Star Trek Beyond

50 Jahre. 13 Filme. Sechs, in ein paar Monaten sieben Serien. Einfluss, den man sich größer kaum vorstellen könnte. Eine gewaltige kulturelle Säule also, gegenüber der der Zorn über eine neue Ausrichtung des Franchises wie eine Brise des Zeitgeistes wirken muss. Und dennoch – und zum Glück – Star Trek erhitzt die Gemüter, gerade wegen seiner Generationen umschließenden Wirkmacht. Nachdem J.J. Abrams quasi als Hebamme einer frischen Reinkarnation bei Star Trek und Star Trek Into Darkness fungierte, ist es nun ausgerechnet Justin Lin, der durch 4 Episoden Fast & Furious zu Ruhm kam, der in diesem Jahr das das Steuer der Enterprise übernimmt und sie in windigere Gegenden bringen soll.

My dad joined Starfleet because he believed in it. I joined on a dare.

Story

Die Halbzeit ihrer fünfjährigen Mission knapp überschritten, läuft die USS Enterprise in den Hafen der Sternenbasis Yorktown ein. Gerade angekommen, ereilt das interstellare Zentrum der Föderation prompt ein Hilferuf: Eine Mannschaft sei auf einem Planeten bruchgelandet, der von biestigem Staub umgeben ist. Wie der Zufall es will, ist nur die Enterprise für diese Mission gewappnet. Und so begibt sich die Crew zu den angegebenen Koordinaten. Das Problem ist jedoch nicht der Staub, sondern eine bisher unbekannte und der Enterprise überlegene Waffe, die das Schiff auf dem unbekannten Planeten bruchlanden lässt.
Ein Großteil der Mannschaft ist tot oder entführt, ein fieser Schurke namens Krall zieht die Strippen und ist auf der Jagd nach einem Artefakt, das sich im Besitz der Enterprise befand, und nur ein kleines Grüppchen der Crew operationsfähig und in Freiheit.

Kritik

Wie so oft verrät auch bei Star Trek Beyond der Anfang schon eine Menge über den ganzen Film. Die erste Sequenz leitet den dreizehnten Film der Reihe – eigentlich in guter Tradition – mit komödiantischem Gerangel sein. So richtig witzig ist das aber nicht, dafür sehr mittelprächtig einem Computer entrungen. Aber es zeigt, wohin die Fahrt gehen soll: Kurz, hektisch, unterhaltsam – fern vom Epos und Pathos der beiden Vorgänger.
Die Witze bleiben auf mäßigem Slapstick-Niveau und schnell stellt sich der Verdacht ein, dass sie auch gar nicht wirklich darauf aus sind, bahnbrechend komisch zu sein, sondern sich bescheiden am Rand halten; zu klein, um fad zu sein, zu dumm, um gut zu sein. Und damit ist die Kategorie Humor in dieser Rezension abgehakt. Er ist da, er ist weder pointiert oder einfallsreich noch gut getimt. Er ist einfach nur da und sorgt dafür, dass die Angelegenheit nie zu düster wird. Reines Mittel zum Zweck.
Ansonsten präsentiert sich Justin Lins Version von Star Trek wenig überraschend als ein Fest für Schaulustige. Opulente Raumstationen werden zu schwelgender Orchestermusik ausgiebig von der Kamera umschmeichelt, die Kreaturen sind comikhafter, noppeliger und schleimiger als bisher. Star Trek war schon mit Abrams‘ Taufe längst kein linientreuer Besonnenheitstest, jetzt aber wird es wirklich wild, schnell und kunterbunt. Die Bilder werden munter rein- und rausgezoomt, verkantet und mit Effekten überkleistert. Das macht dann und wann was her, hat aber selten Sinn. Wäre 2009 nicht Star Trek, sondern Star Trek Beyond der Serienneustart gewesen, die Fangemeinde hätte sich eine Version à la Abrams sehnlichst herbeigesehnt. So wurde sie darauf vorbereitet und erhoffte sich nicht allzu viel Stiltreue. Anfangs war James T. Kirk ein Rebell, dessen Verhalten mit Welt nicht zusammenpassen wollte. In Justin Lins Version ist diese Welt viel angepasster an den Raufbold-Captain. Und hier sind wir nun.
Die Action aber kann durchaus was. Als die Enterprise recht zu Beginn von etwas Unbekanntem invadiert wird, stimmen Inszenierung und Spannungsaufbau, die Lichtstimmung macht einiges her und auch einige Bilder wissen zu beeindrucken. Ebenfalls fällt hier erstmals auf: Es wurde sich große Mühe mit der Musikuntermalung gegeben. Außerdem bleibt das Chaos übersichtlich, die Schnitte überschlagen sich nicht und die Abfolge der Szenen ist inhaltlich wie dramaturgisch nachvollziehbar – mit einer Ausnahme. Nichts davon ist für die Ewigkeit, doch aber für ein paar kurzweilige Minuten Action gut.
Dass man mit der aus dem Trailer schon zu genüge bekannten Zerstörung der U.S.S.  Enterprise so hochstapelt, ist fast schon schade, denn es untergräbt den eigentlichen Kern des Filmes: Ein kleines Abenteuer, bei dem mal nicht die ganze Föderation auf dem Spiel steht, sondern die Crew ein „einfaches“ Abenteuer erlebt. Das, was der Enterprise-Besatzung ja eigentlich in der Regel widerfährt. Zudem funktioniert die Destruktion USS Enterprise NCC-1701 als Symbol überhaupt nicht, weil es inhaltlich schlicht nicht zum Rest des Filmes passt – ganz im Gegenteil zu dem Ende dem Schiff der originalen Zeitlinie in Star Trek III: Auf der Suche nach Mr. Spock. Es scheint ein wenig so, als würde die Zerstörung hier primär herbeigeführt worden, um eine Parallele zu dem „ersten dritten Teil“ von 1984 heraufzubeschwören.
Doch zurück ins Jahre 2016: Es geht in Wahrheit natürlich schon um die ganze Föderation und die wirklich großen Dinge, aber immerhin nur auf dem Papier. Prinzipiell aber gibt es endlich eine richtige, wenn auch durch Fremdeinwirkung aufgezwungene Außenbordmission, endlich eine fremde Planetenoberfläche, die für mehr als nur eine Actionsequenz zu herhalten darf, sondern hier eben Schauplatz einer langen Abfolge von Actionsequenzen ist. Denn Charakterentwickung passiert hier nur am Rande. Auch hier bleibt Star Trek Beyond also, wenn man so möchte, einer „Standard-Mission“ treu. Dazu passt, dass sich als Antagonist ein stumpfer Bösewicht mit fadenscheinigen, kaum im Ansatz ausgearbeiteten Motiven präsentiert. Auch hier gilt: Mittel zum Zweck.
Optisch dominieren Mittelklasseeffekte, gerade bei kurzen Ausflügen zu räumlich beschränkteren Handlungsstätten, wo die CGI-Horizonte nicht auffällig die Stimmung löchern, kommt dann und wann tatsächlich ein wenig das Außenbord-Feeling der originalen Serie auf.
Nur wirklich spannend ist das Ganze nicht – leidlich unterhaltsam auf jeden Fall, doch die Dringlichkeit der Situation wird nie zureichend transportiert. Und so bleibt Star Trek Beyond ein kleiner Action-Happen für zwischendurch, ehe nächstes Jahr mit Star Trek Discovery endlich wieder eine Serie an den Start geht.

