Misfits – Staffel 2

Die unmaskierten Punk-Heroen aus der Unterschicht Werthams bekamen nach ihrem ansprechenden ersten Auftritt im Folgejahr 2010 7 weitere Episoden spendiert. Dabei werden etablierte Stärken ausgespielt und frühere Schwächen vermieden. Zum zweiten Mal tritt das eingespielte Team in ganzer Stärke in der nicht nur besten, sondern auch letzten guten Staffel der britischen Erfolgsserie auf.


Can we please stop killing our probation workers?

Story

Der mysteriöse Fremde, der im Finale von Staffel 1 auf dem Drahtesel herangerauscht kam, um überhandnehmender Tugend Einhalt zu gebieten, folgt den Freunden – man kann sie mittlerweile wohl so nennen – auf Schritt und Tritt. Was seine Gründe und Absichten sind, ist jedoch ebenso wenig bekannt, wie seine Identität. Auch über eventuelle Fähigkeiten des Maskierten herrscht Unklarheit.
Anfangs trägt er dazu bei, dass Nathan aus seinem – wie seit dem Finale der letzten Episoden gewiss ist: unnötigen – Grab geborgen wird, aber auch sonst ist er häufig zu Stelle, wenn eine Situation droht, ihren kritischen Punkt zu überschreiten.
Zwischenzeitlich kreuzen sich die Wege der „Bewährungs-Fünf“ immer wieder mit Menschen, die ebenfalls Opfer des spendablen Gewitters und mit besonderen Kräften versehen wurden. Und wie es nun einmal so ist, stellen sich die wenigsten von ihnen als redliche Zeitgenossen heraus. Wie unsere Helden, so haben auch sie mit den Gefahren und Verlockungen der frisch gewonnen Möglichkeiten zu kämpfen. Und das regelmäßig auf Kosten anderer.

Kritik

Wie schon bei der 1. Staffel gibt auch hier Folge 1 galant den Ton an, der konstant während der 7 Episoden gehalten wird. Der Beginn kommt mit einer mehrschichtigen Ladung Eskalation daher und entwickelt sich mit zarten Übergängen zu einer nett geschriebenen Horrorepisode. Generell ist das Tempo in Staffel 2 kräftig angezogen worden und auch die manchmal etwas unbeholfenen Stellen der Vorgängerstaffel sind hier fast gänzlich vermieden worden.
Es macht nun noch mehr Spaß, die unverbrauchten Gesichter der Jungschauspieler zu sehen und auch die Handlung legt ein paar Schippen drauf. Selbst an den Dialogen merkt man, dass sich Schreiber und Darsteller mittlerweile auf sicherem Grund bewegen. Die Gespräche sind pointiert und wirken immer noch sehr natürlich, ohne den unterhaltsamen, selbstironischen Charme der augenzwinkernden Milieubeobachtung vermissen zu lassen.
Die Action stimmt weiterhin und auch in Sachen Dramatik gibt es kaum etwas zu beklagen. Das alte Problem, dass an jeder Litfaßsäule die vom Unwetter Modifizierten nur darauf warten, dass unsere Helden vorbeikommen, ist nicht vom Tisch. Doch immerhin wird diese erzählerische Krücke nicht mehr ganz so oft eingesetzt und somit ist die Glaubwürdigkeit der ganzen Kiste automatisch ein paar Level höher anzusiedeln.
Die etablierten Gesichter werden sinnvoll aufgegriffen, ihre Geschichten nachvollziehbar erweitert und ihre Motivationen mit passenden Motiven und zusätzlicher Tiefe ein wenig transparenter gemacht, ohne dass die Protagonisten dadurch zu durchschaubar werden. Auch einige Neuzugänge kommen hinzu– von denen manche länger und andere, ganz bestimmte Gesellen in guter Running-Gag-Tradition eher kürzer präsent sind – und fügen sich sofort in das illustre Grüppchen ein. Das wirkt selten gekünstelt, zieht sich aber auch nicht unnötig in die Länge. Misfits überzeugt weiterhin mit guter Dialogregie und spannend geschriebenen Charakteren.
Was die einzelnen Geschichten angeht, da wird man hingegen nicht immer einer Meinung sein. Die Zufälle stauen sich zwar nicht mehr ganz so aufdringlich, sind aber immer noch ziemlich sehr häufig Dreh- und Angelpunkt für die meisten entscheidenden Vorgänge. Aber nennen wir es Schicksals-Moment und nehmen die Sache als gegeben hin. Es wurde hat an den richtigen Baustellen gearbeitet und das ungewöhnliche Sci-Fi-Drama schafft es, den Überraschungserfolg von Staffel 1 im weiteren Verlauf nicht verpuffen zu lassen. Die Macher waren spürbar mit Herzblut am Werk und waren darauf bedacht, ihr Baby nicht dem schnellen Rubel zu opfern. Dass Season 2 sich gegenüber dem starken Vorgänger tatsächlich noch steigern konnte, ist bemerkenswert, da sie bereits ein knappes Jahr später über die britischen TV-Bildschirme flimmerte.

