Rollerball

William Harrison schrieb 1973 die Kurzgeschichte Rollerball Murder, die im gleichen Jahr im Esquire-Magazin veröffentlicht wurde. Zwei Jahre darauf legte er ein auf ihr basierendes Drehbuch vor, das von Norman Jewison (Jesus Christ Superstar) produziert und verfilmt wurde. Gedreht wurde überwiegend im München und entstanden ist ein einflussreicher Klassiker des Science-Fiction-Films.

But comfort is freedom!

Story

Die Menschen fristen ein Leben in Scheinfreiheit und sind Konzernen zu striktem Dank verpflichtet. Jede Stadt wird von einem bestimmten Konzern regiert und verwaltet.
Gelebt wird von Bürgern der Entwurf, den die Entscheidungsträger vorgeben. In der Freizeit nimmt man Drogen und erfreut sich an oberflächlicher Exzentrik. Wenn sie sich die Herrschenden – die man als normaler Passant nie zu Gesicht bekommt – etwas wünschen, nehmen sie es sich. So verlor Jonathan E. seine Frau. Heute ist er erfolgreicher Rollerballspieler, seit 10 Jahren im Geschäft und der Beste seiner Zunft.
Völlig grundlos und an der Spitze seiner Laufbahn wird er vom für ihn zuständigen Konzern aus dem Team delegiert, und das ausgerechnet vor dem schwierigen Match gegen die für ihre brutale Art berüchtigten Tokioer; ohne Regeln und mit nur begrenzten Auswechslungen. An diesem Punkt fängt der Profispieler an, Fragen zu stellen und für seine Selbstbestimmung zu kämpfen. Doch der Feind ist größer und mächtiger als gedacht. Warum aber hat der Konzern offensichtlich solche Angst vor dem einfachen Sportler?

Kritik

Rollerball ist heutzutage beileibe kein unbekannter Titel und sein Erbe in der Popkultur ist unsterblich. Trotzdem wird der Film kaum noch geschaut, ganz im Gegensatz zu anderen Klassikern, die sich um seinen Jahrgang herum tummeln. Woran das liegt? Vielleicht an Erwartungen. Titel, Beschreibung, Trailer und auch DVD-Cover suggerieren ein trashiges Sportspektakel mit albern angezogenen Spielern und viel Quatsch.
Und ja, man fragt sich schon unwillkürlich, was zwischen Heute und Zukunft geschehen sein mag, dass Nationalhymnen plötzlich nur noch mit Orgel gespielt werden und Schlaghosen es irgendwie geschafft haben, wieder in Mode zu kommen. Aber manchmal geht die Zeit eben sonderbare Wege. Und dann auch noch eine Science-Fiction-Geschichte über Rollschuhfahrer. Stärker in der Vergangenheit verwurzelt kann ein Film über die Zukunft unmöglich sein.
Tatsächlich ist Rollerball aber ein spannender Einblick in Politik und Gesellschaft einer faszinierenden Zukunft. Die titelspendende Sportart ist dabei einerseits nur Randgeschehen und andererseits wider Erwarten ganz und gar nicht trashig und lächerlich in Szene gesetzt.
Da Zuschauer und Protagonist gleichwenig über die wirklich rätselhaften Vorgänge wissen, bleibt die Angelegenheit außerdem ziemlich spannend.

James Caan, kurz vorher durch seine Oscarnominierung für Der Pate bekannt geworden, damals Mitte 30 und heute immer noch im Filmgeschäft, spielt den Rollerballer Jonathan, der selbst Spielball eines viel größeren Spieles ist. Und das tut er ungemein sympathisch. Es ist schwer, den kernigen Sportler nicht zu  mögen. Der ganze Film mit seinem hie und da schon etwas angerostetem Gerüst lastet auf Caans Schultern und sein Spiel trägt dieses Gewicht souverän und scheinbar mühelos.

Die Zukunft selbst wird geschickt dargestellt, indem man es nicht übertrieb mit den futuristischen Auswüchsen. Ein wenig mehr Dekadenz, ein paar veränderte Routinegesten und Angewohnheiten und eben die von Grund auf umgegrabene Gesellschaftsstruktur unter Herrschaft und Schuhsohle raffgieriger Konglomerate. Vieles wird erzählt, aber nicht gezeigt und das hat dem Film beim edlen Altern geholfen. Die einfallsreichste Methode, genau die richtige Menge vom Zukunftsbild erahnen zu lassen, ist eine langsame Kamerafahrt mitten durch eine Partygesellschaft, sodass der Zuschauer bei jedem Personengrüppchen Gesprächsfetzen aufschnappt und Details über die veränderte Welt erfährt. Details, die die Fantasie anregen, ohne visuell verwirklicht werden zu müssen. Das macht die Pseudo-Utopie greifbar und durchaus erschreckend. Androidenverschwörungen, Intelligenzpillen und Operationen jenseits der Erde. All das schafft eine Aura, die für die Geschichte selbst kaum wichtig ist, aber eine dichte Atmosphäre strickt, die in manchem Punkt gar an die mulmige Stimmung eines Philip K. Dick erinnert.

Auch beeindruckt Rollerball mit ein paar hübschen Einfällen. Die Parallelmontage, in der Jonathan zum ersten Mal in die Offensive geht und zeitgleich eine Horde wildgewordener Oberschichtler aus Langeweile und Übermut anfangen, im Rudel durch die karge Natur zu streifen und mit einer Pistole Bäume in Brand zu setzen, ist beeindruckend. Besonders, weil sie zwei Geschehnisse zeigt, die gar nicht so weit voneinander entfernt stattfinden, weshalb das Licht im Verhandlungsraum mit jedem Schuss ein wenig apokalyptischer flackert. Eine tolle und gut umgesetzte Idee.
Dass diese Symbolik nicht unerträglich platt ist, liegt an der sehr stilsicheren, gemäßigten Regie. Und die kommt nicht nur in der Beispielszene zum Tragen, sondern von Anfang bis zum Ende. Ein Film über Rollschuhfahrer, die in ihrer Freizeit Schlaghosen tragen, ist aller offensichtlichen Logik zum Trotz mitreißend und besonders ausgeglichen inszeniert. Hier geht es nicht um das Spiel, sondern um einen einzigen Spieler. Trotzdem ist Rollerball eine Art Sportdrama, weil Jonathan  kaum etwas anderes in seinem Leben hat und sich ganz durch das martialische Spiel definiert. Er kämpft in erster Linie nicht um Wahrheit oder gar Gerechtigkeit, sondern um sich selbst.
Als dann nach etwas mehr als einer Stunde der Kampf gegen Tokio ansteht, verliert der Film leider etwas von seiner beeindruckenden Zeitlosigkeit. Die Darstellung der japanischen Spieler und Fans ist aus heutiger Sicht fragwürdig und auch der Einsatz der im Voraus drohend angekündigten Kampfkünste mutet eher komödiantisch an. Denn die drücken sich vornehmlich darin aus, den Gegner von hinten anzuspringen und sich an ihm festzukrallen. Auch hier siegen aber temporeiche Inszenierung und die mitreißende Stadionatmosphäre. Die mehr oder weniger ’sportlichen‘ Auseinandersetzungn sind nämlich wunderbar spannend und rasant umgesetzt, sodass die wilden Kämpfe trotz anachronistischer Unzulänglichkeiten keine Sekunde peinlich oder langatmig wirken, sondern wirklich mitzureißen wissen.
Kamera und Schnitt sind über jeden Zweifel erhaben und wissen jede Menge Geschwindigkeit in das seltsame Treiben zu bringen. Bei diesem ist es übrigens alles andere als leicht, überhaupt für jemanden zu sein, da beide Teams selbst vor Totschlag nicht zurückschrecken und sich auch sonst nicht gerade fair und freundlich verhalten. Aber das ist die harte Welt von Rollerball, in der Menschenleben nichts wert sind und jeder derart verzweifelt nach Unterhaltung sucht, dass alles andere in ihren Schatten fällt. Und besonders die letzten zwei von insgesamt drei Matches lassen diese menschenverachtende Mentalität der krankhaft hedonistischen Zukunftsgesellschaft auf eindringliche Weise zur Geltung kommen, ohne dass der Holzhammer ausgepackt wird. Vor allem dann, wenn man alt genug ist, um noch zu wissen, wie schwer Rollschuhe sind. Dabei offenbaren sich  zugleich deutlich Parallelen zu Sportveranstaltungen und den Zuständen während dieser in unserer Gegenwart. Auch hier schafft es die gekonnte Regie aber, das Ganze nicht aufgesetzt und billig erscheinen zu lassen. Jonathan ist einem zu diesem Zeitpunkt schon zu sehr ans Herz gewachsen und die Geschichte hat sich zu spannend entwickelt.
Im Anschluss an die Auseinandersetzung mit den Japanern wird es kurz übertrieben Kitschig – der einzige wirkliche ärgerliche Ausrutscher des Filmes. Rollerball scheint dies irgendwie zu wissen, denn in der Szene darauf macht er den Patzer mit Ralph Richardson in der Rolle eines großartig weltfremden Wissenschaftlers wieder wett, der unentwegt über das leider verschollene 13. Jahrhundert schwadroniert.
Was folgt, ist Finale. Und dieses hat ein Ende, das wirkt wie ein Schlag in die Magengrube.

