Assassination Classroom

Yûsei Matsuis Manga mit dem herrlich schrillen Titel Assassination Classroom wurde 2012 erstveröffentlicht und bekam dank zunehmendem Erfolg bereits ein Jahr später mit einem 30-minütigen Anime-Kurzfilm erweitert, eh er dann 2015 nicht nur eine ganze Anime-Serie mit bisher 44 Episoden, sondern auch zwei Filme spendiert bekam. Assassination Classroom ist der erste davon von Eiichirô Hasumi, der bisher primär mit kleineren Comicverfilmungen gewesen ist.


Story

Es sind seltsame Zeiten. Etwas hat zwecks Machtdemonstration ein riesiges Loch in den Mond gerissen und kündigt an, nach einer selbstgesetzten Frist, die gesamte Erde zu zerstören. Dieses Etwas ist ein menschgroßer gelber Oktopus mit einem smileygleichen Dauergrinsen auf dem kugelrunden Kopf. Um sich selbst eine Herausforderung zu stellen, gewährt das Wesen dem Blauen Planeten eine Chance: Ein Jahr lang wird es der neue Klassenlehrer der 3-E der Kunugigaoka-Mittelschule sein – jener Klasse, die gemeinhin als Gruppe der zum Scheitern verurteilten Außenseiter bekannt ist. Neben den normalen Fächern unterrichtet er die Jugendlichen außerdem in der Kunst des Tötens. Gelingt es ihnen, innerhalb der Frist einen Erfolgreichen Anschlag auf ihn zu verüben, bleibt die Erde verschont.
Die Überschallgeschwindigkeit, die außergewöhnlichen Reaktions- und Regenerationsfähigkeiten und nicht zuletzt die zahlreichen unbekannten Eigenschaften des wirbellosen Lehrkörpers erschweren dieses Vorhaben ebenso wie sein exzentrischer und irgendwie charismatischer Charakter.
Während das Fortbestehen der Erdenbevölkerung somit von den Fähigkeiten eines Haufens stark unterdurchschnittlicher Schüler abhängt, bleibt auch die Regierung nicht untätig und arbeitet ständig an neuen Kniffen, um die Chancen gegen das übermächtige Wesen zu vergrößern.

Kritik

Was für eine Geschichte! Und was für eine Optik. Der erfolgreiche Manga wurde mit viel Geld umgesetzt und lässt die reale Welt mit der comichaften Oktopuskreatur verschmelzen. Und das nicht ganz risikolose Experiment gelingt. Assassination Classroom ist die symbiotische Kombination von beiden Stilen mit Bravour gelungen und erschafft so eine recht individuelle Grundlage für diese nicht minder individuelle Geschichte.
Als gleichsam geglückt kann das Beisammensein der völlig überdrehten Ausgangslage mit der von den Figuren als durch und durch realen Gefahrensituation betrachtet werden. Und auch die Chemie zwischen dem alienhaften Aushilfslehrer und seinen Schülern stimmt durchweg. Eiichirô Hasumis Adaption fußt demnach auf einer starken Ausgangssituation und hat damit ob der irren Prämisse eigentlich auch schon die größte Hürde genommen.
Doch leider erschöpft sich das sehr bizarre Setting im Laufe des Filmes zusehends. Auch nach der hurtigen Einführung legt Assassination Classroom zwar erst einmal ein forsches Tempo vor, wird aber von Minute zu Minute langsamer und hat irgendwann all seine Trümpfe ausgespielt und überreizt. Natürlich wird der Oktopus sympathischer, natürlich gilt es, Eliminierungsversuche von dritten, eigenmächtig handelnden Parteien zu vereiteln oder zu überstehen – und natürlich geht es im Grunde darum, wie die 3-E zusammenwächst und -arbeitet.
Das eigentliche Mysterium und der vorgebliche Hauptkonflikt spielen in dem Film dafür nur eine sehr untergeordnete Rolle. Dass die Gefahr nie global sichtbar ist, sondern sich so gut wie alles auf das Schulgelände beschränkt, ist durchaus sympathisch. Dass die Identität des Kraken ebenso wie die Gründe für sein Handeln entweder nur sehr vage angedeutet oder aber gar nicht erst thematisiert werden, nimmt dem größten Pluspunkt des Filmes – nämlich der Absurdität der Situation und insbesondere des grinsenden Tentakellehrers – zugleich auch sukzessive seine Einschlagskraft.
Nachdem die ersten großen Ideen abgefeuert wurden, wird Assassination Classroom dann leider Stück für Stück gewöhnlicher und stellt sich schließlich als im Herzen erzkonservativer Film heraus.
Zu einem schlechten Film wird Assassination Classroom dadurch noch lange nicht. Nicht nur die wunderliche Prämisse, auch in regelmäßigen, wenn auch zu langen, Abständen eingeworfene schräge Ideen füllen den Spaß immer wieder etwas auf.

