Star Trek Beyond

50 Jahre. 13 Filme. Sechs, in ein paar Monaten sieben Serien. Einfluss, den man sich größer kaum vorstellen könnte. Eine gewaltige kulturelle Säule also, gegenüber der der Zorn über eine neue Ausrichtung des Franchises wie eine Brise des Zeitgeistes wirken muss. Und dennoch – und zum Glück – Star Trek erhitzt die Gemüter, gerade wegen seiner Generationen umschließenden Wirkmacht. Nachdem J.J. Abrams quasi als Hebamme einer frischen Reinkarnation bei Star Trek und Star Trek Into Darkness fungierte, ist es nun ausgerechnet Justin Lin, der durch 4 Episoden Fast & Furious zu Ruhm kam, der in diesem Jahr das das Steuer der Enterprise übernimmt und sie in windigere Gegenden bringen soll.

My dad joined Starfleet because he believed in it. I joined on a dare.

Story

Die Halbzeit ihrer fünfjährigen Mission knapp überschritten, läuft die USS Enterprise in den Hafen der Sternenbasis Yorktown ein. Gerade angekommen, ereilt das interstellare Zentrum der Föderation prompt ein Hilferuf: Eine Mannschaft sei auf einem Planeten bruchgelandet, der von biestigem Staub umgeben ist. Wie der Zufall es will, ist nur die Enterprise für diese Mission gewappnet. Und so begibt sich die Crew zu den angegebenen Koordinaten. Das Problem ist jedoch nicht der Staub, sondern eine bisher unbekannte und der Enterprise überlegene Waffe, die das Schiff auf dem unbekannten Planeten bruchlanden lässt.
Ein Großteil der Mannschaft ist tot oder entführt, ein fieser Schurke namens Krall zieht die Strippen und ist auf der Jagd nach einem Artefakt, das sich im Besitz der Enterprise befand, und nur ein kleines Grüppchen der Crew operationsfähig und in Freiheit.