Fazit

Vor allem beim ersten Trailer, der Speerspitze der Werbekampagne zu Star Trek Beyond konnte man nicht zu Unrecht etwas Übles befürchten. So schlimm kam es nicht, nicht einmal annähernd. Ein Geniestreich hat sowieso niemand erwartet und so bietet der dreizehnte Kinoausflug von Star Trek ordentliche Außenbord-Action ohne Tiefgang oder weitreichende Folgen. Sicher, ein 50. Geburtstag einer solch altehrwürdigen Begleiterin der Popkultur hätte vielleicht eine bessere Feier verdient. Aber letztlich ist es nur ein Fragment eines narrativen Netzwerks, das selbst schon fast in die Unendlichkeit gewachsen ist.
Kein großer Wurf, aber auch kein Rohrkrepierer, sondern simple Unterhaltungskost, die sich selbst nicht zu wichtig nimmt.
Nur „Beyond“, wie der Titel suggeriert ist hier rein gar nichts – auch bei Einnahme abenteuerlicher Perspektiven mag sich die Bedeutung dieses Wortes nicht erschließen.

Riddick

Pitch Black kostete 23.000.000 Dollar und spielte ein Vielfaches ein, Riddick: Chroniken eines Kriegers sollte der ganz große Wurf werden, verschlang fast fünfmal so viele Münzen wie der Vorgänger und floppte enorm. Somit musste Teil 3 Riddick: Dead Man Stalking zurück zu den Anfängen der Reihe, finanziell wie inhaltlich.

So this… this ain’t nothing new.

Story

Der frischgebackene Herrscher Riddick will seinen Heimatplaneten finden. Doch sein Stab betrügt ihn. Ein machthungriger Untergebener führt ihn zum falschen Planeten, um ihn dort zu morden. Riddick kann fliehen und scheppt sich verletzt über das feindselige Gestein. Nicht nur die dort ansässige Tierwelt will dem Furianer ans Leder, er muss auch zwei Söldnertrupps gegeneinander ausspielen, denn nach den 10 Jahre zurückliegenden Ereignissen von Pitch Black ist das Kopfgeld auf ihn in den meisten Ecken der Galaxie noch gestiegen. Und einer der Anführer hat eine ganz persönliche Rechnung mit dem Aussätzigen zu begleichen.

Kritik

Der Anfang bestätigt bereits, was der Trailer verspricht: Riddick ist nicht mehr Riddick, sondern wieder Pitch Black und trotzdem – je nach Auffassung vielleicht auch deswegen – durch und durch Riddick. Zusammen mit dem Budget wurden auch die Star Wars-Ambitionen des Sequels Chroniken eines Kriegers zurückgeschraubt. Keine zahlreichen Planeten mehr, keine fantasievollen Völker mitsamt Diplomatie, keine weitgespannte Mythologie und auch keine Necromonger. Die versprochene Reise in die Zwischenwelt bleibt aus. All das wurde über Bord geworfen. Zurück blieb, womit in Pitch Black vor nunmehr 13 Jahren alles seinen Anfang nahm.
Ein kleiner Film über einen wütenden Mann, der seit Teil 1 nichts dazugelernt hat, da er dort schon alles konnte. Aber es fehlen auch die großen Pläne, das Epische und der Mut, ein völlig neues Franchise um den brodelnden Antihelden aufzuziehen. Auch das ist Opfer fehlender Gelder geworden. Und so machte man das Beste draus und Vin Diesel widmete sich seinem Herzensprojekt und Lieblingscharakter. Und er tat was er konnte. Richard B. Riddick ist nun wieder kantiger und schmutziger, taff aber unsympathisch. Wieder der Schwerverbrecher aus dem ersten Teil, der zwar finsteres Charisma ausstrahlt, dem man aber zu keiner Tageszeit begegnen möchte und der nie einen Hehl aus seiner totalen Überlegenheit macht. Er selbst sagt es. Der Fehler, zivilisiert zu werden, muss umgekehrt werden. Gesagt, getan. Seine Zeit als Politiker war ihm ganz offenkundig eine Lehre. Zurück in die Zeiten der raubtierhaften Unberechenbarkeit. Passender Weise mit hyänenhaftem Schoßhund.