Fazit

Unterm Strich verlässt sich  Assassination Classroom zu sehr auf die Attraktivität seiner irren Ausgangssituation und bietet im weiteren Verlauf zu wenig Außergewöhnliches. Optisch beeindruckt der Film vor allem durch die gelungene Eingliederung des animierten Comickraken, inhaltlich läuft sich die Grundidee aber ein wenig müde und enttäuscht gerade auch angesichts der hohen Erwartungen an das Szenario.
Die Entscheidung, die Geschichte auf zwei Filme aufzuteilen (der zweite erscheint dieses Jahr), hat sich letztlich vielleicht nicht monetär, gewiss aber künstlerisch als eine falsche herausgestellt.

Moontrap

Moontrap ist Robert Dykes erster Film gewesen. Erst 11 Jahre später solllte er mit Timequest wieder als Regisseur in Erscheinung treten. Als Effektkünstler war er zuvor aber auch für unter anderem Tanz der Teufel 2 tätig. Dort lernte er Bruce Campell kennen, der neben Walter Koenig (Stark Treks Pavel Chekov) die Hauptrolle in Moontrap ausfüllt.


That’s what we are – spare parts.

Story

Eigentlich sollte nur ein orientierungsloser Satellit geborgen werden, doch auf ihrer Routinemission stoßen Jason und Ray auf ein großes, unbekanntes Raumschiff. Als sie mit einem nicht identifizierbaren Artefakt und einem uralten menschlichen Leichnam zurückkehren, muss die gesamte Forschungsstation fast mit dem Leben dafür bezahlen.
Jason und Ray machen sich auf den Weg, die zweite besatzte Mondlandung in die Tat umzusetzen, um den Ursprung des Unheils ausfindig zu machen. Doch auf den Mond erwarten sie noch größere Geheimnisse.