Mit „Der Maskenball?“ gibt es die erste Durchhängerfolge, die nicht wirklich schlecht ist, in eine so überdurchschnittlich spannende Staffel eingebettet aber trotzdem auffällig negativ hervorsticht.
Doch der Ausgleich folgt auf dem Fuße. Mit einer Superkraft namens Laktogenese wird auf ziemlich originelle Art zur Sprache gebracht, was längst überfällig war; und das noch abgedrehter und rücksichtsloser als in den bisherigen Ausschweifungen unseres Antiheldentrupps. Denn plötzlich und sehr unerwartet scheint er auf sein ganz eigenes Kryptonit gestoßen zu sein.

Fazit

Unaufdringlich emotionale Momente, einige zum Brüllen komische Szenen und clevere Figurenzeichnung. Staffel 2 setzt dort an, wo Staffel 1 endete, baut die Stärken der TV-Serie gekonnt aus und lässt die anfangs schon geringen Schwächen noch etwas schrumpfen.
Leider endet der Höhenflug der originellen Superheldenrüpel an dieser Stelle. Staffel 3 zeigt zum hundertsten Mal auf, dass es gescheiter ist, am Höhepunkt aufzuhören, bevor man diesen mit mangelnder Inspiration zu Tode reitet.
Und ein meist sehr zuverlässiges Indiz dafür ist, dass die bisherigen Stammregisseure ihren Platz für Nachfolger freimachen und Hauptdarsteller der Serie, mit der sie bekannt wurden, den Rücken kehren.

Misfits – Staffel 1

Spätestens nach X-Men und Spiderman war klar, dass der Anfang des neuen Jahrtausends in cineastischer Hinsicht ohne Zweifel den Superhelden gehört. Insbesondere Marvel schickte Mal um Mal die Comicrecken auf die Leinwand, bis die Angelegenheit in diesem Jahr mit Marvel’s The Avengers ihren vorläufigen Höhepunkt erreichte.
Heroes war eines der Experimente, die Prototypen der Gesellschaft mit übermenschlichen Fähigkeiten bestückte und damit in Serie ging. Die vorgebliche Normalität der Figuren wich aber recht bald dem typischen Heldeneifer und zudem zerfaserte die Serie immer weiter, bis von den anfänglichen Qualitäten nur noch wenig vorzufinden war.
2009 betrat Misfits die Bildfläche, griff die Prämisse von Heroes auf und strengt sich seither an, die Fehler des Serienvorreiters zu vermeiden und dabei rotzfrech auszusehen.


You’re dumping me with a line from Spiderman?

