Returner – Kampf um die Zukunft

Mit japanischen Science-Fiction-Produktionen ist es häufig so eine Sache. Nicht ganz zu Unrecht haben sie den Ruf, einen gesteigerten Hang zu unfreiwilliger Komik aufgrund mangelhafter Ausführung zu haben. Wie überall gibt es natürlich auch hier klare Ausnahmen. Bei Returner — Kampf um die Zukunft von Takashi Yamazaki (der unter anderem auch den elenden Space Battleship Yamato auf dem sowie den nicht minder fraglichen Kriegsfilm The Eternal Zero auf dem Kerbholz hat, bald aber auch mit seiner zweiteiligen Adaption von Parasyte etwas sehr Interessantes präsentieren könnte) ist es allerdings nicht ganz so einfach, denn dieser Film ist gleichzeitig sehr viel und ziemlich wenig, klaubt er seinen Stil doch unverhohlen aus unzähligen Sci-Fi-Klassikern zusammen, ohne dabei aber eine eigene Identität vermissen zu lassen.

Ich bin klug und nützlich.

Story

Da die Menschheit im Jahre 2084 ein handfestes Invasorenproblem mit so räuberischen wie übermächtigen Außerirdischen namens Daggra hat, will man in Tibet – wo das vielleicht letzte Grüppchen Überlebender sich hoffnungsfrei verschanzt – Spezialisten durch ein Zeitportal in das Jahr 2002 schicken, um den Geschichtsverlauf zu ändern und den ersten außerirdischen Ankömmling zu eliminieren, bevor die Invasion angeleitet werden kann.
Aufgrund eines Angriffs der Daggra kann nur das Mädchen Milly die Zeitreise antreten.
Im Jahr 2002 trifft die Zeitreiserotnase Miyamoto, der verbissen gegen die Triaden unter der Führung des gewissenlosen Mizoguchi kämpft.
Mittels einer Miniaturbombe an seinem Hals bringt sie das charismatische Raubein dazu, für ihre Sache zu kämpfen. Gemeinsam suchen sie den ersten extraterrestrischen Erstankömmling und müssen Mizoguchis Truppen stets einen Schritt voraus sein.

Kritik

Wir sehen Sekundenbruchteile eines Scharmützels, es gellt der Schrei „Die Zukunft liegt in deiner Hand!“ und nach Sekunden springt Milly in ein CGI-Wabern, das eindeutig als Zeittunnel gekennzeichnet ist.
In besagter Zukunft, in der recht fragwürdige Kostüme gerade modisch sein zu scheinen, befinden wir uns genretypisch ziemlich genau 30 Sekunden, bevor es ins Jahr 2002 mit seinen stolzen Baukränen, Menschenhandel und den schnittigen Kamerafahrten geht.
Später sieht man die ferne Zeit dann noch einmal in all ihrer trostlosen Niederung, als Hort des Schutts, wo ein gelbliches Grau alle anderen Farben gefressen hat und Mensch, Natur und Architektur gleichermaßen Trümmer sind, während außerirdische Mechs und Drohnen mit hydraulischem Stampfgeräuschen durch die Schrottwelt stiefeln und alles vaporisieren, was einen Puls hat. Gestaltung und Einsatz dieser Klammer erinnern prompt an ähnliche Filme – allen voran natürlich Terminator. Dies ist nur eines vieler Beispiele dafür, dass Returner vor allem anderen ein sich seiner Zitatenatur bewusstes Zitat ist.

Der Film bedient so frech und maßlos am Stil- und Motivrepertoire von Genregrößen, dass man irgendwann schon gar nicht mehr sagen kann, ob er schamlos raubt oder sich nur keck vor seinen Vorbildern verbeugt.
Sobald sich Leute schneller als mit Schrittgeschwindigkeit bewegen, setzt eine Zeitlupe ein. Der Industrial-Elektro-Soundtrack könnte direkt aus den B-Charts der 90er stammen.
Mit seinen kettenrauchenden, umherfliegenden, störrischen Ledermantel-Helden und im Stand diabolisch aus Helikoptern lachendem Bösewicht kann sich Returner eigentlich gar nicht vollkommen ernst nehmen. Was hier vorliegt, ist weniger Trash, sondern ein Versuch, die 80er und frühen 90er wieder aufleben zu lassen, ohne den monströsen Einfluss von Matrix dabei auszusparen.
Dabei hält sich die Selbstironie aber in Grenzen und es wird von Beginn an der klassischsten Hollywood-Struktur gefolgt. Der vermeintlich harte Kern des Großstadt-Westerners stellt sich schnell als transparentes Tuch heraus, unter dem sich eine überreife Frucht befindet, die bei der kleinsten Berührung zu Matsch zu werden droht, und die Gut-Böse-Verteilung ist genauso offensichtlich wie der bevorstehende Ausgang der Geschichte.
Die Spezialeffekte sind von einer sehr schwankenden Natur, wie überhaupt der ganze Film. Es gibt sehenswerte Kamerafahren und ein paar schick animierte Alienartefakte. Ebenso existieren pappige 80er-Jahre-Tricks und plumpe Computereffekte, amateurhafte Aufnahmen und viele Klischees. Immer wieder erhält der Film dadurch Auftrieb, dass das Ganze halbwegs sympathisch zusammengehalten wird.
Der menschliche und kategorisch wahnsinnige Gegenspieler ist an Überzeichnung kaum zu toppen. Gorō Kishitani geht in seinem aufgetakelten Ausdrucksspiel so sehr auf, dass die Simplizität seiner Handlungsgründe kaum auffällt.

Das Schöne ist, dass der Film sichtlich Spaß an sich selbst hat. Er zelebriert die Art Blödsinn, die er ist, ohne dabei vollkommener Albernheit anheimzufallen. Besonders die Actionsequenzen bestechen durch eine naive Lust an der eigenen Materie und wirken dadurch auf ihre infantile Weise ehrlich, wodurch Returner auf seine ganz eigene Art zu funktionieren beginnt. Zu verdanken ist das vor allem der Tatsache, dass die einzelnen Elemente gut zueinander passen, so zusammengewürfelt sie bei erster Betrachtung auch scheinen, und der krude Stil trotz stetiger Überzeichnung mit innerer Kohärenz überzeugt. Was aber auch dadurch nicht ganz vertuscht werden kann, ist die Musik, die als einziges noch überzogener und affektierter ist, als der Bösewicht und so gar nicht dazu passen mag, dass sich der Film in anderen, weitaus schwerer zu beherrschenden Bereichen so viel Mühe gibt. Auch hapert es – wenig verblüffend – an der Logik der Figurenhandlungen. Dass sie sämtlich überzeichnete Karikaturen sind, ist eine Sache. Dass sie aber auch auf so simple Lösungsansätze wie Kommunikation miteinander nicht kommen und lieber stur aufeinander feuern, eine ganz andere, die nach und nach dazu führt, dass die Filmhandlung ihre eigene Problematik als gar nicht so ernst verkaufen kann.

Fazit

Returner – Kampf um die Zukunft ist ein nett gemeinter und keineswegs misslungener Rührteig aus vielen problemlos zu identifizierenden Zitaten. Dabei legt der Film eine sympathische Leichtigkeit an den Tag, sodass man ihm seine simple Struktur und schwankende Effekte gerne nachsieht. Die misslungene Instrumentalisierung und eine sogar für diese Verhältnisse zu fahrlässige Figurenzeichnung fallen hingegen stark negativ auf.

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