Die ersten Minuten vergehen schweigend. Der Held mit umgekehrten Vorzeichen hat mehr Wunden, als er lecken kann, und muss sich gegen die Gefahren eines durch und durch menschenfeindlichen Planeten durchsetzen. Wer Riddick kennt, der weiß aber, er ist zäher, gerissener und im Zweifelsfall eben sturer als jeder mögliche Gegner, ob nun Mensch, Tier oder anderes. Anfangs wird alles, was geschieht, noch mit Riddicks Stimme, grollend, gurgelnd und tief wie der Erdkern mit machohaft knappen und zynischen Sprüchen kommentiert. Schade nur, dass seine zahlreichen Onliner selten einfallsreich und dafür umso öfter ganz schön dämlich sind. So ist der Held nicht annähernd so cool, wie er sein will und könnte. Aber Riddick ist immer noch Riddick und damit immer noch basierter, abgebrühter und so groovy wie fast alle anderen Einzelkämpfer des Filmuniversums zusammen.
Umso gewagter die Entscheidung, eine ganze Weile nach dem Epilog nicht über Riddicks breite Schultern hinweg zu schauen, sondern über die der Söldnergruppen, die Jagd auf den Furianer machen und dabei in bekannter Manier und ohne Kraftanstrengung dezimiert werden. Auch das erinnert an Pitch Black, doch will man spätestens seit dem zweiten Teil schlichtweg mehr vom rüden Glatzkopf sehen und weniger vom Rest, der eh nur dazu dient, den Protagonisten triumphieren zu lassen. Schließlich ist es sein Film. Entsprechend groß ist die Fallhöhe zwischen Einführung dem Katz-und-Maus-Spiel, das nie spannend wird, da Riddick zu keiner Sekunde die Kontrolle zu verlieren scheint. Darüber hinaus behält er sie durch nicht sehr einfallsreiche Mittel. Dieser Part bietet bloß Genredurchschnitt. Inklusive einer duschenden Katee Sackhoff (Battlestar Galactica).
Sobald die Aufmerksamkeit wieder auf dem Titelgeber liegt, macht Riddick aber auch wieder Laune. Das Tempo im letzten Drittel wird ein gutes Stück gesteigert, die Einzelteile fügen sich zusammen und es bleibt unoriginell, dabei aber auch gehörig unterhaltsam.
Die Bezüge zu den ersten beiden Teilen stellen sich als reichlich bemüht heraus, sind aber wenigstens vorhanden. Auch ist es ja leider fast schon guter Genreton, dass sich diverse Figuren reichlich stupide aufführen und die sinnvollsten und naheliegendsten Möglichkeiten nicht ergriffen werden, damit der Film nicht verfrüht endet. So was nagt an Spannung und Stimmung, kann den Sci-Fi-Reißer aber nicht kaputt machen.

Fazit

Riddick kehr wie erwartet ganz tief zu den Wurzeln zurück und setzt alles auf Null. Das funktioniert ähnlich gut wie einst in Pitch Black, lässt die ausufernde Fantasie des zu Unrecht oft gescholtenen Sequels aber wieder in der Versenkung verschwinden.
Ein sehenswerter Genrefilm, aber auch trauriges Zeugnis einer vom zahlenden Publikum abgelehten Chance.

Star Trek Into Darkness

Schritt zwei in J. J. Abrams‘  alternativer Star Trek-Zeitlinie, die alles erlaubt und dennoch versucht, Bewährtem treu zu bleiben, wenigstens aber mit Verbeugung Ehre zu erweisen.
Der Vorgänger, schlicht und vielsagend einfach Star Trek genannt, wurde nach großer Anfangsskepsis bei alten wie neuen Fans fast einmündig mit Zustimmung aufgenommen.
Für das Sequel zu seinem für vier Oscars nominierten Überraschungserfolg stand LOST-Schöpfer Abrams vor dem Problem, das jeder Sequel-Regisseur hat: Wie an den Ersterfolg anknüpfen, ohne eine leere, lautere, größere Kopie des Vorgängers zu kreieren?

Enjoy these final moments of peace.

Story

Die letzte Routinemission der Enterprise verlief riskant, endete glimpflich und missachtete die Hälfte der Regeln im Sternenflotten-Kodex. Unter anderem die oberste Direktive: Nimm keinen Einfluss auf die Entwicklung fremder Kulturen.
Als Strafmaßnahme wird die Crew der Enterprise aufgelöst, Spock versetzt und Kirk zurück auf die Akademie geschickt. Ein Plan, der jedoch nicht umgesetzt werden kann, weil in diesem Moment ein mysteriöser Terrorist, der sich John Harrison nennt, einen Anschlag auf die empfindlichste Stelle der Föderation verübt und viele hochrangige Mitglieder ihr Leben geben müssen. Unter ihnen auch ein enger Vertrauter Kirks. Harrison setzt sich auf einen leeren Planeten im klingonischen Reich ab. Eine Verfolgung wird dadurch schwierig, denn ein Grenzübertritt würde Krieg zwischen Klingonen und Föderation provozieren.
Admiral Marcus beauftragt Kirk mit einer geheimen Mission. Er soll mit vertrauter Crew und Enterprise zum Rand des klingonischen Territoriums durchdringen und von dort aus spezielle, nicht ortbare Torpedos auf den Planeten abfeuern.
Doch der Crew kommen Zweifel an der Richtigkeit der Operation. Sie beschreiten einen Weg, der sie direkt zum charismatischen Terroristen führt, hinter dem sich weit mehr verbirgt als anfangs vermutet.

Kritik

Spektakel. Röhrende Monster, brodelnde Vulkane, Ein Raumschiff im Ozean, auf der Suche nach Mr. Spock und eine Hatz durch Rot. Star Trek Into Darkness beginnt als steiles Tohuwabohu, ganz wie erwartet und noch ein bisschen mehr. Capt. James Tiberius „Jim“ Kirks Ruf als James Dean des 23. Jahrhunderts wird im Vorbeigehen gefestigt, es gibt Sex mit zwei Kzintis und am Rande wird auch der Bösewicht der Stunde eingeführt. Leute und Waffen werden gefeuert, es kracht, fliegt, schleudert, explodiert – und dann ist es erst einmal ruhig.
Der Crew, die im Vorgänger noch mühsam zusammengeführt und –geschweißt wurde, droht bereits die Zerspliterung, die Föderation ist ratlos und der Feind nicht nur übermächtig, sondern auch so undurchschaubar wie unsichtbar.