Story

Nathan, Curtis, Alisha, Kelly und Gary vereinen all die Eigenschaften, die ältere Generationen  seit jeher der Jugend zum Vorwurf machen. Es sind rücksichtslose, asoziale, straffällige Halbstarke, die jeder für sich ohne Perspektive sind.
Als sie einander zum ersten Mal im fiktiven Londoner Stadtteil Wertham begegnen, tragen sie orangefarbene Overalls und sind dazu verdonnert, Sozialstunden unter der Aufsicht ihres Bewährungshelfers Tony abzuleisten.
Plötzlich verhängen ausgesprochen seltsame Gewitterwolken den Himmel und im nächsten Augenblick stürzen Hagelkörner in Melonengröße auf London nieder. Auf ihrer Flucht werden die Jugendlichem vom Blitz getroffen und verfügen seitdem über eigenartige Fähigkeiten. Kelly wird zur Telepathin, Curtis kann die Zeit beeinflussen, der sowieso von niemandem wahrgenommene Außenseiter Simon erhält die Fähigkeit, sich unsichtbar zu machen, und Alisha verdammt jeden, der sie berührt, zur sexuellen Willenslosigkeit. Nathan hingegen scheint ohne besondere Fähigkeit. Und Gary hat womöglich eine, kann sie aber nicht einsetzen, weil er direkt nach dem Sturm vom plötzlich rasenden Bewährungshelfer hingerichtet wird. Denn nicht nur sie, sondern auch andere Bürger Londons sind seit dem Wetterphänomen verändert. In Notwehr töten die Fünf ihren Bewährungshelfer und müssen die Tat nicht nur vertuschen und mit deren Folgen leben, sondern zusätzlich lernen, ihre eigenen Kräfte irgendwie zu beherrschen und sich vor denen anderer in Acht nehmen.

Kritik

Da ist er also, der Gegenentwurf zu den strahlenden Helden im Elastananzug, der wie das verhaltensauffällige Kind von Chronicle und Heroes wirkt. Und die Idee, ein paar Vertretern der No-Future-Generation klassische Superkräfte zu verleihen, geht erstaunlich gut auf.
Manche Serien fangen spitze an und sinken ins Unerträgliche ab, manche starten unerträglich und werden spitze. Misfits versucht nicht, dem Zuschauer etwas vorzuspielen und schlägt von Minute 1 einen Ton an, der dem die restlichen Episoden treu bleiben werden.
Die Kombination aus hoffnungslos asozialen Jugendlichen und dem Sci-Fi-Einschlag durch Superkräfte schafft eine ganz spezielle Atmosphäre, die von der tristen Farbgebung und den grauen Spielorten noch untermauert wird. Der Serie glückt eine schwere Gratwanderung, indem die Hürde genommen wird, den Zuschauer für die Charaktere zu interessieren, obwohl ein jeder von ihnen mehr als nur eine unsympathische Eigenschaft parat hat. Selbst Figuren, die auf den ersten Blick vollkommen unerträglich wirken, lassen einen spätestens nach zwei Folgen nicht mehr zur Gänze kalt. Die vollkommene Normalität der Protagonisten bringt nämlich auch nachvollziehbare und vertraute Probleme mit sich, die ihr Handeln vielleicht nicht legitimieren, aber immerhin verständlich machen.
Nicht nur die Charaktere sind auf ihre Weise beschränkt, auch der Handlungsort und die Tragweise der Geschehnisse sind es. Das Wirken der völlig überforderten Jugendlichen beschränkt sich nämlich auf einen kleinen Kreis. Kein übermächtiger Widersacher ist zu bezwingen, keine Präsidenten, Cheerleader oder Galaxien harren ihrer Rettung. Stattdessen spielt die Serie zu großen Teilen am aufgezwungenen Arbeitsplatz der Kleinkriminellen, in winzigen Wohnungen oder an dreckigen Flussufern, während die Protagonisten mit ihren eigenen Alltagsdämonen zu kämpfen haben und dabei regelmäßig Feigheit dem Edelmut vorziehen. Das Wetter ist schlecht, die Darsteller ungeschminkt und das Mundwerk der Figuren ausgesprochen lose.
Trotzdem kommt das vom Genre gepachtete Motto „Aus großer Kraft folgt große Verantwortung.“ auch hier zum Tragen, nur eben in viel kleinerem Maße, als es zu erwarten wäre. Die Superkräfte selbst sind in der ersten Staffel ein Element, das gar nicht entscheidend ist. Sie spielen nur am Rande eine Rolle, während die unfreiwilligen Helden, die unter ihren Kräften mehr leiden als von ihnen zu profitieren, ihre normalen Probleme meist mit normalen Mitteln lösen.
Zwar ist in erster Linie die durch ihr gemeinsames Geheimnis aneinandergebundene Gruppe die Hauptperson, eine klare Leitfigur existiert aber trotzdem. Der vom Gewitter scheinbar übersehene Nathan ist es, dem nicht nur die meiste Screentime gewährt wird, sondern zudem auch ein tragisches Familienverhältnis und das mit Abstand größte Schandmaul der Serie. Obwohl es seine primäre Eigenschaft zu sein scheint, anderen Leuten mit seiner Dreistigkeit auf den Geist zu gehen, bindet man sich dank einiger starker Charaktermomente schnell und gerne an ihn. Die sehr charismatische Darstellung von Robert Sheehan hat hieran fraglos den wichtigsten Anteil.

