Spacehunter: Jäger im All

Michael Ironside als orkischer Weltraumvampir mit Hang zu Lüsternheit und Wahnsinn? Braucht man mehr? Spacehunter: Abenteuer im All beweist: Nein, nicht viel.

I’m made of substances you never dreamed of, Earther.

Story

Ein Raumschiff geht in Flammen auf und in einer Rettungskapsel können sich drei ansehnliche Damen auf die nächstbeste Planetenoberfläche retten. Kaum angekommen, werden sie erst von Wüstenpiraten (samt Piratenkahn auf Schienen) gekidnappt, nur um im Anschluss von den Schergen des hungrigen und bösen Overlord geschnappt zu werden. Doch der verwegene Tunichtgut Wolff ist mit seiner Weltraum-Schaluppe ganz in der Nähe, hört den Notruf, wird von der Belohnung über 3.000 Mega-Credits überzeugt und landet schließlich auf dem Wüstenplaneten.

Kritik

Es gab eine Zeit, da hatten amerikanische Rip-Offs gegenüber ihren europäischen – sprich: primär italienischen – Pendants die Nase vorn, auch dann nicht immer, aber doch mit einer halbwegs zuverlässigen Regelmäßigkeit; eine Zeit, in der alle mehr Star Wars und mehr Mad Max wollten, sowohl auf der Produzenten wie auch auf der Konsumentenseite. Es war auch eine Zeit, in der diese beiden Seiten sich zunehmend zu vermischen begannen. In dieser Zeit also hatten die amerikanischen Produktionen aufgrund gutgläubiger Studios mehr Geld zur Verfügung, mehr Disziplin bei der Arbeit und beizeiten auch genügend Stolz und Reflexionsvermögen, um ihren schamlosen Plagiatismus sehr wohl zu wissen und die Filme daher mit entsprechend viel Selbstironie auszustatten.
Einer dieser Filme ist Spacehunter: Jäger im All und hier verspricht der schillernde Name bereits eine ganze Menge. So abgedreht wie der Titel verhoffen oder befürchten lässt, wird es zwar nie, trotzdem bemüht sich der Film aber, einiges an Schauwerten zu liefern. Auf dem Mad-Max-Planeten scheppert es immer wieder ordentlich, Dinge fliegen in die Luft, mal mehr mal weniger aufwendig kostümierte Freaks tummeln sich im Bild und einige wirklich beeindruckende Fahrzeugkonstrukte gibt es auch zu bestaunen. Am Ende macht sogar die Architektur großen Spaß und ein Herr-Der-Ringe-Ork-Oberschurke sowie ein an Takeshi’s Castle erinnernder Todesparcours bringen immer wieder frische Luft in den Film. All die optischen Spielereien erklären sich wohl vor allem dadurch, dass Spacehunter: Jäger im All zu der Welle an Früh-80er-Filme gehörte, die in und eben auch für 3D gedreht wurden, was den Streifen noch in einer weiteren Kategorie zum Trend-Schmarotzer macht.
Konterkariert werden die Schauwerte nicht nur durch die erwartbar maue Story, vor allem aber durch den Helden, der als unglaubwürdig auf „schmutzig“ getrimmter Saubermann, wie ihn etwas später Kevin Sorbo (Herkules, Andromeda) mit hölzerner Freude gemimt hat, über den Planeten stapft und die moralische Überlegenheit gepachtet hat, in seiner arroganten Überheblichkeit aber immer wieder sehr fragwürdige Seiten aufblitzen lässt, ohne dass der Film dies kommentiert oder überhaupt bemerkt. Somit ist er das Gegenteil des Han-Solo-Verschnitts, der die Figur gerne wäre. Ihre etwas kohärenter erscheinenden Begleiter verblassen angesichts dieser aufdringlichen Überpräsenz ein ums andere mal. Da der meiste Humor in Form von Witzen aus seinem Mundwerk kommt, lässt sich auch darüber leider nur wenig Gutes sagen: In ganz seltenen Fällen frisch, überwiegend uninspiriert und schal, manchmal richtiggehend ärgerlich.
Immerhin aber wechseln die Schauplätze sich so schnell ab, dass das Auge sich nicht am ewigen Sand der extraterrestrischen Postapokalypse sattsieht und man, selbiges zur Hälfte geschlossen und vielleicht ein Bier in der Hand, mit Spacehunter Adventures in the Forbidden Zone halb so viel Spaß haben kann wie mit seinem Namen – und das ist letztlich doch einiges.