Kritik

Wie so oft verrät auch bei Star Trek Beyond der Anfang schon eine Menge über den ganzen Film. Die erste Sequenz leitet den dreizehnten Film der Reihe – eigentlich in guter Tradition – mit komödiantischem Gerangel sein. So richtig witzig ist das aber nicht, dafür sehr mittelprächtig einem Computer entrungen. Aber es zeigt, wohin die Fahrt gehen soll: Kurz, hektisch, unterhaltsam – fern vom Epos und Pathos der beiden Vorgänger.
Die Witze bleiben auf mäßigem Slapstick-Niveau und schnell stellt sich der Verdacht ein, dass sie auch gar nicht wirklich darauf aus sind, bahnbrechend komisch zu sein, sondern sich bescheiden am Rand halten; zu klein, um fad zu sein, zu dumm, um gut zu sein. Und damit ist die Kategorie Humor in dieser Rezension abgehakt. Er ist da, er ist weder pointiert oder einfallsreich noch gut getimt. Er ist einfach nur da und sorgt dafür, dass die Angelegenheit nie zu düster wird. Reines Mittel zum Zweck.
Ansonsten präsentiert sich Justin Lins Version von Star Trek wenig überraschend als ein Fest für Schaulustige. Opulente Raumstationen werden zu schwelgender Orchestermusik ausgiebig von der Kamera umschmeichelt, die Kreaturen sind comikhafter, noppeliger und schleimiger als bisher. Star Trek war schon mit Abrams‘ Taufe längst kein linientreuer Besonnenheitstest, jetzt aber wird es wirklich wild, schnell und kunterbunt. Die Bilder werden munter rein- und rausgezoomt, verkantet und mit Effekten überkleistert. Das macht dann und wann was her, hat aber selten Sinn. Wäre 2009 nicht Star Trek, sondern Star Trek Beyond der Serienneustart gewesen, die Fangemeinde hätte sich eine Version à la Abrams sehnlichst herbeigesehnt. So wurde sie darauf vorbereitet und erhoffte sich nicht allzu viel Stiltreue. Anfangs war James T. Kirk ein Rebell, dessen Verhalten mit Welt nicht zusammenpassen wollte. In Justin Lins Version ist diese Welt viel angepasster an den Raufbold-Captain. Und hier sind wir nun.
Die Action aber kann durchaus was. Als die Enterprise recht zu Beginn von etwas Unbekanntem invadiert wird, stimmen Inszenierung und Spannungsaufbau, die Lichtstimmung macht einiges her und auch einige Bilder wissen zu beeindrucken. Ebenfalls fällt hier erstmals auf: Es wurde sich große Mühe mit der Musikuntermalung gegeben. Außerdem bleibt das Chaos übersichtlich, die Schnitte überschlagen sich nicht und die Abfolge der Szenen ist inhaltlich wie dramaturgisch nachvollziehbar – mit einer Ausnahme. Nichts davon ist für die Ewigkeit, doch aber für ein paar kurzweilige Minuten Action gut.
Dass man mit der aus dem Trailer schon zu genüge bekannten Zerstörung der U.S.S.  Enterprise so hochstapelt, ist fast schon schade, denn es untergräbt den eigentlichen Kern des Filmes: Ein kleines Abenteuer, bei dem mal nicht die ganze Föderation auf dem Spiel steht, sondern die Crew ein „einfaches“ Abenteuer erlebt. Das, was der Enterprise-Besatzung ja eigentlich in der Regel widerfährt. Zudem funktioniert die Destruktion USS Enterprise NCC-1701 als Symbol überhaupt nicht, weil es inhaltlich schlicht nicht zum Rest des Filmes passt – ganz im Gegenteil zu dem Ende dem Schiff der originalen Zeitlinie in Star Trek III: Auf der Suche nach Mr. Spock. Es scheint ein wenig so, als würde die Zerstörung hier primär herbeigeführt worden, um eine Parallele zu dem „ersten dritten Teil“ von 1984 heraufzubeschwören.
Doch zurück ins Jahre 2016: Es geht in Wahrheit natürlich schon um die ganze Föderation und die wirklich großen Dinge, aber immerhin nur auf dem Papier. Prinzipiell aber gibt es endlich eine richtige, wenn auch durch Fremdeinwirkung aufgezwungene Außenbordmission, endlich eine fremde Planetenoberfläche, die für mehr als nur eine Actionsequenz zu herhalten darf, sondern hier eben Schauplatz einer langen Abfolge von Actionsequenzen ist. Denn Charakterentwickung passiert hier nur am Rande. Auch hier bleibt Star Trek Beyond also, wenn man so möchte, einer „Standard-Mission“ treu. Dazu passt, dass sich als Antagonist ein stumpfer Bösewicht mit fadenscheinigen, kaum im Ansatz ausgearbeiteten Motiven präsentiert. Auch hier gilt: Mittel zum Zweck.
Optisch dominieren Mittelklasseeffekte, gerade bei kurzen Ausflügen zu räumlich beschränkteren Handlungsstätten, wo die CGI-Horizonte nicht auffällig die Stimmung löchern, kommt dann und wann tatsächlich ein wenig das Außenbord-Feeling der originalen Serie auf.
Nur wirklich spannend ist das Ganze nicht – leidlich unterhaltsam auf jeden Fall, doch die Dringlichkeit der Situation wird nie zureichend transportiert. Und so bleibt Star Trek Beyond ein kleiner Action-Happen für zwischendurch, ehe nächstes Jahr mit Star Trek Discovery endlich wieder eine Serie an den Start geht.

Fazit

Vor allem beim ersten Trailer, der Speerspitze der Werbekampagne zu Star Trek Beyond konnte man nicht zu Unrecht etwas Übles befürchten. So schlimm kam es nicht, nicht einmal annähernd. Ein Geniestreich hat sowieso niemand erwartet und so bietet der dreizehnte Kinoausflug von Star Trek ordentliche Außenbord-Action ohne Tiefgang oder weitreichende Folgen. Sicher, ein 50. Geburtstag einer solch altehrwürdigen Begleiterin der Popkultur hätte vielleicht eine bessere Feier verdient. Aber letztlich ist es nur ein Fragment eines narrativen Netzwerks, das selbst schon fast in die Unendlichkeit gewachsen ist.
Kein großer Wurf, aber auch kein Rohrkrepierer, sondern simple Unterhaltungskost, die sich selbst nicht zu wichtig nimmt.
Nur „Beyond“, wie der Titel suggeriert ist hier rein gar nichts – auch bei Einnahme abenteuerlicher Perspektiven mag sich die Bedeutung dieses Wortes nicht erschließen.