Uhura, Scotty, Pille, Chekov, Sulu und Konsorten werden zum Glück nicht abermals eingeführt, sondern bauen auf dem auf, was durch Teil 1 bekannt ist. Sie erfahren sämtlich eine respektvolle Weiterentwicklung und niemand wirkt überflüssig. Nur die Krise zwischen Spock und seiner Liebsten wirkt ein wenig aufgesetzt, da sie im Gesamtverlauf keinen Sinn hat. Ähnlich verhält es sich mit der tiefer werdenden Kluft, die zwischen dem rationalen Halbvulkanier und dem egozentrischen Kapitän mit Hang zu Kurzschlussreaktionen klafft. Die Thematisierung dessen ist wichtig, doch die Art und Weise wirkt zu aufgesetzt und losgelöst vom Rest der Geschichte. Das ist gerade deshalb bedauernswert, weil die Charakterarbeit des Science-Fiction-Filmes ansonsten durch perfekte Ausgewogenheit besticht.
Über viele Finten und falsche Fährten, die schon in den ersten Trailer sorgfältig ausgelegt wurden, stürmt der Film durch seine Geschichte. Das Bemerkenswerteste: Es ist gar nicht so wichtig, dass diese ich im Weltall abspielt, denn der eigentliche Konfliktort sind die Figuren. War es in Star Trek von 2009 noch relevant, dass von A nach B geflogen wurde, ist die Reise in die unendlichen Weiten hier eine rein charakterliche, während das Schiff im Hauptteil ohne wirkliches  Ziel im All herum mäandert. Das ist interessant und löst das Fortsetzungsproblem: Star Trek Into Darkness ist noch dasselbe wie in Teil 1, geht aber eine ganz andere Richtung. Eine gute Idee, die ebenso gut funktioniert.
In Sachen Witz hat man sogar ein wenig neukalibriert. Die Späßchen tauchen etwas seltener auf, dafür werden sie bei Stasttfinden aber auch groß zelebriert. Das ist manchmal zu viel des Guten und einige Pointen enden auch im Leeren, doch meist stimmen Timing und Idee. Etwas schade ist nur, dass ausgerechnet der traditionell trockene Pille ein paar wirklich platte Sprüche aufsagen muss.
Die Balance zwischen Ernst und Beschwingtheit ist dafür optimiert worden. War Teil 1 an einigen Stellen noch zu schwerelos, ist die Bedrohung nun präsenter. Am Ende wird der Witz sogar beinahe gänzlich rausgenommen. Die gestiegene Ernsthaftigkeit ist natürlich auch dem Schurken zu verdanken. Schließlich besagt eine alte Faustregel ja, dass ein Film nur so gut sein kann wie sein Antagonist. Und Benedict Cumberbatch gibt einen wirklich famosen Erzbösewicht, dessen doppelbödiges Gehabe gleichermaßen unter Protagonisten wie Zuschauern Verwirrung stiftet. Gefallen lassen muss sich die Figur aber, dass ausgerechnet ihre initiierende Handlung im Film kein Motiv hat, das sie wirklich rechtfertigt. Trotzdem ist der Gegenspieler hier mit großem Abstand besser als Eric Banas Nero aus Star Trek XI, der zwar viele Möglichkeiten andeutete, davon aber keine gebrauchte.

Stören könnte man sich daran, dass der Film in unverkennbarer Traumfabrik-Manier die Action-Einlagen mit einer Regelmäßigkeit geschehen lässt, nach der sich die Uhr stellen ließe. Doch ändert das nichts daran, dass auf diese zutrifft, was sich auch über die Geschichte und eigentlich den Film als Ganzes mit Bestimmtheit sagen lässt: Es macht ungeheuren Spaß, das zu verfolgen. Besonders die Geschichte ist vorbildlich erzählt und wirft tatsächlich immer wieder aufs Neue die Frage auf, wohin das Ganze wohl führen wird. Zwar liegt das daran, dass Abrams tut, was er am besten kann, und einfach wichtige Informationen bis zum Schluss vorenthält, sodass etwas eigentlich gar nicht so Interessantes den Schein des Geheimnisvollen erhält, aber auch hier muss anerkennend zugestanden werden, dass der Plan des Filmes voll aufgeht. Nur wird Star Trek Into Darkness bei weiteren Sichtungen wohl oder übel schneller mit Abnutzungserscheinungen zu kämpfen haben, als noch sein Vorgänger. Die hervorragende Technik und die sympathische Chemie zwischen den Figuren werden aber auch dann noch ungebrochen Spaß bereiten, der bis zum großangelegten, mehrstufigen Finale anhält.

Fazit

Star Trek ist vielleicht der bessere Film, aber Star Trek Into Darkness die perfekte Fortsetzung. Eine gute Balance aller Elemente lässt die über 2 Stunden im Fluge vergehen.
Dass der zweite Teil unter Umständen nicht mehr ganz so frisch und fruchtig wirkt, liegt einfach am fehlenden Überraschungseffekt. Dieses Mal waren die Erwartungen enorm, bei Teil eins noch gediegen. Aber dieser Fehler ist nicht am Film zu suchen. Dass Abrams einen anderen Weg mit gleicher Stärke für seine Fortsetzung gewählt hat, stellt sich als perfekte Entscheidung heraus.

Dredd

Nach 17 Jahren wird sich ein zweites Mal an der Verfilmung der Comicserie 2000 AD versucht und wieder greift man hierfür auf den prominentesten der Protagonisten zurück. Drehbuchautor und Schriftsteller Alex Garland (Sunshine, 28 Days Later) ist bekennender Fan der Figur und unternahm den Versuch, die Panel auf der Leinwand zum Leben zu erwecken.

Welcome to the inside of your head.

Story

Randgebiete und ländliche Gegend sind bis zur Unbewohnbarkeit verstrahlt, weshalb die Menschheit in gewaltigen Metropolen zusammengepfercht lebt. Eine dieser Städte ist Mega City One, welche zugleich neuer krimineller Schmelztiegel ist. Sechs Prozent der gesamten Delikte können aktiv geahndet werden. Während das Verbrechen sich quantitativ wie qualitativ ins totale Extrem gesteigert hat, rüstet der Polizeistaat mit Einheiten auf, die mehr Maschine als Mensch sind und für das Gesetz in seiner ganzen Radikalität leben, die Judges: Personen, die sich mit Leib und Seele der Verbrechensbekämpfung verschrieben haben, in archaischer Rüstung und mit absoluter Hightech-Ausrüstung gehen sie auf Streife gehen und berechtigt sind, die Gesetzesbrecher nicht nur aufzuspüren, sondern auch an Ort und Stelle zu verurteilen und die Vollstreckung durchzuführen.
Dredd, die Speerspitze dieser wandelnden Gerichtshöfe, wurde gerade beauftragt, die neue Rekrutin Cassandra auf Tauglichkeit für den Beruf zu prüfen. Eigentlich ungeeignet, macht ihre psionische Begabung sie attraktiv für die Institution .
Gemeinsam nehmen sie die Spur einer Drogenbande auf, die das gefährliche Mittel Slo-Mo in der Großstadt verbreiten, das nach Einnahme die Zeitwahrnehmung stark beeinflusst und hochgradig süchtig macht. Als sie einen Verdächtigen in einem Hochhaus festnehmen, kommt Strippenzieherin Ma-Ma auf den Plan. Diese residiert am Einsatzort und hat die vollkommene Kontrolle.
Aus Angst, der Gefangene könnte plaudern, riegelt sie den gesamten Gebäudekomplex ab und eröffnet die Treibjagd auf Judge Dredd und Cassandra.