Fazit

Rollerball ist auch heute noch ein überraschend zurückhaltendes und spannendes Filmchen über eine gleichsam interessante wie erschreckende Zukunftsversion. Der Sci-Fi-Film beeindruckt zuvorderst mit seiner ausgeglichenen Regie und dem guten Gleichgewicht zwischen rasant inszenierten Rollschuhkämpfen und der blind tastenden Sinnsuche des Protagonisten.
Nicht so gut wie zeitnah erschienene Klassiker wie Logan’s Run, Andromeda, Alarm im Weltall oder Der Omega-Mann aber trotzdem ein sehenswertes und kurzweiliges Stück Science-Fiction.
Nur über das würdelose 2002er Remake sollte der Mantel des Schweigens ausgebreitet bleiben, da dieser so beispiellos missraten ist, dass er nicht einmal als alberne Verballhornung des Originals durchgehen kann. Auch hierfür hatte William Harrison das Drehbuch geschrieben, weigerte sich nach Sichtung des Resultats jedoch, auch nur Ähnlichkeiten zwischen Film und Buch zu erkennen.

Ergo Proxy

Mangaglobe, die vor allem durch ihren Anime Samurai Champloo bekannt wurden, produzierten 2006 eine der interessantesten, aber auch unbekanntesten Animeserien des neuen Jahrtausends. Ein mehr als nur empfehlenswerter Mix aus Cyberpunk, Road Movie, Psychoanalyse und Charakterdrama, dessen Fanbase aber kontinuierlich anwächst.

Story

Die Zukunft ist düster, wieder einmal. Die Welt wurde von einer Katastrophe heimgesucht, die das Tageslicht verbannte, den Planeten in eine postapokalyptische Wüste verwandelte und die Menschen in gewaltige Kuppelstädte scheuchte. In der Außenwelt scheint ein Leben kaum möglich. Unter der schützenden Kuppeln hat man versucht, den Alltag so behaglich wie möglich zu gestalten. Androiden, sogenannte Autoreivs, dienen den Menschen mit serviler Höflichkeit, ein jeder geht seinem Tagewerk nach – das Leben ohne Himmel ist seit Generationen normal und auch der totalitär anmutende Überwachungsapparat wird ohne Widerstand hingenommen.
Eine dieser Städte ist Romdeau und eine ihrer Bewohner ist Re-l Mayer, Inspektorin der Inneren Sicherheit. Als sich merkwürdige Todesfälle häufen, die sämtlich von Autoreivs verursacht werden, die mit dem Cogito-Virus infiziert wurden und in Folge eigenmächtig zu handeln begannen, wird Ra-l Mayer damit beauftragt, der Sache auf den Grund zu gehen.
Im Zuge ihrer Ermittlungen stößt sie auf Pino, einen kindlichen Roboter, der als Ersatzkind für den Generaldirektor diente, und den Immigranten Vincent Law, der unter Gedächtnisverlust leidet und von der Regierungsbehörde gejagt wird. Außerdem wird sie immer wieder mit einem Proxy konfrontiert – einem scheinbar übersinnlichen Wesen, das mit seiner enormer Stärke und undurchsichtigen Absichten das empfindliche Gleichgewicht der Stadt zu stören droht.
Früher oder später wird das Dreiergespann aus Ra-l, Vincent und Pino zusammen mit dem Autoreiv Iggy die Stadt verlassen und die lebensfeindliche Wüste in einem schwebenden Schiff bereisen. Alle aus unterschiedlichen Gründen, alle mehr oder weniger freiwillig und alle ohne Klarheit darüber, was sie in der lebensfeindlichen Außenwelt erwarten wird.

