaktischer Dringlichkeit wieder aller Leben bedroht.
Doch seit der Kristallisierung und Rekonstruktion von Aeryn ist die herangewachsende Leibesfrucht einfach fort. Und das ist beileibe nicht das einzige Problem, das auf die Crew von Moya und eine Schiffsladung Ehemaliger wartet.

Kritik

Liebes Farscape, danke Für 4184 Minuten voller Irrsinn und Schönheit. Ach du Wunder dramaturgischer Schreibarbeit. Selbst die olle Kamelle der gescheiterten Hochzeit funktioniert als Running Gag noch wie beim ersten Mal. Und nein, man lächelt nicht nur, man ist auch jedes Mal aufs Neue berührt. Immer noch.
Auch Staffel Nummer 5, die eigentlich eine Miniserie ist, die eigentlich ein langer Film ist, der auf zwei Fernsehfilme aufgesplittet wurde, holt die vertrauten Zutaten wieder in den fast noch vertrauten Topf und braut etwas daraus, das schmeckt, als wäre es das Frischeste und Beste, was man seit über einem Zyklus (Für Uneingeweihte, die sowieso nicht bis hierhin lesen durften: 4,8 Zyklen sind etwa fünf Jahre) gefrühstückt hat.

The violent path to peace.

The Peacekeeper Wars als Name zu wählen ist eine eigentlich überdeutliche Anssage. Die Ereignisse spielen sich vor dem Hintergrund eines gewaltigen interstellaren Krieges ab. Dementsprechend laut ist die Serie, die in den meisten Regionen ihres Hauptkorpus so grazil und entschleunigt daherkam. Das stille, betuliche, behutsame Vorgehen ist nicht vollkommen verbannt, das fehlt doch zu sehr, um den Glanzstunden der genialen Science-Fiction-Serie wirklich zur Gänze ein durch und durch würdiges Denkmal zu setzen. Es ist, wie gesagt, nicht alles wüst, es gibt die etwas stilleren und dringend notwendigen Momente, wo sich Figuren, Geschichte und Zuschauer entspannen dürfen, doch werden sie sehr oft von sehr langen Kämpfen unterbrochen. Aber das ist wohl ein Eingeständnis, das unvermeidbar war, da die Essenz von 22 Folgen in die Länge von zwei Filmen gebracht werden musste.
Ausstattungstechnisch bleibt sich Farscape bis zum Ende treu, einzig am Anfang findet sich eine für die Serie ungewöhnliche, aber liebevoll animierte Szene. Ansonsten wirkt Problempartei 1, als wäre sie einem Power Rangers-Film entsprungen und Problempartei 2, als würde sie von einer Messe für Regenjacken kommen. Damit hier kein falscher Eindruck entsteht: Das ist gut so, das gehört so. Es klingt blöd, aber dies ist essenzieller Bestandteil der empfindlichen Farscape-Zusammensetzung.

It’s kind of a twisted story.

Einer der Höhepunkte ist ein spektakulärer Ausbruch mitsamt einer Rückbefruchtung, doch Höhepunkte bei einem dreistündigen Finale aufzuzählen, ist in einer Besprechung eigentlich der eindeutig falsche Weg. Und obwohl es laut ist und obwohl viel passiert, stehen die die Tugenden der gloriosen Sci-Fi-Serie wie Monolithen unverrückbar im Zentrum von allem. Witzig ist es, melancholisch ist es, spannend ist es und selbst im gröbsten Getümmel entwickeln sich die Figuren ein kleines Stücken weiter. Und das für viele vielleicht wichtigste geschieht auch. Man gibt sich redlich Mühe, die großen Fragen zu beantworten. Aber auch so manche kleine bekommen endlich ihre Auflösung. Fragen, von denen man womöglich schon vergessen hatte, dass sie existieren.
Da darf es auch nicht fehlen, dass viele wichtige Gesichter noch einmal vor die Kamera geschoben werden. Der coolste Doktor des ganzen verdammten Universums ist ebenso mit von der Partie wie so mancher Überraschungsgast. Und viele springen auf gewohnt unorthodoxe Weise aus der Jubiläumstorte.

Everybody hang the frell on!

Die Glocke läutet. Die letzte Runde für die Crew der Moya. Ein letztes Mal wird Vertrauen getestet, werden Rechnungen beglichen, wird Wahnsinn zelebriert, Liebe gelebt, Freundschaft gepflegt und erneuert. Es wird gelacht, geweint und geschwiegen. Vor allem wird gefeuert.
Es wird Abschied genommen, weil einige sterben müssen und weil alle ihren Weg gegangen sind, weil für manche einfach kein Platz mehr gewesen ist oder das blaue Ganzkörper-Make-Up die Gesundheit angriff und, vor allem, weil die wunderbaren Irren des Farscape-Universums nach diesem finalen Ritt nur noch in Comicform weiter wildern durften.
Dich, Moya, mit deinen wuseligen, bis in den Tod treuen DRDs werden wir nicht vergessen.
Abschied zu nehmen galt auch es von einer Priesterin, einem Magier, einem schmierigen Ex-Captain der Peacekeeper und vielen weiteren, die alle auf ihre Weise vom Zuschauer liebgewonnen wurden. Genaugenommen war diese Erkenntnis bei fast sämtlichen Figuren erst einmal eine Überraschung, weil Farscape seine Recken stets so einzuführen wusste, dass man ihnen überwiegend Befremdlichkeit entgegenbrachte, ehe man sie später und ohne es zu merken in sein Herz aufnahm.
Nun geht auch der Rest.