Dem Anspruch an sich selbst, größtmögliche Authentizität an den Tag zu legen, wird die Serie hinsichtlich Figuren und Spielorten also gerecht. Erzählerisch wird leider nicht ganz so geschickt vorgegangen.
Die Zufälle stapeln sich einfach zu hoch. Insbesondere beim ersten großen Zeitsprung, der in bester Und täglich grüßt das Murmeltier-Manier stattfindet, wird dies überdeutlich. Dass die Protagonisten schon lange vor ihrem bewussten Zusammentreffen Ort und Zeit miteinander geteilt haben, ist narrativ zwar handgerecht, aber alles andere als glaubwürdig. Erschwerend kommt hinzu, dass so gut wie jede Figur, zu der unsere Antihelden Kontakt haben oder zuvor Kontakt hatten, ebenfalls vom Gewitter beeinflusst wurde – so unwahrscheinlich das auch scheinen mag. Deswegen läuft Misfits ein ums andere Mal in Gefahr, in ein typisches Monster-of-the-Week-Schema zu verfallen, bei dem alle Merkwürdigkeiten bequem durch das anfängliche Unwetter gerechtfertigt werden. Das ist schade, denn dadurch ist die Serie bei weitem nicht so einzigartig, rotzig und rebellisch, wie sie gerne wäre. Es gilt zu akzeptieren, dass es vorerst nicht um Erklärungen geht, sondern einzig um die Figuren und deren Weisen und Möglichkeiten, mit der veränderten Welt umzugehen und diese schließlich in Beziehung zu ihren eigenen Veränderungen zu setzen.
Aus diesem Grund tut es der ersten Staffel gut, dass sie nur aus 6 und nicht aus 25 Episoden besteht, sodass Abnutzungserscheinungen überwiegend ausbleiben.

Schon in Folge 1 wird klar, dass der Ab 18-Flatschen nicht grundlos auf den DVD-Hüllen klebt. Sowohl die teils doch sehr derbe Wortwahl der Protagonisten als auch der axtschwingende Bewährungshelfer sind definitiv nicht jugendfrei.
Überhaupt werden die sozialen Randexistenzen geschickt dafür genutzt, Witze abseits der Norm zu platzieren. Diese funktionieren zwar nicht immer, wirken in diesem Umfeld aber sehr natürlich und sorgen zusammen mit der ziemlich guten Musikauswahl (siehe Trailer) für die einmalige Stimmung der Serie.
Die Synchro funktioniert trotz Ausrutscher ganz anständig, ist – wie bei fast allen britischen Serien – aber dem O-Ton nicht ebenbürtig.