Guardians of the Galaxy

Marvel pokert seit dem wachsenden Serienerfolg hoch und immer höher. Für die größten Filme holen sie sich Underdogs an Bord. Erst Jon Favreau, dann Joss Whedon und nun schließlich für
Guardians of the Galaxy James Gunn, der bisher ‚lediglich‘ durch die launige Sci-Fi-Komödie Slither und die verstörende Superheldenreflektion Super – Shut up Crime! von sich reden machte.
Ja, Marvel pokert. Und wieder verlassen sie den Tisch mit fast schon frech hohem Gewinn.

Where did you learn to do that?

Story

Nachdem Peter Quill in frühen Kindestagen quasi vom Sterbebett seiner Mutter hoch in ein Raumschiff gesogen wurde, wo er wider Erwarten nicht als Alienfutter diente, reist er als rebellischer Tagedieb durch die Galaxie, um im Auftrag von schmierigen Artefakthändlern Zeug aus Ruinen zu bergen, während er sich selbst großmäulig als Star-Lord betitelt.
Das neuste Zeug hat für viele Leute offenbar großen Wert, denn inmitten seines Einsatzes wird er von einer anderen Fraktion angegriffen, die das begehrte Artefakt ebenfalls einheimsen wollen. Es ist ein Orb, dem unermessliche Kräfte zugeschrieben werden.
Zwar kann Peter entkommen, doch endet das Treffen mit seinem Kontaktmann in einem unvorhergesehenen Chaos, bei dem ein bis an die Zähne bewaffneter Waschbär namens Rocket, ein wandelnder Baum namens Groot und der undurchsichtigen wie grünhäutigen Gamora mitwirken. Alle zusammen werden sie von den Ordnungshütern überwältigt und in ein Hochsicherheitsgefängnis verschifft.

Kritik

Hier ist er also, Marvels großer Abstecher in die Abenteuer der Galaxiewächter, die als Ensemble um Welten unbekannter sind als die mächtigen Rächer mit den Haupthelden des Comicimperiums, aber mindestens ebenso gut funktionieren.
Ausschlaggebend für das Gelingen eines Ensemblefilmes ist die Gleichwertigkeit der Figuren. Jede benötigt ebenso einen eigenen, unverwechselbaren Charakter, wie auch eine unaufgesetzte Relevanz für das Geschehen. Weder Waschbärenwüterich Rocket noch die grollende Ein-Satz-Pflanze Groot verkommen zu albernen Sidekicks und auch Gamora als Vierte im Bunde ist keineswegs nur eine leere Hülle mit der Aufschrift ‚Love-Interest‘. Drax der Zerstörer, welcher das Team später komplettiert, kann sogar mit einer unverwechselbaren Charaktereigenschaft punkten und fügt sich damit nahtlos ins Team, auch wenn er bezüglich seiner Notwendigkeit ein unmerkliches Bisschen hinter seinen Kollegen zurückbleibt, was aber alles andere als relevant ist. Chris Pratts Darstellung des großspurigen Anführers mit Indiana-Jones-Allüren hinkt den anderen Figuren sogar etwas hinterher. Die Verschrobenheit von Peter kann dies jedoch locker wieder ausgleichen.
Um auf den Punkt zu kommen: Es stimmt nicht nur die Team-Chemie, es stimmt einfach alles in Guardians of the Galaxy. Natürlich ist die Geschichte nicht preisverdächtig und nicht jeder Witz trifft ins Schwarze. Der Punkt ist aber, dass jene Witze, die dies doch tun, regelmäßig mit ungeahnter Sicherheit im Schwarz versinken, sodass alles andere hiervon in den Schatten gestellt wird.
Der Humor des Filmes ist auf eine Weise frech, unbekümmert und ungezwungen rüpelhaft, dass man binnen kürzester Zeit mitgerissen wird. Nur selten wirken Witze aus der Reihenfertigung, wie es bei größeren Produktionen oftmals der Fall ist, sondern, im Gegenteil, es wird andauernd versiert mit Erwartungen gebrochen. Dies geschieht mit so selbstverständlicher Fingerfertigkeit, dass es fern liegt, anzunehmen, dies würde aus irgendeinem kalten Kalkül heraus passieren. Guardians oft he Galaxy ist einfach aus sich heraus so unverfroren wie unverkrampft witzig; nein: zum Brüllen komisch.
Weil die Charaktere so behutsam ausgearbeitet sind und im Team einfach herrlich harmonieren, kommt man andererseits nicht für eine Sekunde auf die Idee, der Film wäre nichts weiter als Komik. Trotz der phasenweise überbordenden Absurdität nimmt er das Innenleben seiner Charaktere nämlich sehr ernst, ohne auch hier jemals angestrengt zu wirken. Gunn gelingt es, das Beste aus Slither und Super miteinander zu vermischen und all die Ecken und Kanten seiner kleinen Filme auszusparen.
Ein wenig erinnert Guardians of the Galaxy tatsächlich an den Leinwandausflug von Firefly. Wie auch bei Serenity kann man an einigen Punkten meinen, man sähe gerade einen kleinen Kinokompromiss, weil der Film einen Hauch zu teuer und familiär ist, um sich vollends seiner Anarchie hinzugeben. Die Filme teilen sich aber genauso das unbestreitbare Faktum, mit ganzem Herz gedreht worden zu sein – und das spürt man in jeder Szene. Tatsächlich ist Guardians of the Galaxy noch einmal deutlich gelungener als Serenity und muss sich auch vor Whedons Avengers in keiner Form verstecken. Zwar ist es schon der kleine Bruder dieses Filmes, jedoch bedeutet dies eben auch, dass er von seinem großen Bruder lernt, sich mehr Freiheiten erlauben kann und grundsätzlich nicht einfach nur ‚genauso bloß weniger‘ ist, sondern gänzlich andere Attribute aufweist als das Zugpferd des Hauses.
Nicht nur der grandiose Humor, auch das bewusst und stilsicher überzeichnete Figureninventar und die gekonnt auf altmodisch getrimmten Masken lassen darüber hinaus oftmals an die besten Momente von Farscape denken. Und damit stehen so viele Vergleichsnamen für diesen Film in einem Text, dass sich jedes weitere Wort über dessen Qualität eigentlich sofort erübrigt.
Auch die Action ist in der Regel gut gelungen und befindet sich meist in einem bemerkenswerten Zusammenspiel mit ruhigeren Momenten zum Atem schöpfen und – natürlich – treffsicheren Witzen, sodass sie nie ermüdend oder selbstzweckhaft wirkt, sondern sich trotz ihrer starken Präsenz immer perfekt in die Geschichte fügt. Lediglich die finale, mehrstufige Schlacht ist eine Spur zu hektisch geraten.
Was in der deutschen Fassung fehlt, sind die tollen Synchronsprecher des Originals. Tatsächlich wirkt die Übersetzung oftmals etwas billig und ihrer Materie überhaupt nicht gewachsen.