Zwar hoffte man lange Zeit noch auf Moyas Rückkehr auf die große Leinwand und ein Kinofilm wurde zumindest auch in Betracht gezogen. Doch obwohl der Sci-Fi-Channel für die zwei Tage lang alleine die Sportsender vor sich hatte, reichten die Zuschauer trotzdem nicht, dieses finanzielle Wagnis zu rechtfertigen. Im Hause des Senders hat man nämlich hohe Erwartungen an seine Miniserien.
Aus rein monetären Gesichtspunkten sicherlich auch eine gute Entscheidung. Denn wer nicht tapfer Folge für Folge mitgefiebert hat, der kann bei einem Experiment wie Farscape nun einmal nicht mal eben quer einsteigen. So viel auf die Serie auch zutreffen mag, Kompromissbereitschaft gehört sicher nicht zu den ersten Dingen, die einem bei einer Rückbetrachung in den Sinn kommen.

Fazit

Ein toller Fanservice, der die offene Sendung innerhalb seiner zeitlichen Möglichkeiten abrundet und zu einem Ende bringt. Ein Ende, das all die positiven, aber auch die weniger guten Aspekte von Farscape neu und gleichzeitig das letzte Mal zum Erstrahlen bringt.
Ein wenig zu unruhig, nicht jederzeit so taktsicher wie in den goldenen Jugendjahren, aber ein absolut würdiger Abschied.

Farscape – Staffel 4

Nicht nur die Biographie von Moya und Crew, auch die Serie hatte qualitative Hochs und Tiefs und natürlich am Ende nicht so viele Zuschauer erreicht, wie gefordert war, um die Geschichte mit der fünfen Staffel nach Plan zu beenden. In Deutschland ist Season 4 nicht einmal veröffentlicht worden, weshalb bis heute auch keine synchronisierte Version existiert. Dies ist auch der Grund, weshalb der hübsche Stil der Coverartworks hier nicht fortgeführt wird. Doch wie immer lohnt sich ein Abstecher auf den sensiblen Leviathan, denn auch das letzte Viertel hat einiges zu bieten.
Vielleicht lag der Misserfolg am folgenden Trailer, mit dem sich die Serie wahrhaftig einen Bärendienst erwiesen hat.

I know you can see me. The bad guys always see me. Cause my plans suck. People die. It’s always a mess.

Story

Moya ist fort, Chrichton sitzt ohne Treibstoff auf einem Weltraumfriedhof für Leviathan-Schiffe fest
und wartet, wartet, wartet. Seine einzige Gesellschaft ist ein Schiff, das sich auf den interstellaren Totenacker begeben hat, um gemeinsam mit seinem greisen Pilot den Tod zu empfangen.
Als Chiana und Rygel völlig unerwartet auftauchen, sind sie alleine. Die treue Moya ist verschwunden und mit ihr die restliche Besatzung. Chrichton wünscht sich derweil nichts sehnlicher, als bei der schwangeren Aeryn zu sein.
Die erhoffte Wiedervereinigung wird nicht nur spät, sondern auch unter überraschenden Umständen stattfinden.
Und wie gewohnt geht nach und nach alles noch viel schiefer als man fürchtet. Drogen spielen eine Rolle, ein Crewmitglied erhält eine außergewöhnliche Gabe zu einem außergewöhnlichen Preis, weite Reisen stehen bevor und Gut wie Böse, Freund wie Feind sind schwieriger zu trennen als je zuvor.

Kritik

Staffel 4 beginnt so, wie Staffel 3 endete: Bizarr. In Folge 1 ist nicht nur ein Aufeinandertreffen von Peter Pan, Robinson Crusoe und klingonischen Invasoren zu bewundern, sondern auch das erste rein computeranimierte Wesen. Ein Bruch mit der Tradition, der später, z.B. in Folge 14, leider Wiederholung finden wird.
Außerdem präsentiert die erste Episode jedem, der in Staffel 2 darüber gemeckert hat, dass die Zitationsdichte abnimmt, genug Filmreferenzen für zwei vollständige Serien. Vergiss, was dir in der letzten Staffel durch den Kopf ging, Fan – die Luft ist noch lange nicht raus.
Auch sonst kriegt Farscape vorerst genau das, was der Science-Fiction-Serie noch fehlte: Eine Frau, die an der Decke gehen kann.