Fazit

Experiment geglückt. Misfits zwingt verantwortungslosen Mittzwanzigern Superkräfte auf und beobachtet, was passiert. Von der skurrilen Ausgangssituation mit der Gewitterwolke bis zum vorbildhaften Charakterdesign ist alles bestens. Die ärgerlich hohe Anzahl der Zufälle sorgt leider dafür, dass die britische Sci-Fi-Serie unterm Strich doch nicht so speziell ist, wie sie sich gibt. Doch die Weichen sind gestellt und mit den nächsten Staffeln geht das Spektakel erst so richtig los.

Chronicle – Wozu bist du fähig?

Im Januar geisterte ein Video durch YouTube, das drei ohne technische Hilfsmittel über New York City schwebende Personen zeigte. Die virale Marketingkampagne für das Regiedebut des damals nicht ganz 28-jährigen Josh Trank war in vollem Gange.
Und es funktionierte: Trank trägt dank Chronicle den Titel des jüngsten Filmemachers, der jemals die Spitze des US Box Office anführte. Damit befindet er sich vor Stephen Spielberg und James Cameron.


Yes, it was the Black guy this time.

Story

In der Schule gemieden, daheim vom ewig betrunkenen Vater misshandelt, verbringt Andrew die Jugend unter alles andere als beneidenswerten Umständen. Eines Tages beschließt er, mit einer Videokamera seinen gesamten Alltag aufzunehmen. Dies macht den Sonderling nicht unbedingt beliebter, gibt ihm aber immerhin ein realisierbares Ziel. Als ihn Cousin Matt aus Mitleid auf eine Party schleppt, in der Hoffnung, ihn dort mit Alkohol sozialisieren zu können, machen die beiden zusammen mit dem extrovertierten Steve eine seltsame Entdeckung. Abseits der Feier führt ein Loch auf einer Lichtung im benachbarten Waldstück tief in die Erde hinein. Trotz leichter Bedenken schlüpfen die drei Teenager hinein und finden Besonderes.
In den nachfolgenden Tagen stellen sie fest, dass ihr Fund ihnen telekinetische Fähigkeiten eingebracht hat. Fortan ist das Trio unzertrennlich und stellt in erster Linie Schabernack mit den neugewonnen Kräften an. Andrew hat erstmalig richtige Freunde, ist für das andere Geschlecht nicht weiter unsichtbar und darf jeden Tag erleben, wie seine neue Fähigkeit an Stärke dazugewinnt. Doch wenn Jungen mit Telekinese rumspielen, muss zwangsläufig etwas schiefgehen. Und sobald der erste Passant in Mitleidenschaft gezogen wird, geht es bergab mit der noch frischen Männerfreundschaft.