Kritik

Wäre Ergo Proxy inhaltlich nur anhand des obigen Textes einzuordnen, müsste man sich wohl vorstellen, wie Ghost in the Shell, Blade Runner, THX1138 und ein großer Batzen Logan’s Run auf mittlerer Flamme in einem Topf zu Brei gerührt werden. Die Inhaltsangabe bezieht sich aber lediglich auf die wenigen ersten Folgen mit ihrem dominanten Einführungscharakter. Dort, wo Logan’s Run endet, legt Ergo Proxy aber erst so richtig los.
Doch sind es auch diese ersten Folgen, die bei Erstsichtung nur allzu Generisches erwarten lassen. Zu vertraut wirkt das Szenario, zu abgedroschen die Fragerei nach der Möglichkeit, ob Maschinen eine Seele haben können. Was anfangs neugierig macht, sind die schroffen Auftritte des Proxys. Was bei der Stange hält, ist das einzigartige audiovisuelle Erlebnis, das Ergo Proxy auch in seinen etwas bieder wirkenden Anfangsfolgen ist.
Wenn sich die Gruppe schließlich in ihrem rustikalen Schwebeschiff auf den Weg macht, nimmt auch die Serie an Fahrt auf. Eingangs recht statisch, befindet man sich nun in permanenter Vorwärtsbewegung. Ein Großteil der Serie handelt vom Reisen. Trotzdem bleiben die Mysterien vom Anfang nicht im Rücken – sowohl Proxy als auch Cogito-Virus spielen bis zum Abspann eine prominente Rolle und auch an den parallel verlaufenden Geschehnisse in der Stadt lässt man den Zuschauer zuweilen teilhaben.
Immer wieder machen die Reisenden Zwischenstopps an einzelnen Stationen, die ihre ganz eigenen Geschichten bieten, die auf den ersten Blick zu großen Teilen in sich abgeschlossen wirken, im Rückblick aber eine erstaunlich feste Bindung zum Gesamtkonzept aufweisen. Es ist die große Kunst dieses Animes, dass sich die Rahmenhandlung stetig Stück für Stück erweitert, dies aber so reibungslos und subtil vonstattengeht, dass es oftmals gar nicht auffällt. So tanzen auch zwei rabiat mit dem optischen wie inhaltlichen Konzept brechenden Episoden im letzten Drittel nur auf den ersten Blick aus der Reihe.
Das bedeutet aber auch, dass der Zuschauer überdurchschnittlich viel zu puzzeln hat, da der Anime mit offensichtlichen Erklärungen geizt. Macht man sich jedoch die Mühe, einen genaueren Blick auf Geschehnisse und Zusammenhänge zu werfen, offenbart sich eine der am meisten durchdachten und ausgefuchsten Geschichten, die man in den letzten Jahren im Serienabteil der Science Fiction antreffen durfte.
Dem Verständnis dienlich, aber nicht zwingend notwendig sind die unzähligen Anspielungen auf europäische Geistesgeschichte. So tragen z.B. ganz wie in Battlestar Galactica viele Charaktere bedeutungsschwere Namen mit sich herum. Das Einflechten der mannigfachen Kulturreferenzen wirkt dabei aber nie plump und aufgesetzt, sondern fügt sich reibungslos und unaufdringlich in das Gesamtbild ein und beschenkt es mit einer zusätzlichen Facette. Doch selbst, wenn man darauf verzichtet, die Geschehnisse in Ergo Proxy Folge für Folge en détail zu entschlüsseln, bereiten die insgesamt 23 Episoden großes Vergnügen, da sie eben auch außerhalb der Hauptlinie auf ihre Art anstandslos funktionieren.
Im Vordergrund steht meist die Charakterentwicklung, für die sich auf elegante Weise viel Zeit genommen wird. Auf engstem Raum miteinander auskommen müssend und einander so gut wie fremd, lernen sich die Figuren langsam und nicht immer ganz freiwilig besser kennen und gewinnen so rasch an Tiefe und Persönlichkeit.
Zwar gibt es actionhaltige Ausbrüche, die auch sehr energisch daherkommen, meist geht es jedoch ruhig und stimmungsvoll zu. Fad wird es dabei aber nie – auch im Stillen ist Spannung, insbesondere aber Atmosphäre immer präsent.
Anders als andere Animes, verzichtet die Serie fast gänzlich auf typische Merkmale: Keine riesenhaften Augen, keine wirklichkeitsfremden Körperproportionen, keine abgehakten Animationen und vernachlässigte Hintergründe. Auch das beliebte Kindchenschema ist einzig und allein Pino vorbehalten, die sich durch ihr Figurendesign stark vom Rest abhebt. Mit seinen geschmeidigen Animationen, dem öfters kunstvoll abstrahierten Zeichenstil, dem glaubhaften Minenspiel der Protagonisten und den düsteren Farbtönen wirkt Ergo Proxy sehr eigenständig und lässt sich seine japanisch Herkunft kaum anmerken, ohne sie dabei zu verleugnen.
Dazu passend ist die musikalische Untermalung, die viel Einfühlungsvermögen beweist und die Szenen stets passend mit elegischen, trotzdem aber hoffnungsvollen Klängen ausschmückt, die dem Gesicht der Serie eine sehr individuelle und markante Schönheit verleihen.
Das düstere Intro und das von Radioheads Paranoid Android formidabel getragene Outro runden das Gesamtbild ab.

Fazit:

Eine Serie, die zu Unrecht immer noch als Geheimtipp gehandelt wird. Klug, mitreißend und ungemein ästhetisch ist dieser Import aus Japan und somit auch vorbehaltlos all jenen zu empfehlen, die sonst mit Animes wenig anfangen können. Hat man den falschen Eindruck des Anfangs abgeschüttelt, bezirzt Ergo Proxy mit seiner düsteren Welt, der faszinierenden Geschichte mit Tiefgang und den sorgfältig konzipierten Charkateren.
Leider wirken die deutschen Sprecher im Vergleich zur japanischen Synchronisation etwas gelangweilt und oftmals unpassend. Ganz so schlimm wie der im Trailer zu hörende Dilettant ist es zum Glück aber nicht.

Logan’s Run – Flucht ins 23. Jahrhundert

Nach der Vorlage von William F. Nolans und George Clayton Johnsons Roman Logan’s Run erschuf Regisseur Michael Anderson zusammen mit einer Heerschar von Technikern den letzten großen Science-Fiction-Film, bevor Star Wars das gesamte Genre umkrempelte.
Flucht ins 23. Jahrhundert, so der gleichermaßen sperrige wie unsinnige Titel, der Logan’s Run im Deutschen aufgezwungen wurde, bringt dabei all die Tugenden, aber auch die Laster seiner Ära auf den Punkt, als hätte er gewusst, dass er der letzte seiner Art sein würde.

 Story

In großen, miteinander verbundenen Kuppelstädten führt die Gesellschaft ein hedonistisches Leben. Von einem Computer geboren, erzogen und ihren Lebensaufgaben zugeteilt, gehen die Menschen zufrieden ihrem Tagwerk nach und erfreuen sich an Vergnügungen aller Art. Der Preis für dieses Dasein ist, dass jeder Einzelne mit Erreichen des dreißigsten Lebensjahres dem Tod übergeben wird, um eine Überbevölkerung zu vermeiden. Da die Überzeugung vorherrscht, dass auf das Ableben die Reinkarnation folgt, ergeben sich die Todgeweihten ihrem Schicksal und nehmen, wenn ihre Zeit gekommen ist, an einer zeremoniellen Prozedur teil, deren sakraler Höhepunkt ihre Auslöschung ist.
Logan 5 ist ein Sandmann. Als solcher ist er dafür zuständig, dass alle, die im Alter von 30 an ihrer nahenden Widergeburt zweifeln, umstandslos eliminiert werden. Ein Ausstieg aus dem System ist ebenso verboten wie das Hinterfragen desselbigen, jeder kritische Gedanke muss umgehend zur Anzeige gebracht werden.
Als der pflichttreue Logan einer Untergrundorganisaton von Runnern – so die Bezeichnung für die Flüchtigen – auf die Schliche kommt, erreicht ihn vom allwissenden Computer eine Order. Mit der bedrohlichsten Stimme seit HAL 9000 weist er ihn an, die Kuppel zu verlassen und die Zuflucht jener aufzuspüren, die bisher entkommen konnten. Dass Logan bislang davon ausging, dass kein Draußen existiere, ist nur die erste einer Reihe von Täuschungen, denen er in den kommenden 1 1/2 Filmstunden auf die Spur kommt.
Zusammen mit Jessica 6, die Verbindungen zur den Runnern zu haben scheint, beginnt die Flucht des Doppelagenten Logan. Doch sein ehemaliger Arbeitskollege und Freund ist den beiden dicht auf den Fersen.

