Cyborg 009 – The End of the Beginning

Power Rangers ist eine Serie, die es offenbar immer noch gibt. Unter dem Namen Power Rangers R.P.M retten ein paar bunt gerüstete Teenager immer noch die Welt mit ihren Zords. Wenn nun, Koichi Sakamoto, der Produzent dieser Serie, seinen ersten richtig großen Film inszeniert, ist es sicher interessant, an sich selbst zu beobachten, inwiefern sich die jeweils subjektiven Erwartungen verhalten.

J-Country.

Story

Der Kalte Krieg hält seit nunmehr 140 Jahren an und immer noch beäugen und beharken sich Osten und Westen mit ungebrochener Intensität. Bisher ist es kaum mehr als ein Märchen, dass der Westblock kaltblütige Cyborgs mit übermenschlichen Fähigkeiten für seine Operationen einsetzt. Mylene Hoffman ist einer dieser Agenten. Als sie den Auftrag bekommt, ihren entführten Erschaffer zu retten, gerät sie in einen Strudel aus Verschwörungen und ihrer eigenen Vergangenheit.

Kritik

Die Welt ist geteilt. Überall Probleme. Der Erzählerin steckt elektronisches Geflirre in den Augen, bla, bla, bla: Ärsche.
Cyborg 009 – The End of the Beginning ist die Verfilmung des Mangas 009-1 von Shotaro Ishinomori, der zwischen 1967 und 1974 veröffentlicht wurde. Wenn die Adaption des Grundstoffes seiner Vorlage auch nur zu einem Drittel die Treue hält, war sie ein sehr modernes Stück Literatur. Aber auch ein sehr sexistisches und inhaltsleeres.
Die Grundsituation ist einfach. Das Syndikat ist so furchtbar böse, dass es sich jedes nur denkbaren Verbrechens schuldig macht, solange es nur verachtenswert ist und die Kamera liebt Frauenkörper. In Nahaufnahme und mit Fokus auf den aufregendsten Partien.

Entsprechend lebt die Protagonisten in einem roten Latexanzug mit Push-Up-Funktion, der horizontale Reißverschlüsse an den Brüsten besitzt. Letzteres muss so sein, denn der sexy Cyborgagent kann seine sekundären Geschlechtsmerkmale schließlich dafür nutzen, maschinengewehrgleiches Dauerfeuer abzufeuern. Hier ist dann auch klar: Cyborg 009 – The End of the Beginning will nicht als Geschichte ernstgenommen werden, sondern einfach nur ein Erlebnis sein, ein sexistischer Spaß, der am Rande versucht, den lüsternen Blick auf die weibliche Anatomie und die Freude an brachialer Action in einer fadenscheinige Geschichte zu packen.
Wer auf Fragen kommt wie die, warum irgendwas davon überhaupt passiert, kann sich zum Kreise jener Personen zählen, die schon im Vorfeld die Finger von dem Film lassen sollten.
Dann könnte man ja auch direkt fragen, wieso die Agentin überhaupt in lasziv geschnittenem Lederdress samt Röckchen herumläuft und dazu passende High Heels(!) trägt, während ihre Kollegen in normalen, asexuellen Uniformen stecken und, im Gegensatz zu ihr, nicht unentwegt sinnlich in die Kamera blicken.
Dabei hätte man aus der Ausgangssituation, die immerhin eine halbwegs ungewöhnliche Dystopie darstellt, einiges machen können. Die Handlung spielt sich in einer gar nicht so uninteressant konzipierten Welt ab, die man mit ihren Geschehnissen gerne viel mehr im Fokus hätte als die verschiedenen Körperzonen verschiedener Damen.