Kritik

Moontrap beginnt holprig, aber rasant, wirft viele Fragen auf, ködert mit spannenden Andeutungen und verspricht eine Reise, die womöglich etwas Mitreißendes entdecken lässt. So stört es zu Beginn nur wenig, dass das vermutlich Antagonistische, in jedem Fall aber Mysteriös-Unheimliche, schon in den ersten Minuten so eingeführt wird, als handele es sich um die lebende Nummer 5. Dadurch hat man zwar keine konsistente Erwartungen mehr an einen Horrorfilm, ist aber immer noch auf eine eigenständige Geschichte gespannt. Wenn anschließend auf der Raumfähre, die ausgerechnet Camelot heißt, uninspiriert wirkende Albernheit in den Dialogen ausgetauscht werden, hält das Gefühl an, obwohl der Kontrast zwischen der oberflächlich intakten und der sich aus diesem Schein herausschälenden Welt des Grauens nicht auf diesem Weg nicht glaubhaft hergestellt werden kann. Das scheitert weniger aufgrund des fragwürdigen Humors, sondern weil die Charaktere durchgehend ein arg irrationales Verhalten an den Tag legen. In den ersten Minuten entdeckt man ein unbekanntes Raumschiff in Erdnähe, tut aber so, als handele es sich bei einem solchen Ereignis genaugenommen um Routine. Und nicht nur die Personen spielen Normalität, die ganze Inszenierung stellt die Entdeckung dar, als handele es sich um einen stinknormalen Tag im eintönigen Leben von Astronauten in den 90ern. Da wirft man mit lockeren Sprüchen um sich, haut sich gegenseitig in die Pfanne und beschreibt beiläufig für die Zuhörenden, was man gerade am Interessantesten findet. Auf diese Weise misslingt es dem Film immer wieder, eine schlüssige Dramaturgie aufzubauen. Doch langweilig wird es dadurch immer noch nicht, da die Prämisse eben so vielversprechend ist. Wie kommen die Maschinen auf den Mond? Wieso schwebt ein großes Raumschiff in seinem Orbit, zusammen mit den Überresten eines 14.000 Jahre alten Menschen?
Es wäre ein leichtes gewesen, die Ausgangssituation zu einem intensiven und sehr interessanten Ausflug in dunkle Fantasien zu entfalten. Das abstruse Verhalten ausnahmslos aller Figuren und die häufig widersprüchliche Inszenierung eines Science-Fiction-Filmes, bei dem die wichtigste Entscheidungen der Menschheitsgeschichte in einem Fahrstuhl oder einem Stripclub getroffen werden, machen es dem Zuschauer aber schwer, eindringliche Erfahrungen zu machen. Das geht so weit, dass man sich beim Betrachten mehrmals unsicher ist, ob man nun Traum oder Wirklichkeit zu sehen bekommt – und das in einem Film, der nicht eine einzige Traumsequenz bereithält. Doch egal, denn – genau, die Geschichte, an der auch eine inkonsequente Figurenführung erst einmal nichts ändert, die durch unergründliche Verhaltensänderungen auffällt und tatkräftige Unterstützung von hochgradig abstruser Dialogregie bekommt. Zwischen den einzelnen gesprochenen Zeilen gibt es außerdem auch durchaus helle und auch sehr helle Momente.
Dabei stimmt die ästhetische Grundrichtung, die Farbgebung ist stimmig, die Ausstattung lässt nicht klagen und ein paar nacheiferungswürdige Vorbilder hat man sich auch ausgesucht. Wie das Meiste schwankt aber auch die Effektqualität irgendwo zwischen ganz ordentlich und – mit fortschreitender Dauer – staubig und sehr unbeholfen. Selbiges triff auf die Musik zu, die in einigen Szenen so verwirrend unpassend einsetzt, dass man gar nicht so recht zu urteilen weiß, ob das nun gut oder schlecht – oder, der wahrscheinlichere Fall, etwas gänzlich anderes auf einer gänzlich anderen Skala ist.
Witzigerweise legte man großen Wert darauf, einer von nur wenigen Filmen zu sein, die den Weltraum physikalisch halbwegs korrekt darstellen, und verbot die Schallübertragung im luftleeren Raum – auch wenn dies nicht ganz konsequent eingehalten wird. Dass der vermeintlich prähistorische Weltraummensch, mit dem die Tour überhaupt erst beginnt, ausgerechnet von einem Mondkrater stammen soll, der den Namen Prometheus trägt, ist ein weiteres witziges Detail.

Kleinere Logiklöcher (Wieso trägt jeder in der Forschungsstation eine Waffe?) stören kaum, was aber nachträglich schwer ins Gewicht fällt, ist der enttäuschende Zustand, in dem die Geschichte dann letzten Endes doch ist. So interessant die Ausgangslage auch ist – abgesehen davon, dass es kaum Fortschritt in der Story gibt, bleibt viel unbeantwortet. Und die Antworten, die gereicht werden, sind so fade und unbefriedigend, dass man sich rückwirkend selbst verflucht, auf Moontrap reingefallen zu sein.

Fazit

In der Summe ein sehr verrückter Streifen, bei der vieles nicht richtig läuft. Die vielen wirren Eigenheiten beschaffen Moontrap aber auch einen speziellen Eigenwert und verhindern allem voran, dass so etwas wie Einönigkeit vorkommt. Zwar ist der Film, wenn man es streng betrachtet, ein dusseliges Flickwerk dramaturgischer Patzer, die eigentliche Geschichte vermag aber ausreichend in Beschlag zu nehmen – bis man sich dann am Ende eingestehen muss, dass sich alles in völlig belanglosen Blödsinn auflöst.

Der Film lässt übrigens nicht nur sperrangelweit eine Tür für Fortsetzungen auf, diese scheinen tatsächlich auch anzustehen. Letztes Jahr war jedenfalls noch hieß es, dass die Dreharbeiten für Moontrap: Target Earth (und nicht, wie lange geplant, Moontrap II: The Pyramids of Mars) im Gange seien.

Europa Report

Es werden zwei DVDs zum Film verlost beim SciFiFilme.net-Gewinnspiel.

Der ecuadorianische Festival-Günstling Sebastián Cordero drehte mit Europa Report seinen fünften und erfolgreichsten Film. Trotzdem darf das Werk nur die Leinwände einiger Festivals besuchen, während ihm eine reguläre Kinoauswertung verwehrt bleibt. Völlig zu Unrecht.

So little space in here. And so much space out there.

