Star Trek Into Darkness

Schritt zwei in J. J. Abrams‘  alternativer Star Trek-Zeitlinie, die alles erlaubt und dennoch versucht, Bewährtem treu zu bleiben, wenigstens aber mit Verbeugung Ehre zu erweisen.
Der Vorgänger, schlicht und vielsagend einfach Star Trek genannt, wurde nach großer Anfangsskepsis bei alten wie neuen Fans fast einmündig mit Zustimmung aufgenommen.
Für das Sequel zu seinem für vier Oscars nominierten Überraschungserfolg stand LOST-Schöpfer Abrams vor dem Problem, das jeder Sequel-Regisseur hat: Wie an den Ersterfolg anknüpfen, ohne eine leere, lautere, größere Kopie des Vorgängers zu kreieren?

Enjoy these final moments of peace.

Story

Die letzte Routinemission der Enterprise verlief riskant, endete glimpflich und missachtete die Hälfte der Regeln im Sternenflotten-Kodex. Unter anderem die oberste Direktive: Nimm keinen Einfluss auf die Entwicklung fremder Kulturen.
Als Strafmaßnahme wird die Crew der Enterprise aufgelöst, Spock versetzt und Kirk zurück auf die Akademie geschickt. Ein Plan, der jedoch nicht umgesetzt werden kann, weil in diesem Moment ein mysteriöser Terrorist, der sich John Harrison nennt, einen Anschlag auf die empfindlichste Stelle der Föderation verübt und viele hochrangige Mitglieder ihr Leben geben müssen. Unter ihnen auch ein enger Vertrauter Kirks. Harrison setzt sich auf einen leeren Planeten im klingonischen Reich ab. Eine Verfolgung wird dadurch schwierig, denn ein Grenzübertritt würde Krieg zwischen Klingonen und Föderation provozieren.
Admiral Marcus beauftragt Kirk mit einer geheimen Mission. Er soll mit vertrauter Crew und Enterprise zum Rand des klingonischen Territoriums durchdringen und von dort aus spezielle, nicht ortbare Torpedos auf den Planeten abfeuern.
Doch der Crew kommen Zweifel an der Richtigkeit der Operation. Sie beschreiten einen Weg, der sie direkt zum charismatischen Terroristen führt, hinter dem sich weit mehr verbirgt als anfangs vermutet.

Kritik

Spektakel. Röhrende Monster, brodelnde Vulkane, Ein Raumschiff im Ozean, auf der Suche nach Mr. Spock und eine Hatz durch Rot. Star Trek Into Darkness beginnt als steiles Tohuwabohu, ganz wie erwartet und noch ein bisschen mehr. Capt. James Tiberius „Jim“ Kirks Ruf als James Dean des 23. Jahrhunderts wird im Vorbeigehen gefestigt, es gibt Sex mit zwei Kzintis und am Rande wird auch der Bösewicht der Stunde eingeführt. Leute und Waffen werden gefeuert, es kracht, fliegt, schleudert, explodiert – und dann ist es erst einmal ruhig.
Der Crew, die im Vorgänger noch mühsam zusammengeführt und –geschweißt wurde, droht bereits die Zerspliterung, die Föderation ist ratlos und der Feind nicht nur übermächtig, sondern auch so undurchschaubar wie unsichtbar.