Die ausgetüftelten, wendungsreichen Storyfolgen sind dramatisch wie eh und je, während die inhaltlich eher schwächeren Einzelabenteuer ganz auf den anarchistischen Humor der Science-Fiction-Serie setzen und so trotz narrativer Flaute im Regelfall erfolgreich für Kurzweil sorgen.
Die Serie bleibt der in Staffel 3 eingeschlagenen Spur treu, der Rahmenhandlung den Vortritt gegenüber Minigeschichten zu lassen. Der Grund hierfür mag in der Tatsache zu finden sein, dass der Stoff für bedeutsame versiegelte Plots einfach aufgebraucht ist. Folge 4 gibt ein gutes Beispiel dafür – eine kollektive Magenverstimmung dient als Aufhänger für eine durch und durch generische Geschichte. Sogar eine Schrumpf-Folge hat es nun ins Programm geschafft.
Aber natürlich haben die Schreiberlinge nicht ihr Erfolgsrezept vergessen – je schwächer die Geschichte, desto großartiger der Humor, weshalb auch die banalste Kurzerzählung durch Komik zum sehenswerten Exkurs wird. Es wird sich also weiterhin, wenn auch nicht ganz so inflationär wie bisher, auf fremde Dinge verlassen, die in Moyas heimelige Sphäre dringen und die Crew auf die eine oder andere Weise beeinflussen. Das ist nach wie vor verzeihbar, weil eine Geschichte, die von einer Handvoll Personen auf einem kleinen Schiff handelt, sich einfach nicht anders vorantreiben kann. Bei jeder anderen Serie wäre es trotzdem enervierend, immer wieder dasselbe Spiel in anderen Farben zu sehen. Farscape schafft es aber irgendwie, jedes Mal wie das erste sein zu lassen. Immer noch wirkt die Reaktion der Figuren auf den irgendwie gearteten Eindringlich frisch und natürlich, intensiv und smart.
Das geht bis zu einer riesigen Spinne, die die promineste Charaktereigenschaft einer jeden Figur stiehlt. Normalerweise hochgradig plemplem, im Farscape-Universum aber quasi Alltag.
Trotzdem merkt man deutlich, dass die Quelle der Monster-of-the-Week-Episoden langsam am Versiegen ist, denn auch eindeutige Füllerfolgen haben ihren Platz in der Staffel; etwas, das insbesondere Season 2 schlicht nicht nötig hatte.
Wie immer ist Farscape  nicht nur mit allerhand klug platzierten Zitaten und Filmanspielungen gespickt, sondern bietet in beinahe jeder Folge selbst äußerst zitierwürdige Linien. Was sich hingegen nur schwer zitieren lässt, ist das phänomenale Timing der Dialoge, das seit jeher Markenzeichen der Serie war. Ansonsten protzt man fortwährend mit meisterhaft geschriebenen Diskussionen und Witzen, die Stück um Stück in Schwarze treffen. Dazu gehören auch weiterhin die Schlagabtausche zwischen Crichton und dem auf Moya inhaftierten Scorpio, bei dem es die Serie auch in der vierten Runde immer noch schafft, einen Großteil seiner Persönlichkeit im Zwielicht zu lassen.
Die Farscape-Magie, das unvergleichliche Flair der Serie, das unikale Taktgefühl, all das ist also noch enthalten, wenn auch sich ein leicht fader Nachgeschmack einschleicht. Erwähnte Füllerfolgen, erzählerische Redundanzen und eigenartige Geschehnisse, deren Gründe teils im Verborgenen bleiben.
Irgendwann muss sich die Serie die Frage gefallen lassen, wieso plötzlich diese seltsamen neuen Figuren in die Gruppe mit ihrer perfekten Dynamik gepresst werden. Eine Saft-Alchemistin, deren Aussehen zwar in bester Farscape-Tradition steht, deren Herkunft aber zum einen nie so ganz klar wird und die zum anderen selten mehr als eine faltige Deus ex machina für jede zweite Folge darstellt. Auch mit der hohen Fluktuation der weiblichen Gäste auf Moya tut sich die Serie keinen Gefallen. Möglicherweise hätten die Elemente in Staffel 5 ihren Sinn erhalten – aber Staffel 5 hat es nun mal nie gegeben.
Ab der Mitte hält man voller Kraft aufs Finale zu, strandet an einem markanten Ort (Chrichton-Darsteller Ben Browder darf hier beweisen, welch eindringliche Erzählstimme er besitzt) – und erlebt trotzdem den ärgsten Tiefpunkt seit Staffel 1, weil Tempo und Rhythmusgefühl während des eigentlich aufreibendsten Abenteuers unseres Erdmenschen plötzlich ins Stocken geraten.
Hat man das Tief überwunden, fängt sich die Story allerdings und rüstet sich in bester Manier für den Abschied.
Wieder einmal fährt die Serie alle nur denkbaren Geschütze auf, um ein dramatisches, die vorherigen Ereignisse ganz in den Schatten stellendes Ende zu zelebrieren.

Sagen wir einer außergewöhnlichen Science-Fiction-Serie Dank, die geschafft hat, was man eigentlich nicht schaffen darf. Sympathie für Leute in Kostümen, die in jeder anderen Serie lachhaft wären. Sympathie für grausame Egomanen, Helium furzenden Puppen, gedungene Verräter, Mörder und den reinen Irrsinn. Sympathie für das Besondere. Etwas, das nur sehr wenige Serien von sich behaupten können.
Umso bedauerlicher, dass die Serie nicht nach Plan beendet werden konnte. Fürchtete man nach der (nichtsdestotrotz tollen) dritten Staffel noch, Farscape könnte den Zenit überstiegen haben, zeigt das letzte Viertel dieser Staffel, wie viel Potenzial tatsächlich noch in dem Konzept schlummert. Ein Jammer, dass die geplante Endigung niemals realisiert wurde, in Anbetracht der kleineren Schwächen in der Staffelmitte vielleicht aber auch ein Segen.
Doch sagen wir genau deshalb Dank für den Umstand aus, dass mit der Miniserie Peacekeeper Wars dafür ein dreistündiges Mammutwerk entstehen durfte, das die Serie mit der angemessenen Würde verabschiedet und die noch bestehenden Fragen befriedigend schließt.