Kritik

Was dem zeitgenössischen Betrachter zuerst ins Auge fällt, ist die leicht in die Jahre gekommene Tricktechnik. Angefangen bei den Kuppelstädten, die aus der Ferne leicht mit gestrandeten Quallen verwechselt werden können, über die meist mit Modelllandschaften umgesetzten Supertotalen bis hin zu den primären Effekten, die für Kämpfe aller Art gebraucht werden und sich häufig auf bunt leuchtende Feuerchen beschränken. Optisch ist Logan’s Run nicht unbedingt gut gealtert. Auch hat der Film mit dem Problem der meisten betagten SciFi-Filme zu kämpfen, die große Menschenmassen in futuristischer Umgebung zeigen wollen: Das Drumherum wirkt pappig, die Kostüme albern und die Kulisse wie aus Papier gestanzt. Auf der anderen Seite sind die Bilder der überwucherten Restzivilisation außerhalb der Kuppel auch heute noch ungemein beeindruckend.
Gerade die zeitliche Nähe zu Krieg der Sterne ist diesbezüglich frappierend, liegen hinsichtlich der technischen Umsetzung doch Welten zwischen den Filmen.

Den Film hierauf zu reduzieren, täte ihm jedoch Unrecht. Trotz der etwas angegrauten Verpackung entbehrt die Optik keineswegs eines gewissen Charmes. Und auch hier gilt die Faustregel: Selbst der simpelste handgemachte Trick hört irgendwann auf zu altern, während mittelmäßige Computereffekte schon kurze Zeit später bis zur Ungenießbarkeit verwelken.
Schlecht sieht Andersons Dystopie beileibe nicht aus und in einigen großen Szenen lässt sich gut nachempfinden, wieso der Film seinerzeit auch in technischer Hinsicht gepriesen wurde.
Vom Alter unberührt blieben die durchdachten Dialoge, der in jeder Szene schlummernde mystische Grundton und auch die tolle Arbeit von Kamera und Schnitt, die der Inszenierung ein perfektes Tempo verleihen. So haben zum Beispiel die Geschehnisse im Stadion, in welchem sich der zelebrierte Massenmord abspielt, nichts von ihrer massiven Eindringlichkeit verloren.
Dazu trägt auch die elektronische Musik bei, die ohne Frage ebenfalls leicht überholt wirkt, nichtsdestoweniger aber ihren Zweck erfüllt und im Gesamtbild der Montage schlichtweg funktioniert. Vorbildlich fällt die akustische Untermalung dagegen aus, wenn der elektronische Klang kurz Atem schöpft und von vortrefflich gewählter Klassik ersetzt wird.
Fernhalten sollte man sich wieder einmal vor der Synchronisation, die nur allzu oft den Sinn unterwegs verliert, gutes Timing durch Grobschlächtigkeit zerstört und den Figuren oftmals Dinge in den Mund legt, die sie laut Drehbuch nie sagen sollten. Gut geschriebene Dialoge werden bis zur Unkenntlichkeit simplifiziert und teils durch obskure Eigenkreationen der Übersetzer ersetzt. Dieses Werk in deutscher Sprache zu bewerten, würde es tatsächlich 1,5 Punkte kosten.
Auf die Spitze getrieben wird dieses Sakrileg ausgerechnet in der emotional kräftigsten Szene des Filmes, in der im Englischen schweigende Charaktere in der Synchronisation mit unangebrachter Fröhlichkeit zu schnattern beginnen.

Das erprobte Dystopie-Szenario, in dem ein System irgendwann so totalitär wurde, dass es nicht mehr den Menschen dient, sondern umgekehrt, funktioniert tadellos, was nicht zuletzt dem Drehbuch zu verdanken ist. Dieses musste damals zwar einiges an Kritik verkraften, diese bezog sich jedoch meist auf die Abänderungen der Buchvorlage gegenüber. Gerade diesen Variationen ist es indes zu verdanken, dass Logan’s Run ein solch aufregendes Science-Fiction-Abenteuer geworden ist.
Nur Logans ehemaligem Kollegen, der das fliehende Pärchen permanent verfolgt, wird zu wenig Raum gelassen, sodass man den Eindruck erhält, er hätte den Weg lediglich ins Script gefunden, damit es einen greifbaren Gegenspieler gibt. Ansonsten bleibt höchstens die Motivation von Jessica im Dunkeln. Im Zuge ihrer geschickten Einführung wirkt sie verzweifelt, lethargisch und abweisend – weshalb sie im Anschluss gerade dem Sandmann helfen und vertrauen sollte, mag zwar mit dem Totalschlagargument der Liebe holprig erklärbar sein, erschließt sich dem Betrachter aber nur schwer.
Der Umstand, dass der Zuschauer nie weiß, auf welcher Seite der Protagonist wirklich steht, fügt dem Film eine zusätzliche Ebene hinzu und verleiht auch der Beziehung zwischen Logan und Jessica die nötige Tiefe.

Fazit

Logan’s Run ist völlig zurecht ein Klassiker seines Genres. Die düstere Vision der Computerdiktatur wirkt nicht so glaubhaft wie in Lucas‘ THX 1138, erzeugt aber gerade aufgrund ihrer Absurdität ein Gefühl großer Bedrohung.
Obwohl der Film zum Ende etwas zu dick aufträgt, droht er nie, sich in Sentimentalitäten zu verstricken, überzeugt (im O-Ton) mit klugen Dialogen und bietet nicht zuletzt mit Michael York (Babylon 5), Jenny Agutter und Peter Ustinov eine sehenswerte Besetzung.
Ein großer Kritikpunkt ist zugleich wohl auch das schönste Kompliment für diesen Film: Nach annähernd zwei Stunden Laufzeit wünscht man sich, noch mehr über dise seltsame Zukunftswelt erfahren zu können.

Ein Remake ist übrigens in der Mache. Drive-Regisseur Nicolas Winding Refn soll die Regie übernehmen und sein neuer Stammschauspieler Ryan Gosling ist für die Rolle des Logan vorgesehen. Das Projekt steckt aber noch bis zum Hals in der Planungsphase, weshalb noch nicht mal das Erscheinungsjahr geschätzt werden kann.

Demolition Man

Steven Seagal, Jean-Claude Van Damme und Jackie Chan verabschiedeten sich allesamt von diesem Projekt, fürchteten sie doch um ihren guten Schauspielerruf, da ihnen nach und nach nur die Rolle des Antagonisten angeboten wurde. Schließlich wurden zwei Männer ins Boot geholt, die sich definitiv für nichts zu schade sind. Sylvester Stallone und Wesley Snipes bekriegen sich in dieser futuristischen Actionkomödie, die in gleich mehrfacher Hinsicht ein ziemliches Kuriosum ist.

Story

Detective John Spartan ist ein Mann der Tat, ein kompromissloser Haudrauf, wie er im Buche steht und außerdem erklärter Erzfeind des wahnsinnigen Kriminellen Simon Phoenix. Nach Jahren des Katz-und-Maus-Spielens hat Spartan seinen Widersacher 1996 endlich aus der Reserve gelockt. Doch ein kurzer Moment der Unbedachtheit verursacht den Tod vieler Zivilisten inmitten des großen Showdowns. Bösewicht Phoenix ist zwar gefangen, doch Spartan landet neben ihm auf der Anklagebank, da der tödliche Ausgang des Unterfangens seiner fahrlässigen Vorgehensweise zugeschrieben wird. Wie es 1996 nun mal Brauch ist, werden beide zu einer langen Haftstrafe im Kälteschlaf verdonnert, während derer sie mit mentalen Botschaften berieselt werden, die ihre Resozialisierung fördern sollen.
Im weit entfernten Jahre 2023 wird Phoenix aufgetaut, das Resozialisierungsprogramm gilt als geglückt. Keine 10 Sekunden später sind die Wärter ermordet und Phoenix befindet sich mit der fixen Idee auf freiem Fuße, sein kriminelles Regime schnell wieder instand zu setzen.
Die geordnete Welt der Zukunft weiß sich nicht gegen diesen anarchistischen Anachronismus zu behaupten und so wird auch Raubein John Spartan aus dem Eis gekratzt, um Feuer mit Feuer zu bekämpfen.
Dieser muss sich aber erst einmal in einer Stadt zurechtfinden, die mit seinem L.A. kaum noch was gemein hat. Dass fast alle, die er kannte, mittlerweile verblichen sind, ist eine Sache. Dass restlos alles, was Spaß macht, unter Strafe verboten ist und selbst harmlose Kraftausdrücke mit Geldbußen geahndet werden, ist eine ganz andere.