Fazit

Das erste Abenteuer von Marvels Randgruppen-Helden ist ein enormer Spaß mit erfreulich hohem Dreistigkeitsfaktor geworden, dessen Dramaturgie – im Vergleich zu vielen anderen Späßen – aber durchweg hervorragend funktioniert.
Ein Film, der genau wie seine Figuren rebellisch und liebenswert zugleich ist und sich damit ganz ohne Frage als bester Sommerfilm des Jahres empfiehlt, ungeachtet der Pejorativum-Natur, die diesem Begriff in den letzten Jahrzehnten anhaftete.
Und James Gunn empfiehlt sich mit diesem Streich definitiv für was Größeres, könnte man sagen, wenn Guardians of the Galaxy nicht bereits eine verdammt große Angelegenheit wäre.

Star Trek Into Darkness

Schritt zwei in J. J. Abrams‘  alternativer Star Trek-Zeitlinie, die alles erlaubt und dennoch versucht, Bewährtem treu zu bleiben, wenigstens aber mit Verbeugung Ehre zu erweisen.
Der Vorgänger, schlicht und vielsagend einfach Star Trek genannt, wurde nach großer Anfangsskepsis bei alten wie neuen Fans fast einmündig mit Zustimmung aufgenommen.
Für das Sequel zu seinem für vier Oscars nominierten Überraschungserfolg stand LOST-Schöpfer Abrams vor dem Problem, das jeder Sequel-Regisseur hat: Wie an den Ersterfolg anknüpfen, ohne eine leere, lautere, größere Kopie des Vorgängers zu kreieren?

Enjoy these final moments of peace.