Fazit

Noch nicht ganz, aber fast zu Ende. Die letzte Staffel von Farscape ist nicht der Serienhöhepunkt, aber fügt sich nahtlos in den außerordentlich hochwertigen Schnitt der Serie ein. Neben jeder Menge sympathischen Unfug und großen Charaktermomenten gelingt es die Serie auch zum vierten Mal, eine mitreißende Geschichte zu erzählen und zu beweisen, dass großartige Science-Fiction alles andere als scheu und bieder zu sein hat, um erfolgreich zu sein.

Farscape – Staffel 3

Staffel 3 bewegt sich weg von den kleinen Folgen mit Einzelgeschichten und konzentriert sich noch viel stärker als in Staffel 1 und 2 auf die dicke rote Kordel, die sich als Geschichte durch die Serie zieht. Die erste Änderung kündigt sich direkt am Anfang an und dürfte bei jedem Fan Genugtuung verursachen: Endlich ein Vorspann, der der Serie auch gerecht wird und ihren Ton hervorragend trifft.


Yotz!

Story

Crichtons alter Begleiter Harvey stellt sich als nicht lösch-, wohl aber kontrollierbar heraus und wandelt sich somit von einer unberechenbaren Gefahr zu einem unberechenbaren Berater. Das in fast jeder Hinsicht ungleiche Paar Chiana und D’Argo muss eine schwere Probe bestehen, Sohnemann Jothee sorgt für Zündstoff und die gefrorenen Mitbringsel aus dem letzten Staffelfinale springen nach und nach aus ihren Kapseln.
Als John geklont wird und die Peacekeeper unseren Helden gefährlich nahekommen, sieht die Mannschaft sich gezwungen, getrennt zu reisen. Aufgeteilt auf Moya und Talyn scheiden sich die Wege unserer Protagonisten, vielleicht für immer. Währenddessen wird Tod gegen Leben getauscht, anderes Leben verdoppelt und Crais endgültig zur tragischen Figur.

Kritik

Die formidable Staffel 2 hat die Latte nicht nur enorm hoch gelegt, auch das volle Fantasy-ABC ist mittlerweile einmal durchkonjugiert. Unter anderem liegen diverse Körperfresser-Varianten, Kannibalen, Zeitreisen und sogar eine Bodyswitch-Folge hinter den Helden. Es steht zurecht die Frage im Raum, was nach alledem bitteschön noch kommen soll. Und anfangs scheint es so, als sei bei Farscape tatsächlich ein klein wenig die Luft entwichen. Zwar wird mehr fortlaufende Story geboten und die Einzelfolgen rücken in Konsequenz in den Hintergrund –  aber der allgemeine Spannungsbogen ist dennoch nicht mehr so straff, wie noch zuvor. Ein wenig wirkt es so, als habe man in Staffel 1 und 2 die Weichen gelegt und wäre sich nun unsicher, wohin die Reise eigentlich gehen soll.
Dies ist natürlich nicht die Verkündung, dass Farscape nach der Hälfte nicht mehr attraktiv sei, sondern nur, dass Staffel 2 so gut ist, dass es ganz natürlich ist, dass die Fortsetzung auf hohem Niveau abknickt.
Das wirkliche Hauptproblem ist, dass man den Fan ein paar Mal zu oft genasführt hat. Es gab zu viele faule Cliffhanger, welche die Dramatik ein wenig ihrer Glaubwürdigkeit  – und damit ihrer Wirkung – beraubt haben. Das klingt verhängnisvoller, als es tatsächlich ist. Schließlich ist Farscape immer noch Farscape und wer bis zu diesen Punkt gekommen ist, hat nicht nur ein dickes Fell, sondern außerdem eine bewegte Freundschaft mit sämtlichen Figuren der grandiosen Sci-Fi-Serie geschlossen.
Ohne damit zu viel zu verraten: Der größte Fehler der Staffel entspringt einer Idee, die trotz ihrem genial-dämlichen Konzept dazu führt, dass man als Zuschauer früh mit dem möglichen Ableben eines Protagonisten rechnet – und zusätzlich von Beginn an weiß, dass die Konsequenzen sich selbst aufheben.
Natürlich gibt es immer noch fantastische Einzelepisoden und auch die Rahmenhandlung ist trotz leicht abgeflachter Spannungskurve alles andere als uninteressant. Coole Mad Max-Anleihen mit alten Bekannten sind ebenso integriert wie eine haarsträubende Hangover-Episode, bei der Stil und Inhalt miteinander korrespondieren und ganz Nebenbei ein paar interessante Fragen bezüglich erzählerischer Perspektiven aufgewühlt werden,  während man aus dem Handgelenk ein paar einzigartige Slapstick-Einlagen schüttelt. Das muss man erst mal nachmachen. Und dass die Serie sich auch in hochdramatischen Sequenzen nie zu schade ist, einen aufsässigen Witz dreist zum Besten zu geben, lässt kleine Temposchwierigkeiten schnell vergessen werden.

Farscape bleibt immerhin auch in Runde drei dem wunderbaren Erfolgskonzept treu, die kaputtesten, und ausgeflipptesten Ideen erst rücksichtslos auszuformulieren, sie dann hartnäckig als Standard zu etablieren und sie dem Zuschauer schließlich so lange um die Ohren zu schleudern, bis er sie als Normalzustand akzeptiert und beobachten kann, wie die außerordentlichsten Triebe aus ihnen keimen.
All den abgedrehten Absurditäten zum Trotz nimmt dieser mit Puppen und Wahnsinnigen bestückte Space-Kompost sich selbst in jeder Minute ernst und vollbringt das Kunststück, auch vom Zuschauer in den richtigen Momenten auf den richtigen Ebenen ernstgenommen zu werden. Nie wird vergessen, dass jede Ausgelassenheit, jeder unbekümmerte Jux in die vielschichtige Tragik der Geschichte eingelassen ist. Und das ist einfach das Besondere an Farscape und macht die Serie zu einem wirklich einzigartigen Kunstwerk.