Fazit

Inhaltlich karg, weiß Spacehunter: Jäger im All doch ästhetisch zu überzeuge – schmissige „nur ein paar Töne neben Star Wars“-Musik, viel Feuerwerk und sehr beschauliche Konstruktionen wissen die maue Story und vor allem den schier unerträglichen Protagonisten namens Wolff tatsächlich immer wieder verschmerzen.
Auch wenn der Film nie so zackig und vergnüglich ist, wie er gerne wäre – aber da, wie auch in anderen Belangen, nimmt er ironischerweise dann Mad Max – Jenseits der Donnerkuppel vorwegnimmt.

Star Crash – Sterne im Duell

Nicht erst seit der Gründung des Rip-Off-Labels The Asylum ist Plagiarismus im Science-Fiction-Film gang und gäbe. Immer schon ruderten kleine Produktionsfirmen ins Fahrwasser erfolgreicher Genre-Vetter, um dem Zeitgeist ein wenig Begeisterung fürs entsprechende Thema abzuknöpfen.
Einer der wohl buntesten Mockbuster ist der italienische Trashklumpen Star Crash, der gerne ein sahniges Stück vom Star Wars-Kuchen abhaben wollte und von Dario Argento-Kumpel Luigi Cozzi  nur ein paar Monate nach dem Start von George Lucas‘ Sci-Fi-Revolution in die Kinos geschleudert wurde.

Aber sein Gehirn dürfte völlig zerstört sein, My Lord.
Story

Das Schmugglerpärchen Stella Star und Akton wird erst zu Zwangsarbeit verurteilt und nach gelungener Flucht mit einem Geheimauftrag betraut.
Der Grund: Es handelt bei den beiden um die beste Pilotin und den besten Navigator überhaupt.
Das Ziel: Ein verschollenes Raumschiff suchen, das seinerseits auf der Suche nach dem tyrannischen Regenten Graf Zarth Arn (ein Name, für den man sich die Zeit nehmen sollte, ihn ein paar Mal aufzusagen – es lohnt sich) ist. Dieser finstere Herr wiederum soll eine fürchterliche Waffe von unvorstellbarer Zerstörungskraft geschaffen haben – groß wie ein Planet! (Ein Schelm, wer hier an Todessterne denkt)
Auf ihrer Heldenreise besuchen sie die unterschiedlichsten Orte, stoßen auf Freunde, Feinde und David Hasselhoff.