Story

Im Jahr 2061 macht sich die Europa One, besetzt mit einer sechsköpfigen internationalen Crew, auf den langen Weg zum Jupitermond Europa, um endlich die Frage zu klären, ob das Wasser, welches unter der Oberfläche des Mondes vermutet wird, vielleicht Leben in sich trägt.
Die Pioniere um den Piloten Willam Xu sind aufgeregt und voller Erwartung. Noch nie hat ein Mensch den Weltraum jenseits des Mondumfeldes bereist.
Weder der monatelange Flug noch die anschließende Landung auf dem Jupiter-Trabanten verlaufen ohne Turbulenzen. Der Funkkontakt zur Erde bricht ab und die Landezone wird  um knapp 100 Meter verpasst.
Um die Mission durchführen zu können muss das Schiff außerplanmäßig verlassen werden. Hinzu kommt, dass seit der Landung einiges nicht mit rechen Dingen zuzugehen scheint.

Kritik

Die von Europa Report gewählte Erzählform ist ein ungewöhnlicher Hybrid. Man hat sich auf das (mittlerweile muss man wohl sagen ‚klassische‘) Found-Footage-Verfahren eingelassen, zeigt das Material aber nicht in chronologischer Reihenfolge, verzichtet weder auf musikalische Untermalung noch auf stimmungsgebende Schnitte und fährt sogar Kommentatoren auf. Zu sehen gibt es nicht das rohe Filmmaterial direkt von der Kamera, sondern eine im Nachhinein aufbereitete Version im Stile eines Doku-Dramas.
Das wirkt erst einmal inkonsequent, entpuppt sich im Fall von Europa Report aber als kleiner Geniestreich, denn der Film profitiert von den Vorzügen der ‚Echte-Aufnahmen-Prämisse‘ und umschifft durch den Nachbearbeitungskniff gleichzeitig einige ihrer Probleme.
Dass der Zuschauer das Geschehen nur über die (zahlreichen) Kameras im und am Schiff sowie über die Helme zu sehen bekommt, drückt die Intensität des Gezeigten gewaltig nach oben, während man auf der anderen Seite aber nie das Gefühl hat, Entscheidendes zu versäumen.

Zirka in der Mitte gibt es einen plötzlichen Rückblick ausgerechnet dann, wenn es auf der Mondoberfläche richtig spannend wird. Erste Befürchtungen, der Film nähme damit eine falsche Richtung und drossele die Anspannung im falschen Moment, stellen sich aber bald als verkehrt heraus. Stattdessen gibt es eine der intensivsten und tragischsten Szenen der jungen Sci-Fi-Geschichte. Wegen ihr allein lohnt sich Europa Report schon.

Die Spielzeit beläuft sich auf 87 Minuten, was für einen Film, der sich mit dem Aufspüren außerirdischen Lebens beschäftigt und seinen zudem Figuren viel Platz einräumt, wenig Zeit ist. Dementsprechend hält sich der Science-Fiction-Film nicht mit einer langen Einführung auf und startet direkt mit dem Verbindungsabbruch zur Erde, um dann in ähnlichem schnellem Tempo fortzufahren. Der durchdachten Regie Sebastián Corderos ist es zu verdanken, dass der Film nie gehetzt wirkt und jede Szene schlüssig aus der  vorangegangen hervorgeht.
Trotzdem wünscht man sich, dass der Regisseur sich im ersten Drittel doch noch ein paar weitere Minuten genommen hätte, um das Gefühl der Isolation und Ungewissheit der Crew, die ohne Kontakt zur Erde im schwarzen Nichts ins Ungewisse reist, noch stärker wirken zu lassen. Diese Momente kommen wunderbar zur Geltung und hätten gerne vertiert werden dürfen. Opressiv, wie man es vielleicht 2001: Odyssee im Weltraum wohlwollen dunterstellen könnte, wird Europa Report jedoch nie. Von Beginn an kreiert er eine mustergütige Spannung, in der man sich ohne Umschweife tief verliert. Diese wird bis zum intensiven Ende gehalten ist in erster Linie der großartigen Sounduntermalung zu verdanken, die omnipräsent ist, dabei aber kaum auffällt, so harmonisch und natürlich fügt sie sich ins Gesamterlebnis, während sie es eigentlich streng diktiert.