Story

Die letzte Routinemission der Enterprise verlief riskant, endete glimpflich und missachtete die Hälfte der Regeln im Sternenflotten-Kodex. Unter anderem die oberste Direktive: Nimm keinen Einfluss auf die Entwicklung fremder Kulturen.
Als Strafmaßnahme wird die Crew der Enterprise aufgelöst, Spock versetzt und Kirk zurück auf die Akademie geschickt. Ein Plan, der jedoch nicht umgesetzt werden kann, weil in diesem Moment ein mysteriöser Terrorist, der sich John Harrison nennt, einen Anschlag auf die empfindlichste Stelle der Föderation verübt und viele hochrangige Mitglieder ihr Leben geben müssen. Unter ihnen auch ein enger Vertrauter Kirks. Harrison setzt sich auf einen leeren Planeten im klingonischen Reich ab. Eine Verfolgung wird dadurch schwierig, denn ein Grenzübertritt würde Krieg zwischen Klingonen und Föderation provozieren.
Admiral Marcus beauftragt Kirk mit einer geheimen Mission. Er soll mit vertrauter Crew und Enterprise zum Rand des klingonischen Territoriums durchdringen und von dort aus spezielle, nicht ortbare Torpedos auf den Planeten abfeuern.
Doch der Crew kommen Zweifel an der Richtigkeit der Operation. Sie beschreiten einen Weg, der sie direkt zum charismatischen Terroristen führt, hinter dem sich weit mehr verbirgt als anfangs vermutet.

Kritik

Spektakel. Röhrende Monster, brodelnde Vulkane, Ein Raumschiff im Ozean, auf der Suche nach Mr. Spock und eine Hatz durch Rot. Star Trek Into Darkness beginnt als steiles Tohuwabohu, ganz wie erwartet und noch ein bisschen mehr. Capt. James Tiberius „Jim“ Kirks Ruf als James Dean des 23. Jahrhunderts wird im Vorbeigehen gefestigt, es gibt Sex mit zwei Kzintis und am Rande wird auch der Bösewicht der Stunde eingeführt. Leute und Waffen werden gefeuert, es kracht, fliegt, schleudert, explodiert – und dann ist es erst einmal ruhig.
Der Crew, die im Vorgänger noch mühsam zusammengeführt und –geschweißt wurde, droht bereits die Zerspliterung, die Föderation ist ratlos und der Feind nicht nur übermächtig, sondern auch so undurchschaubar wie unsichtbar.

Uhura, Scotty, Pille, Chekov, Sulu und Konsorten werden zum Glück nicht abermals eingeführt, sondern bauen auf dem auf, was durch Teil 1 bekannt ist. Sie erfahren sämtlich eine respektvolle Weiterentwicklung und niemand wirkt überflüssig. Nur die Krise zwischen Spock und seiner Liebsten wirkt ein wenig aufgesetzt, da sie im Gesamtverlauf keinen Sinn hat. Ähnlich verhält es sich mit der tiefer werdenden Kluft, die zwischen dem rationalen Halbvulkanier und dem egozentrischen Kapitän mit Hang zu Kurzschlussreaktionen klafft. Die Thematisierung dessen ist wichtig, doch die Art und Weise wirkt zu aufgesetzt und losgelöst vom Rest der Geschichte. Das ist gerade deshalb bedauernswert, weil die Charakterarbeit des Science-Fiction-Filmes ansonsten durch perfekte Ausgewogenheit besticht.
Über viele Finten und falsche Fährten, die schon in den ersten Trailer sorgfältig ausgelegt wurden, stürmt der Film durch seine Geschichte. Das Bemerkenswerteste: Es ist gar nicht so wichtig, dass diese ich im Weltall abspielt, denn der eigentliche Konfliktort sind die Figuren. War es in Star Trek von 2009 noch relevant, dass von A nach B geflogen wurde, ist die Reise in die unendlichen Weiten hier eine rein charakterliche, während das Schiff im Hauptteil ohne wirkliches  Ziel im All herum mäandert. Das ist interessant und löst das Fortsetzungsproblem: Star Trek Into Darkness ist noch dasselbe wie in Teil 1, geht aber eine ganz andere Richtung. Eine gute Idee, die ebenso gut funktioniert.
In Sachen Witz hat man sogar ein wenig neukalibriert. Die Späßchen tauchen etwas seltener auf, dafür werden sie bei Stasttfinden aber auch groß zelebriert. Das ist manchmal zu viel des Guten und einige Pointen enden auch im Leeren, doch meist stimmen Timing und Idee. Etwas schade ist nur, dass ausgerechnet der traditionell trockene Pille ein paar wirklich platte Sprüche aufsagen muss.
Die Balance zwischen Ernst und Beschwingtheit ist dafür optimiert worden. War Teil 1 an einigen Stellen noch zu schwerelos, ist die Bedrohung nun präsenter. Am Ende wird der Witz sogar beinahe gänzlich rausgenommen. Die gestiegene Ernsthaftigkeit ist natürlich auch dem Schurken zu verdanken. Schließlich besagt eine alte Faustregel ja, dass ein Film nur so gut sein kann wie sein Antagonist. Und Benedict Cumberbatch gibt einen wirklich famosen Erzbösewicht, dessen doppelbödiges Gehabe gleichermaßen unter Protagonisten wie Zuschauern Verwirrung stiftet. Gefallen lassen muss sich die Figur aber, dass ausgerechnet ihre initiierende Handlung im Film kein Motiv hat, das sie wirklich rechtfertigt. Trotzdem ist der Gegenspieler hier mit großem Abstand besser als Eric Banas Nero aus Star Trek XI, der zwar viele Möglichkeiten andeutete, davon aber keine gebrauchte.