Kritik

Trügerisch deutet der Filmstart an, dass nun ein ganz normales Actionfilmchen anrolle, das rasch geschnitten ist, Testosteron versprüht und in jeder Einstellung den Geist der 80er inhaliert. Die Startsequenz zeigt Sly Stallone tatsächlich auch so, wie man ihn kennt. Rücksichtslos walzt er gleich einer Naturgewalt durch das zu infiltrierende Lagerhaus, um sich den schurkischen Phoenix vorzuknöpfen.
Erst nach diesem Vorgeplänkel beginnt der wahre Film und wirft auf den humorlos erscheinenden Anfang schließlich ein ganz anderes Licht. Denn sobald die Handlung knappe 3 Dekaden in die Zukunft springt, wird klar, dass Demolition Man eigentlich kein routinemäßiger Actionfilm, sondern in erster Linie eine sehr vergnügliche Variante von Generationskonflikt ist. Der alte Knochen Spartan findet sich in einer durch und durch pazifistischen Gesellschaft wieder, die den großen Traum vom großen Frieden derart radikal umsetzt, dass jeder ihrer Auswüchse hochgradig irrational wirkt. Alles, was irgendwie Aufregung verspricht, wird der Öffentlichkeit vorenthalten. Körperkontakt ist ebenso tabu wie Gewürze und kritisches Denken. Primär wird der Reiz des Filmes daher aus der enormen Diskrepanz zwischen der ungehobelten Lebenseinstellung des Protagonisten und den Zuständen der überdrehten Dystopie gewonnen. Glücklicherweise beinhaltet das Drehbuch viele große und kleine Ideen, dieses komödiantische Potential optimal auszuschöpfen, sodass Demolition Man in seinen besten Momenten eine gut funktionierende Komödie mit vielen absurden und denkwürdigen Momenten ist.
Das Ensemble ist sich dessen voll bewusst und spielt dem Umstand permanent in die Hände. Sowohl Wesley Snipes als schriller Psychopath als auch Silvester Stallone als mürrischer Neandertaler trumpfen mit deftig überzogenem Overacting auf. Gleichauf damit ist das Schauspiel Sandra Bullocks, die in der schönen neuen Welt ein naives Küken im Polizeidienst mit Sehnsucht nach brachialer Abwechslung verkörpert und über die gesamte Lauflänge ein sagenhaft debiles Grinsen zur Schau trägt, das der klebrigen Süffisanz ihrer biederen Gesellschaft ein ständiger Spiegel ist. Dass sie hierfür (nicht zum letzten Mal) mit der Goldenen Himbeere geadelt werden sollte, kann nur mit einer fatalen Fehlinterpretation der Foundation zu erklären sein. Trotzdem ist es genau dieser Streifen gewesen, dem sie all ihren anknüpfenden Erfolg zu verdanken hat.

Anerkennenswert ist außerdem die Fülle an Details, die sich auf den ersten und zweiten Blick entdecken lassen. Mehr oder minder offensichtliche Anspielungen auf andere Filme, ein hämischer Seitenhieb Richtung Schwarzenegger, womit sich Stallone für einen Witz auf seine Kosten in Last Action Hero revanchiert, und omnipräsente Parallelen zu Aldous Huxleys Brave New World lassen erahnen, dass Demolition Man für die Beteiligten beileibe keine Fließbandarbeit gewesen ist.

Leider besinnt sich der Film nicht in ausreichendem Maße auf seine Stärken. Immer dann, wenn die komischen und sehr selbstironischen Gefilde verlassen werden und es zu einer Konfrontation kommt, sinkt die Qualität rapide ab. Die Handgreiflichkeiten zwischen Spartan und Phoenix kommen in ihrer eintönigen Banalität nie über unteren Genredurchschnitt hinaus und führen dazu, dass jene Passagen sich redundant und überlang anfühlen, obwohl rein objektiv nur selten zur Waffe gegriffen wird. Dies kommt immer wieder im Film – oben erwähnte Anfangssequenz ausgenommen – und ganz besonders beim Finale zum Tragen, welches den Zuschauer mit einem Geschmack von Überflüssigkeit in den Abspann entlässt, der dem Gesamtwerk im Grunde nicht gerecht wird.

Fazit

Bei Demolition Man handelt es sich um eine so amüsante wie harmlose Science-Fiction-Satire, die sich letztlich von ihrem eigenen uninspirierten Actionanteil sabotieren lässt. Die Action ausgerechnet bei einem Stallone-Werk als Schwäche anzuführen, mag im ersten Moment etwas wunderlich erscheinen, zeigt aber auch auf, wie ideenreich und unbeschwert der zwanglose Science-Fiction-Film auf inhaltlicher Ebene daherkommt.

Der Omega-Mann

Richard Mathersons Roman I Am Legend (im Deutschen: Ich bin Legende) kappte erstmals die okkult-mystischen Wurzeln des Vampirismus und stellte ihn als gewöhnliche Krankheit mit außergewöhnlichen Folgen dar. Ganze viermal wurde das Buch bis heute verfilmt. Zuerst 1964 unter dem Namen The Last Man on Earth mit Vincent Price in der Hauptrolle, das letzte (erwähnenswerte) Mal 2007 mit Will Smith als getriebener Wissenschaftler. Die wohl populärste Umsetzung des Stoffes aber dürfte Der Omega-Mann von Boris Sagal sein.

Story

Ein verheerender Krieg zwischen China und der UDSSR macht der Menschheit quasi ein Ende. Biologische Kampfstoffe haben die Mutation eines Bakterienstammes bewirkt, der beinahe alle hingerafft hat. Nur Robert Neville, ein ehemaliger Wissenschaftler im Militärdienst, überstand den großen Reset unbeschadet, da er sich rechtzeitig ein Antiserum injizierten konnte.
Alle weiteren Menschen, die nicht ihren Tod durch die Epidemie fanden, mutierten langsam zu lichtscheuen Wahnsinnigen, deren postzivilisatorische Gesellschaft nachts marodierend durch die Stadt zieht und die neue Weltordnung preist, während gebrandschatzt wird, was das Zeug hält. Die sektenartige Gruppierung, die sich selbst „Die Familie“ nennt, hegt tiefen Groll gegen sämtliche moderne Technik als Auslöser der Zeitenwende und hat den letzten Überlebenden als ihre Nemesis auserkiesen.
In den dunklen Stunden verschanzt sich Neville daher in seinem von Licht durchfluteten Appartement und gibt sich Mühe, nicht gelyncht zu werden.
Am Tage streift er ziellos durch die Stadt. Die meiste Zeit sitzt er in einer der vielen herrenlosen Luxuskarossen und braust mit Höchstgeschwindigkeit durch verwaiste Straßenschluchten. Er plündert, trinkt, schaut in leeren Kinos Filme, die er lange schon mitsprechen kann, und debattiert mit imaginierten Mitmenschen, um so etwas wie Alltag zu erschaffen. Der Überlebenskampf ist längst schon Routine und die größte Gefahr liegt in der Einsamkeit, die ihn langsam aber unaufhaltsam um den Verstand zu bringen scheint.