Kritik

Der 1995er Science-Fiction-Film Judge Dredd mit Sylvester Stallone (Demolition Man), der einen Dredd mimt, der drauf pfeift, den Helm immer auf der Rübe zu haben, hat seine Fans und trägt einen gewissen Kultcharakter. Die Mischung aus Trash und recht hohen Produktionswerten ist durchaus nett anzusehen, eine adäquate Verfilmung des zugrundeliegenden Comics 2000 AD ist sie aber keineswegs.
Genau hier kommt die diesjährige Neuaflage Dredd ins Spiel, bei der als allererstes auffällt, wie wichtig es ihr ist, die Vorlage  zu ehren. So gibt es eine kurze Charakterisierung von Mega City One, Richter Dredd bleibt über die volle Lauflänge brav das gesichtslose Gesetz, fährt sein charakteristisches Motorrad und neigt nicht dazu, Gefangene zu machen.
Ein Aspekt, den beide Adaptionen gemeinsam haben, ist der Umstand, dass sowohl Danny Cannon, Regisseur des ersten Teils, als auch Pete Travis, Regisseur des zweiten Teils, wenige Glanzlichter in ihrer filmischen Vita haben. Dass hier wie da kein Meister am Werk war, merkt man den Filmen fraglos an. Beide sind routiniert und laufen ohne größere Patzer ab, wirkliche Höhepunkte bleiben jedoch aus. Dredd punktet dafür mit einer düsteren Zukunftsvision und der sorgfältigen Vorlagentreue. Das führt dazu, dass der Film auch ohne großartige Geschichte oder Charakterbindung für 95 Minuten effektiv in eine stockfinstere Welt entführt, in der das Böse so übermächtig geworden ist, dass es nur noch mit seinen eigenen Mitteln bekämpft werden kann. Das Grundgerüst stimmt also. Mit passendem Inhalt wurde es nur leider nicht gefüllt.
Dabei wird das brutale Rechtssystem der grimassenhaften Zukunft nicht angeprangert, aber auch nicht glorifiziert. Kritik findet in kleinen Gesten statt, wenn etwa im Prolog ein Kaufhaus im Anschluss an eine Schießerei mit einem Reinigungsfahrzeug von allen hässlichen Anblicken befreit wird, damit die Zivilisten wenige Minuten später wieder ungestört shoppen können. Und natürlich in der Person des Sidekicks Cassandra Anderson, der Dredd begleitet und vormals der anderen Seite der Waffe angehört hat. Der Grund für Cassandras Rekrutierung ist eine einmalige Fähigkeit, die für den Verlauf der Handlung nahezu bedeutungslos ist.
So rasch und gehetzt wie die Welt vorgestellt wird, so knapp fällt auch die Vorstellung der behelmten Gesetzesvertreter aus. Wer genau Dredd ist, darf genau wie seine Klon-Natur ruhig im Dunkeln bleiben, da er schließlich nur ein Krieger unter vielen ist. Doch bietet die Comicwelt auch abseits hiervon viele spannende Details, die man problemlos hätte einführen können, um den Gesichtslosen trotz allem ein wenig Gesicht zu verleihen. So muss sich der Zuschauer mit Karl Urbans Kinn, seinen hängenden Mundwinkeln und grimmig geknurrten Dialogen zufriedengeben, die leider ziemlich platter Natur sind.
Den Rest muss man sich selber denken. Selbiges trifft auch auf Antagonist Ma-Ma zu, die wie so vieles an dem Film nach vielen ungenutzten Möglichkeiten aussieht. Sie delegiert ganz wie der The Raid-Bösewicht die Schergen aus dem obersten Stockwerk und wartet darauf, sich als Endgegner stellen zu müssen, während ihr jedweder Raum für Entwicklung abgesprochen wird. Dennoch hat ausgerechnet Lena Headey (Terminator: S. C. C., 300) in der Rolle des durchtriebenes Narbengesichts als einzige die Gelegenheit, darstellerisch zu glänzen. Sie spielt ihren Charakter auf brüchige Weise kontrolliert, sodass man trotz des Kalküls ihres Treibens ständig die große Explosion erwartet. Das soll übrigens nicht heißen, dass Karl Urban schlecht spielen würde, im Gegenteil. Das, was er mit seinem verdeckten Gesicht zu machen in der Lage ist, bestätigt ihn als ideale Besetzung für die Figur des gnadenlosen Vollstreckers. Nur braucht es dafür einfach nicht viel.
Trotz der wirklich sehr stupiden Sprüche erreicht der Genrefilm aber kein Lockout-Niveau, dafür funktioniert die ganze Sache doch zu gut.

Zu der sehr simplen und von Überraschungen freien Geschichte gesellt sich, dass Dredd das Pech hat, nur kurze Zeit später nach dem bereits erwähnten spektakulären The Raid in die Kinos zu kommen und sich aufgrund des quasi identischen Plots Plagiatsvorwürfe gefallen lassen zu müssen, obwohl man kaum voneinander abgeguckt haben dürfte. Schlechtes Timing.
Die Handlung in kleinem Rahmen ist des Filmes größte Bürde. Dredd bietet bei weitem nicht so viele Staunwerte wie The Raid und auf der anderen Seite mangelt es am räudigen Comic-Charme, wie der leider gänzlich unbeachtete Punisher: War Zone ihn hemmungslos versprüht. Das Ergebnis ist ein kleiner, schwarzer Bastard, dem man ansieht, dass er theoretisch viel mehr hätte sein können. Man stellt sich unweigerlich die Frage, wie der Film wohl geworden wäre, wenn Pete Travis freie Hand gehabt hätte. Der Regisseur hegte nämlich eine Vorstellung vom fertigen Produkt, die das Studio nicht zu teilen bereit war, weshalb er nach Vollendung des Drehs sofort das Weite suchte.
Natürlich ist es nicht zwangsläufig eine Fehlentscheidung, die inhaltlichen und räumlichen Parameter so weit wie möglich zu reduzieren und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Doch gerade beim Wesentlichen hapert es an zu vielen Stellen.

Die synthetische Droge Slo fungiert gleichermaßen als Starthilfe für die Story wie als Ausrede für einen ganzen Güterzug beladen mit Zeitlupe. Eine Ausrede aber, die recht überzeugend vorgetragen wird. Der Effekt wird so eingesetzt, dass man als Zuschauer annährend nachvollziehen kann, warum diese Droge genommen wird. Die Welt ist, auf langsam gedreht, eine fast schon zur Gänze unbekannte, in der der Alltag in bizarrer Schönheit neu geboren wird und in der selbst das Sterben sich lohnt.
Dredd ist ein Film für Gorehounds. Diese werden ihren Spaß an dem Reißer haben, während sich alle anderen vermutlich angewidert abwenden, sobald nach 20 Minuten zum ersten Mal in einem Zeitlupeneffekt, der an Stillstand grenzt, Köpfe und Körper von Kugeln durchdrungen werden und das CGI-Blut mit einer perversen Ästhetik durch das Bild und in 3D auch durch den Kinosaal flattert. Auch ansonsten besteht der primäre Reiz des Filmes darin zuzusehen, wie ein Mann mit verdecktem Gesicht zu elektronischem Gewummer Leute richtet.