Stören könnte man sich daran, dass der Film in unverkennbarer Traumfabrik-Manier die Action-Einlagen mit einer Regelmäßigkeit geschehen lässt, nach der sich die Uhr stellen ließe. Doch ändert das nichts daran, dass auf diese zutrifft, was sich auch über die Geschichte und eigentlich den Film als Ganzes mit Bestimmtheit sagen lässt: Es macht ungeheuren Spaß, das zu verfolgen. Besonders die Geschichte ist vorbildlich erzählt und wirft tatsächlich immer wieder aufs Neue die Frage auf, wohin das Ganze wohl führen wird. Zwar liegt das daran, dass Abrams tut, was er am besten kann, und einfach wichtige Informationen bis zum Schluss vorenthält, sodass etwas eigentlich gar nicht so Interessantes den Schein des Geheimnisvollen erhält, aber auch hier muss anerkennend zugestanden werden, dass der Plan des Filmes voll aufgeht. Nur wird Star Trek Into Darkness bei weiteren Sichtungen wohl oder übel schneller mit Abnutzungserscheinungen zu kämpfen haben, als noch sein Vorgänger. Die hervorragende Technik und die sympathische Chemie zwischen den Figuren werden aber auch dann noch ungebrochen Spaß bereiten, der bis zum großangelegten, mehrstufigen Finale anhält.

Fazit

Star Trek ist vielleicht der bessere Film, aber Star Trek Into Darkness die perfekte Fortsetzung. Eine gute Balance aller Elemente lässt die über 2 Stunden im Fluge vergehen.
Dass der zweite Teil unter Umständen nicht mehr ganz so frisch und fruchtig wirkt, liegt einfach am fehlenden Überraschungseffekt. Dieses Mal waren die Erwartungen enorm, bei Teil eins noch gediegen. Aber dieser Fehler ist nicht am Film zu suchen. Dass Abrams einen anderen Weg mit gleicher Stärke für seine Fortsetzung gewählt hat, stellt sich als perfekte Entscheidung heraus.

Star Trek

Schwierig ist es mit Reboots. Bewertet man sie unabhängig oder misst man sie am Ursprungswerk? Lässt man die eigene Meinung über die Notwendigkeit eines Neustarts mit in die Wertung einfließen? Wie befangen ist man, wenn man dem Original nahesteht?
Bei Star Trek ist es sogar noch ein Stück komplizierter. Nicht nur, weil es sich bei Star Trek um Star Trek handelt, sondern auch, weil dieser Serienneustart eigentlich gar kein reinrassiger ist. Um der modernen Version von J. J. Abrams gerecht zu werden, versuchen wir Star Trek nicht zwanghaft durch Geordi La Forges VISOR zu betrachten, unsere Kindheit mit Kirk außen vor zu lassen und den Film somit nicht mit den Erwartungen verschiedener Generationen zu belasten. Das Schöne am neusten Abenteuer der Enterprise ist aber, dass es auch ohne diese Sonderbehandlung bestens unterhält.


Tiberius? Are you kidding me?

Story

Im Jahre 2233 wird die USS Kelvin vom romulanischen Raumschiff Narada unter der Führung des verbissenen wie verbitterten Nero attackiert. Das Föderationsschiff ist chancenlos. Die Kelvin vergeht in einer unausweichlichen Explosion und mit ihr der 12 Minuten zuvor zum Captain beförderte George Kirk.
Seine in den Wehen liegende Angetraute kann in letzter Sekunde entkommen und bringt inmitten des Tumults ihren Sohn James Tiberius Kirk zur Welt.
Wenige Filmsekunden später ist dieser ein paar Jahre älter und eine Art junger James Dean der Zukunft. Trotz anfänglicher Weigerung lässt sich Kirk nach einer klassischen Barrangelei überzeugen, die Sternenflottenakademie aufzusuchen, um die Fußstapfen seines Vaters zu füllen.
Derweil hat ein jugendlicher Spock auf Vulkan mit seiner menschlichen Abstammung mütterlicherseits zu kämpfen. Auch er wird Mitglied der Akademie und findet im Querdenker Kirk schnell einen Gegenspieler.
Die Rivalität kann auch dann nicht beiseitegelegt werden, als Nero und sein Schiff plötzlich auftauchen und Spocks Heimatplaneten bedrohen.