Uhura, Scotty, Pille, Chekov, Sulu und Konsorten werden zum Glück nicht abermals eingeführt, sondern bauen auf dem auf, was durch Teil 1 bekannt ist. Sie erfahren sämtlich eine respektvolle Weiterentwicklung und niemand wirkt überflüssig. Nur die Krise zwischen Spock und seiner Liebsten wirkt ein wenig aufgesetzt, da sie im Gesamtverlauf keinen Sinn hat. Ähnlich verhält es sich mit der tiefer werdenden Kluft, die zwischen dem rationalen Halbvulkanier und dem egozentrischen Kapitän mit Hang zu Kurzschlussreaktionen klafft. Die Thematisierung dessen ist wichtig, doch die Art und Weise wirkt zu aufgesetzt und losgelöst vom Rest der Geschichte. Das ist gerade deshalb bedauernswert, weil die Charakterarbeit des Science-Fiction-Filmes ansonsten durch perfekte Ausgewogenheit besticht.
Über viele Finten und falsche Fährten, die schon in den ersten Trailer sorgfältig ausgelegt wurden, stürmt der Film durch seine Geschichte. Das Bemerkenswerteste: Es ist gar nicht so wichtig, dass diese ich im Weltall abspielt, denn der eigentliche Konfliktort sind die Figuren. War es in Star Trek von 2009 noch relevant, dass von A nach B geflogen wurde, ist die Reise in die unendlichen Weiten hier eine rein charakterliche, während das Schiff im Hauptteil ohne wirkliches  Ziel im All herum mäandert. Das ist interessant und löst das Fortsetzungsproblem: Star Trek Into Darkness ist noch dasselbe wie in Teil 1, geht aber eine ganz andere Richtung. Eine gute Idee, die ebenso gut funktioniert.
In Sachen Witz hat man sogar ein wenig neukalibriert. Die Späßchen tauchen etwas seltener auf, dafür werden sie bei Stasttfinden aber auch groß zelebriert. Das ist manchmal zu viel des Guten und einige Pointen enden auch im Leeren, doch meist stimmen Timing und Idee. Etwas schade ist nur, dass ausgerechnet der traditionell trockene Pille ein paar wirklich platte Sprüche aufsagen muss.
Die Balance zwischen Ernst und Beschwingtheit ist dafür optimiert worden. War Teil 1 an einigen Stellen noch zu schwerelos, ist die Bedrohung nun präsenter. Am Ende wird der Witz sogar beinahe gänzlich rausgenommen. Die gestiegene Ernsthaftigkeit ist natürlich auch dem Schurken zu verdanken. Schließlich besagt eine alte Faustregel ja, dass ein Film nur so gut sein kann wie sein Antagonist. Und Benedict Cumberbatch gibt einen wirklich famosen Erzbösewicht, dessen doppelbödiges Gehabe gleichermaßen unter Protagonisten wie Zuschauern Verwirrung stiftet. Gefallen lassen muss sich die Figur aber, dass ausgerechnet ihre initiierende Handlung im Film kein Motiv hat, das sie wirklich rechtfertigt. Trotzdem ist der Gegenspieler hier mit großem Abstand besser als Eric Banas Nero aus Star Trek XI, der zwar viele Möglichkeiten andeutete, davon aber keine gebrauchte.

Stören könnte man sich daran, dass der Film in unverkennbarer Traumfabrik-Manier die Action-Einlagen mit einer Regelmäßigkeit geschehen lässt, nach der sich die Uhr stellen ließe. Doch ändert das nichts daran, dass auf diese zutrifft, was sich auch über die Geschichte und eigentlich den Film als Ganzes mit Bestimmtheit sagen lässt: Es macht ungeheuren Spaß, das zu verfolgen. Besonders die Geschichte ist vorbildlich erzählt und wirft tatsächlich immer wieder aufs Neue die Frage auf, wohin das Ganze wohl führen wird. Zwar liegt das daran, dass Abrams tut, was er am besten kann, und einfach wichtige Informationen bis zum Schluss vorenthält, sodass etwas eigentlich gar nicht so Interessantes den Schein des Geheimnisvollen erhält, aber auch hier muss anerkennend zugestanden werden, dass der Plan des Filmes voll aufgeht. Nur wird Star Trek Into Darkness bei weiteren Sichtungen wohl oder übel schneller mit Abnutzungserscheinungen zu kämpfen haben, als noch sein Vorgänger. Die hervorragende Technik und die sympathische Chemie zwischen den Figuren werden aber auch dann noch ungebrochen Spaß bereiten, der bis zum großangelegten, mehrstufigen Finale anhält.

Fazit

Star Trek ist vielleicht der bessere Film, aber Star Trek Into Darkness die perfekte Fortsetzung. Eine gute Balance aller Elemente lässt die über 2 Stunden im Fluge vergehen.
Dass der zweite Teil unter Umständen nicht mehr ganz so frisch und fruchtig wirkt, liegt einfach am fehlenden Überraschungseffekt. Dieses Mal waren die Erwartungen enorm, bei Teil eins noch gediegen. Aber dieser Fehler ist nicht am Film zu suchen. Dass Abrams einen anderen Weg mit gleicher Stärke für seine Fortsetzung gewählt hat, stellt sich als perfekte Entscheidung heraus.

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