Kritik

Drei absolute Nobodys, die zufällig zu Superkräften kommen. Die Prämisse klingt nach Potential, für sich genommen aber auch etwas fade, denn schließlich begann fast jeder irdische Superheld am ersten Tag als kleiner Niemand, der zufällig zur richtigen Zeit am richtigen Ort das Richtige tat. Soweit, so bekannt. Zwar mag das Fehlen einer ebenbürtigen Bedrohung im ersten Moment aufhorchen lassen, doch da es sich nun mal um drei und nicht um eine Personen mit übermenschlichen Kräften handelt, dürfte auch jedem schnell klar sein, auf was diese Konstellation schlussendlich zusteuern muss.
Doch Chronicle ist in der Tat etwas spezieller als seine Genre-Kollegen. Zum einen lässt der Science-Fiction-Film sich Zeit, zum anderen bleibt er außergewöhnlich lange bescheiden. Vor allem aber sind seine drei Protagonisten mehr Mensch als es jeder Leinwandsuperheld der letzten Jahre gewesen ist. Abgesehen von dem Typen, der sich für Philosophie interessiert und den der Film, um das zu zeigen, willkürlich Philosophennamen einstreuen lässt, sind alle Figuren authentisch und lebensnah. So sind auch ihre Witze, wie bei echten Schülern, manchmal witzig und manchmal eben nicht. Sowohl Andrews missliche Lage als auch seine Reaktion auf diese sind die meiste Zeit über glaubwürdig. Der jugendliche Hauptdarsteller weckt Sympathien und seine Probleme sind ausnahmsweise nicht nur vorgeblich, sondern tatsächlich nahvollziehbar.
Vor allem seine Kranke Mutter, die eigentlich nur wenige Male am Rande Erwähnung findet, sorgt dafür, dass der Film immer auf dem Boden bleibt und auch die extremsten Eskapaden des Jungen nie zu abgehoben wirken.
Wirklich sehenswert wird der Film jedoch weder durch die Charaktere noch die Geschichte, sondern durch das angenehme, sehr bedachte Tempo. Der Zuschauer muss niemals lange warten und die Luft anhalten, ständig hat der Film wieder etwas Neues zu bieten, das zwar nicht immer über die Maßen clever oder überraschend ist, aber dafür häufig interessant und in seiner Natürlichkeit manchmal auch einfach sehr nett. Gerade weil das Genre mittlerweile stark überstrapaziert und ausgelutscht ist, kann man diesen Aspekt gar nicht genug loben. Und hier zeigt sich auch, dass Josh Trank seine Lorbeeren nicht zu Unrecht bekam. Wenn die Geschwindigkeit erhöht wird, sobald das Finale sich anbahnt, bleibt das Außergewöhnliche leider auch auf der Strecke.
Und dann ist da noch das prekäre Detail anzusprechen, dass Chronicle nicht nur auf den ausgetretenen Pfaden des Superhelden-, sondern auch auf denen des Found-footage-Films wandelt. Wobei „Found“ hier eigentlich gestrichen werden dürfte, da es doch höchst unwahrscheinlich ist, dass jemand besagtes Material findet und dann auch noch so zusammenstellt. Im Vergleich zu so manch anderem Gesellen in dieser Sparte ist die Motivation, weshalb überhaupt mitgeschnitten wird, zumindest recht plausibel – der Filmende ist ganz einfach ein Soziopath. Auch das Problem mit der Übelkeit auslösenden Wackelkamera wird rechtzeitig und durchaus originell gelöst, bevor das Treiben zu hektisch wird. Allerdings muss der Film sich die Frage gefallen lassen, warum er überhaupt auf dieses Stilmittel zurückgreift. Eine erhöhte Authentizität wird dadurch jedenfalls spätestens dann nicht mehr gewährleistet, sobald auch die Bilder anderer Aufzeichnungsgeräte gezeigt werden. Das Zeigbare ist dann nicht auf den Mann mit der Kamera beschränkt und der Effekt der beschränkten Perspektive verpufft. Außerdem richten selbst die von Panik Durchgeschüttelten immer noch mit verblüffender Ruhe die Linse aufs Geschehen. Mit der Wahl konventioneller Bilder hätte der Film nichts verloren und wäre nicht in die Verlegenheit gekommen, so viele Menschen mit Kamera ins Abenteuer zu schicken.
Doch schmälert das am Ende nicht effektiv den Filmgenuss.
Man darf also gespannt bleiben. Nicht nur Chronicle 2 wird folgen, auch mit dem Spiderman Spin-Off Venom wird Josh Trank unter Beweis stellen dürfen, dass er hoffentlich keine Eintagsfliege ist.

Fazit

Ein spannender kleiner Film über Normalos, denen plötzlich große Möglichkeiten offenstehen, die mit ebenso großer Verantwortung verbunden sind. Dabei verzichtet der Film auf Erklärungen und konzentriert sich ganz darauf, wie die Jugendlichen mit dieser Situation umgehen. Bei alledem schleppt Chronicle kaum Ballast mit sich herum und ist jederzeit unterhaltsam.

Capeträger – Die kommenden Superheldenfilme der Jahre 2013 – 2016

Eine kleine Auflistung der Superheldenfilme, die in den nächsten Jahren ihren Weg auf die Leinwand finden sollen. Vieles davon basiert auf Gerüchten, einiges nur auf zweideutigen Aussagen und Andeutungen und nichts davon ist in Stein gemeißelt.
Sollte irgendetwas vergessen worden oder einfach untragbar falsch beschrieben sein – platziert einen Kommentar, damit ich mich schäme.


