Enemy Mine – Geliebter Feind

Vier Jahre nach Das Boot und ein Jahr nach Die unendliche Geschichte wagte sich Wolfgang Petersen wieder an ein neues Genre. Enemy Mine beruht auf der 1979 erschienen Kurzgeschichte gleichen Namens und strengt sich an, als universelles Plädoyer für hehre Werte im Allgemeinen und für Völkerverständigung im Besonderen zu funktionieren.

Story

Die Menschheit frönt der interstellaren Raumfahrt und ist auf ständiger Suche nach ressourcenreichen Exoplaneten. Als ihre Schiffe in das Gebiet der Dracs – humanoide Echsenwesen, die das All schon lange Zeit bereisen – eindringen und ihrem Protest zum Trotz damit beginnen, Raubbau zu betreiben, entbrennt ein gnadenloser Krieg zwischen den beiden Spezies.
Der erfahrene Jägerpilot Willis Davidge befindet sich in einem plötzlichen Luftgefecht und verfolgt einen feindlichen Drac-Jäger verbissen bis in die Atmosphäre eines unbekannten Planeten hinein. Zwar kann er das gegnerische Vehikel mit ein paar gezielten Schüssen um seine Funktion bringen, doch führt ein geschicktes Manöver des Dracs dazu, dass Willis ebenfalls eine Bruchlandung auf der Planetenoberfläche erleidet. Wenig später stoßen die beiden Kontrahenten aufeinander, der Erdling unterliegt im Zweikampf und ist fürs Erste Kriegsgefangener des Echsenwesens, das auf den Namen Jeriba Shigan hört (sehr eigen dargestellt von Louis Gossett junior, der später insbesondere durch Stargate – Kommando SG-1 Bekanntheit erlangte).

Der Planet scheint wüst und überwiegend aus schroffen Felslandschaften zu bestehen, der eigentliche Krieg tobt in weiter Ferne. Keine der beiden Parteien schickt sich an, die Gestrandeten aufzusammeln und schnell lernen die Piloten, dass sowohl der Boden als auch der Himmel ihres neuen Aufenthaltsortes erhebliche Gefahren bergen. Trotz gravierender Vorurteile, unterschiedlicher Sprachen und der festen Überzeugung, dass der Gegenüber ein beispiellos hässliches Geschöpf sei, müssen Willis und Jeriba kooperieren, wenn sie unter den neuen Bedingungen bestehen wollen. Aus der eingangs grimmen Wut aufeinander entsteht eine funktionelle Zweckgemeinschaft, die sich schleichend zu einer tiefen Freundschaft entwickelt.

Und ja, es verläuft exakt so, wie es klingt: Enemy Mine ist unterm Striche eine filmische Plattitüde in Reinform. Jedenfalls auf den ersten Blick.

Kritik:

Anfangs ist die Angelegenheit auch noch nicht sehr vielversprechend. Die Dialoge wirken hölzern und verkrampft, jede Entwicklung kündigt sich bereits von Weitem an und nie sah ein fremdes Gestirn deutlicher nach Studiopappe aus. Doch gerade der letzte Punkt gibt preis, wieso Enemy Mine bei Weitem kein Rohrkrepierer ist.
Obwohl – oder vielmehr weil – die Bilder des unwirtlichen Planeten oftmals Assoziationen mit den Außenmissionen eines Trupps der USS Enterprise ganz früher Tage wecken, entbehrt der Film nicht einer gewissen Sogwirkung. Der Charme der Künstlichkeit, die liebevoll von Hand geschaffenen Kulissen, die spärliche aber durchdachte Flora und Fauna, die Raumschiffe, die ihre Modelnatur nie verheimlichen können. Dass der Film aufgrund des damaligen Dollarkurses in den Bavaria Studios in München entstanden ist, sieht man ihm von der ersten Minuten an.
Wenn der vormals geschniegelte Pilot nach einer Weile in Lumpen gehüllt, grunzend und von Bart bedeckt durch die Felswüste hopst, wähnt man sich kurz sogar im Steinzeit-Klassiker „Am Anfang war das Feuer“. All das wirkt fraglos nicht zeitgemäß, ist auf seine ehrlich-naive Art aber allemal sympathisch.
Wie bereits angedeutet, fällt auch die Charakterzeichnung nicht fehlerfrei aus. Das Verhältnis der beiden ist genretypisch ein ständiger Wechsel zwischen Zank und Harmonie. Von Beginn an verhalten sich die Schiffbrüchigen nicht wie zwei rachsüchtige Feinde, sondern erinnern eher an sture Schuljungen, die sich wegen Kleinigkeiten in die Haare kriegen, dann eine Weile beleidigt sind und schließlich einander um den Hals fallen, sobald einer von beiden um Entschuldigung bittet.

Und doch, es sei hier noch einmal explizit betont, funktioniert Enemy Mine.
Er startet ein wenig unbeholfen und präsentiert ohne Scham all seine Mängel auf einmal, hat er sich aber erst einmal warmgelaufen, marschiert der Zuschauer bereitwillig in die Richtung, die der Scifi-Film ihm weist. So klischeetreu und rührselig insbesondere die ersten zwei Drittel des Streifens auch sind, das klassische Konzept geht einfach auf. Irgendwann akzeptiert man die ungewöhnliche Freundschaft, so hanebüchen ihr Auslöser sich letztlich gestaltet, und wünscht den beiden Streithähnen ein gutes Ende. Gerade der Drac gewinnt mit fortschreitender Laufzeit an Tiefe, da er kein austauschbarer Außerirdischer und damit plumpes Symbol für das Fremde bleibt und man reichlich über die Kultur und Mythologie des reptilienartigen Volks erfährt.
Umso überraschender fällt eine Wendung aus, die man in einem Buddy-Movie nach altbewährtem Muster so nicht kommen sieht. Das Finale ist in Anbetracht der Peripetie sicher konsequent und nachvollziehbar, dürfte so manchem aber nicht nur moralisch fragwürdig, sondern auch ein wenig deplatziert erscheinen. Tatsächlich mutet der Schluss ein wenig an, als habe man auf den letzten Metern registriert, dass bereits alles an Zeit, Mitteln und Ideen für den langen Anlauf aufgebraucht wurde und man nun einfach noch schnell irgendwie ans Ziel zu kommen hat.

Fazit:

Trotz des holprigen ersten und des übereilten letzten Aktes geht die Rechnung auf. Wenngleich sich Enemy Mine über weite Strecken und in den besten Momenten sklavisch an Schema F hält, weiß der Film die richtigen Knöpfe zur richtigen Zeit zu drücken und beweist letztendlich, dass Schema F sich nicht ganz grundlos etablieren konnte.