Fazit:


Während Dredd sich atmosphärisch keine Blöße gibt, funktioniert das kompromisslose Spektakel in Sachen Story leider nicht ganz so hervorragend. Wer vor den zelebrierten Gewaltexzessen nicht zurückschreckt, kann ruhig einen Blick in die pessimistische Zukunft werfen, Fans der Vorlage tun dies sowieso.
Für alle anderen dürfte der Film aber zu speziell und zu einseitig ausfallen.
Eine Fortsetzung wäre trotzdem und deswegen mehr als wünschenswert. Einfach deshalb, weil rabiates Genrekino dieser Tage rares Gut ist und das Szenario eine Fülle an unverbrauchten Möglichkeiten bietet.

Priest

Scott Charles Stewart hat sich einige Jahre um visuelle Effekte, die während der Postproduktion eingefügt werden, gekümmert. Er hatte seine Finger unter anderem bei Mars Attacks!, Sin City, dem Final Cut von Blade Runner, Vergessene Welt: Jurassic Park, Iron Man und The Host im Spiel. 2009 gab er mit dem desaströsen Legion sein Langfilmdebut. Zwei Jahre später folgte, ebenfalls mit  Paul Bettany in der Hauptrolle, Priest, der sich vage auf die gleichnamige koreanische Comicserie bezieht, aber stark von Geschichte und Szenario abweicht, um es schlechter zu machen als die Vorlage.


I have questions and doubts.

Story

Den Priestern hat es die Menschheit zu verdanken, dass die dunkle Vampirbrut eingedämmt werden konnte. Die katholische Kirche hat diese Kriegerkaste ins Leben berufen und die Anwärter zu reinen Vampirjägern abgerichtet. Jetzt, da der Jahrhunderte andauernde Krieg zwischen den Spezies beendet ist und die Vampire nahezu ausgerottet und ihre jämmerlichen Überbleibsel in Reservaten zusammengekehrt wurden, gibt es keine Verwendung mehr für die klerikalen Van Helsings. Sie geraten in Vergessenheit, werden verleugnet und erfüllen niedere Aufgaben in den abgeschotteten Metropolen, in welche sich die Menschen zurückgezogen haben.
Eines Tages wird die Hauptperson, die wie seinesgleichen schlicht „Priester“ heißt, darüber informiert, dass Vampire über die im Außengebiet liegende Behausung seines Bruders hergefallen sind.
Obwohl die Kirche ihm eindeutig verbietet, die Jagd wieder aufzunehmen, und die Existenz frei marodierender Blutsauger rigoros abstreitet, begibt sich der Priester auf die Suche den Ungeheuern.
Und natürlich wird er fündig.

Kritik

Nach einer gänzlich nutzlosen ersten Szene startet der eigentliche Prolog und zeigt in stilvollen Zeichentrickbildern, was die Welt war, was aus ihr wurde und was sie nun ist. Priest ist nicht nur ein endzeitlicher Science-Fiction-Film, sondern spielt in einer gänzlich anderen Realität, in der die Existenz von Vampiren schon immer normal war.
Die Welt von Priest ist schön konzipiert und wird in teils imposanten Bildern vorgestellt. Das Land vor den Siedlungen ist eine leere und grenzenlose Einöde, die ganz aus Sand besteht. Selbst große Metropolen wirken inmitten der alles verschlingenden Wüste nichtig und unbedeutend. Die Städte sind ein Geflecht aus schmutzigen Ecken und wer sündigt, begibt sich in einen Beichtstuhl, der ähnlich einladend wirkt wie die Exemplare in THX 1138.
In der kahlen Leere jenseits der Städte ragen gewaltige Statuen empor, die zeigen, was die Menschen aufgaben, indem sie von Zeiten zeugen, an die sich niemand mehr erinnern kann. Abgebrochene Reste einstiger Wolkenkratzer sind das einzige, was daran erinnert, wie die Menschen einst gelebt haben.
Die Welt wirkt spannend und stimmig. Die Idee, Kampfpriester in eine theokratische Steampunkwelt zu stecken und gegen grässliche Halsknabberer kämpfen zu lassen, ist so trashig wie superb.
Nur leider nützt die schönste Bühne nicht, wenn Figuren und Geschichte zum Verzweifeln sind und dem tollen Szenario nicht mal im Ansatz gerecht werden.

Jede Figur ist ein wandelnder Stereotyp, jeder spukt große Töne und Gut und Böse sind von vornherein klar definiert. In dieser Hinsicht unterscheidet sich Priest gar nicht so sehr von der Kirche, die im Film so schlecht wegkommt. Die Schauspieler machen ihre Sache eher mittelprächtig, werden ihren Abziehbilder-Figuren dabei aber gerecht. Paul Bettany, der den Priester im Zentrum spielt, leistet allerdings gute Arbeit und setzt sich von den typischen mystifizierten, eiskalten und zugleich lässigen Antihelden ein wenig ab. Sein Blick ist stets mehr kritisch als abgebrüht und manchmal scheint tatsächlich so etwas wie Priesterlichkeit durch.
Nur nützt das alles herzlich wenig, wenn jedes gesprochene Wort das nette Spiel sofort zunichtemacht.
Es  wundert kaum, dass die Figuren genau die Fehler machen, die man laut Klischee in einem Horrorfilm erwartet: Sich in Gefahrensituationen trennen, bei unheilvollem Lärm ans Fenster watscheln und die alles entscheidenden Pläne nicht im Vorhinein, sondern erst mitten in der Hektik ihrer Ausführung erläutern.
Natürlich: Einfach gestrickte Charaktere sind nicht zwangsläufig schlimm, wenn der Rest stimmig ist.