Kritik

2009 war es tatsächlich so weit. Trotz inhaltlichen Scheiterns von Star Trek: Der Aufstand und teilweise auch Star Trek: Nemesis, trotz finanziellen Scheiterns der sehenswerten und ignorierten Serie Star Trek: Enterprise und trotz eines zwischenzeitlich klammheimlich von Paramount Pictures eingestellten neuen Filmes schaffte es endlich ein neuer Star Trek-Ableger in die Kinos. Fast schon anmaßend der Titel, der schlicht nur Star Trek lautet, und dann auch noch von J. J. Abrams inszeniert.
Doch der Science-Fiction-Film hielt, was die Trailer versprachen und bietet sogar noch etwas mehr, als man zu hoffen wagte. Tatsächlich ist es dem LOST-Schöpfer gelungen, die 43 Jahre alte Serie in ihrem elften Kinoabenteuer frisch, jung und unverbraucht wirken zu lassen.

Der Prolog ist eine spektakuläre Schlacht, führt am Rande aber alle wichtigen Figuren ein. Dass nebenbei noch eine Geburt stattfindet, ist zwar etwas zu hoch aufgetürmte Dramatik, wird von Abrams aber tadellos in Form gegossen.
Die Schauspieler wurden allesamt hervorragend gewählt und sehen ihren Vorbildern – natürlich in jüngerer Form – verblüffend ähnlich. Auch machen sie ihre Job durchweg gut, wobei insbesondere den Hauptdarstellern Chris Pine und Zachary Quinto zu danken ist. Die beiden haben genug Merkmale vom Spiel ihrer Vorgänger übernommen, bewahren aber ausreichend eigene Persönlichkeit, um den Streithähnen Spock und Kirk gerade in gemeinsamen Szenen eine gut funktionierende und fast schon magisch vertraut wirkende Dynamik zu verleihen. Einzig das Heben der Augenbraue wirkt nicht annähernd so wunderbar wie bei Leonard Nimoy.
Im zweiten Prolog, der Kirks Jugend inklusive Nokia Product-Placement im Schnelldurchlauf erzählt, ist der halsstarrige Halbwaise etwas zu cool und lässig. Dies setzt sich in leicht gedrosselter Form auch auf der Akademie fort. Das ist in jeder Sekunde unterhaltsam, aber auch gewöhnungsbedürftig, wenn man das originäre Bild von Kirk verinnerlicht hat. Außerdem darf er im Laufe des Filmes gleich dreimal an einem Abgrund baumeln.
Die auffälligste Uminterpretation hat mit Sicherheit Spock erfahren, dessen Verhalten in den jungen Jahren deutlich weniger stark von Rationalität gelenkt wird. Dadurch wirkt er innerlich noch etwas zerrissener, trotzdem reagiert der Vulkanier in manchen Szenen ein wenig zu impulsiv. Der alte Spock wird zwar nie entehrt, ist manchmal aber nur schwer wiederzuerkennen. Der Höhepunkt dieser Veränderung ist sicherlich die radikale Verbannung von Kirk in einer Notsituation. Diese Aktion wäre selbst für einen volltrunkenen Chewbacca in höchstem Maße unlogisch.
Die Romulaner bleiben neben der ausführlichen Einführung der Enterprise-Besatzung leider etwas blass. Dass sie nicht zur Nebensache verkommen liegt an den außergewöhnlichen Motiven des Antagonisten und der würdevollen Wut, mit der Eric Bana den kriegerischen Romulaner darstellt. Eben diese spannenden Akzente sind es, die die Vernachlässigung der Aggressoren bedauerlich machen, was umso tragischer ist, da Nero dem legendären Khan aus Star Trek II: Der Zorn des Khan manchmal einfach zu ähnlich ist.