Kritik

Um die Narration sollte man sich bestenfalls gar keine so großen Gedanken machen. Nachdem man unverhofft in die mehr oder weniger turbulenten Abenteuer der beiden gutmütigen Schlitzohren geworfen wurde, beginnt Star Crash seine Geschichte total überstürzt und wirr erzählt. Die galaktische Polizei schnappt sich das Dou und die beiden werden von einem riesigen Hirnkopf mit Wurzeltentakeln einmal zu 220 Jahren und einmal zu lebenslänglicher Zwangsarbeit verurteilt. Jene besteht daraus, Radiumklumpen mit einer Bahre in Löcher werfen. Während alle in Lumpen gewickelt sind, trägt die wohlgeformte Stella Star natürlich nur einen Hauch Leder, modisch perfekt geschnitten, sodass nur das Nötigste verdeckt wird. Als ihr dank eines unfassbar einfallsreichen Manövers die Flucht glückt und sie sich nach einem halben Schritt mir nichts, dir nichts dank der schlechtesten Ellipse der Filmgeschichte in einem Maisfeld wiederfindet, gabelt sie auch schon wieder die galaktische Polizei auf. Es ist schon tragisch-komisch, wenn man die größten Risiken eingeht, um dem Joch der 220 Jahre andauernden Strafarbeit zu entfliehen, ein ganzes Arbeitslager samt Inhaftierter und Wächter sprengt und dann direkt zurück in die Arme der Executive strauchelt. Doch Glück gehabt! Plötzlich will man den beiden gar nicht mehr ans Leder, sondern fragt sie stattdessen, ob sie nicht das Universum retten könnten.
Selbstverständlich willigt man ein und selbstverständlich lässt es sich Stella Star nicht nehmen, den aufreizenden Fummel, den sie anstatt wirklicher Sträflingskleidung bekommen hat, auch bei ihren weiteren Abenteuern zu tragen. Erst wenn sie viel später einen Eisplaneten beehren, darf sie einen durchsichtigen Raumanzug tragen. Luigi Cozzi, du genialer Schlingel.
Dass sie ihre Abenteuer überhaupt bestreiten können und nicht für den Rest ihres (offenbar länger als 220 Jahre andauernden) Lebens umherirren, ist ein kleines Wunder. Denn mit „Findet diesen unbekannten Planeten, der trotz Unbekanntheit einen Namen trägt“ gestaltet sich der Auftrag ein wenig sehr vage.
Doch ein echtes Star Wars-Rip-Off lässt sich natürlich nicht hinhalten und kommt trotzdem zu einem guten Ende.
Nebenbei bemerkt ist der sexistische Umgang mit der Hauptdarstellerin nicht annähernd so schwer zu ertragen wie das Gebaren ihres Kompagnons Akton, dessen goldhaariger Lockenkopf die aggressivitätsfördernde Angewohnheit hat, mit gestellter Fröhlichkeit ununterbrochen altkluge Sprüche zu produzieren, sodass man als mündiger Zuschauer schon nach einigen Sekunden keine andere Wahl hat, als ihm einen frühen und lautlosen Tod zu wünschen. Das geht so weit, dass man ausgerechnet dann endlose Erleichterung empfindet, wenn ein blutjunger David Hasselhoff die Bildfläche betritt, einfach nur deshalb, weil Akton dadurch vielleicht seltener zu sehen sein könnte. Obwohl die faszinierende Abscheu, die man vor diesem Wesen empfindet, wirklich eine Erfahrung für sich ist.
Vorzeigeattribut ist in jedem Fall ein beispiellos schlechtes Timing. Übergänge zwischen Szenen gibt es kaum, die Handlung ruckt beizeiten unerwartet nach vorne und der Zuschauer ist gezwungen, sich vieles selbst zusammenzureimen. Anderswo sieht man gefühlte 15 Minuten nur, wie diverse Schiffe mit einem Zischen starten. Und noch mehr Schiffe starten. Und noch mehr. Und dasselbe Schiff noch mal von der anderen Seite. Aus diesem Grund ist vor allem die finale Schlacht im Weltraum ein einziges trantütiges Ärgernis, das einfach nicht enden will.
Dramatik sucht man die meiste Zeit vergebens. Richtige Freude bereitet er Film nur, weil man immer wieder von seinen Dummheiten überrascht wird. Ein Spannungsbogen ist allein deshalb unmöglich, weil die Charaktere vollkommener Murks sind. Keine nachvollziehbaren Aktionen, sehr, sehr schräge Gespräche und total beknackte Handlungen.
Zu allem Überfluss lügen die armseligen Kreaturen, die Star Crash als Figuren auftischt, an einigen Stellen wie gedruckt. Nicht etwa, weil es ein wesentliches Charaktermerkmal von ihnen wäre, sondern weil das Drehbuch ihnen einfach grundlos falsche Sätze in den Mund legt und von der deutschen Übersetzung auch noch tatkräftig dabei unterstützt wird.

Trotzdem kann man Star Crash seinen semi-kultigen Trash-Charme nicht absprechen. Auch wenn der gut gelaunte Unsinn mit großen Koordinationsproblemen und ein paar recht langatmigen Passagen zu kämpfen hat, macht er doch auf seine eigene Weise Spaß.
Aus Star Wars borgte man sich nicht nur unverfroren das ganze Konzept, sondern auch etliche Kleinigkeiten. Nicht fehlen darf daher ein flapsiger Androide, der zudem wie Boba Fett aussieht, die Musik wirkt wie ein im heimischen Keller improvisiertes Cover des originalen Star Wars-Scores, den man mit ein paar schrägen Heimatfilmanleihen verfremdet hat und sogar ein Laserschwert gibt es. Tote, die unabhängig von ihrem Ableben noch in der Geschichte umherlaufen, die gibt es in Star Wars auch. Nur dass es da nicht am furchtbar schlechten Drehbuch liegt. Nicht zu vergessen David Hasselhoff in einer „Energieschutzmaske“. Ferner bekommt man ebenfalls den obligatorischen „Das ist der Stand der Dinge“-Prolog geboten, der sich selbst überlappend zu Agentengedudel in bester Krieg der Sterne-Tradition über den Bildschirm braust. Und das in einem solchen Affenzahn, dass kein Mensch ohne Pausetaste lesen könnte, was da eigentlich geschrieben steht. Ein kluger Schachzug, denn all das, was nicht von Star Wars entliehen wurde, ist enormer Unsinn. „A time before time“ lehnten sich gegen den finsteren Count Zarth Arn nicht etwa eine Handvoll Rebellen auf, sondern kaisertreue Soldaten. Hier kämpft nicht Klein gegen Groß, sondern es wirft sich einfach nur eine Großmacht gegen die nächstgrößere.
Immerhin war man aber so frei, nicht ausschließlich von Georgie zu mopsen, sondern auch ein paar andere Filme um ihre Ideen zu erleichtern. Selbst Alarm im Weltall wird in einer Szene offensichtlich kopie…zitiert.

