Farscape – Staffel 3

Staffel 3 bewegt sich weg von den kleinen Folgen mit Einzelgeschichten und konzentriert sich noch viel stärker als in Staffel 1 und 2 auf die dicke rote Kordel, die sich als Geschichte durch die Serie zieht. Die erste Änderung kündigt sich direkt am Anfang an und dürfte bei jedem Fan Genugtuung verursachen: Endlich ein Vorspann, der der Serie auch gerecht wird und ihren Ton hervorragend trifft.


Yotz!

Story

Crichtons alter Begleiter Harvey stellt sich als nicht lösch-, wohl aber kontrollierbar heraus und wandelt sich somit von einer unberechenbaren Gefahr zu einem unberechenbaren Berater. Das in fast jeder Hinsicht ungleiche Paar Chiana und D’Argo muss eine schwere Probe bestehen, Sohnemann Jothee sorgt für Zündstoff und die gefrorenen Mitbringsel aus dem letzten Staffelfinale springen nach und nach aus ihren Kapseln.
Als John geklont wird und die Peacekeeper unseren Helden gefährlich nahekommen, sieht die Mannschaft sich gezwungen, getrennt zu reisen. Aufgeteilt auf Moya und Talyn scheiden sich die Wege unserer Protagonisten, vielleicht für immer. Währenddessen wird Tod gegen Leben getauscht, anderes Leben verdoppelt und Crais endgültig zur tragischen Figur.

Kritik

Die formidable Staffel 2 hat die Latte nicht nur enorm hoch gelegt, auch das volle Fantasy-ABC ist mittlerweile einmal durchkonjugiert. Unter anderem liegen diverse Körperfresser-Varianten, Kannibalen, Zeitreisen und sogar eine Bodyswitch-Folge hinter den Helden. Es steht zurecht die Frage im Raum, was nach alledem bitteschön noch kommen soll. Und anfangs scheint es so, als sei bei Farscape tatsächlich ein klein wenig die Luft entwichen. Zwar wird mehr fortlaufende Story geboten und die Einzelfolgen rücken in Konsequenz in den Hintergrund –  aber der allgemeine Spannungsbogen ist dennoch nicht mehr so straff, wie noch zuvor. Ein wenig wirkt es so, als habe man in Staffel 1 und 2 die Weichen gelegt und wäre sich nun unsicher, wohin die Reise eigentlich gehen soll.
Dies ist natürlich nicht die Verkündung, dass Farscape nach der Hälfte nicht mehr attraktiv sei, sondern nur, dass Staffel 2 so gut ist, dass es ganz natürlich ist, dass die Fortsetzung auf hohem Niveau abknickt.
Das wirkliche Hauptproblem ist, dass man den Fan ein paar Mal zu oft genasführt hat. Es gab zu viele faule Cliffhanger, welche die Dramatik ein wenig ihrer Glaubwürdigkeit  – und damit ihrer Wirkung – beraubt haben. Das klingt verhängnisvoller, als es tatsächlich ist. Schließlich ist Farscape immer noch Farscape und wer bis zu diesen Punkt gekommen ist, hat nicht nur ein dickes Fell, sondern außerdem eine bewegte Freundschaft mit sämtlichen Figuren der grandiosen Sci-Fi-Serie geschlossen.
Ohne damit zu viel zu verraten: Der größte Fehler der Staffel entspringt einer Idee, die trotz ihrem genial-dämlichen Konzept dazu führt, dass man als Zuschauer früh mit dem möglichen Ableben eines Protagonisten rechnet – und zusätzlich von Beginn an weiß, dass die Konsequenzen sich selbst aufheben.
Natürlich gibt es immer noch fantastische Einzelepisoden und auch die Rahmenhandlung ist trotz leicht abgeflachter Spannungskurve alles andere als uninteressant. Coole Mad Max-Anleihen mit alten Bekannten sind ebenso integriert wie eine haarsträubende Hangover-Episode, bei der Stil und Inhalt miteinander korrespondieren und ganz Nebenbei ein paar interessante Fragen bezüglich erzählerischer Perspektiven aufgewühlt werden,  während man aus dem Handgelenk ein paar einzigartige Slapstick-Einlagen schüttelt. Das muss man erst mal nachmachen. Und dass die Serie sich auch in hochdramatischen Sequenzen nie zu schade ist, einen aufsässigen Witz dreist zum Besten zu geben, lässt kleine Temposchwierigkeiten schnell vergessen werden.

Farscape bleibt immerhin auch in Runde drei dem wunderbaren Erfolgskonzept treu, die kaputtesten, und ausgeflipptesten Ideen erst rücksichtslos auszuformulieren, sie dann hartnäckig als Standard zu etablieren und sie dem Zuschauer schließlich so lange um die Ohren zu schleudern, bis er sie als Normalzustand akzeptiert und beobachten kann, wie die außerordentlichsten Triebe aus ihnen keimen.
All den abgedrehten Absurditäten zum Trotz nimmt dieser mit Puppen und Wahnsinnigen bestückte Space-Kompost sich selbst in jeder Minute ernst und vollbringt das Kunststück, auch vom Zuschauer in den richtigen Momenten auf den richtigen Ebenen ernstgenommen zu werden. Nie wird vergessen, dass jede Ausgelassenheit, jeder unbekümmerte Jux in die vielschichtige Tragik der Geschichte eingelassen ist. Und das ist einfach das Besondere an Farscape und macht die Serie zu einem wirklich einzigartigen Kunstwerk.

Die Serie wird auch größer. Mehr überzeugende Handlungsorte, mehr von dem aufregend finsteren Design. Schiffe und Planeten sehen gleichsam düster und gut aus. Alles wird einen Deut epischer, während das Private gewahrt bleibt – großteils zumindest, denn einen bisschen unpersönlicher ist der ganze Umzug schon, da das typische Moya-Kammerspiel zurückweichen muss, damit die Serie sich nicht in Wiederholungen verliert. Aber wirklich nur ein bisschen.
Die schweren, mächtigen Momente, die durch die Kursänderung hervorgerufen werden, fängt die Kamera mit  angemessener Dramatik ein und wenn es drauf ankommt, steht die kleine, immer schon leicht trashige Serie den großen Kinoproduktionen in nichts nach. Das eindringliche Aufeinandertreffen in Folge 20 beispielsweise wirkt durch und durch erhaben. Jede Einstellung sitzt, jeder Blick hat seine Berechtigung und die Musik ist sich trotz ihrer charakteristisch charmanten Zweitklassigkeit in jeder Note absolut sicher. Angenehm ist, dass trotz der erzählerischen Breite und den weitrechenden Konsequenzen der Ereignisse von Staffel 3 nie emotional, pathetisch oder kitschig, nie peinlich wird. Auch die großen Schritte erfolgen zumeist im Stillen.

Fazit

Wenn der gute John eingepfercht mit dem Bösen in einem winzigen Flieger durch ein Wurmloch braust und sinniert „Yes, this is a real kodak moment.“ fasst das nicht nur die Situation, sondern gleich die ganze Serie mit köstlicher Farscape-Eleganz zusammen.
Auch wenn Staffel 2 stets der Höhepunkt der Serie bleiben wird, so muss sich auch der Rest in keiner Sekunde verstecken.
Viel Charakterarbeit, Witz, Spannung, Dramatik und Wahnsinn bilden auch nach drei Staffeln ein unwiderstehliches Gebräu, das ziemlich komisch riecht und absolut süchtig macht.

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