Die Serie wird auch größer. Mehr überzeugende Handlungsorte, mehr von dem aufregend finsteren Design. Schiffe und Planeten sehen gleichsam düster und gut aus. Alles wird einen Deut epischer, während das Private gewahrt bleibt – großteils zumindest, denn einen bisschen unpersönlicher ist der ganze Umzug schon, da das typische Moya-Kammerspiel zurückweichen muss, damit die Serie sich nicht in Wiederholungen verliert. Aber wirklich nur ein bisschen.
Die schweren, mächtigen Momente, die durch die Kursänderung hervorgerufen werden, fängt die Kamera mit  angemessener Dramatik ein und wenn es drauf ankommt, steht die kleine, immer schon leicht trashige Serie den großen Kinoproduktionen in nichts nach. Das eindringliche Aufeinandertreffen in Folge 20 beispielsweise wirkt durch und durch erhaben. Jede Einstellung sitzt, jeder Blick hat seine Berechtigung und die Musik ist sich trotz ihrer charakteristisch charmanten Zweitklassigkeit in jeder Note absolut sicher. Angenehm ist, dass trotz der erzählerischen Breite und den weitrechenden Konsequenzen der Ereignisse von Staffel 3 nie emotional, pathetisch oder kitschig, nie peinlich wird. Auch die großen Schritte erfolgen zumeist im Stillen.

Fazit

Wenn der gute John eingepfercht mit dem Bösen in einem winzigen Flieger durch ein Wurmloch braust und sinniert „Yes, this is a real kodak moment.“ fasst das nicht nur die Situation, sondern gleich die ganze Serie mit köstlicher Farscape-Eleganz zusammen.
Auch wenn Staffel 2 stets der Höhepunkt der Serie bleiben wird, so muss sich auch der Rest in keiner Sekunde verstecken.
Viel Charakterarbeit, Witz, Spannung, Dramatik und Wahnsinn bilden auch nach drei Staffeln ein unwiderstehliches Gebräu, das ziemlich komisch riecht und absolut süchtig macht.

Lexx – The Dark Zone – Staffel 1

An Paul Donovans Anarcho-Serie Lexx – The Dark Zone schieden sich schon immer die Geister. Während den Fans regelmäßig die Superlative ausgehen, wenn sie das Feuerwerk an bizarren Spleens, aufmüpfigen Plots und Anzüglichkeiten zu beschreiben versuchen, schüttelt die Gegenfraktion den Kopf über unreifen Humor, durchwachsenes Schauspiel und wunderliche Charakterzeichnung.
Außer Zweifel dürfte stehen, dass die Gemeinschaftsproduktion aus Kanada, Deutschland und dem Vereinigten Königreich eine der ambitioniertesten Absurditäten ist, seit es Science-Fiction gibt.

Story

Die Prophezeiung besagt, dass nur ein Angehöriger der Brunnen G Seinem Göttlichen Schatten die Stirn bieten kann. In der entscheidenden Schlacht gelingt dem interstellaren Tyrannen jedoch der Vernichtungsschlag. Kai ist der letzte Überlebende der Brunnen G und dient nach seiner Niederlage Seinem Göttlichen Schatten als willen- und erinnerungsloser Assassine.
2008 Jahre später fürchtet der Wachmann vierter Klasse Stanley H. Tweedle um sein Leben. Seine fortgesetzte Unzuverlässigkeit soll mit Organentnahme bestraft werden. Der alternde Feigling entschließt sich zur Flucht.
Zur gleichen Zeit droht auch der beleibten Zev die Maßregelung des Regimes. Aufgrund vernachlässigter Ehepflichten soll sie zur ewig devoten Liebessklavin umfunktioniert werden. Doch die Maßnahme scheitert: Während sie den vorgesehenen Körper erhält, wird das dazu passende Gedankengut in den Roboterschädel 790 eingepflanzt, welcher sich auf der Stelle unsterblich in Zev verliebt. Doch nicht nur der Körper ist neu, die forsche Zev hat seit der Umwandlung auch noch Charakterzüge einer Clusterechse.
Stanley, Zev und der liebeskranke Metallschädel fliehen an Bord der Lexx, ein lebendiges, libellenförmiges Raumschiff und allgewaltige Vernichtungswaffe zugleich. Dort treffen sie auf Kai, der zwar sein Gedächtnis wiedererlangen konnte, aber nur noch wenige Tage existieren kann, wenn sein toter Körper kein neues Protoblut erhält.
Das ungleiche Quartett strandet mit der Lexx in der Dark Zone, das unerforschte Territorium außerhalb der Reichweite Seines Dunklen Schattens. Ohne zu wissen, was sie erwartet, machen sie sich auf die Suche nach einer neuen Heimat.