Die Kameraarbeit hingegen ist eine überraschend kompetente und liefert in Ansätzen immer mal wieder stimmungsschaffende Perspektiven. Die Schnitte sind dafür teils zum Augenverdrehen platt und zuverlässig in Begleitung von höchst mäßigen Effekten. Sei es das immer mal wieder umher spritzende Blut oder die futuristische Technik, die jedes Mal Budget und Erfahrung des Teams entlarvt.
Naturgemäß kommt es also auf die Konfrontationen mit anderen Körpern an. In rein martialischem Sinne, versteht sich. Der Spaß des Filmes bemisst sich daran, wie einfallsreich die Kämpfe sind, wie schick die Choreographien und wie befriedigend Prügeldramaturgie.
Das Stichwort hier ist Mittelmäßigkeit. Schergen, meist hübsch aber gesichtslos, springen ins Bild und beharken abwechselnd die Protagonistin, die sie mit der Hilfe vieler Schnitte irgendwie bezwingt. Nur selten sind auch mal zwei, drei Schläge in einem einzelnen Shot gefilmt, wodurch eine eindrucksvolel Bewegung entsteht, in der Regel spielen sich die Kämpfe aber nach dem beliebten Muster „Halbe Drehung, Schnitt, Perspektivwechsel, Treffer“ ab. Etwas interessanter wird es dann, wenn ein ebenbürtiger Widersacher den Ring betritt, aber auch dann gewinnt das Gedresche keinen Blumentopf, zudem sich hier auch das primäre Einsatzfeld der mageren Effekte befindet, die nicht nur erwähnt schlecht aussehen, sondern überwiegend auch noch völlig unnachvollziehbar eingesetzt werden. Wenn dann auch noch Explosionen und Helikopter als drittklassige Spezialeffekte hinzukommen, verliert das Filmchen endgültig seine Bodenhaftung, weshalb sich auch die Kämpfe nicht mehr nach wirklicher, geerdeter Körperlichkeit anfühlen, sondern ebenso künstlich wie die Kulissenwelt, in der Cyborg 009 – The End of the Beginning spielt.

Die völlig unmotivierten Gefühlsregungen und die damit verbundenen Flashbacks nach Kitsch-Schema-F stören zusätzlich mehr als die Scharmützel Laune machen. Nicht nur wird der Zuschauer mit Kindheitserinnerungen belästigt, es werden auch alle paar Minuten in dramatischem Duktus kürzlich erst gezeigte Szenen wiederholt, als würde man es dem Zuschauer nicht zutrauen, ein funktionierendes Gedächtnis zu besitzen.
Dass sich die Kamelle im Laufe zu einer Selbstfindungsposse entwickelt, ist dabei herzlich egal. Weniger egal sind die verzweifelten Twists, die das Drehbuch auf dem Weg dorthin ins Gehege wirft, so beliebig und armselig sind sie geraten. Deren letzter großer wiederum ist abwegi, dass er schon wieder satirisch wirkt. Denn das 15 Minuten vor Schluss noch kurz ein paar Zombies eingeführt werden, ist jenseits von Beliebigkeit – das ist fast schon Nonsense-Kino. Nur dass man Cyborg 009 – The End of the Beginning nie so recht bescheinigen kann, bewusst witzig zu sein; von einer einzigen Szene abgesehen, die daher auch am stärksten in Erinnerung bleibt.

Auf ihrer Odyssee bleibt der attraktive Cyborg natürlich alle paar Meter stehen, um ein Kind zu retten und selbstverständlich ist das Einzige, was noch unzerstörbarer als ihr Körper ist, ihre knappe Kleidung, die auch das brausendste Inferno ohne Riss übersteht. Immer dann, wenn es nicht um Gewalt oder Spezialeffekte geht, sondern die Fleischbeschauuung wieder einsetzt, operiert der Film mit der Ästhetik eines Videoclips und fühlt sehr an wie der ja recht ähnlich gelegene Ultraviolet. Wenn Frauen nicht die kaltblütigen Amazonen, sind, die dank technischer Augmentierung über ihr natürliches Maß hinaus optimiert wurden, handelt es sich bei ihnen um unselbstständige Ausstellungsobjekte fleischgewordener Passivität, die sich beim ersten Anzeichen von Gefahr in eine Ecke rollen und hysterisch schreien – um Rettung bangend, den Tod erwartend, Spielzeug der Männerwelt und des Filmes.
Weshalb Cyborg 009 – The End of the Beginning dann nicht ganz so unterirdisch ist wie z.B. Ultraviolet, liegt einzig daran, dass diese Mischung aus Pathos, unverhohlenem Sexismus und Selbstüberschätzung, die nur selten von tatsächlich funktionierenden Szenen abgelöst wird, ein Etwas, das irgendwie knuffig ist in seiner Naivität.
Aber das ist wohl einer der am wenigsten rühmlichen Pluspunkte, die man sich vorstellen kann.

Fazit

Der Power-Ranger-Produzent Koichi Sakamoto hat mit seiner Verfilmung des Mangas 009-1 ein nicht gerade feministisches Begaffen von Frauenkörpern und mäßig in Szene gesetzten Actioneinlagen geschaffen, das weniger durch erzählerische oder optische Qualitäten unterhält, an denen man sich rasch sattgesehen hat, als durch seine abwechslungsreiche Unterdurchschnittlichkeit.

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