Kritik

Da die jüngste Interpretation mit Will Smith den meisten vermutlich am deutlichsten im Gedächtnis ist, bietet sich ein Vergleich natürlich an. Statt Smith, der seinerzeit mit entblößter Rückansicht für Furore sorgte, ist es nun der in die Jahre gekommene Charlton Heston, der weniger durch Coolness und mehr durch seinen abgeklärten Zynismus auffällt. Hestons Spiel ist ein wenig extrovertierter, was den in ihm keimenden Wahnsinn aufgrund der Desozialisation effektiv zur Geltung bringt.
Auch sind die nächtlichen Schrecken keine auf ihre Instinkte reduzierten Zombies, sondern weiterhin Menschen mit einer stark an Albinismus erinnernden Krankheit, die in erster Linie aufgrund ihrer kollektiven Psychose als Bedrohung wahrgenommen werden. Ihre Art, sich zu bewegen, und die Kutten, in die sie sich hüllen, erinnern aber recht schnell daran, dass es sich in der Vorlage um Vampire handelt. Ebenfalls wurde dem Buch der charismatische Anführer entliehen, der die ewig kichernde Meute der Mutierten koordiniert und von Lincoln Kilpatrick mit herrlich diabolischer Attitüde verkörpert wird.
Der größte Unterschied ist aber schlicht und ergreifend die Erzählweise selbst. Ist Francis Lawrences I Am Legend mehr Stimmungsbild und Momentaufnahme, so bemüht sich Der Omega-Mann, in seinen 98 Minuten neben der Charakterstudie Nevilles möglichst viel Geschichte unterzubringen. Eingestreute Medienberichte und Rückblenden klären den Zuschauer zudem über die Hintergründe und den Verlauf der Katastrophe auf und bringen ihm zugleich die Hauptperson näher.
Die verschiedenen Charaktere wurden passend besetzt und schaffen es auch in kurzen Szenen, durch ausdrucksstarkes, aber nie übertriebenes Spiel, das Notwendige zu vermitteln. Ein gesondertes Lob haben sich die sehr pointierten Dialoge verdient. Überhaupt gibt es handwerklich genauso wenig zu bemängeln wie auf inhaltlicher Seite. Wenige Schwenks und viele Zooms, insbesondere von Großaufnahmen zu Totalen, unterstreichen gerade am Anfang des Filmes die zersetzende Einsamkeit, die den Wissenschaftler Tag für Tag umgibt.

Einer der interessantesten Aspekte ist die musikalische Untermalung.
Seien es die verfremdeten Orgelklänge, die eine angenehm schaurig-morbide Atmosphäre kreieren, oder die treibenden, jedoch keineswegs aufdringlichen Synthesizermelodien, die eine ganz eigene Beschwingtheit hervorrufen, welche aber anstandslos mit dem apokalyptischen Bild harmoniert. Irgendwie rufen der gesamte Score und die von ihm verursachte Stimmung Erinnerungen an die Arbeit von Sergio Leones Stammkomponisten Ennio Morricone wach, der zuvorderst durch seine Arbeit an der unvergesslichen Dollar-Trilogie unsterblich wurde. Ron Grainer, der Komponist von Der Omega-Mann, stellte hier unter Beweis, welch außerordentliches Geschick und hervorragendes Gespür er dafür besitzt, den richtigen Ton zur richtigen Zeit erklingen zu lassen.

Fazit:

Der Omega-Mann ist die kurzweilige und äußerst stilsichere Geschichte einer Welt, die in den 1970ern ihr Ende fand. Dabei ist der Scifi-Film trotz Aktualität nicht vollends zeitlos, aber gerade wegen der spürbaren Verhaftung in seiner Ära absolut sehenswert.
Typisch für das Datum seiner Herstellung sind die sozialkritischen Kommentare, die steife Kameraführung und natürlich die Frisuren sowie die Tatsache, dass auch die schlimmsten Dinge mit der richtigen Musik groovy sein können. Dass der Film fraglos Kind seiner Zeit ist, kann und will er nicht verbergen. Dessen ungeachtet ist das Kultwerk ausgezeichnet gealtert und auch heute noch völlig beschwerdefrei zu genießen. Einzig die actionhaltigeren Abschnitte wirken aus heutiger Sicht ein klein wenig unbeholfen.

Vampire Nation

Inmitten von im Sonnenlicht glitzernden Grazien und melancholischen Aristokraten tauchten in den letzten Jahren entgegen aller Wahrscheinlichkeit immer mal wieder Vertreter der Blutsaugerzunft auf, die weniger durch romantische Veranlagungen auffielen als der moderne Spitzzahn dies zu tun pflegt. Stephenie Meyer zum Trotz gelangten achtbare Werke wie 30 Days of Night und Tomas Alfredsons So Finster die Nacht in den letzten Jahren auf die Leinwand, ernteten Erfolge und erinnerten daran, wie die eigentliche Etikette eines Vampirs auszusehen hat.

Mit Vampire Nation (im Original den ungleich besseren Titel Stake Land führend) liegt ein Genrefilm vor, dem diese Aufmerksamkeit bisher weitestgehend verwehrt geblieben ist.

Story

Ein jugendlicher Neuwaise und ein bärbeißiger Revolverheld namens Mister streifen durchs verheerte Amerika der Zukunft. Ihr Ziel ist ein sicheres Gebiet, irgendwo im fernen Osten, das nur gerüchteweise existiert. Der Weg zwischen ihnen und dem erhofften Paradies ist besetzt von furchtbar hässlichen Vampiren, einer christlich-fanatischen Sekte im Amok-Modus, ein wenig Restzivilisation, sehr viel rauer Natur und weiteren Gerüchten, deren Inhalt zeitweise auch das tapfere Duo selbst ist. Zum Glück bleibt es nicht bei diesem Zweiergespann, denn auf der langen Reise stoßen weitere wackere Überlebende und Hilfesuchende zu dem Grüppchen.
Und dieses mal größere, mal kleinere Grüppchen bewegt sich zusammen mit dem Zuschauer durch ein einzigartiges Roadmovie. In den Überbleibseln der Städte haben sich die Menschen zusammengerafft, Konflikte niedergelegt und fristen ein Dasein wie im Wilden Westen, mit all den Unannehmlichkeiten dieser romantisierten Epoche, aber auch mit den kleinen Alltagsereignissen, die jäh große Ausgelassenheit auslösen können. Zum Beispiel die Begegnung mit freundlichen Reisenden nach Zeiten langer Einsamkeit und Isolation.