Kritik

Selbst die Struktur dieser ersten Staffel Lexx ist abnorm. Sie besteht nicht aus knapp vierzigminütigen Folgen, sondern setzt sich aus vier Spielfilmen zusammen. Die ersten beiden Streifen widmen sich vornehmlich der Rahmenhandlung, das Paket in der Mitte wartet mit zwei halbwegs abgeschlossenen Subplots auf.
Part eins sorgt hauptsächlich für die Etablierung der Welt. Dies geschieht in flottem Tempo und dem richtigen Maß an Akribie. Bereits die ersten zehn Minuten bringen zwei große Zeitsprünge mit sich – ohne Rücksicht auf Verluste wird der Zuschauer mit einem Ruck in das verquere Universum von Lexx gerissen.
Anfangs nimmt sich die Serie noch verhältnismäßig ernst und kann sowohl inhaltlich als auch optisch Bemerkenswertes vorweisen. In den besten Momenten wirkt Lexx wie die ketzerische Alptraumversion von Star Wars. Auch das minimalistische Sounddesign weiß mit seiner vorantreibenden Schlichtheit zu gefallen und trägt maßgeblich zur Stimmung bei.
Nach dem temperamentvollen Einstieg gerät der Pilot aber zunehmend ins Stolpern und offenbart frühzeitig all die Makel, an denen auch der Rest der Staffel leidet.
Sämtliche Filme haben mit den gleichen Tempoproblemen zu kämpfen, abseits der im Wesentlichen interessanten Haupthandlung regiert häufig Ideenarmut und die Protagonisten sind mehr hassens- denn liebenswert.
Und dann wäre da auch noch der Humor, auf dessen Kappe quasi alle diese Fehler gehen. Denn Lexx möchte witzig sein. Furchtbar witzig, furchtbar respektlos, furchtbar wild und ausgelassen.
Dass sich eine Science-Fiction-Serie, die von einem insektoiden Kampfpott erzählt, auf dem eine Vielzahl von Gehirnen und ein paar ziemlich abgehalfterte Flüchtlinge sich permanent in die Haare kriegen, nicht ganz für voll nimmt, ist nur recht und billig. Dass Lexx sich aber über weite Strecken nicht eine Sekunde lang ernst nehmen kann und jeden Anflug von Spannung sofort mit billigem Ulk kontert, bricht der Dramatik der Serie schlichtweg das Genick. Nur wer sich darüber amüsieren kann, wie ein schmieriger Egoist Mal um Mal bei einem blauhaarigen Püppchen abblitzt, findet vielleicht seinen Spaß.
Hier wäre weniger Selbstironie ausnahmsweise mal mehr gewesen.
Die per se schon unterdurchschnittlichen Dialoge sind gespickt mit einer Unzahl flacher Witze. Von einer Ausnahme abgesehen, sprudelt aus sämtlichen Protagonisten ohne Unterlasse eine Fontäne schlechten Humors. Besagte Ausnahme ist der Brunnen G-Besserwisser-Zombie Kai, der nicht nur optisch jedes Grufti-Klischee erfüllt, sondern auch ausnahmslos schwermütige Einzeiler zum Besten gibt, während sein Blick melancholisch in die Ferne schweift.
Am ärgerlichsten ist aber, dass die Charaktere ständig das Gleiche sagen und immer wieder dieselben Gespräche führen.
In Conclusio mag man mit kaum einem der kleinen Crew sympathisieren und so ist dem Zuschauer das Schicksal der Hauptfiguren im drastischsten Fall herzlich egal. Und da eben auch die eigentliche Geschichte schnell in den Hintergrund rückt, fehlt es der Serie ganz einfach an interessanten Elementen. Unter den grotesken Albernheiten liegt nur allzu oft die Langeweile.
Für Lichtblicke sorgen in der zweiten und dritten Folge in erster Linie die prominenten Gäste, die mit großer Spielfreude den Trash-Onkel raushängen lassen. Tim Curry als verschrobener Poet und Wächter einer Art Spiegelkabinett sorgt in Folge 2 für Pepp. Der Höhepunkt ist jedoch Rutger Hauer als abgehobener Paste-Guru, der von einer eigenen Hymne begrüßt wird. Gespielt von einer Schrottkapelle. Niemals sonst war Hauer derart plemplem wie in der Rolle des Bog.

Im Laufe des letzten Filmes gewinnt die eigentliche Geschichte wieder an Bedeutung. Mit ihr kehrt auch die notwendige Ration Ernsthaftigkeit zurück. Sobald es groß wird und die schräge Mythologie hinter Lexx in den Vordergrund rückt, wird es durchaus spannend. Leider geschieht das viel zu spät und viel zu selten.
Am Ende überschlagen sich die Wendungen und man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Serie all die durch Nutzlosigkeiten verplemperte Zeit im Eiltempo wiedergutmachen möchte.