Daneben lebt der Film vor allem von seiner Bodenständigkeit. Europa Report ist Sci-Fi mit hohem Authentizitätsanspruch. Geerdete Charaktere, Technik auf heutigem Stand und eine Geschichte, die auf aktuellen Daten basiert – nämlich der Vermutung von Ozeanen unter der eisigen Kruste auf Europa. Zwei oder drei wissenschaftliche Ungenauigkeiten gibt es trotzdem, doch fallen die erstens nur auf, wenn man mir pedantischen Argusaugen hinsieht, und zweitens nicht ins Gewicht. Weil die Geschehnisse so gekonnt realitätstreu aufgezogen sind, gerät der Moment, in dem die Kapsel auf Europa landet und sich der Brocken erstmalig direkt menschlichen Augen zeigt, fast schon magisch. Auch und weil der Film auf pompöse Inszenierung gänzlich verzichtet.
Es sind viele Andeutungen, die zu Spekulationen einladen, und die guten Schauspieler, die diese Spekulationen aufregend werden lassen. So werden kleine Bilder plötzlich zu etwas viel Größerem. Mehr als einmal erwischt man sich selbst dabei, offenen Mundes zu staunen und gleichzeitig auf ein Anhalten der aktuellen wie auf das rasche Zustandekommen der nachfolgenden Szene zu hoffen. Mit sehr reduzierten Mitteln gelingt es Europa Report, das Gefühl zu transportieren, auf einer gänzlich unbekannten Welt zu sein, die so wundervoll wie unheimlich ist. Tatsächlich stellt sich der Eindruck ein, gemeinsam mit den Astronauten diesen fernen Ort zu erforschen, der plötzlich nicht nur ein wissenschaftlich interessanter Mond in der direkten Nachbarschaft ist, sondern gleichzeitig auch Unvorstellbares und Märchenhaftes, ja schlicht und ergreifend alles bereithalten könnte.

Fazit

Europa Report ist nicht nur ein Film über Mut, Einsamkeit und Verhältnismäßigkeit, sondern auch einer über Träume, Sinn und die Kraft des menschlichen Pioniergeistes. Kleines Spannungskino mit kleiner Geschichte, aber groß erzählt.
Wie so oft ist die Erfahrung umso wirksamer, je weniger der Zuschauer am Anfang weiß. Wer ohne Ahnung und Erwartung an das Sci-Fi-Abenteuer herangeht, dem schenkt es eine der kräftigsten Filmerfahrungen jüngerer Genregeschichte.

Iron Sky – Wir kommen in Frieden!

Es ist schon einige Jahre her, da hatte ein junger Filmemacher die Idee, die alte Verschwörungstheorie von den Nazis auf dem Mond und ihren Reichsflugscheiben, die mit überlegener Nazi-Technologie über die Erde schwirren, in einen Film zu packen, der so albern sein sollte, wie die Grundidee klingt. Erste Filmszenen wurden im Trailer-Stil auf das Internet losgelassen und huschten im Nu im die Welt – die flink anschwellende Fangemeinde wurde durch ein Crowdfunding-Projekt nie dagewesenen Ausmaßes mobilisiert. Mit Spendengeldern und Merchandise-Einnahmen nahm Regisseur Timo Vuorensola umgerechnet 7,5 Millionen Euro ein. So wurde aus einer launigen Drehbuchidee ein finnisch-deutsche Großproduktion. Fans aus aller Welt konnten sich am Entstehungsprozess beteiligen und ihre Ideen beisteuern. Ähnlich hoch wie das Etat waren am Ende auch die Erwartungen, die der finale Film durchgängig enttäuscht.

Story

Amerikanischer Wahlkampf im Jahre 2018. Die amtierende US-Präsidentin braucht dringend ein paar gute Argumente für ihre Wiederwahl. Da der Mond schon ein paar Jährchen vernachlässigt wurde, ruft sie ein Programm ins Leben, den guten alten Erdtrabanten mal wieder anzureisen. Ihr Mann hierfür ist James Washington – nicht, weil er ein guter Raumfahrer ist, sondern weil seine dunkle Hautfarbe medienwirksam dafür sorgen soll, dass man der Präsidenten ihre großmütige Toleranz abkauft.
Als Washington den Mond betritt, stößt er nach ein paar Metern auf eine gewaltige Basis in Hakenkreuzform: Die Nazis wohnen hier. 1945 türmten sie aus Neuschwabenland und errichteten auf dem Weltraumgestein ihre Kolonie. Fortan wird die Ideologie an die heranwachsenden Generationen weitergegeben und man rüstet sich, zur Erdheimat zurückzukehren und sie mit einer ganz eigenen Interpretation von Frieden zu beglücken.
Washingtons Smartphone scheint die perfekte Energiequelle zu sein, um die von langer Hand geplante Invasion zu starten. Nur mehr braucht man von diesen wundersamen Taschencomputern, viel mehr. Also wird ein kleiner Stoßtrupp Richtung Erde geschickt, um die Offensive einzuleiten. Mit von der Partie ist nicht nur der inzwischen gebleichte Washington, sondern auch Renate Richter, Liebchen des angehenden Führers, deren Überzeugung, dass die Nazis die großen Friedensbringer sein werden, aber zusehends bröckelt.