Eigentlich gäbe es noch jede Menge zu erzählen über Star Crash. Zum Beispiel über einen Bösewicht, der auf seinem Raumschiff im Weltraum ein Ultimatum setzt, das bis Sonnenuntergang läuft. Der wird sich wundern, wenn ihm nach 24 Stunden sein Denkfehler klar wird.
Über Amazonen auf roten Rössern und riesige Wächterstatuen aus Zinn, zum Leben erweckt mit selbst für die 70er unzeitgemäßer Stop-Motion-Technik. Oder über Aktons Frisur. Oder über Aktons Lachen. Oder über Aktons Stimme. Oder über jede einzelne Locke von Akton. Oder über Aktons höchst beunruhigenden Kleidungsstil (okay, mit letzterem sind alle geschlagen – die 70er machten eben auch vor dem Weltall keinen Halt). Über Wachroboter, die nicht mit Schusswaffen, sondern mit schartigen Eisensäbeln ausgestattet sind. Über Christopher Plummer, der den Kaiser spielt, aber eigentlich gar nichts zu tun hat. Und, und, und…
Oh, und das Weltall! Das ist eigentlich das Schönste von Star Crash, denn  nichts in irgendeinem anderen Sci-Fi-Film – ach, In der ganzen weiten Welt! – ist so kunterbunt wie das Weltall in Italiens Star Wars-Kopie.
Die detailarmen Plastikraumschiffe, die in heutiger wie damaliger Zeit bei jedem zweitklassigen Tabletopspiel besser aussehen, werden an hübsch besprenkelten Teppichen aus schwarzem Fleece vorbeigeschoben, auf denen nicht nur viele Punkte schimmern, sondern in marginalen Abständen große Lampen in allen Spektralfarben leuchten und sicher so etwas wie, nun ja, Weltraumatmosphäre aufbauen sollen. Blaue Monde, greller Hyperspace, todbringende Kraftfelder aus vielen roten Lichtkegeln – die Vielfalt, die Schwärze des Alls mit Farben auszulöschen, ist berauschend.
Hinzu kommen so viele Zisch- und Dröhngeräusche wie garantiert nirgendwo sonst.
Sobald Dinge im All passieren, rastet Star Crash total aus und legt verschiedene Bilder aufeinander, um einen möglichst flippigen Effekt zu simulieren, und wenn ein Planet ‚explodiert‘, dann fliegen sprichwörtlich die (Papp)fetzen.
Eigentlich lohnt sich die Anschaffung bereits für diesen wundervollen Anblick

Fazit

Italienischer Trash at it’s best. Da man keine Zeit verlieren und die Nachahmung dem Original direkt auf dem Fuße folgen lassen wollte, schenkte man sich Tand wie Drehbuch und Plot. Stattdessen wurden ein hübscher schwarzer Lappen für den Weltraum, ein Klumpen Plastik für die Schiffe und ein paar Kostüme zum Zerschneiden gekauft.
Das Ganze ist dankenswerter Weise schlecht genug, um ausreichend zu amüsieren – wären da nicht die Längen.
Wie schon bei Shadow Creature wird hier eine Art der Unterhaltung geliefert, die in Bewertungspunkten unmöglich auszudrücken ist.
Unnützes Wissen am Rande: Star Crash wurde selbst Opfer von Kunstklau: Star Crash 2 aus dem Jahre 1981 hat nichts mit dem Film gemein, sich aber viele Effekte aus Star Crash unter den Nagel gerissen. Und dass von allem ausgerechnet das entwendet wurde, spricht Bände.