Ink

Für seine Vision betätigte sich Jamin Winans als Regisseur, Drehbuchautor, Produzent, Cutter und Komponist. Was leider dabei herauskommt, wenn all das aber nicht beherrscht, sieht man an Ink – so charmant die Idee und das persönliche Drumherum aus handsignierten BluRays und belohnter Romantik auch ist.

Hello dirt. How are we today?

Story

Es sind gruselige, in Latexkleider gehüllte Schattenwesen mit Puppengesichtern, die vor überbelichteten Schlafgemächern kleiner Kinder auf der Straße stehen und behäbig starren, während sie lange, lange Schatten werfen. Schatten, die Albträume finsterster Herkunft hervorrufen, wenn sie auf einen fallen.
Ein buckliger Typ mit vulgärem Riesezinken klaut das Mädchen Emma, um es zu seinen bedrohlichen Auftraggebern zu schleppen. Emma guckt wärehnd der Reise teilnahmslos und fällt alle paar Minuten hin. Das Portal, durch das der Entführer mit dem Namen Ink schlüpfen will, ist zerstört und ein längerer Weg muss genommen werden. Auf diesem Weg stellen sich ihm vier Storyteller und ein Pathfinder entgegen, um das Kind zu retten.

Kritik

Man erkennt es meist schon in der ersten Szene, ob das Werk, das untersucht und bestaunt werden will, von einem gelernten Fachmann oder von einem ungelernten Dilettanten stammt. Es wäre vielleicht auch schlimm, wenn dem nicht so wäre. Ink, diesen Eindruck erlangt man ohne Umschweife, ist ein Film von jemandem, der nie auf einer Filmschule gewesen ist. Das ist nicht schlimm, ungelernt ist ja nicht gleich unbegabt. Wenn man es kann, kann man es, so lautet eine in Stein gemeißelte Weisheit. Wenn man es nicht kann, sollte man es lassen oder aber einen Ort aufsuchen, wo einem Können vermittelt wird. Tatsächlich startete die Produktionsgeschichte Ink so, dass ein Film gedreht werden sollte, aber kein Cent Budget vorlag. Das hoffnungsfrohe und bis in die letzte Faser von sich selbst eingenommene Team spekulierte darauf, im Laufe der Produktion auf spendierfreudige Geldgeber zu stoßen, sobald andere die unverkennbaren Massen an Potenzial des Projekts entdecken.
Nun ja. Das, was schließlich dabei rauskam, ist, gelinde gesagt, eine halbgare Angelegenheit. Ein Strauß zumindest in der Theorie vorzeigbarer Ideen, ein Kübel unverwirklichter aber auch unverkennbarer Ambition und ganz viel Zeug, das bereits im Ansatz fundamental scheitert.

Es beginnt schon mit zahlreichen Effekten, die gleichzeitig schlecht und völlig deplatziert wirken. Und das ist, wie so vieles an diesem Endergebnis, elendig schade, denn ohne die ganze unnütze Effektüberladenheit, ohne die ekelhaft penetranten Farbfilter, ohne all das, was selbst den guten Wille, der zweifelsohne vorhanden war, zur Gänze verdeckt, könnte man besser von Ink reden, als es hier getan wird.
Überall deklariert der Film, er habe mehr gewollt als gekonnt. Man sieht ununterbrochen, dass man eine vage Idee, aber keinerlei praktikablen Plan zur Umsetzung parat hatte. In der zweiten Filmhälfte raschelt das namensgebende Glöckner-Ungetüm mit seinen 1 1/2 Gefangenen durch mehrere skurrile Stationen, die alle nur schräg um des Schrägseins willen sind. Das alles wirkt so unorganisch und zusammenhangslos, als wäre Ink eigentlich eine zusammengewürfelte Kurzfilmkompilation. Auch sind wir mittlerweile kulturell eigentlich so weit fortgeschritten, dass Bösewichte einen Grund dafür brauchen, schwarzen Kajal zu benutzen. Benutzen sie ihn nur, um mehr nach ihrer Gesinnung auszusehen, dann macht das eine Figur nicht plastisch und einen Film nicht gut. Bekämpft werden die Schurken von einem Superheldenquartett, von dem zwei Mitglieder aber absolut gar keine Funktion haben.
Die laienhafte Ausführung wird komplettiert durch chronisch dumpfe Soundeffekte, planlose Perspektiven, völlig verkochte Farbfilter und unangenehm hektische Schnitte, die zu kaschieren versuchen, dass niemand einen Kampf choreographieren konnte, geschweige denn sich in der Lage sah, eine theoretische Choreographie in die Praxis umzusetzen.
Zwar gibt es durchaus auch einige Szenen, die als teilweise gelungen empfunden werden können, der ständige unmotivierte Wechsel diverser Genres und Stimmungen macht das aber mehr als wett.
All das klingt streng und überheblich von Rezensentenseite, und beides ist es auch. Trotzdem macht einem der Film eine Bewertung nicht ganz so furchtbar leicht, wie es nach der langen Schimpftirade anzunehmen sein sollte. Der gute Punkt es Filmes ist, dass es nicht richtig schlimm langweilig wird, weil sehr viel passiert. Auch wenn natürlich alles das, was passiert, ist in der Regel sehr, sehr unbedarft ist. Das führt zu dem paradoxen Schluss, dass Ink nicht ganz so schlecht ist, weil er viele schlechte Szenen hat, die ihn einfach nur aufgrund ihrer unterschiedlichen Geschehnisse ein wenig aufwerten. Trashcharme erarbeitet sich das Werk dadurch aber keinen.

Fazit

Es ist nicht alles Mist, was stinkt. Und irgendwie möchte man Ink einen gnädigen Bonus verpassen. Einfach, weil es so wenige Sci-Fi-Filme gibt, die gleichzeitig auch düsteres Märchen sein wollen. Und fast wäre der Film auch wie eine dieser naiven Fantasy-Serien aus den naiven 90ern, eine von den mittelmäßigen, die durch ihre charmante Unbedarftheit und Harmlosigkeit punkten konnten und die Sonntagnachmittage rasend und süßlich machten.Doch das Projekt hat einige gar nicht so schlechte Ansätze und sehr viel schlechte Umsetzung zu bieten, sodass selbst besagter Charme es die meiste Zeit sehr schwer hat. Unterm Strich ist Ink überwiegend billig und nervt an furchtbar vielen Stellen durch seine gekünstelte Art.

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