Viel schwerwiegender ist, dass es eigentlich gar keine Geschichte zu erzählen gibt. Zwei Kämpfer suchen ein Mädchen, das von Vampiren verschleppt wurde. Am Ende treffen sie den Oberbösewicht. Das war’s und der Abspann läuft. Man fühlt sich ein wenig so, als fiele nach dem ersten Akt eines Theaterstückes einfach der Vorhang. Der Science-Fiction-Film ist klar daraufhin ausgerichtet, Fortsetzungen nach sich zu ziehen. Der Film tischt in 87 Minuten das auf, was andere Filme in 20 Minuten verspeisen.
Dass als Lösung für alle Probleme der Priest-Welt simpler Sprengstoff genügt, steht stellvertretend für den Einfallsreichtum dieses Endzeitstreifens.
Natürlich: Selbst dann, wenn man sich bei Charakteren und Geschichte keine Mühe gibt, kann dank des coolen Szenarios noch ein brauchbarer Film herauskommen, solange die Action stimmt.

Doch auch die Konfrontationen mit den postapokalyptischen Spitzzähnen, die als hässliche Bestien mit unappetitlichem Glanz dargestellt werden und wie ein kleine Brüder von Spider-mans Venom wirken, sind kaum der Rede wert. Trotz zahlreicher Zeitlupen und einiger hilfreicher Gadgets, die der Priester aus seiner Kutte hervorzaubert, verlaufen die Kämpfe genauso uninspiriert und höhepunktlos ab wie der Rest des Filmes.

War The Book of Eli noch ärgerlich mit seiner sehr affirmativ christlichen Botschaft, ärgert Priest, weil die Kirche in ein so einseitig schlechtes Licht getaucht wird. Sie ist eine drakonische, durch und durch mittelalterliche Institution der Unterdrückung, die jeden Unsinn absegnet, solange er einem höheren Zweck dient. Eine solche Darstellung mag vor vielen Jahrzehnten noch aufregend und schockierend gewesen sein, in einem Werk des Jahres 2011 ist sie lediglich plump.
Plump ist nur folgerichtig auch die kirchliche Symbolik, wenn im Bildzentrum große Kreuze in ihre Einzelteile zerfallen.
Aber Dezenz ist in Priest eh nicht zu erwarten. Stattdessen wird jedes noch so offensichtliche Detail entweder deutlich buchstabiert oder aufdringlich mit Nahaufnahmen bedacht.

Fazit

Originell ist das adaptierte Szenario, abgeschmackt der ganze Rest. Flache Figuren, müde Kämpfe und eine schematische und eigentlich nonexistente Geschichte, die frei von Selbstironie erzählt wird. Das einzig interessante an Priest ist die Frage, was Paul Bettany, der früher selbst gläubiger Katholik war, dazu bewegte, in einem weiteren Film von Scott Stewart mitzuwirken.

Wer ein postapokalyptisches, in sich stimmiges und lange nachwirkendes Vampirmärchen sucht, der erweise sich selbst einen Gefallen und schaue stattdessen Stake Land.

Star Trek

Schwierig ist es mit Reboots. Bewertet man sie unabhängig oder misst man sie am Ursprungswerk? Lässt man die eigene Meinung über die Notwendigkeit eines Neustarts mit in die Wertung einfließen? Wie befangen ist man, wenn man dem Original nahesteht?
Bei Star Trek ist es sogar noch ein Stück komplizierter. Nicht nur, weil es sich bei Star Trek um Star Trek handelt, sondern auch, weil dieser Serienneustart eigentlich gar kein reinrassiger ist. Um der modernen Version von J. J. Abrams gerecht zu werden, versuchen wir Star Trek nicht zwanghaft durch Geordi La Forges VISOR zu betrachten, unsere Kindheit mit Kirk außen vor zu lassen und den Film somit nicht mit den Erwartungen verschiedener Generationen zu belasten. Das Schöne am neusten Abenteuer der Enterprise ist aber, dass es auch ohne diese Sonderbehandlung bestens unterhält.


Tiberius? Are you kidding me?

Story

Im Jahre 2233 wird die USS Kelvin vom romulanischen Raumschiff Narada unter der Führung des verbissenen wie verbitterten Nero attackiert. Das Föderationsschiff ist chancenlos. Die Kelvin vergeht in einer unausweichlichen Explosion und mit ihr der 12 Minuten zuvor zum Captain beförderte George Kirk.
Seine in den Wehen liegende Angetraute kann in letzter Sekunde entkommen und bringt inmitten des Tumults ihren Sohn James Tiberius Kirk zur Welt.
Wenige Filmsekunden später ist dieser ein paar Jahre älter und eine Art junger James Dean der Zukunft. Trotz anfänglicher Weigerung lässt sich Kirk nach einer klassischen Barrangelei überzeugen, die Sternenflottenakademie aufzusuchen, um die Fußstapfen seines Vaters zu füllen.
Derweil hat ein jugendlicher Spock auf Vulkan mit seiner menschlichen Abstammung mütterlicherseits zu kämpfen. Auch er wird Mitglied der Akademie und findet im Querdenker Kirk schnell einen Gegenspieler.
Die Rivalität kann auch dann nicht beiseitegelegt werden, als Nero und sein Schiff plötzlich auftauchen und Spocks Heimatplaneten bedrohen.

Kritik

2009 war es tatsächlich so weit. Trotz inhaltlichen Scheiterns von Star Trek: Der Aufstand und teilweise auch Star Trek: Nemesis, trotz finanziellen Scheiterns der sehenswerten und ignorierten Serie Star Trek: Enterprise und trotz eines zwischenzeitlich klammheimlich von Paramount Pictures eingestellten neuen Filmes schaffte es endlich ein neuer Star Trek-Ableger in die Kinos. Fast schon anmaßend der Titel, der schlicht nur Star Trek lautet, und dann auch noch von J. J. Abrams inszeniert.
Doch der Science-Fiction-Film hielt, was die Trailer versprachen und bietet sogar noch etwas mehr, als man zu hoffen wagte. Tatsächlich ist es dem LOST-Schöpfer gelungen, die 43 Jahre alte Serie in ihrem elften Kinoabenteuer frisch, jung und unverbraucht wirken zu lassen.

