ARQ

ARQ ist eine Netzflix-Produktion, die Tony Elliott schrieb und inszenierte – sein erstes großes Regieprojekt. Bekannt ist der Filmemacher besonders durch sein fleißiges Mitwirken an Orphan Black.

I don’t know.

Story

Die Welt wird von einer kapitalistischen Gruppierung mit Krieg und Elend überzogen. Die Luft ist verpestet, viele Städte liegen in Trümmern. Renton lebt in seiner großen Wohnung und ist halbwegs wohlhabend – und außerdem ein Dieb, der die Kriegstreiber bestahl. In seiner Garage lagert eine Maschine, die das Energieproblem der Welt lösen könnte.
Um 06:16 Uhr liegen er und Hannah im Bett, als drei maskierte Männer den Schlafraum stürmen, die beiden überwältigen und anfangen, das Haus zu plündern. Renton und Hannah können sich zwar befreien, doch endet ihr Versuch, den Einbrechern die Stirn zu bieten böse.
Um  06:16 Uhr liegen er und Hannah im Bett, als drei maskierte Männer den Schlafraum stürmen – es wiederholt sich, wieder und wieder. Der rottierende Zylinder in Rentons Garage ist weit mehr als eine Energiequelle, er hat eine Zeitschleife geschaffen. Was folgt, ist eine Art blutiges Schach, bei dem Hannah und Renton nicht nur gegen die Invasoren bestehen müssen, sondern sich Schritt um Schritt auch brenzlige Geheimnisse offenbaren.

Kritik

ARQ spielt geschickt seine Karten aus – wenn man sich zuvor nicht über Gebühr informierte. Zu Beginn ist der Zuschauer im Ungewissen darüber, wer die Protagonisten sind, in was für einer Welt sie leben und was überhaupt wirklich geschieht. Dafür kündigt der Film gleich als allererstes an, dass man sich besser nicht auf das zu Sehende verlassen sollte. Denn: Inszenatorisch – und inszenatorischen Traditionen folgend –, könnten all die Zeitsprünge auch Träume sein. Renton und Hannah wachen jedes Mal erneut auf.
Ein günstiger Film, dessen Prämisse es erlaubt, eine Art Sci-Fi-Kammerspiel zu sein, da wie eine Matrjoschka funktioniert: Mit jeder neuen Zeitschleife wird weiter zum Kern vorgedrungen. Der Film ist nicht übermäßig clever, aber clever genug, um bei der Stange zu halten. Geschickt platzierte Perspektivwechsel und Ellipsen sorgen gekonnt dafür, dass das Interesse nicht abflaut. Der repetitive Elektrosoundtrack sorgt für Hektik und generiert seine ganz eigene Stimmung, ist auf der anderen Seite aber auch fernab von originell und manchmal nah dran, dem Zuschauer auf die Nerven zu steigen.
Das Gute ist: ARQ hat auch etwas zu sagen und schafft es außerdem, nicht mit Wiederholungen zu langweilen.
Der wahre Pluspunkt aber ist der Mut, kantige, schroffe Charaktere ins Drehbuch geschrieben zu haben. Mit jedem erneuten Durchlaufen der Zeitschleife erfährt man primär mehr über Hannah, Renton und die drei Einbrecher, ohne dass anstehende Offenbarungen zu gekünstelt und konstruiert wirken. ARQ ist ein kesser kleiner Indie-Thriller ohne Effekte, dessen futuristisches Setting überwiegend als Backstory erzählt, aber kaum gezeigt wird – gut so, bleibt so doch genügend Raum für die Figuren, um die sich alles dreht.
Da ist es fast schon schade, dass der Film sein Tempo manchmal durch unglaubwürdige Handlungen der Figuren erkauft – gleich mehrmals werden Personen in kürzester Zeit die unglaublichsten Informationen verklickert und diese schauen zwar skeptisch, schlucken aber, was man ihnen sagt. Dadurch wirken die spannenden Figuren letztlich ein wenig dümmer als sie sein müssten. Das ist aber nur eine Randnotiz. Im Internet wird über ein paar Plot Holes gemosert, aber einige davon sind keine, wenn man sich vor Augen führt, nach welcher Logik die Maschine in der Garage funktioniert. Es bleibt am Ende aber trotzdem eine Ungereimtheit – basierend auf einer Drehbuchentscheidung, die darüber hinaus auch noch vollkommen überflüssig zu sein scheint. Sei’s drum: Wie es sich für gute Zeitreisefilme gehört – auch wenn dies hier eigentlich eine Art Und täglich grüßt das Murmeltier ist, wie es zuletzt erst Edge of Tomorrow gewesen ist –, wird auch in ARQ noch eine kleine Geschichte hinter der Geschichte erzählt, die man für die Freude am Schauen nicht mitbekommen muss, die es aber durchaus wert ist, sich am Ende noch ein paar Minuten Gedanken über die Geschehnisse und die vonstattengehenden Prozesse zu machen. Trotzdem ist ARQ nicht großartig verkopft und verworren, was ihn von einigen Genrekollegen unterscheidet, für die eine verwirrende Erzählstruktur bei Zeitreisen zum guten Ton zu gehören scheint.

Fazit

Ein kleiner, feiner, düsterer Thriller, bei dem die Science-Fiction eher im Hintergrund ist und als Aufhänger für die schachartige Struktur des Filmes dient. Ordentlich gespielt und anständig geschrieben, sorgt ARQ für ein kurzweiliges, bisweilen recht spannendes Sehvergnügen mit gut ausgearbeiteten Figuren und cleverer Reduktion.

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