2013

Iron Man 3 Statt Jon Favreau ist nun Shane Black für den nächsten Ausflug des Playboys zuständig. Erfahrung mit Robert Downey Jr. Konnte er schon in seinem letzten Film Kiss Kiss, Bang Bang sammeln. Gerüchten zufolge wird Iron Man 3 den Hauptplot im Marvel-Universum am stärksten vorantreiben und bereits erste Schritte Richtung The Avengers 2 gehen.

Man of Steel Im Juni kommt Zack Snyders Version (300, Watchmen) von Superman in die Kinos. Ein weiteres Reboot, dessen Trailer aber Lust auf mehr macht. Nach dem desaströsen Sucker Punch hat Snyder aber erst einmal seinen Vertrauensbonus aufgebraucht. Neben dem Trailer machen aber auch die Namen Amy Adams, Kevin Costner und Russel Crowe neugierig.

The Wolverine 1982 brachte Frank Miller ein neues Kapitel im Leben von Wolverine zu Papier. Der im Juli nächsten Jahres anlaufende The Wolverine wird sich diese Geschichte zum Vorbild nehmen und den klingenbewährten Hugh Jackman nach Japan schicken. Obwohl X-Men Origins: Wolverine bei Fans und Kritikern durchwachsen ankam, sind die Erwartungen nach den ersten Bildern bereits ungeheuer hoch.

Kick-Ass 2 Der zweite Teil des Überraschungserfolgs aus dem Jahre 2010 will sich wieder nah an der Comicvorlage Mark Millars orientieren und lockt mit Neuzugang Jim Carrey. Angepeilter Kinostart ist der September 2013.

Thor 2 – The Dark World Anfang November tritt der Donnergott wieder in Aktion und wird, wenn man der seit ein paar Tagen brodelnden Gerüchteküche im Internet Glauben schenken will, alle neun Welten als Schauplatz haben. Im Vorgängerfilm gab es nur drei Welten zu sehen: Midgard (die Heimat der Menschen), Asgard (Die Heimat der Götter) und Jotunheim (Die Heimat der Eisriesen).

Hulk (Serie) Während Hulk sich im Kino gleich zweimal mehr schlecht als recht behaupten musste, soll es dank Mark Ruffalos angenehmer Neuinterpretation gleich eine ganze TV-Serie für den grünen Wutberg geben. Zwar ist das Jahr 2013 mal als Datum genannt worden, doch gehen wir eigentlich von einem deutlich späteren Start aus.


2014

Justice League 2013, 2014 – vielleicht auch gar nicht. Noch hält sich DC sehr bedeckt und auch sind die meisten Superhelden des DC-Universums verhältnismäßig unbekannt, doch das Internet ist fleißig am Spekulieren. Ein Drehbuch ist wohl fertig, inszenieren soll das Wachowski-Bruderpaar (Matrix). Was auch immer da kommt, es wird zumindest interessant.

Captain America 2: The Winter Soldier Nach dem Erfolg von The Avengers bekommt natürlich auch der recht mäßige Captain America: The First Avenger eine eigene Fortsetzung spendiert. Dieses Mal geht’s allerdings in der Gegenwart zusammen mit Bucky Barnes, Falcon und Dum Dum Dugan zur Sache.

X-Men: Days of Future Past Nach Logans zweitem Soloausflug dürfen die jungen X-Men wieder ran. Im Juli 2014 wird mit Michael Fassbender und Patrick Stewart die Brücke zur originalen Trilogie geschlagen.