Der Prolog ist eine spektakuläre Schlacht, führt am Rande aber alle wichtigen Figuren ein. Dass nebenbei noch eine Geburt stattfindet, ist zwar etwas zu hoch aufgetürmte Dramatik, wird von Abrams aber tadellos in Form gegossen.
Die Schauspieler wurden allesamt hervorragend gewählt und sehen ihren Vorbildern – natürlich in jüngerer Form – verblüffend ähnlich. Auch machen sie ihre Job durchweg gut, wobei insbesondere den Hauptdarstellern Chris Pine und Zachary Quinto zu danken ist. Die beiden haben genug Merkmale vom Spiel ihrer Vorgänger übernommen, bewahren aber ausreichend eigene Persönlichkeit, um den Streithähnen Spock und Kirk gerade in gemeinsamen Szenen eine gut funktionierende und fast schon magisch vertraut wirkende Dynamik zu verleihen. Einzig das Heben der Augenbraue wirkt nicht annähernd so wunderbar wie bei Leonard Nimoy.
Im zweiten Prolog, der Kirks Jugend inklusive Nokia Product-Placement im Schnelldurchlauf erzählt, ist der halsstarrige Halbwaise etwas zu cool und lässig. Dies setzt sich in leicht gedrosselter Form auch auf der Akademie fort. Das ist in jeder Sekunde unterhaltsam, aber auch gewöhnungsbedürftig, wenn man das originäre Bild von Kirk verinnerlicht hat. Außerdem darf er im Laufe des Filmes gleich dreimal an einem Abgrund baumeln.
Die auffälligste Uminterpretation hat mit Sicherheit Spock erfahren, dessen Verhalten in den jungen Jahren deutlich weniger stark von Rationalität gelenkt wird. Dadurch wirkt er innerlich noch etwas zerrissener, trotzdem reagiert der Vulkanier in manchen Szenen ein wenig zu impulsiv. Der alte Spock wird zwar nie entehrt, ist manchmal aber nur schwer wiederzuerkennen. Der Höhepunkt dieser Veränderung ist sicherlich die radikale Verbannung von Kirk in einer Notsituation. Diese Aktion wäre selbst für einen volltrunkenen Chewbacca in höchstem Maße unlogisch.
Die Romulaner bleiben neben der ausführlichen Einführung der Enterprise-Besatzung leider etwas blass. Dass sie nicht zur Nebensache verkommen liegt an den außergewöhnlichen Motiven des Antagonisten und der würdevollen Wut, mit der Eric Bana den kriegerischen Romulaner darstellt. Eben diese spannenden Akzente sind es, die die Vernachlässigung der Aggressoren bedauerlich machen, was umso tragischer ist, da Nero dem legendären Khan aus Star Trek II: Der Zorn des Khan manchmal einfach zu ähnlich ist.

Dass einzelne Figuren jahrzehntealten Erwartungen nicht immer gerecht werden können, ändert aber nichts daran, dass die Chemie innerhalb des Ensembles sehr stimmig ist. Jeder hat seine großen und kleinen Momente, die in Erinnerung bleiben, die Dialoge sind voll von unbefangenem Witz (der einzig bei Simon Peggs Scotty manchmal zu sehr ins Alberne kippt) und der Respekt vor Gene Roddenberrys Originalwerk ist in jeder Minute deutlich spürbar. Das ist umso achtbarer, wenn man bedenkt, dass J. J. Abrams vor dieser Auftragsarbeit mit der Materie kaum vertraut gewesen ist.
Star Trek hat sich, wenn man so etwas schreiben darf, ein wenig mehr Richtung Star Wars bewegt. Ein Eindruck, den ein Abstecher auf einen gewissen Eisplaneten untermauert. Die Umorientierung zeigt sich auch daran, dass die USS Enterprise weniger Hauptfigur und sicherer Hafen denn je ist und kaum eigene Persönlichkeit besitzt. Das ist schade ein wenig Heimatgefühl und Verbundenheit mit dem Schiff hätte dem Charakter des Filmes gut getan und außerdem ein angenehmes Gleichgewicht zur sehr eiligen Inszenierung abgegeben.
Trotzdem: Star Trek wollte immer ein spannendes Abenteuer sein, das geheimnisumwitterte Weltall  mit seinen fantastischen Phänomenen mit größtmöglichem Zauber simulieren und den Zuschauer tief in fremde Welten ziehen. Dieser Devise bleibt auch J. J. Abrams Interpretation treu. Vom belehrend humanistischen Ton der Ursprungsserie ist erwartungsgemäß nicht mehr viel übrig. Andererseits ist fraglich, ob zu moralisierende Filme heutzutage überhaupt noch gewollt werden.

Der oben kurz angesprochene Eisplanet ist es aber auch, der die Toleranz selbst des größten Trekkies überstrapaziert, weil dort innerhalb zu kurzer Zeit einfach zu viele Zufälle aufeinandertreffen. Dass Person A in dieser gottverlassenen Gegend zufällig da eintrudelt, wo Person B in einer Höhle lebt, damit beide ein paar Meter weiter Person C treffen können, ist selbst dann ziemliche Drehbuchschummelei, wenn man die ganze Kiste Schicksal nennen möchte. Auch ansonsten ist die Geschichte nicht ganz frei von Merkwürdigkeiten, dafür aber interessant und im Großen gut durchdacht, sodass sie nicht mit dem bisherigen Kanon kollidiert, ihm aber trotzdem in gewissem Maße Tribut zollt.
Technisch ist Star Trek ein absoluter Leckerbissen. Das All ist farbenprächtig und die unterschiedlichen Planeten, die allesamt nur kurz bereist werden, abwechslungsreich. Das Schiffsdesgin der Enterprise wurde vorsichtig modernisiert und wirkt etwas zeitgemäßer. Die stets charmante, aber auch sterile Badezimmeroptik ist etwas in den Hintergrund gerückt und einem Gesamtbild gewichen, das organischer und glaubwürdiger wirkt. Außerdem ist der Ton des Filmes hervorragend abgemischt, sehr satt und gespickt mit Details.
Eine kleine und sehr subjektive Detailklage am Rande: Die neuen verwirbelten Beam-Effekte sind nicht so stilvoll wie das charmante Auflösen in glitzernden Partikelstaub.

Fazit

Alte Zutaten in ganz neuem Glas. Star Trek im Jahre 2009 ist laut, lässig, bisweilen hektisch, verliert die mühsam durch die Jahrzehnte tradierten Tugenden aber nie aus den Augen. Die frisch besetzte Crew harmoniert bestens, Abrams stellt sein Talent für mitreißendes Erzählen unter Beweis und ein jetzt schon legendärer Gastauftritt rundet das gelungene Gesamtbild ab.
Unverkrampft und in schönen Bildern wird das Franchise wiedergeboren. Dass einige eingefleischte Trekkies mit dem Resultat alles andere als zufrieden waren und sind, ist ob der zahlreichen Variationen dem Original gegenüber nur verständlich, bei einem Transfer in die Moderne aber unvermeidbar.
Nächstes Jahr wird Star Trek Into Darkness anlaufen und die neu angebrochene Zeitlinie fortführen. Aufgrund des gelungenen elften Teils der Serie sind wir in freudiger Erwartung.