Wie das meiste, so sind auch die Effekte eine janusköpfige Angelegenheit. Die weiträumigen Planetenoberflächen sind sehr gelungen und überzeugen mit Detailverliebtheit. Sieht man die Lexx hingegen durch die Weiten des Alls schwirren, ist die Optik in aller Regel erbarmungswürdig. Die Kostüme erinnern phasenweise an einen Mittelaltermarkt, wirken aber nie störend.
Generell rangiert man aber auf ordentlichen Niveau. Die dem niedrigen Budget geschuldeten technischen Mängel werden ausgeglichen vom düsteren, konsequent eingehaltenen Gothic-Look, der fernab von poliertem Star Trek, aber auch ganz anders als das organische Farscape ist (für welches Lexx höchstwahrscheinlich in gewissem Maße Pate gestanden haben dürfte). Stattdessen ist der Stil schmutzig-urban gehalten, weist stellenweise leichte Ähnlichkeiten mit Dark City und The Crow auf und punktet mit charmanten Designideen.
Für eine Fernsehproduktion rollen übrigens recht viele Köpfe – die Kamera weidet sich aber nicht daran und belässt es bei kaum expliziter Berichterstattung. Überhaupt geht es in den meisten Fällen nicht sonderlich blutig zu. So haben die Waffen der dunklen Schergen zum Beispiel den Effekt, den Anvisierten einfach in Dampf aufzulösen. In den meisten Fällen, wohlgesagt.
Dies ist auch das Stichwort, um auf die deutsche Fassung von Lexx zu sprechen zu kommen. Neben den vielen, teils schwerwiegenden Szenen-Amputationen muss sich die Serie außerdem mit einer ganz besonderen Synchronisation rumschlagen.
Alles, was im O-Ton lästig ist, wird in der Übersetzung zur wahren Geduldsprobe. Stanley Tweedle, dessen Tollpatschigkeit im Englischen ein ertragbares Level hält, verkommt zum nervtötenden Clown, die eh schon beklagenswert spielende Eva Habermann ist maßlos damit überfordert, sich selbst zu synchronisieren, und prinzipiell ist jeder Satz mit kurioser Überbetonung geschlagen. Dem Fass dem Boden schlägt jedoch die Synchronisation von Lexx selbst aus. Das eigentlich männliche Schiff erfuhr im Deutschen nämlich einfach eine Geschlechtsumwandlung.

Fazit

Lexx – The Dark Zone befindet sich in einer seltsamen Klammer aus Qualität. Die erste Hälfte der ersten und die zweite Hälfte der letzten Folge sind gut. Der Rest versinkt in einem Durcheinander aus heillosem Overacting, infantilem Holzhammerhumor und erzählerischen Längen. Das ergibt in Summe ein Viertel sehenswerte TV-Kost.
Das ist schade, denn die Hintergrundgeschichte hat viel Potential und das von Seltsamkeiten geprägte Trash-Konzept aus Leder, Schatten und Libellen ist grundsätzlich ansprechend. Die wenigen Höhepunkte der ersten Staffel zeigen, dass Potenzial vorhanden ist.
Doch man orakelt, dass bessere Zeiten für diesen Freak unter den Science-Fiction-Serien kommen werden.

Farscape – Staffel 2

Nachdem die 1. Staffel der Ausnahmeserie ziemlich schwach begann und in der Mitte eine qualitative Kehrtwende vollzog, um mit einigen spritzigen wie originellen Einzelgeschichten und einem starken Finale inklusive großem Cliffhanger auszuklingen, durfte man gespannt sein, in welche Richtung sich die Serie nun entwickeln würde.
Und tatsächlich kann das hohe Niveau gehalten werden. Das zweite Viertel von Farscape bleibt so sympathisch und unverbraucht, wie es das Ende von Staffel 1 versprach, bereichert die schräge Mythologie um ein paar mutige Facetten und versteht es, die Emotionen des Zuschauers an den richtigen Stellen gekonnt in Wallung zu versetzen.

Story

Crais’ Entwicklung setzt sich beständig fort. War er anfangs noch der große Schrecken von Moyas Crew, dessen erklärtes Daseinsziel es war, Crichton das Leben auszuhauen, scheint er nun weitestgehend geläutert und von seiner Vergangenheit als Peacekeeper befreit. Der von Wut und Trauer verblende Racheengel beeindruckt mittlerweile mit einer abgeklärten, sehr pragmatischen Weisheit. Trotzdem bleibt das Verhältnis zu den Protagonisten angespannt, da er Moyas Baby Talyn unter seine Kontrolle bringt, um mit ihm einen Neuanfang in kontemplativer Einsamkeit zu wagen.
Fortan wird er hauptsächlich als eine Art hämische Deus ex machina auftreten und den Weg des liebenswerten Leviathans immer wieder kreuzen.
Der wahre Antagonist bleibt Scorpius, der alle Hebel in Bewegung setzt, um an Crichton zu kommen, damit er die tief in seinem Hirn versteckte Wurmlochtechnologie endlich aus seinem Schädel pellen kann. Diese Verfolgungsjagd, die hauptsächlich auf psychischer Eben stattfindet, formt den Hauptplot von Staffel 2 und hat so manche Überraschung in der Hinterhand.
Die Crew, die mit der fahlen Diebin Chiana nun um eine zusätzliche Person bereichert ist und im späteren Verlauf noch weitere Änderungen erfährt, wird durch die gemeinsam bestandenen Abenteuer stetig fester zusammengeschweißt,  muss aber auch die Prioritäten ihrer Mitglieder abwägen und einer Rangfolge unterwerfen. Soll die Verfolgung Talyns intensiviert werden, die Suche nach D’Argos versklavten Sohnemann endlich beginnen oder sich doch ganz auf die Flucht vor Scorpy konzentriert werden?
Dass Chrichton immer unzurechnungsfähiger und von wiederkehrenden Visionen seines ledergesichtigen Erzfeindes geplagt wird, macht  die Dinge nicht unbedingt einfacher.

Kritik

Grundsätzlich wird das Erfolgsrezept weiter genutzt und vorsichtig verfeinert. Die Mischung aus tollen Charaktermomenten, frischem Humor und dem richtigen Schuss Dramatik glückt anstandslos und macht den hauptsächlichen Reiz der Serie aus.
Wirkliche Kritikpunkte müssen mit der Lupe gesucht werden, sind aber vorhanden.