Kritik

Die Welt von Vampire Nation ist glaubwürdig, doch im Gegensatz zum ebenfalls liebevoll erdachten Szenario in Daybreakers, sind all die netten Details lebendig und involviert.
Auch, wenn die einzelnen Charaktere sich auf dem Papier wie wandelnde Klischees lesen, die brav ihre markante Hauptfunktion erfüllen und sich sonst im Hintergrund halten, blüht der zusammengewürfelte Haufen auf der Leinwand mit unerwarteter Stärke auf. Protagonist ist die Gruppe, jeder ist wichtig, geschickt eingebunden und niemand wirkt überflüssig. Dass Mister und sein Schützling mehr Leinwandzeit haben als der Rest, liegt in der Natur der Sache – entbehrlich werden die Übrigen dadurch keineswegs. So wachsen Sympathien und so stockt der Atem, wenn jemand die Gemeinschaft verlässt – dies geschieht nämlich auf stets nüchterne, unaufgeregte und doch schmerzlich überraschende Weise.
Die Vampire sind nicht edel, nicht Äonen alt und auch nicht clever. Es sind wilde und fremde Tiere, die kaum koordiniert in der Gruppe agieren, dafür aber auch einzeln eine durchaus ernstzunehmende Gefahr darstellen. Viel Schimpf musste Vampire Nation erdulden, weil die Vampire sich nicht standesgemäß verhalten und im Grunde kaum bessere Zombies mit scharfen Eckzähnen sind. Davon abgesehen, dass der bereits erwähnte 30 Days of Night ähnlich animalische Vampire ins Feld führt, kommt es doch einfach nicht darauf an, ob deren Verhalten sich irgendeinem allgemeingültigen Regelwerk beugt oder nicht. Die Kreaturen müssen ihren Zweck als ernstzunehmende Bedrohung erfüllen, die den Helden überlegen, mindestens aber gewachsen sind. Und dies ist der Fall in Jim Mickles Mär vom postapokalyptischen Vampirismus.
Eine noch viel größere Gefahr stellen die erwähnten Fanatiker dar, die den Untergang der Menschheit als großes Fest begreifen, das mit Inbrunst gefeiert werden muss. Nicht nur Mister und sein Gefolge fürchten sich vor der klerikalfaschistischen Sekte, auch der Zuschauer empfindet die religiösen Eiferer als die größte aller Bedrohungen. Die irregeleitete Intelligenz wirkt weitaus bösartiger als die nur unwesentlich harmloseren, aber eben rein instinktgelenkten Attacken der Vampire.

In Anbetracht dieser nihilistischen Ausgangssituation mag es überraschen, dass die Grundstimmung des Filmes weit entfernt davon ist, düster zu sein. Ständig bricht die Sonne durch das Blätterdach, streichelt Bergrücken oder wärmt die Häuser. Der Fokus liegt nicht auf intensiven Situationen – die es zweifelsohne gibt – sondern auf der Reise, die immer wieder von der Erzählstimme des Jungen unterlegt ist. Und wie es vielen guten Roadmovies eigen ist, ist Vampire Nation auch nicht trist, karg und schlimm. Vielmehr ist er wunderschön, hoffnungsfroh und rührt das Fernweh. Und dies wiederum ist natürlich den Werkzeugen des Films anzurechnen.
Soll heißen: Man nehme die Landschaftsaufnahmen aus Into the Wild und die Musik aus 28 Days Later sowie, ja!, Firefly und plötzlich ergibt sich ein Feel Good-Horrorfilm, der so unverblümt locker und frisch daherkommt, als sei er der erste Vampirfilm der Filmgeschichte. In seinen stärksten Momenten kann es gut vorkommen, dass man sich trotz der objektiven Hoffnungslosigkeit von einer eigentümlichen Euphorie mitgerissen fühlt, wenn man erlebt, wie die Figuren einander besser kennenlernen, das Beste aus ihrer Situation machen und neuen Mut daraus schöpfen, einfach ihrem Weg zu folgen.
Angenehm ist auch, dass vieles unverkennbare Handarbeit ist. Die Masken der Vampire, die Zeichen der Zerstörung und die Kämpfe sind von CGI beinahe gänzlich unberührt und sehen nicht trotzdem, sondern deswegen wunderbar aus. Nicht unerwähnt soll bleiben, dass letztere hin und wieder recht martialisch ausfallen. Vampire Nation ist beileibe kein Splatterfilm, nimmt sich in den Auseinandersetzungen aber auch nicht zwanghaft zurück.

Ankreiden könnte man theoretisch natürlich so einiges. Zum Beispiel, dass das musikalische Thema absolut überstrapaziert wird, klingt es doch gefühlt in jeder zweiten Szene von Neuem an. Dem entgegenzusetzen wäre das Totschlagargument, dass das überhaupt nichts macht – die Musik verträgt sich derart gut mit Bild und Handlung, dass man sie sich insgeheim auch in den anderen Szenen herbeiwünscht.
Das typische Charakterproblem, dass einige Figuren viel zu sehr auf wenige Grundeigenschaften reduziert sind und sich jenseits von diesen als nicht überlebensfähig erweisen, wurde bereits angesprochen, kommt hier aber schlichtweg nicht zum Tragen. Sie passen einfach in die portraitierte Welt, eine Welt, die sich weitergedreht hat. Man nimmt den Figuren ihre Beweggründe ab, weil sie aufrichtig von ihnen vorgetragen und mit Nachdruck von der Welt bestätigt werden.
Gefallen lassen muss sich der Film den Vorwurf, dass er wenigstens strukturell nur neu zusammengewürfeltes Diebesgut ist. Westernstädte in der Endzeit, bösartige Sekten, Vampire und nicht zuletzt die Konstellation vermeintlicher Stereotypen: Der stoische Krieger, das reifende Kind, die tapfere Nonne… etwas feinfühliger hätte man bei der Auswahl der Charaktere schon vorgehen können. Doch das sind Oberflächlichkeiten, die nie verhindern können, dass einem die Reisenden ans Herz wachsen, man über die Welt staunt und sich ständig fragt, was wohl hinter dem nächsten Autowrack verborgen sein könnte. So altbekannt die Zutaten auch sein mögen – ihre Kombination erfolgt hier in reiner Vorbildhaftigkeit.
Überflüssig ist nur eine einzige Sache, welche – wie so oft – am Ende zu finden ist. Die abschließende Konfrontation ist fürchterlich typisch, entsprechend unbeholfen und somit der einzige Moment, in dem der Film tatsächlich Richtung Genredurchschnitt fällt. Es handelt sich zwar nur um wenige Minuten, doch sticht diese finale Inkonsequenz so sehr aus dem ansonsten quasi makellosen Film hervor, dass es schon ein wenig schmerzt.

Fazit:

Vampire Nation aka Stake Land nimmt den Zuschauer mit auf eine Reise, die trotz des Elends der Welt, trotz immerwährender Lebensgefahr in erster Linie wunderschön ist.
Hervorragende handwerkliche Arbeit, eine mutige Regie, gute Schauspieler und nicht zuletzt die ungewöhnliche Herangehensweise machen den Film zu einer wirklichen Perle, die bisher jedoch kaum jemandem ein Begriff ist. Ob die Rezeption in Deutschland anders ausgefallen wäre, wenn man den Film mit weniger unrühmlichem deutschen Titel und nicht ganz so trashigem Cover auf den Markt gebracht hätte, muss jeder für sich entscheiden.

Eine gewagte (und natürlich schwer subjektive) These zum Schluss: Vampire Nation der beste Vampirfilm seit Interview mit einem Vampir.

