Doctor Who – Siebter Doktor (Volume 2)

Das silberne Jubiläum setzt sich fort. Mit Volume 2 der Spätachtzigerausgabe von Doctor Who werden die Abenteuer des siebten Doktors fortgesetzt.

Because it’s 1988.
Ha. That makes sense.

Story

Mit der neuen Begleiterin Dorothy ‚Ace‘ McShane an seiner Seite, die sich entschieden eigensinniger und rebellischer als Melanie Bush gebiert, gehen die Abenteuer des Siebten Doktors weiter. Es gilt dafür zu sorgen, dass ein Kampf zwischen Daleks nicht die Erde als Opfer einfordert. Auf einem Planeten aus der Zukunft, wo einzig Fröhlichkeit die Erlaubnis darstellt, nicht vom bizarren Kandyman vernichtet zu werden, muss ebenso der Frieden hergestellt werden wie in der Gegenwart unseres Heimatplaneten, wo Cybermen und eine Dame aus ferner Vergangenheit sich um die zerstörerische Allmacht von flüssigem Metall prügeln. Und während die Reise in einem sinstren Zirkus endet, wird langsam deutlich, dass der Doktor etwas zu verbergen hat, das unter keinen Umständen ans Tageslicht gelangen darf.

Kritik

Der Beginn der 14 neuen Episoden mit Silvester McCoy als schnippischem Doctor beginnen mit einem komplexen, teils auch unnötig verworrenen Kriegsvierteiler, in dem Elemente verschiedener Genres miteinander verrührt werden. Das hat gerade zu Beginn, wo alles ungewohnt mysteriös ist, großen Charme, versagt jedoch bei der Auflösung, die es sich viel zu einfach macht und feststellt, dass man das Ganze auch in einer einzigen Folge hätte erzählen können.
Ähnlich verhält es sich mit der Ausstattung. Dass ein paar leidlich eingekleidete Soldaten als Armee herhalten, ist sympathisch, und die kubistischen Bauten, aus welchen sich frisch gelandete Raumschiffe transformieren, wirken gar beeindruckend, da sie in angemessener Fremdartigkeit dargestellt werden. In der Summe passen die vielen kleinen Sonderbarkeiten aber häufig nicht so recht zusammen, weshalb sich auch formal sagen lässt, was für den ganzen Vierteiler gilt: Im keinen Gelungen, gerade anfangs sehr faszinierend, im Auslauf dann aber auch ein wenig ermüdend.
Die zweite Folgentrilogie namens Die Macht der Fröhlichkeit wirkt anfangs etwas spröde, doch ein paar Minuten später zeichnet sich ab, dass hier eine clever erdachte Analogie auf das Tabu Depression vorliegt. Das Vermächtnis der Nemesis, ebenfalls ein Dreiteiler, erinnert wieder stark an den Einstieg dieser Staffelbox und wartet mit eigentümlichen Gegnern auf, die mit den anderen Bösewichtern des Doctor Who-Universums leider nicht so recht mithalten können. Als ordentliche Serie der 80er darf freilich auch eine weitere Geschichte nicht fehlen, in der das Dritte Reich thematisiert wird, indem spielerisch über dessen Gründe und Auswirkungen spekuliert wird. Das Ende mit Die Todesmanege auf Segonax ist dann aber Unterhaltung auf höchstem Niveau und sondert ohne Unterbrechung eine so merkwürdige, beklemmende Stimmung ab, dass die vier Episoden, die eine in sich schlüssige Story mit interessanten Figuren erzählen, wirklich fesseln.

Die Entscheidung, wann Außenszenen – wie beispielsweise Stadtstraßen – on Location und wann im Studio gedreht wurden, ist zwar nachvollziehbar, trotzdem hätte eine andere Wahl manchmal Gutes mit sich gebracht. Wenn Straßen aus Linoleum bestehen, sehen die Sets insbesondere dann sehr nach Theater aus, wenn die Kostüme und Requisiten es auch tun. Nach einer kurzen Eingewöhnungszeit produziert dies aber auch eine spezielle Stimmung, die durch originale Drehplätze nie erzeugt worden wäre, da die man grundsätzlich auf Spielereien wie Farbfilter verzichtete. Dann und wann bricht man aber auch in großem Maße aus und lässt noch weit häufiger als in den ersten Erlebnissen des siebenten Doktors so viel explodieren, dass der Spaß der Pyrotechniker sich auch 27 Jahre später noch spüren lässt.
Die Serie pfeift mit einem derart frechem Frohmut auf ihre begrenzten Mittel, deren Einschränkungen zum Trotz sie einfach die Geschichten erzählt, die ihr im Sinn liegen – ganz ohne Eingeständnisse. Manchmal überstürzt es das Selbstbewusstsein von der Autoren und man nimmt das ein oder andere Mal einen erzählerisch so faulen wie feigen Weg, um sich aus Sackgassen zu mogeln. Das sind Momente, in denen man sich als mündiger Zuschauer nicht ernstgenommen fühlt. Und diese Momente sind der Feind jeder Geschichte.
Obwohl das Erzählerische manchmal ähnlich behelfsmäßig zusammengeschustert ist wie die Kulissen und Kostüme, macht sie fast immer Spaß. Und da der Doktor mittlerweile zu Genüge eingeführt wurde, wird die Zeit dafür genutzt, ihn mit zwar nur sehr kleinen, aber allemal interessanten Zügen zu charakterisieren. Und so, wie manche Effekte dann doch unverhofft gut aussehen, haben auch alle Erzählungen ihre Glanzmomente, die das Gesamtpaket als etwas erscheinen lassen, das unterm Strich in erster Linie sympathisch ist. Denn wirklich übelnehmen kann man dem Zeitreisenden in der Form des betulichen Silvester McCoy sowieso nichts.
Für alle Geschichte gilt: Sie blühen am Schönsten, so lange sie noch verheimlichen, von was sie erzählen und wie das Erzählte zusammenhängt. Zu Beginn wird inmitten von ein paar nicht offenkundig zueinander gehörigen Erzählsträngen geworfen und damit beschäftigt, Gemeinsamkeiten und Anknüpfungspunkte zu suchen. Man entwirft eine Theorie, freut sich darauf, sie am Kommenden zu messen… und wird immer bestätigt, weil die Storys, sobald sie ein paar Hinweise darauf gegeben haben, was ihr Angelpunkt ist, spätestens ab ihrer dritten Episode nicht mehr überraschen, sondern nur noch pflichtbewusst zu ihrem absehbaren Ende spulen – und das manchmal einen Ticken zu langsam.

Fazit

Die zweite von drei Veröffentlichungen, die sich mit den Abenteuern der siebten Doktorreinkarnation beschäftigen, flacht in Sachen Geschichten teils etwas ab, kann dank im Rücken liegender Introduktion dafür aber auch etwas mehr in die Tiefe gehen.
Dank spritziger Dialoge und Silvester McCcoy, der als Doktor weiterhin ein sehr unterhaltsamer Gnom ist, bereiten auch die weiteren Abenteuer Freude.