Starman

Starman ist für sich nichts Besonderes und doch in mancherlei Hinsicht außergewöhnlich. Die familientaugliche Sci-Fi-Romanze wurde von dem Guru des Horros John Carpenter gedreht, von Michael Douglas produziert und führte den wundervollen Jeff Bridges nur 2 Jahre nach Disneys Tron wieder zurück ins Science-Fiction-Reich. Fast 30 Jahre später mutet es immer noch leicht unwirklich an, dass Genre-Rowdy (man tue sich den Gefallen und spreche dieses Wort mehrmals schnell hintereinander aus) Carpenter einen Film drehte, der um Längen weichgespülter und puderzuckriger ist, als zuvor genannter Disney-Klassiker.

Weird you want, weird you get.

Story

Die Voyager-Raumsonde zieht ihre Bahnen durchs All. Auf ihr gespeichert sind vergnügt lachende Kinderstimmen und offenherzige Grußworte von wichtigen Persönlichkeiten wie etwa Kurt Waldheim; eine wohlwollende Einladungen an fremde Spezies, dem Planeten Erde doch mal einen Besuch abzustatten.
Und tatsächlich, die Nachricht bleibt nicht ungehört. Ein schimmerndes Kügelchen mit Bewusstsein und recht verzerrter Wahrnehmung purzelt auf die Erde und direkt in das Wohnzimmer von der verwitweten Jenny Hayden. Während sie schläft, schaut das Alien-Ding Videos von Jenny und ihrem noch lebendigen Gatten Scott aus besseren Tagen, stöbert in Fotoalben und klont den Verblichenen schließlich mittels einer zur Erinnerung eingeklebten Haarsträhne.
Unbeholfen steht er nun da, der extraterrestrische Besucher. Und als die Besitzerin des Hauses von seinem Lärm geweckt wird, ist sie wenig begeistert, einen Außerirdischen in Gestalt ihres toten Mannes im Wohnzimmer zu finden. Doch das Ding hat ein Ziel und außerdem nur wenig Zeit, es zu erreichen. Ehe Jenny sich versieht, hockt sie gegen ihren Willen am Steuer ihres Autos und kutschiert das fremde Wesen quer durchs Land, um nach anfänglichem Misstrauen festzustellen, dass es gar kein so übler Kerl ist.
Zeitgleich kriegt auch die Regierung Wind von dem außergewöhnlichen Besucher. Und wie die Regierung nun einmal so ist, bläst sie sofort zur Jagd.