THX 1138

23 Jahre alt ist George Lucas, als er seinen fünften Studentenfilm dreht. Er hat eine Dauer von 15 Minuten, die hauptsächlich einfangen, wie ein Mann mit der Nummer 1138 durch eine technokratische Welt hetzt, um dem System zu entrinnen. Der Name des Filmes lautet Electronic Labyrinth THX 1138 4EB und ist ein Nachfolger seines Filmes Freiheit.
Kurz darauf wurde er durch Zufall erst ein wertvoller Assistent Francis Ford Coppolas und wenig später dessen engster Freund. Angewidert vom hierarchischen System Hollywoods und dessen versteinerten Strukturen, gründeten beide das unabhängige Studio American Zoetrope. Zusammen mit vielen kreativen Köpfen arbeiteten sie an der Umsetzung von Filmen, die freier, gewagter und unkonventioneller werden sollten als das, was die Graue Eminenz der Traumfabrik wiederkäute.
Das erste Projekt war eine Langfassung von Lucas‘ dystopischem Kurzfilm.

Story:

Der Film fängt an mit dem Ende der zweiten Episode des 1939er Buck Rogers. „Tragedy on Saturn“ flimmert über die Mattscheibe, dann erst ist es dem Zuschauer vergönnt, einen Blick auf die wirkliche Welt von THX 1138 zu werfen. Er wird feststellen, dass sich nominell erst einmal wenig seit dem Kurzfilm getan hat, Setting und Handlung sind weitestgehend identisch, beides wurde aber um entscheidende Elemente erweitert.

THX 1138, so die Bezeichnung der Hauptfigur, wurde hineingeboren in eine Welt der Totalitäten – totale Effizienz, totaler Konsum, totale Nivellierung, totale Überwachung. Menschen werden vom System einem Wohnpartner und einer Arbeit zugeteilt. Sie sind nicht mehr als Masse, die dazu dient, Lücken in der Produktionskette zu schließen. Das gesamte Dasein steht im Dienst der permanenten Erzeugung zur permanenten Konsumtion. „Work hard, increase production, prevent accidents, and be happy.“ Das Individuum ist nur eine Nummer und so austauschbar wie eine Schraubenmutter. Triebe, die dieser Gesellschaft nicht direkt von Nutzen sind, werden durch Drogen einfach unterdrückt. Die Verweigerung der vorgeschriebenen Ration ist ebenso eine verbrecherische Handlung wie der Geschlechtsakt, beides wird mit umgehender Eliminierung sanktioniert. Um jene zähen Bedürfnisse, die sich nicht rückstandslos durch Medikamente betäuben lassen, kümmern sich in letzter Instanz ein primitives Fernsehprogramm und reizende Fahrstuhlmusik. Sollten sich trotz allem Zweifel oder Unzufriedenheit bilden, wird einem verständnisvollen Terminal alles gebeichtet. Gott wurde nicht ersetzt von einem Computer, der Computer wurde zu Gott. Die Bewohner sind derart entmenschlicht, dass sie mechanischer agieren als die allgegenwärtigen Wachroboter, deren Tonlage und Kleidung variabler ist als die uniforme Existenz ihrer Erschaffer.
Während THX seine Aufgaben anstandslos erfüllt, macht seine Mitbewohnerin Anstalten, aus dem ewigen Kreislauf auszubrechen. Sie verweigert heimlich die tägliche Dosis Drogen und tauscht später auch THX‘ Psychopharmaka aus. In Folge wachsen Sorge und Verwirrung in ihm heran, aber auch eine sonderbare Zuneigung für seine Zimmergenossin.

Und wieder flieht der Mann mit der Nummer 1138 durch die kalten Räume vor seinen Häschern.

Kritik:

Lucas‘ Weiterspinnen gegenwärtiger Situationen ist vielleicht nicht überall kohärent, dafür aber absolut stimmig. Jede Kameraeinstellung sitzt, jeder Ton trifft ins Schwarze, die Bildkompositionen sind ausgeklügelt und strotzen vor Eleganz. Die Welt in den engen Räumen vermittelt eine beispiellose Klaustrophobie und jeder Schnitt trägt seinen Teil zur Stimmung bei. Dies ist umso verwunderlicher, wenn man sich vor Augen führt, mit welcher Eile das junge Team den Film geschaffen hat. Immer die Zeit im Nacken, an zufälligen Orten drehend und nur im Ausnahmefall mit einer Genehmigung, fing man THX 1138 im Sauseschritt mit der Kamera ein. In erster Linie kam dabei ein wahnsinnig guter, bewundernswert zeitloser Film heraus, der keinen Deut von seiner imponierenden Sogwirkung eingebüßt hat. In zweiter Linie handelt es sich um das erste unzweideutige Zeugnis von dem wahnsinnigen Talent des Filmemachers, der später mit Indiana Jones und Star Wars zwei Marken ins Leben rufen sollte, die nicht nur die Filmkultur für immer veränderten. So ehrlich, eindringlich und intensiv wie sein Langfilmdebut sollte aber keine seiner späteren Produktionen mehr ausfallen.
Verdaulicher, unbeschwerter und epischer wurden seine Filme. Vielleicht wäre es anders gekommen, wenn THX 1138 nicht von Anfang an zum Scheitern verurteilt gewesen wäre. Warner Bros reagierte aufs Höchste irritiert, als Coppola ihnen den Film vorstellte. Lucas‘ Erstling wurde nicht angenommen und American Zoetrope hatte das im Voraus gezahlte Geld, das lange schon ausgegeben war, zurückzuzahlen. Vielleicht dachte man sich auch dort, dass THX 1138 mit ein wenig Fantasie als Parabel auf das seelenlose Treiben im schwerfälligen Studiosystem lesbar war.
Dieses Desaster trieb das ambitionierte Team an den Rande des Ruins, dem es nur knapp durch Coppolas Überraschungserfolg Apocalypse Now entrinnen konnte.
Nach einem weiteren Versuch nahm sich Warner Bros THX 1138 zwar an, doch wurde der Science Fiction-Film gegen den Willen des Regisseurs umgeschnitten und um 5 Minuten gekürzt. Er kam schließlich quasi unter Ausschluss der Öffentlichkeit in die amerikanischen Lichtspielhäuser und blieb – einzelner wohlwollender Kritiken zum Trotz – nahezu unbeachtet. Die idealistische Künstlerkommune war danach nie wieder dieselbe. Wie die Zusammenarbeit der kreativen Köpfe, in deren Wirkkreis auch weitere namenhafte Personen ihrer Generation wie z.B. Martin Scorsese flanierten, sich ohne diesen Rückschlag weiterentwickelt hätte, kann nur gemutmaßt werden. Was stattdessen geschah, ist Geschichte.

Fazit:

Erst im Zuge der DVD-Veröffentlichung im Jahre 2004 unterzog man den Film einem aufwändigen Restaurationsprozess. Die ursprüngliche Schnittfassung wurde rekonstruiert und Bild und Ton erhielten eine achtbare Frischzellenkur.
Das Ergebnis ist ein Film, der (insbesondere auf BluRay) aussieht, als wäre er irgendwann nach der Jahrtausendwende entstanden anstatt 1971. Tricktechnisch wirkt THX 1138 so taufrisch, dass Machwerke wie Michael Bays Die Insel gleich in mehrfacher Hinsicht drittklassig und überholt erscheinen.
Wirklich wichtig ist jedoch, dass der Transfer in die Moderne diesem Klassiker zwar ohne Frage fantastisch zu Gesicht steht, ihn aber natürlich nicht besser gemacht hat. THX 1138 ist heute ebenso großartig wie er es damals schon gewesen ist und auch in der Zukunft noch sein wird, wie dystopisch diese auch ausfallen mag.