Dass einzelne Figuren jahrzehntealten Erwartungen nicht immer gerecht werden können, ändert aber nichts daran, dass die Chemie innerhalb des Ensembles sehr stimmig ist. Jeder hat seine großen und kleinen Momente, die in Erinnerung bleiben, die Dialoge sind voll von unbefangenem Witz (der einzig bei Simon Peggs Scotty manchmal zu sehr ins Alberne kippt) und der Respekt vor Gene Roddenberrys Originalwerk ist in jeder Minute deutlich spürbar. Das ist umso achtbarer, wenn man bedenkt, dass J. J. Abrams vor dieser Auftragsarbeit mit der Materie kaum vertraut gewesen ist.
Star Trek hat sich, wenn man so etwas schreiben darf, ein wenig mehr Richtung Star Wars bewegt. Ein Eindruck, den ein Abstecher auf einen gewissen Eisplaneten untermauert. Die Umorientierung zeigt sich auch daran, dass die USS Enterprise weniger Hauptfigur und sicherer Hafen denn je ist und kaum eigene Persönlichkeit besitzt. Das ist schade ein wenig Heimatgefühl und Verbundenheit mit dem Schiff hätte dem Charakter des Filmes gut getan und außerdem ein angenehmes Gleichgewicht zur sehr eiligen Inszenierung abgegeben.
Trotzdem: Star Trek wollte immer ein spannendes Abenteuer sein, das geheimnisumwitterte Weltall  mit seinen fantastischen Phänomenen mit größtmöglichem Zauber simulieren und den Zuschauer tief in fremde Welten ziehen. Dieser Devise bleibt auch J. J. Abrams Interpretation treu. Vom belehrend humanistischen Ton der Ursprungsserie ist erwartungsgemäß nicht mehr viel übrig. Andererseits ist fraglich, ob zu moralisierende Filme heutzutage überhaupt noch gewollt werden.

Der oben kurz angesprochene Eisplanet ist es aber auch, der die Toleranz selbst des größten Trekkies überstrapaziert, weil dort innerhalb zu kurzer Zeit einfach zu viele Zufälle aufeinandertreffen. Dass Person A in dieser gottverlassenen Gegend zufällig da eintrudelt, wo Person B in einer Höhle lebt, damit beide ein paar Meter weiter Person C treffen können, ist selbst dann ziemliche Drehbuchschummelei, wenn man die ganze Kiste Schicksal nennen möchte. Auch ansonsten ist die Geschichte nicht ganz frei von Merkwürdigkeiten, dafür aber interessant und im Großen gut durchdacht, sodass sie nicht mit dem bisherigen Kanon kollidiert, ihm aber trotzdem in gewissem Maße Tribut zollt.
Technisch ist Star Trek ein absoluter Leckerbissen. Das All ist farbenprächtig und die unterschiedlichen Planeten, die allesamt nur kurz bereist werden, abwechslungsreich. Das Schiffsdesgin der Enterprise wurde vorsichtig modernisiert und wirkt etwas zeitgemäßer. Die stets charmante, aber auch sterile Badezimmeroptik ist etwas in den Hintergrund gerückt und einem Gesamtbild gewichen, das organischer und glaubwürdiger wirkt. Außerdem ist der Ton des Filmes hervorragend abgemischt, sehr satt und gespickt mit Details.
Eine kleine und sehr subjektive Detailklage am Rande: Die neuen verwirbelten Beam-Effekte sind nicht so stilvoll wie das charmante Auflösen in glitzernden Partikelstaub.

Fazit

Alte Zutaten in ganz neuem Glas. Star Trek im Jahre 2009 ist laut, lässig, bisweilen hektisch, verliert die mühsam durch die Jahrzehnte tradierten Tugenden aber nie aus den Augen. Die frisch besetzte Crew harmoniert bestens, Abrams stellt sein Talent für mitreißendes Erzählen unter Beweis und ein jetzt schon legendärer Gastauftritt rundet das gelungene Gesamtbild ab.
Unverkrampft und in schönen Bildern wird das Franchise wiedergeboren. Dass einige eingefleischte Trekkies mit dem Resultat alles andere als zufrieden waren und sind, ist ob der zahlreichen Variationen dem Original gegenüber nur verständlich, bei einem Transfer in die Moderne aber unvermeidbar.
Nächstes Jahr wird Star Trek Into Darkness anlaufen und die neu angebrochene Zeitlinie fortführen. Aufgrund des gelungenen elften Teils der Serie sind wir in freudiger Erwartung.