Guardians of the Galaxy Eine zweite Heldentruppe des vielfältigen Marvel-Universums kriegt ihren eigenen Film spendiert. Während die Avengers sich vornehmlich dem Schutz unseres liebgewonnen Heimatplaneten widmen, kümmern sich die Guardians oft the Galaxy um den ganzen Rest der Milchstraße. Mit von der Partie sind ein mutierter Astronaut, ein ehemaliger Saxophonist, ein Adoptivkind von Thanos, ein vormals schurkischer Baum und ein Waschbär. Ja, ein Waschbär.
Bei einer solch seriösen Truppe scheint der verpflichtete Regisseur James Gunn fast die einzig logische Wahl. Schließlich konnte er mit Slither erste Sci-Fi-Erfahrung sammeln und schnupperte mit Super die wohl speziellste Superheldenluft des Filmbusiness.
Fortan muss sich Thanos also nicht nur den Avengers, sondern auch diesem bunten Grüppchen stellen. Böse haben’s schwer.

Ant-Man Nach gescheitertem Anlauf soll Ant-Man nun doch seinen Kinoauftritt spendiert bekommen. Regisseur Edgar Wright ist dafür zuständig, dass der mit Insekten palavernde Superheld, der seine Größe variieren kann, der breiten Öffentlichkeit vorgestellt wird. Da er in der Comicwelt Gründungsmitglied der Avengers ist, dürfen wir uns womöglich sogar auf eine Beteiligung in The Avengers 2 freuen.

The Amazing Spider-Man 2 Nach dem Erfolg des Serienneustarts werden Andrew Garfield, Emma Stone und Embeth Davidtz erneut unter der Direktion von Marc Webb das Spidey-Universum mit Leben bevölkern. Am 17. April 2014 sollen die Netze gesponnen werden.


2015

S.H.I.E.L.D. Ein Termin steht eigentlich noch nicht fest, doch scheint das Jahr der Avengers-Fortsetzung plausibel. Josh Whedon wird parallel zum Superhelden-Ensemble ein paar S.H.I.E.L.D.-Agenten ins Feld schicken. Umgesetzt wird das Konzept als TV-Serie. Die Idee, eine Serie in einem Universum voller Superhelden spielen zu lassen, deren Protagonisten aber ganz ordinäre Menschlein sind, klingt jedenfalls ganz nett.

The Avengers 2 Wenn alle Superhelden ihre neuen Einzelabenteuer bestritten haben, geht’s wieder ans Gruppenerlebnis. The Avengers 2 wird am 1. Mai 2015 in die Kinosäle rufen und neben den bereits bekannten Capeträgern wohl noch einen ganzen Schwung neuer Figuren im Heldenkosmos willkommen heißen. Wie stark die Erlebnisse von den Guardians of the Galaxy Einfluss nehmen werden, ist nicht bekannt. Da die beiden Heldentruppen sich aber den Bösewicht Thanos teilen, darf man zumindest mit ein paar dicken Parallelen rechnen. Neben Ant-Man wären ansonsten noch The Wasp und Falcon mögliche Kandidaten. Außerdem könnten Galactus, der Silver Surfer und War Machine eine Rolle spielen. Allerdings ist im Augenblick schwer vorstellbar, dass Marvel seine noch halbwegs geerdete Heldentruppe durch zu viele abstruse Zusatzfiguren dem Publikum entfremden möchte. Andererseits kann und wird in den nächsten 2 ½ Jahren vermutlich einiges geschehen.
Sollte das Konzept auch dieses Mal so gut funktionieren, erwartet uns in den Jahren 2017 – 2020 jedenfalls ein ganzes Bündel neuer Filme.

Hulk (Film)  Neben der bereits erwähnten Serie soll auch der dritte Kinoanlauf für den wütenden Wissenschaftler gewagt werden. Der Film soll (natürlich) auf der Serie basieren, mehr als das ist allerdings noch nicht bekannt.


2016

The Batman Keine Justice League ohne den Dunklen Ritter. Dieser Logik folgend, wäre das früh angesetzte Datum für Justice League jedoch reichlich unwahrscheinlich. Wie dem auch sei, Warners Goldmine Batman wird natürlich nicht einfach geschlossen, nur weil Herr Nolan seine Geschichte erzählt hat. Jedenfalls ist 2016 für ein Reboot im Gespräch und wir sind skeptisch. Aber vielleicht entpuppt sich die Schrecknachricht auch bald schon als Ente.