Die gute Eigenschaft, den Zuschauer gleich zu Beginn mitten in die Handlung zu schleudern, wurde beibehalten, nimmt bisweilen aber störende Züge an. Ein Charakter  fehlt zum Beispiel ohne Erklärung mehrere Folgen, um dann deutlich später und ähnlich erklärungsfaul einfach wieder aufzutauchen. Eine Begründung, wie dieses doch recht unstete Reiseverhalten in den unerforschten Gebieten des Alls zu bewerkstelligen ist, bleibt Farscape dem Zuschauer schuldig. Dass es sich hierbei um einen selten coolen Charakter handelt, dürfte mögliche Nörgler aber schnell wieder milde stimmen.
Ferner wird gleich zu Beginn ein Großteil der Dramatik, mit der die erste Season den Betrachter entlassen hatte, als fauler Zauber entlarvt. Durch diese Finte, auf die die Serie nicht zum letzten Mal zurückgreift, fühlt der Zuschauer sich schlimmstenfalls betrogen und vorgeführt.

Die Folgen, die sich ganz dem Fortgang des Hauptplots verschrieben haben, sind über jeden Zweifel erhaben und strotzen nur vor guten Drehbuchmomenten.
Auch den narrativ in sich geschlossenen Episoden wird häufig eine mehr oder minder große Bedeutung für das große Ganze zugestanden. Doch manchmal wirkt dieses Vorgehen etwas bemüht. So zum Beispiel gen Ende, wenn für die alles entscheidende Schlacht Figuren vergangener Abenteuer aus der Versenkung geholt und als widerspenstige Söldner angeheuert werden, die beinahe schon vergessen wurden. Aber auch diese etwas forcierte Kontextuierung geht letztlich mit dem eigentümlichen Charme der Außenseiterserie konform.
Gänzlich abstreiten lässt sich aber nicht, dass bei den kurzen Eskapaden der für sich stehenden Folgen eine gewisse Einfallslosigkeit das Zepter führt, verlaufen diese doch häufig nach recht ähnlichem Muster: Ein paar der hochgeschätzten Besatzungsmitglieder (in der Regel: alle oder nur einer) drehen am Rad, weil irgendein burleskes Weltraumphänomen Schindluder treibt. Und die verbliebene Vernunft hat den Tag zu retten. Dass trotzdem niemals Ermüdungserscheinungen auftreten, liegt an den erwähnten Ingredienzien von Farscape. Den humorigen Eskalationen und den einfallsreichen Variationen ist es zu verdanken, dass dieses Klonkonzept der Serie de facto in keiner Weise schadet. Inzwischen hat jeder Charakter so viel Profil und nicht zuletzt so viel Kredit beim Zuschauer, dass man die Pille lächelnd schluckt. Und obendrein birgt jede einzelne Verwicklung ein enormes komödiantisches Potential – je bizarrer die Probleme, desto heiterer das Resultat. Und da die Protagonisten sich oftmals auch selbst nicht allzu ernst nehmen, lacht man meist mit ihnen, nicht über sie.
Jede Folge hat außerdem dennoch ihre Alleinstellungsmerkmale, trägt einen relevanten Part zur Gesamtgeschichte bei und bringt die Charaktere schrittweise sich selber und dem Zuschauer näher. Genau das unterscheidet Farscape von vielen Serien deren Geburtsstunde vor der LOST-Ära liegt – am Ende einer Folge wird nicht alles zurück in den Ursprungszustand gezwungen. Jedwede Veränderung hat glaubwürdige Nachwehen und die wenigsten Prozesse enden mit der Episode, in der sie ihren Anfang nahmen.

Ein vorläufiger Staffelhöhepunkt findet mit der Folgen-Trilogie kurz nach der Halbzeit statt, die in einem Mix aus purem Aberwitz und selbstreflexiv-ironischem Trash kulminiert, der definitiv seines Gleichen sucht.
Dass Farscape auch anders als abgedreht und hektisch kann, zeigt die Episode „Das Bild in deinem Medaillon“ vorbildlich. Hier schafft es die Kultserie, innerhalb von knapp 10 Minuten die Tragik eines ganzen Lebens zu vermitteln, spricht eine gefühlvolle Liebeserklärung an die Geißel des Alters aus und ist bei all dem in jeder Sekunde entwaffnend aufrichtig. Ein Kunststück, das ansonsten nur Pixars Oben gelingen konnte. Aber auch das eigentliche Finale ist ein Lehrstück in Sachen Dramatik und bietet zudem ungewohnt opulente Schauwerte.

Fazit

Die zweite Staffel bietet von allem mehr. Mehr Aberwitz, mehr Skurrilitäten, mehr Dramatik und mehr Ebenmaß. Reifer ist die Serie geworden und funktioniert mittlerweile in den lauten Augenblicken genauso tadellos wie in stillen Charaktermomenten. Die Figuren, das Herzstück der Serie, werden weiter ausgebaut und wirken in ihrem Verhalten stets authentisch. Einzig Rygel wird im Vergleich zum Rest eher vernachlässigt und entwickelt sich kaum. Dies ist überraschend, weil der Gnom zuvor noch das größte Potential versprach. Doch irgendetwas muss sich Farscape ja auch noch für die nächsten zwei Staffeln aufbewahren.