Kritik

Eines vorweg: Bridges erhielt eine Oscar Nominierung. Ob gerechtfertigt oder nicht, ist doch eines klar: Seine Performance ist toll und mach den Film zu einer One-Man-Show, die sich einzig wegen ihrem Hauptdarsteller lohnt. Nachdem die Transformation zum Erdenmann, wie wirklich nur Carpenter sie inszenieren kann, vollzogen ist, tappst die Scott-Imitation umher und fängt an, die Welt und Reisegefährtin Jenny zu beschnüffeln. Der sich ungelenk bewegende, robotisch wirkende Bridges erinnert dabei nicht selten von einen staksigen Vogel. Dabei nimmt seine Darstellung sogar relativ deutlich Arnis Terminator vorweg, in Sachen Schauspiel und in Sachen Komik. Einige Parallelen zu Terminator 2 sind ebenfalls mehr als augenfällig.
Auch sonst hat der Außerirdische hat einiges auf dem Kasten und kann zum Beispiel alle möglichen Dinge explodieren lassen.
So ist am Anfang auch noch alles gut und scheint noch besser zu werden, als das Drehbuch sich entschließt, das außergewöhnliche Paar in einen Wagen zu quetschen und durchs Land zu schicken. Schließlich wissen, wir, dass alles besser wird, wenn man nur ein Road Movie draus macht. Hier stimmen auch noch die Dialoge zwischen den beiden, währen die sich parallel entwickelnde Nebenhandlung, um den idealistischen Forscher Mark Shermin, der – anders als das rabiate Militär – auf Kommunikation mit der fremden Lebensform aus ist, schon recht holprig wirkt.
Relativ schnell hat sich dann jedoch die Spannung zwischen Jenny und Alien-Scott gelegt und an dieser noch recht frühen Stelle macht sich überdeutlich bemerkbar, dass dem Film einfach der Zündstoff fehlt. Zwar befindet man sich weiter auf der Flucht und hält weiter auf Scotts Treffpunkt zu, doch passiert dabei fast gar nichts und auch die wenigen Stationen auf der Reise sind nicht nennenswer. Die Notwendigkeit, das Ziel in kurzer Zeit zu erreichen, wird zwar genannt, spürbar ist sie aber in keiner Minute.
Je menschlicher Scott wird, desto uninteressanter wird er auch, bis dann schlussendlich selbst die anfänglich noch sympathischen Tölpeleien nicht nur deutlich seltener, sondern auch deutlich vorhersehbarer werden.  Das ist umso bedauerlicher, weil der Film immer dann am einnehmendsten ist, wenn er das Außerirdische zum Vorschein kommen lässt. Besonders visuell überzeugt Starman, immer dann, wenn Scott ein wenig Alien-Budenzauber vorführt. Das, was dann zu sehen ist, ist auch heutzutage noch spannend, fantasievoll und mitreißend gestaltet. Und wie viele Special Effects können schon von sich behaupten, spannend zu sein?
Leider haben diese gelungenen Bilder nur an Anfang und Ende ihren Auftritt.
Ansonsten wird vieles vom typischen, abgespaceten Carpenter-Syntheziserteppich gepolstert und mit fortschreitender Handlung ist es natürlich unvermeidbar, dass Jenny und Scott sich näherkommen. Dies passiert aber so erzwungen und ideenlos, dass selbst Bridges Schauspielkünste nichts mehr retten können. Auch sonst verliert der Film nach und nach die anfängliche Eleganz und wird leerer und austauschbarer.
Wenn Carpenter dann seine Hauptfigur nutzt, um dem  Zuschauer einen Spiegel vorzuhalten, indem er menschliches Fehlverhalten an den Pranger stellt, geschieht das so platt, dass man sich fast schon verschaukelt fühlt.

Fazit

Der Sci-Fi-Film Fängt stark an, leidet später aber an einem großen Mangel an Ideen und wirklich griffigen Ereignissen. Starman ist immer nett, häufig aber zu beliebig und ohne richtigen Kompass. Der Trip verläuft zu reibungs- und gefahrenlos und die Chancen, aus der netten Sci-Fi-Romanze ein erinnerungswürdiges Roadmovie zu machen, bleiben letztlich ungenutzt.
Mehr elegante Verwicklungen und weniger 80er-Hollywood-Schmalz, der gewaltsam ins Herz dringen will, hätten dem Film gut getan. Trotzdem lohnt sich ein Blick allein schon wegen der fantastischen Effekte und dem liebenswerten Schauspiel Jeff Bridges‘.

Auf den Geschehnissen des Filmes basierend startete 1986 die gleichnamige Serie, welche bei uns unter dem Titel Der Mann vom anderen Stern lief und ebenfalls Michael Douglas als Produzenten gewinnen konnte. Sie erzählt davon, wie der Protagonist auf die Erde zurückkommt, um sich natürlich in anderem Körper mit seinem Sohn auf die Suche nach Jenny zu machen. Ein Jahr lang verlief sie nach dem üblichen 80er-Schema, das die Hauptperson durch die Gegend schickt, damit sie Leuten in Not hilft. Nach 22 Folgen endete die Geschichte mit einem Cliffhanger.

One Reply to “Starman”

  1. Objektiv betrachtet, würde ich dir weitestgehend zustimmen und vielleicht, wenn ich ehrlich zu mir bin, sogar noch etwas härter ins gericht gehen.
    Aber Starman ist für mich eine Jugenderinnerung, die ihren ganz eigenen Wert hat, weshalb ich den film auch unter völlig anderen Gesichtspunkten betrachte.
    Trotzdem aber eine treffende rezension!

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