Kritik

Um es gleich auf den Punkt zu bringen: Iron Sky ist beträchtlicher Murks, und das auf allen Ebenen. So herrlich debil die Prämisse ist, so desillusionierend fällt die Umsetzung aus. Bei unzähligen kreativen Köpfen, die jahrelang aus purer Leidenschaft heraus über diesem Projekt gebrütet haben, um abstruse Plottwists und pointierte Witze zu ersinnen, war vielleicht nicht die komödiantische Offenbarung, sicherlich aber eine spaßige Satire zu erwarten, die mit allerhand Aberwitz und schelmischer Provokation unterhält. Und doch ist Vuorensolas Herzensprojekt eigentlich nur als filmische Katastrophe zu bezeichnen.
Zwar gibt es Gags am laufenden Band, doch sind diese allesamt ausgelutscht, schal und rundweg uninspiriert. Über ein traniges Wiederverwerten uralter Klischees kommt Iron Sky humoristisch nie hinaus. Auch der einzig passable Gag, dass die Nazis Charlie Chaplins Der große Diktator vollkommen missverstehen, da sie nur Bruchstücke von ihm kennen, kann im Rahmen des Filmes kaum bestehen.

Gemeinsam mit dem Humor pendelt auch die Handlung zwischen albern und banal. Als sich die Nazischergen nach der noch halbwegs tragfähigen Einführung auf den Weg zur Erde machen, verkommt der Rest des Filmes zu einem Vehikel für Unnötigkeiten, bis die aufgeplusterte Schlacht am Ende deutlich macht, wohin das ganze Geld geflossen ist. Die langen 92 Minuten wirken die meiste Zeit, als dienten sie nur dafür, die konstruierten Slapstikeinlagen miteinander zu verbinden.
Gut sieht er aus, der Film über die Mondfaschisten, und kann sich an so mancher Stelle im Effektbereich mit deutlich kostspieligeren Großproduktionen messen – doch ist er nun mal weder interessant noch witzig. Und abseits der Optik bekleckert sich die formale Seite ebenfalls nicht mit Ruhm. Die Szenenübergänge sind teilweise katastrophal, das Schauspiel befindet sich trotz und wegen gewolltem Overacting stets an der Grenze zur Peinlichkeit und selbst die musikalischen Referenzen wollen nicht so recht zünden, weil sie einfach viel zu plump eingebunden wurden.
Beachtenswert ist, wie sehr die deutsche Synchro sich bemüht, das Filmerlebnis zusätzlich zu sabotieren. Iron Sky findet sich selbst am Komischsten, wenn die braunen Seleniten Deutsch sprechen und englischsprachige Erdbewohner darauf reagieren. In der deutschen Synchro geht die gesamte Ebene des Filmes natürlich flöten. Das kann man ihr schwerlich vorwerfen, schließlich muss der Film ja irgendwie ins Deutsche übersetzt werden, trotzdem wird Iron Sky damit auch der letzte Rest Daseinsberechtigung gemaust.
Das einzig Geglückte sind ein paar subtil eingebaute Referenzen an namenhafte Science Fiction-Klassiker, die dem Zuschauer nicht sofort aufs Auge gedrückt werden und deshalb bei Erkennen durchaus ein anerkennendes Nicken verursachen. Wenn die einzige Stärke eines Filmes das Zitieren fremder Stärken ist, spricht das aber nicht unbedingt für ihn.

Fazit

Dieses deutsch-finnische Spezialwerk erhebt den Anspruch auf Kultstatus und scheitert kolossal. Iron Sky vereint das Schlimmste aus defizitärem deutschen Gleichformkino und seelenloser US-Massenware. Einen Hauch von Kult umgab das Projekt während der Produktionsjahre – im tatsächlichen Ergebnis ist davon rein gar nichts zu finden. Der Film über die Mondnazis ist ein zotiges Nichts, das nicht nur stellenweise, sondern absolut hinter den Erwartungen zurückbleibt.
Umso ernüchternder, dass Pre- und Sequels bereits in Planung sind.